Nach einem Jahr fliegen mit der Turbulent ist es Zeit für eine kleine Bilanz. Das Ziel einen Flieger für drinnen und draußen in Holz zu bauen war ziemlich spannend, es hat aber super geklappt. Seit dem Sommer zeichne ich am Bauplan für die FMT, es wird aber noch etwas dauern bis der fertig ist weil ich immer wieder durch den Bau der Whirlwind abgelenkt werde.
Im Sommer musste ich den Motor wechseln. Im Freien fliegt man mit über längere Zeit mit mehr Leistung als in der Halle und Kühlluft kommt bisher nicht an den Motor. An einem heißen Sommertag ist mir dann der Hacker A20 durchgebrannt. Ersetzt habe ich ihn mit einem Turnigy Aerodrive SK3-2822-1090, nur ein paar Gramm schwerer aber bisher dauerlauffest und besser angepasst ans langsame Fliegen weil weniger Umdrehungen pro Volt als der Hacker.
Mittlerweile gehts wieder los mit Hallenfliegen und mit Mannheim diesen November hab ich schon zum zweiten Mal bei einer Indoo-Flugschau teilgenommen. Um vernünftig fliegen zu können braucht es eine große Sporthalle, typischerweise drei gemeinsame Teile.
Für die Halle lege ich den Schwerpunkt zurück und stelle die Landeklappen auf etwa 50 Grad. So kann man deutlich langsamer fliegen. Man ist immer noch schneller als die üblichen Schockflyer, aber immerhin ist es bei der Turbulent richtiges „Fliegen“.
Die gute Steuerbarkeit hilft wenn es wegen Basketballkörben o.ä. eng wird. Mit etwas Seitenruder kann man Kurven enger machen ohne viel Schräglage fliegen zu müssen.
Ein kleiner Nachteil ist mein ungefedertes Fahrwerk. Zum Landen sollte man das Gas nicht abrupt abschalten sondern langsam zurücknehmen. Der Hallenboden ist halt ziemlich hart und sonst springt die Turbulent beim Aufsetzen. Mit etwas Übung klappen auch tolle Touch-and-Gos. Das Fahrwerk sitzt nahe am Schwerpunkt und deshalb lässt sich die Leitwerksposition gut mit dem Höhenruder kontrollieren. Aufsetzen auf dem Hauptfahrwerk und dann das Heck langsam herunter kommen lassen sieht klasse aus.
In der Halle fliege ich mit 3S350 Akkus und die halten sogar relativ lange. Man fliegt meist mit sehr wenig Gas und in engen Kurven maximal mit Halbgas. Die Luftschraube ist ein Graupner Slow-Fly-Prop 9x3“. Die Pilotenpuppe ist herausnehmbar um bei Bedarf 20 Gramm zu sparen, was man beim Fliegen bereits merkt.
Fürs Fliegen im Freien wird der Schwerpunkt kopflastiger eingestellt und ebenso das Höhenruder etwas kopflastig getrimmt. Ideal zum Start ist ein Stück Asphalt oder kurzes Gras. Es geht aber auch aus höherem Gras: Höhenruder voll ziehen und Vollgas bis zum Anheben, dann Höhenruder nachlassen (vorausgesetzt man hat den Höhenruder richtig eingestellt, also kein Abriss wenn man voll zieht).
Am meisten Spaß macht das Fliegen mit der Turbulent Abends bei Windstille. Mit leicht gesetzten Landeklappen reicht die Breite der Landebahn für alle Manöver. Und man sieht was vom Modell wenn man in so geringer Entfernung zu einem fliegt.
Es geht aber sogar bei kräftigem Gegenwind. Das dünne Seglerprofil AG03 mit ganz wenig EWD deckt wie geplant einen großen Geschwindigkeitsbereich ab ohne das man allzu viel nachtrimmen muss. Limit ist bislang nur der ziemlich kleine Motor, solange der es packt Vorwärtsschub zu bringen kann man auch fliegen. Im Freien wechsel ich deshalb auf den 6x4” Graupner Slow-Fly-Prop.
Einfacher Kunstflug geht auch wunderbar, nur geht einem bei Aufwärtsfiguren schnell die Puste aus. Ist halt nur ein kleiner Antrieb eingebaut und bei dem geringen Gewicht kann man auch kaum Schwung mitnehmen.
Beim Überflug toll aussehen tut überraschenderweise das Fahrwerk, das ich mit etwas Balsa am dünnen Stahldraht dem originalen nachempfunden habe.
Landungen sind im Freien völlig unproblematisch und einen Strömungsabriss über die Seite kann man weder durch Langsamflug oder enge Kurven erzwingen. Maximal sackt die Turbulent über die Nase ab, mit etwas Gas kann man das aber jederzeit kontrollieren (wichtig beim Hallenfliegen). Absolut gutmütig aber nicht langweilig trifft das Flugverhalten am Besten!
Die Erfahrungen fürs nächste Modell? Leichter und mehr Tragflächeninhalt um die Flächenbelastung weiter herunterzubekommen. Wieder ein dünnes AG-Profil aber mit leichter Wölbung auf der Unterseite um beim Auftrieb mehr rauszuholen. Weniger und kleinere Servos (momentan 6x D47 mit je 5g) und evtl. nur 2S350 da man in der Halle sowieso kein Vollgas braucht. Ein Doppeldecker oder Eindecker mit Streben oder Verspannung um die Tragfläche leichter bauen zu können wäre interessant. Leichtere Folie für die Bespannung (es gibt Oralight ohne Klebeschicht). Ruderanlenkung am Leitwerk mit leichten Schnüren statt CfK-Rohren. Und eine leichtere Pilotenpuppe ;-)
Ziel ist auf jeden Fall eine Optimierung aufs Hallenfliegen. Man kommt im Winter in der Halle doch öfters zum Fliegen als gedacht und es sieht einfach klasse aus wenn Scale-Modelle in der Halle vorbeischweben. Und es ist viel entspannter zum Steuern :-)
Viele Grüße, Timo