Grunau Baby IIb

Der Oldtimer schlechthin mit 4,52 m Spannweite von Schneider-Modell

von Knut Zink.
Nachdem ich bereits 15 Modelle von Schneider-Modell Kufstein gebaut hatte, fünf weitere sind inzwischen gefolgt, fiel mir auf, dass es da ja auch noch ein Grunau Baby gab.
Bei Modellbauern ist das Baby oft gar nicht so beliebt, da es als „zu einfach“ angesehen wird. Da sind die Exoten eher gefragt. Man will ja schließlich Aufsehen auf dem Platz erregen.
Dabei ist das Baby aber der Übergang von den Einzelflugzeugen zur breiten Fertigung und vor allem Breitenschulung im Segelflug.


Wer noch richtigen Modell-BAU betreiben will, der ist mit dem Baby in Sperrholzbeplankung sehr gut bedient.
Für eine weite Verbreitung hat die Firma KRICK noch richtige Basisarbeit verrichtet - mit 2,20 m und 3,40 m Spannweite.
Herr Schneider aus Kufstein hat schon lange ein Baby in einer „vernünftigen“ Größe im Programm, das noch richtig gebaut werden will. Genau mein Fall!
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Links der Konstrukteur und Hersteller, Günther Schneider, rechts ich.

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F-Schlepp

Das Original.

Konstruktion: Edmund Schneider und Hugo Kromer. Wolf Hirth wurde wegen der besseren Vermarktung oft als Konstrukteur genannt, war es aber nicht.
Es war zwischen 1931 und 1945 mit ungefähr 5.000 Exemplaren eines der meistgebauten Flugzeuge.
Beim Grunau Baby IIb wurden Schempp-Hirth Störklappen eingebaut. Die Klappen fuhren gleichzeitig auf der Ober- und Unterseite des Flügels aus. Spannweite: 13,50 m.
Die Variante III bekam zusätzlich ein Rad hinter der Kufe.


Baubeschreibung

Kleinkram; viel Arbeit und man sieht fast nichts davon!
Um mir die Zeit bis zum Eintreffen des Bausatzes zu vertreiben, habe ich diesmal mit dem sogenannten Kleinkram begonnen, also den Bau von hinten aufgezäumt. Das sind alles Lösungen, die sich schon oft in anderen Modellen bewährt haben.

1. Die Wartungsklappe im Rumpf unter dem Höhenleitwerk dient dazu, das Ruderhorn des Höhenleitwerks in die Schubstange einhängen zu können.
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2. Die Eigenbauschleppkupplung habe ich schon einige Male gebaut und sie hat sich bestens bewährt.
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3. Die beidseitig ausfahrenden Schempp-Hirth-Störklappen stammen in Bauart und Größe noch vom CUMULUS IIIf. Der hatte die gleichen Flächen wie das Baby.
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4. Das Seitenruder wird mit zwei Seilen angelenkt. Dazu mache ich eine Wippe aus einem doppelseitigen Servohebel, der von einem Servo aus angesteuert wird. Der Hebel wird mit einer M5-Schraube in einem Kugellager befestigt. Das Ganze steckt in einem Alublock, der auf das Servobrett geschraubt wird.
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5. Der Haubenverschluss besteht aus einem Venturirohr, das um 90° drehbar ist und einen Drahtriegel vorne in die Haube schiebt. Hinten ist die Haube mit einem Magnet gesichert.
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6. Ruderhorn für das Höhenruder.
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7. Diesmal habe ich mich schon vor Baubeginn für das Finish entschieden. Ich nehme ORATEX natur der Firma Lanitz-Prena, da mir die „antik“-Variante zu gelblich erschien. Die alten Kisten auf der Wasserkuppe waren wohl auch mit Stoff/Seide/Leinen bespannt, wo man das Holz durchscheinen sah. Natürlich sind spätere Segler in allen möglichen Farben lackiert worden.
antik
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weiß
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Seitenleitwerk (SLW) und Höhenleitwerk (HLW).

