Der Winter neigt sich zu Ende, deshalb habe ich mir gedacht, ich poste hier mal ein paar Bildchen aus meinen Ferien im Sommer. Um die Vorfreude auf die kommende Hangflugsaison etwas anzuregen!
Zwischen einem Jobwechsel letzten Sommer hatte ich mir einen Monat Zeit genommen, um den Sommer zu geniessen. So konnte ich ohne Stress einige Modelle fit machen, meinen VW Bus packen und bei meteorologisch bester Gelegenheit Richtung Süden losbrausen. Als Ziel hatte ich mir die Gegend südlich von Annecy in Frankreich ausgewählt, mit südlichstem Punkt Aspres-sur-Buech. Dazu später mehr. Sonst ziellos, auch im Bezug auf den Zeitpunkt der Heimreise. Ist schon cool, wenn man mal nicht wie üblich zu einem bestimmten Datum wieder Zuhause sein muss... Ich kenne die Gegend schon aus früheren Reisen und wusste, dass es dort viele potentielle Hangfluggegenden gibt. Nach ein bisschen Surfen auf französischen Seiten wusste ich dann auch genau, wo die Spots waren. Mein Laptop war ein toller Begleiter, um zwischendurch mal online nach der Wetterprognose zu schauen und die nach Wind beste Hangfluglocation anzusteuern.
www.ooings.com ist DER französische Hangflugführer. Leider in französisch, aber das hat man ja mal gelernt
1.Tag
Abreise am Mittag, Fahrt über Neuchatel, Genf, Annecy (sehr hübsche Stadt am See mit vielen Restaurants, war im Oktober nochmals dort), kurzem Kochhalt in Ugine, dann durch die Dämmerung und Dunkelheit auf den
Signal de Bisanne rauf. Mein TomTom hielt die Kiesstrecke durch den Wald für die schnellste, so wurde es Mitternacht, bis ich mein Ziel erreicht hatte.
2.Tag
Diesen Ausblick hatte ich dort oben, auf knapp 2000m beim Aufwachen. Auf der Matratze daneben statt meiner Freundin das nötigste Equipment für die kommenden Tage...
Die Fetzenflieger sind wohl schon früher aufgestanden
Die unerwartet steinige Landefläche. Immerhin schön Hindernisfrei.
Flugaufnahmen von sich selbst zu machen ist etwas schwierig, deshalb gibts hier keine. Bis der kräftige Wind drehte, konte ich mit dem Dragon und dem ballastierten Tragi ein paar längere Flüge machen. Am späteren Nachmittag gings nicht mehr, so habe ich mich zum nächsten Gebiet aufgemacht, dem
Col du Joly Also 1500 Höhenmeter ins Tal und dann wieder auf ca. 2000m rauf. Vorher noch im Carrefour Albertville eingekauft. Der Tomme Savoy (Käse) und andere Spezialitäten aus den Savoyen sind schon alleine eine Reise dorthin wert!
Der Col aus dem Tal:
Und von oben:
Ein Parkplatz, ein Bistro, grandiose Aussicht auf den Mont Blanc (4810m), der gleich daneben liegt. Man sieht Nordwestlich des Parkplatzes gleich, dass man als Modellflieger nicht alleine ist und findet so den Startplatz. Ich konnte dank perfekter SW-Strömung auch am späteren Abend noch gut fliegen.
Die Sicht vom Startplatz auf die Passhöhe. Man beachte die steinfreie Wiese
Das Gebiet ähnelt etwas dem Hahnenmoos. Seilbahn auf Passhöhe, beide Seiten daneben -etwas erhöht - zum fliegen geeignet. Nur teilt man sich den Hang hier mit 2-3 anderen Nasen und nicht mit 30
Später dann etwas Aufräumen im Wohnzimmer. Wurde dann auch gleich von ein paar Spaziergänger angesprochen, der eine davon meinte, er hätte viele Hänge auf ooings beschrieben. Sie gaben mir noch ein paar Hinweise auf andere Fluggebiete.
