RES-Tour mit Hangflugeinlage

Dreimal F3L

von Hans Hoffmann.
Als ich früh im Jahr auf den F3L (RES)-Wettbewerbskalender schaute, entdeckte ich drei Wettbewerbe, die räumlich nicht weit auseinander lagen und an drei aufeinanderfolgenden Wochenenden stattfinden sollten., Da kam mir spontan eine Idee und es folgte ein Plan:
Erst F3L und F5J-HFS in Gera, dann in der Woche Hangflug Wasserkuppe, F3L in Willmersreuth, in der Woche Hangflug in Tschechien (Rana') und schließlich F3L in Sokolov.
Die Freunde machten mit und es wurde ein Zimmer für die Zeit an der Wasserkuppe gebucht (Genussgasthof "Fuldaquelle").


Vor dem Start der Tour wurden die Modelle überprüft und in der Transportkiste verstaut. Wegen der Länge der Reise und weil ich meistens im Auto übernachte, mussten alle Modelle in der Kiste Platz finden: Ein Inside F5J, drei RES-Segler plus zwei E-Rümpfe dafür und für's Hangvergnügen ein arthobby sky 1.7m ohne E-Antrieb. Letzteren kann man fast bei jedem Wind rauswerfen, er fliegt erstaunlich schnell. In meinem SEAT Leon findet sich dank vorklappbarer Beifahrerrücksitzlehne der Platz für eine Matratze 60x200 zum entspannten Schlafen. Hier ein älteres Bild.

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Erste Station war das Modellfluggelände der Geraner. Da erlitt ich gleich mal einen Kälteschock. Weil ich bei Sommerhitze losgefahren war, hatte ich keine Winterjacke eingepackt. Die hab' ich bei den kühlen Temperaturen leider sehr vermisst. Zum Glück wurde es an den folgenden Tagen wärmer.
Über die Wettbewerbe in Gera und auch später in Willmersreuth und Sokolov habe ich schon im Forum berichtet, da will ich mich nicht wiederholen. Man trifft die Freunde der RES-Szene dort wieder. Das alleine ist die Kilometer zu den Wettbewerbsorten schon wert. Man mag sich, man versteht sich, und Konkurrenz gibt es nur in den Wettbewerbsrunden. Ich genieße immer den Vorabend, da klönt man miteinander und testet schon mal die Platzverhältnisse mit einigen Starts. Wohl wissend, dass die Wind- und Thermikbedingungen am nächsten Tag meist völlig anders sind.
Der Ausrichter in Gera, der "Pastoras" Andreas Schaller, sorgt trotz leichtem Hang zum Chaos immer für eine gute Stimmung. Schönes Wetter mit milden Windbedingungen machten die beiden Wettbewerbstage mit RES am Samstag und F5J-HFS zu einem Fest.
Am Sonntagabend ging die Reise weiter in Richtung Wasserkuppe, wo mich schon mein Freund Klaus erwartete. Der Schock erfolgte am nächsten Morgen, als es an der Abstroader Kuppe ums Anmelden beim Flugleiter ging. Klaus hatte seine Versicherungskarte zuhause liegen lassen. Die Rettung brachte ein Anruf beim DMFV. Die schickten per Email die Bestätigung der Versicherung. Erleichterung beim Freund und mir.
Abstroader Kuppe ist der Wasserkuppenhang für West- bis Nordwestwind und für mich der Interessantere der Hänge. Für absolute Hanganfänger ist er allerdings nicht ganz so einfach zu befliegen wie Südhang und Weiherberg, aber machbar.
Als Modellsegelflieger sollte man zumindest einmal im Leben auf der Wasserkuppe gewesen sei, egal ob nur zum Zuschauen oder zum Fliegen, egal mit welchem Modell.

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Ab Montag war auch Jens-Peter beim Fliegen mit dabei. Auch Dietmar Forkel scheute nicht die lange Anfahrt mit dem Fahrrad, nur um uns zuzuschauen und zu klönen. Er bekam dann auch eine Meisterleistung von Jens-Peter mit, der bei ganz schwachen Bedingungen nach einem Absaufer seine Mü-28 mit 2,8 m Spannweite aus dem Tal wieder hochkurbeln konnte. Ohne elektrische Rückkehrhilfe kann Hangflug richtig spannend sein!
Es waren drei schöne Hangflugtage, bevor sich der Donnerstag mit Regen anmeldete. Da ist dann der Besuch des Segelflugmuseums mit Modellflugabteilung Pflicht. Für mich ist es immer wieder schön, die Fernsteuerungen aus der Tip-Tip-Zeit mal wieder zu sehen, mit denen ich seinerzeit meine Modelle gesteuert habe. Und ja, ich hatte mal die Simprop Super 1 mit einem Proportionalkanal und einem Tipkanal. Damit habe ich meinen Amigo geflogen.