Das SLW hat einen dynamischen Ausgleich, ist also ziemlich großflächig. Es gibt zwei Holmfrästeile aus 3 mm Sperrholz, die aber zusammengeklebt werden müssen. Die kann man dann am Rand des Baubrettes hinlegen und die Rippen senkrecht darauf kleben. Rundherum gibt es wieder Kulissen mit Einschnitten für die Rippen aus 3 mm Sperrholz.
Die Dämpfungsfläche ist ziemlich klein, aber ähnlich aufgebaut.
Als Scharniere verwende ich immer selbstgemachte Laschen aus 2 mm GfK. Die werden in die Dämpfungsfläche geklebt und in Schlitze des Seitenruders (SR) gesteckt. Dann kann man einen 2 mm GfK-Draht von unten in ein Bowdenzugrohr schieben, der durch die Laschen geführt wird.

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Das Ruderhorn (beidseitig) wird aus 2 mm GfK gesägt. Das SR wird somit auf zwei Seiten mit Seilen angelenkt.

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Das HLW ist ähnlich aufgebaut: Doppelte Holme aus 3 mm Sperrholz, Sperrholzrippen und Sperrholzfrästeile als Endleisten. Die beiden Ruderflächen habe ich mit einem 3 mm Sperrholzbrettchen verbunden. Die Scharniere sind die gleichen wie beim SR.

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Das Ruderhorn ist ein Messingrohr, das in eine Schelle gelötet wird. Die Schelle wird an das Sperrholzbrettchen geschraubt, das die beiden Ruderhälften verbindet. Das Rohr wird unten flach gedrückt, erhält ein Loch für den Gabelkopf und da hinein wird der Gabelkopf der Schubstange eingehängt. Dafür brauche ich die Wartungsklappe. (siehe oben - Kleinkram)

Das HLW soll im vorderen Drittel oben und unten mit 0,8 mm Sperrholz beplankt werden. Nachdem ich die Beplankung oben aufgebracht hatte, war das HLW aber so verwindungssteif, dass ich mir die untere Beplankung geschenkt habe.

Sowohl beim SR als auch beim HR war mir nicht geheuer, dass die Rippenenden nur ganz wenig in den Endleisten stecken,. Ich habe deshalb kleine Verstärkungsdreiecke aus 0,4 mm Sperrholz über die Rippenenden geklebt. Das erhöht meines Erachtens außer der Stabilität auch den Oldtimereindruck.


Der Rumpf – ein sehr robustes Teil!

Der Rumpf kann ohne Helling gebaut werden. Es reicht ein gerades Baubrett, an das man zwei bis vier auskragende Leisten schraubt.
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Zuerst fällt auf, dass alle Spanten, auch der kleinste am Rumpfende, aus 6 mm Sperrholz gefräst sind. Damit fängt man an, mit dem Rumpfende. Es besteht aus fünf Spanten, die mit der HR-Auflage verklebt werden. Ganz hinten sitzt die Dämpfungsfläche des SLWs.
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Die zweite Baugruppe, die man vorab herstellen kann, besteht aus den vier Spanten der Flächenauflage. Die werden mit zwei (diesmal 3 mm dick) Sperrholzteilen verbunden. Vorher muss man aber unbedingt die Beschläge zur Flächenbefestigung und für die Flächenstreben aus Aluminium-Flachprofilen an die Spanten schrauben. Das ist in den mitgelieferten DIN A3-Plänen ausführlich beschrieben.
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Nun beginnt der eigentliche Rumpfaufbau. Man legt zwei Rumpfgurte, 10 x 5 mm Kiefernleisten, auf die an das Baubrett geschraubten Leisten und fädelt die beiden Baugruppen ein. Für den richtigen Abstand sorgen ein gefräster Kiel und eine ebensolche Rückenkulisse. Lediglich die Geradheit sollte man noch überprüfen, obwohl man da fast nichts falsch machen kann. Jetzt kann man auch die beiden unteren Rumpfgurte, ebenfalls 10 x 5 mm Kiefer, einbauen.