In der Nacht war ich alleine da oben. Absolut genial, diese Ruhe, der klare Sternenhimmel, die imposante Bergkulisse im Mondlicht.
Tag 3:
Die Reise ging weiter nach Südwesten, über den
Col de la Madeleine (ca. 2000m, ein paar Tage zuvor ging di Tour de France dort vorbei, was man an der vermalten Strasse erkannte)...
..wo man auch prima hätte fliegen können...
...wieder runter ins Tal und dann über den Col du Glandon weiter. Wäre die Idee gewesen, wenn nicht auf halber Höhe mein Bus gestreikt hätte. Vermutlich die Zündung oder die Benzinpumpe. Nach der Umkehr ins Tal ging irgendwie alles wieder, trotzdem habe ich den Pass ausgelassen und musste ca 200km Umweg fahren. Mein Ziel war Aspres-sur-Buech. Unterwegs in südlicher Richtung erkannte ich noch den Lus-les-croix-haute (immer diese komplizierten Namen...), der mir zuvor als Hang empfohlen wurde. Sieht nett auf, war aber nicht oben.
Impressionen von der Fahrt:
Nun das Schmankerl negativer Art auf dieser Reise. Ich wollte in Aspres auf einen Hügel namens
"les Apotres". In den schönsten Hangflugbildern hatte es mal Fotos davon. Fand die Umgebung sehr ansprechend für 1-2 Nächte. Das sollte das Highlight der Reise werden. Durch den Umweg vom Nachmittag warshalt schon spät, als ich die Koordinaten ins Navi eingab und mich hinaufnavigieren liess.
Nach dem letzten Anzeichen von Zivilisation gings einige Km so weiter:
Später dann noch enger und holpriger:
Schliesslich gelangte ich an einen Weg, der steiler war, als alles, was ich bisher befahren hatte. Und ich jage meinen Bus überall durch! Sieht man auf dem Bild leider nicht, aber ich fuhr hinauf, da mein Navi meinte, dass ich keinen Km mehr weg wäre von meinem Ziel. Dann kamen diese Regenrinnen. Die immer grösser werdenden Äste, die ich aus dem Weg räumen musste, waren ein Zeichen, dass es kürzlich mal ein Unwetter an dieser Stelle gab. Schliesslich kam ich auf dieser Steilstrecke an eine Rinne, die ich beim besten Willen nicht überqueren konnte.
Hier war Endstation
Und wollte rückwärts wieder diese Höllenstrecke runter. Im Retourgang wieder über alle Regenrinnen - ausser der letzten. Dort blieb ich mit den Heckrädern stecken!!!
Mit aller Kraft versucht, die Räder und das bis zum Schalldämpfer festgefahrene Heck auszubuddeln und immer wieder mit Motorkraft den Bus über den Graben zu schaukeln versucht, kam ich dann an einen Punkt, an dem - aus welchen Gründen auch immer - der Motor nicht mehr ansprang
Schon in der Annahme, die Nacht im Wald, ca. 8km von den nächsten Häusern, mit 30% Gefälle, verbringen zu müssen, wollte ich wenigstens mal zu Fuss auf den Hügel rauf.
Es wurde schon langsam dunkel, als ich loslief. Ich habe aber die Bergkante nicht gefunden. Da war nur Wald. Auf dem Rückweg habe ich auch den Bus nicht mehr gefunden. Da schon recht düster, und mit der Geräuschkulisse von irgendwelchen röhrenden Viechern, und der Situation meines VWs, war mir doch nicht mehr so ganz wohl. Im Laufschritt zurück, jedes Weglein inspiziert (hab da beim zurücklaufen wohl eine Abzweigung verpasst...), habe ich schliesslich mein Auto wieder gefunden.