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Im weiteren Verlauf des grauen Tages machten wir eine Wanderung über den Pferdekopf bis zu einer tiefergelegenen Gaststätte. Der spätere Rückweg brachte eine ganz neue Erfahrung: Google Maps führte uns abseits von Wegen über Wiesen hinweg wieder richtig zurück. Es war eine Wegstrecke gespeichert, bei der einige Weidezäune überwunden werden mussten. So vermieden wir den etwas schwierig zu begehenden und längeren Wanderweg.

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Wir waren zwar etwas erschöpft, aber glücklich zurück auf der Klippe.​

Empfehlen kann ich den Besuch des Radoms auf der Wasserkuppe. Da gibt es im Inneren der ehemaligen Radarstation viel Interessantes zu sehen.

Am Freitag folgte die Fahrt nach Willmersreuth zum dortigen F3L-Wettbewerb. Das Gelände sah auf den ersten Blick nach Hangflugmöglichkeit aus. Das trog aber. Eine Baumreihe sorgte für kräftige Verwirbelungen. Auch hier trafen wir wieder bekannte Gesichter. Der deutsche Meister in RES war dabei. Er nahm später auch den Pokal mit nach Hause. Mit dabei waren auch unsere türkischen Freunde, die es endlich mal zu einem deutschen Wettbewerb geschafft hatten. Hier auf dem Bild mit den Schmittys.

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Unser nächstes Ziel sollte der Rana' sein, die "Wasserkuppe Tschechiens". Auf dem Weg dorthin besuchten wir die Ortschaft Schwarzenberg. Das ist ein interessanter Ort mit einer uriger Altstadt und einem eindrucksvollen Schloss. In der Nähe gibt es einen sehr guten, einfach zu befliegenden Hang. Jens-Peter gelang dort der erfolgreiche Erstflug mit seiner großen ASW 27.

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Nun erwartete uns Tschechien. Bei der Ankunft auf dem Parkplatz unterhalb des Rana' wurde uns erst einmal etwas mulmig. Rings um den Parkplatz standen heruntergekommene, aber offensichtliche bewohnte Wohnwagen. Das erwies sich später aber als harmlos, obwohl wir nicht so wirklich herausbekommen haben, wer dort campierte. Vielleicht irgendwelche Aussteiger? Einer stellte sich uns als Influenzer vor.

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Auf dem Rana' Modellfliegen bedeutet zunächst einen langen Anstieg. Das ist nichts für bequeme Menschen, da geht's erst mal 'ne halbe Stunde bergauf (geschätzt, auf die Uhr habe ich nicht geschaut). Es gibt zwei Sattel, von denen aus man Modelle fliegen kann. Am ersten Tag starteten wir vom oberen Sattel, der nur sehr begrenzte Landemöglichkeiten bietet. So brauchte Jens-Peter mit seiner Ellipse nach einem schönen langen Flug einige Anläufe für eine gute Landung. Dann warf ich den Sky raus. Man kann diesen kleinen leichten Segler richtig pfeifen lassen. Aber die Landung! Beim Sky hab ich als Landehilfe nur die Querruder, die ich hochstellen kann. Nach einigen Versuchen gab ich's auf und überließ Jens-Peter meinen Sender. Er ist im Gegensatz zu mir Hangflugprofi. Aber auch er brauchte endlos viele Anflüge, bis die Landung endlich klappte. Einfacher ist das Fliegen und Landen vom ersten, tiefergelegenen Sattel. Dort hat man einen guten Blick auf eine Landewiese der Hängegleiter als Notlandemöglichkeit.

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Nach Rana' war die nächste und letzte Station Sokolov mit dem F3L-Wettbewerb. Der Weg dahin wäre einfach gewesen, hätte ich nicht nach kurzer Zeit einen Unfall gebaut. Zum Glück ohne Personenschaden, aber mein Auto, wie auch das des Unfallgegners, war nur noch bedingt fahrbereit. Ein verbogener Querlenker erlaubte nur noch ganz langsames Fahren bis zum nächsten Parkplatz. Da Jens-Peter mit dem WoMo unterwegs war, haben wir meine Wettbewerbsmodelle bei ihm eingeladen und sind zum Wettbewerb nach Sokolov gefahren. Mein Trostpreis für die Misere war am Samstag der erste Platz beim Wettbewerb. Sonntagabend, nach dem zweiten Wettbewerb, brachte mich Jens-Peter zu meinem lädierten Auto zurück. Zum Glück habe ich neben Vollkasko auch einen Schutzbrief der Versicherung. Ich konnte diese überreden, das Fahrzeug zu einer Werkstatt auf deutscher Seite zu überführen. Die Sprachprobleme in Tschechien sind nicht ohne, deutsch und auch englisch wird kaum verstanden. Jedenfalls kam Sonntagabends der Abschlepper. Montagmittag war die Notreparatur fertig, so dass ich abends endlich wieder in Lübeck war.

Fazit: Der Unfall hätte nicht sein müssen, ansonsten war es eine rundum schöne Tour mit vielen neuen Eindrücken.
 
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