Nochmals versucht, die Karre zu starten, was sofort gelang, und mich rückwärts aus dem Graben zu schaukeln, was mir auch glückte!!! Jetzt aber nix wie weg von diesem Teufelsberg. Im Dunkeln ein Schlafplätzchen suchen, war leider nicht ganz einfach, aber wegen des kürzlich erlebten ein Klaks
Aaaaaber: Apotres, irgendwann komme ich wieder, dann klappts!!!
Hier war Schluss:
Impression bei der weiterfahrt:
Tag 4:
Ca. 70km östlich von Aspres liegt der Lac de serres poncon, ein grosser Stausee, oberhalb dessen auf ooings der '
Pente de Reallon" als Hang aufgelistet ist. Das Wetter lud zum Bade ein, danach gings hopps nach Reallon. Dort war aber thermisch nix los, so entschied ich mich für eine Weiterfahrt zum "Corps". So nennen die Locals den Berg, der eigentlich Alpe du Collombier heisst.
Pente de Reallon:
Leider war das die Auffahrt auf der falschen Seite, was ich nicht wusste und mich dann gewundert habe, warum die Strasse so schlecht war.
Links oben der Colombier:
Falsche Strasse, wieder mit diesen Regenrinnen
Was man sich nicht antut, um auf schöne Hügel zu kommen.
Trotzdem ich am falschen Ort war, hatte ich dort noch ein paar schöne Flüge. Und ein neues Problem: Mein Jeti Modul meldete mir während eines Fluges mit dem Dragon einen kurzen Empfangsunterbruch! Sofort gelandet und erst mal ratlos ob des Problems (Modell -> ok, hab noch mehr dabei; Sender ->
grosse Kacke!). Durch Zufall hatte ich das problem am Boden nochmals, als ich auf die Funke drückte. Ich konnte den Fehler reproduzieren, indem ich auf den Hauptschalter meiner FC-18 drückte. Also Schalter im Eimer! Wäre mit einem Lötkolben (den ich seither immer dabei habe) kein Problem. Nur - wo kriege ich einen her und was ist das französische Wort für Lötkolben?
Nach der Rückfahrt vom Colombier in die nächstbeste Stadt (La Mure) ist mir so ein altbackenes Radio/TV-Geschäft aufgefallen. Also bin ich da rein und habe so gut ich konnte erklärt, wie mir geholfen werden könnte. Der nette Fernsehspezialist hatte sowas natürlich in der Werkstatt, ich konnte den Schalter überbrücken, und wusste auch, was Lötkolben auf frankreichisch heisst: fer à soude
Da der Abend nahte, machte ich mich auf die Suche eines Schlafpläzchens, da ich vom Tal aus einen fliegbaren Berg gesehen hatte, fuhr ich in diese Richtung. Genächtigt habe ich mit dieser Aussicht:
Der Wind hätte zum fliegen gepasst, nur war der Hang etwas steil, um zu landen.
Stillleben mit Salat:
Da kam am Abend noch ein Bauer vorbei, mit dem ich noch etwas palavert hatte. Der meinte, dass etwas weiter oben ein Berg sei, an dem die Modellflieger auch Wettbewerbe flögen und erklärte mir den Weg. Das war dann natürlich mein Ziel für den nächsten Tag!
Tag 5:
Der besagte Hügel vom Parkplatz aus.
Alpe de Conest hiess der Ort. Der Hügel ist aber unter dem Namen
Vercours bekannter.
Aussicht auf die Tümpel weiter unten:
Die fliegbare Seite. Keine Steine, dafür viele Alpenpizzas (Kuhfladen).
Man könnte auch höher rauf.
Da der Wind nicht günstig stand, Regen im Anmarsch war und zudem mein Ladegerät kaputt war und zur Reparatur Torxschlüssel benötigte, entschloss ich mich, an dem Tag mal Grenoble zu besuchen. Hier der Hang von unten:
Das Wetter war gerade noch lange genug gut, um in einem der Tümpel baden zu gehen. In Grenoble hab ich dann nochmals nach dem Colombier gesurft, zwecks korrekter Anfahrt. Diese erfolg über den
Col de Parquetout bei Valbonnais. Also ab dorthin und auf dem Pass übernachtet.
Tag 6:
Unglaublich, einen Tag nicht fliegen und dann sowas:
Der Sonntagmorgen warnoch etwas neblig, es wurde aber gegen Mittag schnell ein strahlender Tag. Nachdem ich einmal kurz den Berg zu Fuss erkundet hatte, sah ich schon, wie andere Autos neben meinem standen und Leute Segelflugzeuge aus dem Kofferraum nahmen
Ein Blick vom Hügel runter. bei der Verzweigung links im Bild ging mir 2 Tage zuvor die Funke kaputt. Sieht näher aus als es war. Steine gibts weiter oben keine, da könnte man sogar einen echten Segler landen.
Der Wind blies auf den Hang draussen Thermik, wie ich sie nur vom Monte Lema kenne. Ein perfekter Tag! Die anderen Piloten waren superfeundlich und flogen wie die Henker. Sogar DS
Auch meine Alpina durfte mal:
Das mit dem Gleitschirm wollte nicht so richtig klappen.
Ein Bild, das mich mit meiner Alpina zeigte, habe ich später auf Rondel's Blog gefunden. Offenbar war er auch anwesend. Nachdem die andern recht früh gegangen sind, konnte ich noch etwas Dread fliegen, bis es mir zu kalt wurde.
So sieht die Strecke auf/vom den Corps/Colombier aus
Da mein Bus wieder problemlos lief, probierte ich den
Col du Glandon nochmals aus. Von der anderen Seite. Im Mondlicht auf diesen Pass rauf, am grossen Stausee vorbei, mit pasender sphärisch-düsteren Musik (z.B. Porcupine Tree - Cloud Zero, Navigator o.ä.) dazu, das hat was. Vergesse ich nicht so schnell.
Noch etwas den klaren Nachthimmel fotografiert:
Tag 7:
Aufwachen...
Hier oben auch ein Hangflugparadies. Hat schon F3F Wettkämpfe gegeben hier oben. Leider war nicht mit fliegen, der Wind kam längs zum Hang.
Man stelle sich vor, kräftige Brise aus dem Tal, mit Speed runterstechen, weit hinten wieder hinaufziehen und ein paar Rollen anhängen
Fliegen könnte man hier überall.
Des Windes wegen kam zum Abschluss nochmals der
Col du Joly zum Zug, hier noch ein Bildchen meines treuen Begleiters vor dem Mont Blanc:
Tag 8:
Suche nach einer Flugstelle auf der Höhenstrasse bei Les Saisses:
Bin dann aber nicht geflogen. Gab keinen vernünftigen Abstellplatz für den Bus.
Hier noch ein Bild (viiiel Zoom) vom Signal de Bisanne, auf dem ich meine erste Nacht verbracht hatte
Zum Schluss noch eine Impression "Tomatensauce vor Sonnenuntergang"
Hoffe, es hat Spass gemacht, den Bericht zu lesen und die Bilder zu geniessen.
Die Gegend ist wirklich Oberklasse, zum Fliegen, Radfahren, Wandern oder was auch immer. Ich war nicht das letzte mal dort. Schön ist, dass es keine Fahrverbote gibt und es einen fahrbaren Weg auf praktisch jeden Hügel gibt. Ganz wichtig: Die Leute sind freundlich, hilfsbereit und man ist als Pilot an allen Hängen wilkommen, was man hierzulande ja nicht gerade behaupten kann, wie eine aktuelle Diskussion im Forum gerade wieder mal zeigt.
Ich plane schon eine 3-Wochen Ausfahrt für nächsten Juli. Allerdings gehts diesmal in den Norden.
Schönes Wochenende