Ein bisschen messen muss man dann aber doch, weil im Kabinenbereich nur der untere Abstand der Spanten vorgegeben ist. Eigentlich sollte ein Rumpfboden auch diese Abstände vorgeben. Leider war es mir unmöglich, den Boden in drei Spanten einzulegen und dann noch in den Rückenspant der Kabine hineinzustecken. Ich habe dann kurzerhand den Boden in der Mitte längs geteilt. Das ist aber kein Nachteil, weil die Längsnaht direkt auf dem 6 mm breiten Kiel liegt. Diesen Trick hat Günther Schneider übrigens bei späteren Modellen übernommen.
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Vor der Kabine gibt es wieder oben eine Kulisse, unten verläuft der Kiel, damit die vier vorderen Spanten genau auf Abstand sitzen. Vor dem ersten Spant A habe ich die Schleppkupplung eingesetzt. Die baue ich, wie oben erwähnt, immer selbst. Der Spant B war nicht ausgespart. Das habe ich dann selbst gemacht. Damit erhalte ich ganz vorne einen Stauraum für Blei, der sonst nicht genutzt werden könnte.
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Über die zweite Baugruppe (Flächenauflage mit –befestigung) kommt ein Abschlussteil aus 3 mm Sperrholz Dort habe ich gleich zwei 9-polige D-sub-Buchsen montiert. Hier werden dann die vier Flächenservos mit dem Empfänger verbunden.
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Der vordere Rumpfbereich bekommt zwischen den Gurten und den Spanten jetzt schon eine Verkleidung aus 3 mm Sperrholz, sodass mit dem Rumpfboden ein geschlossener Kabinenbereich entsteht. Hier können sich Scale-Fans dann mit dem detaillierten Ausbau beschäftigen.
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Das Rumpfvorderteil ist schon mit 0,8 mm Sperrholz verkleidet.
Als Kabinenhaubenverschluss mache ich mir immer ein drehbares Venturirohr (s. o.).
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Im Heck kommt die Wartungsklappe (s. o.) zum Einsatz. So kann man die Schubstange leicht in das HR-Ruderhorn einhängen.
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Das Servo- und Elektrikbrett im hinteren Kabinenbereich sieht bei mir so aus: SR-Servo betätigt eine Wippe mit den beiden SR-Seilen; HR-Servo betätigt ein 8 mm CfK-Rohr als Schubstange für das HR; Servo für die Schleppkupplung; daneben die Doppelstromversorgung und mittig der Empfänger. Die beiden zweizelligen LiPos als Empfängerstromversorgung liegen davor auf dem Rumpfboden.
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Soweit ist dann das Rumpfgerüst fertig. Es macht einen sehr soliden und stabilen Eindruck. Zuletzt wird es komplett mit 0,8 mm Sperrholz beplankt.


Kabinenhaube – ein Freisitz!

Der Bausatz sieht vor, dass die Haube aus zwei 6 mm Sperrholzspanten und vier Verbindungsleisten hergestellt wird. Beide Spanten wären dann aber gerade. Bei allen Originalen ist aber der vordere Kabinenspant schräg eingebaut. Ich habe also den vorderen Kabinenspant noch einmal hergestellt und schräg montiert.
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Die Seiten der Haube bekommen eine 0,8 mm dicke Sperrholzbeplankung. Oben wird die Haube nahezu bis zur Hälfte mit Sperrholz verkleidet. Es wird nur ein Ausschnitt für den Piloten freigelassen. Der Arme saß also im Freien! Eine Windschutzscheibe, etwas Kantenschutz und ein Kopfpolster aus Leder lassen die Haube dann original aussehen.

Halt! Die beiden runden Gucklöcher in den Seiten fehlen noch. Das sollte wohl die Sicht nach unten etwas verbessern.
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Da man sagen kann, dass es bei den Originalen so viele Varianten wie Flieger gibt, kann man sich entweder so ein Original zum Vorbild nehmen oder seiner Phantasie freien Lauf lassen.


Eine Kufe – kein Rad!

Die Kufe wird aus zwei Streifen 3 mm Sperrholz hergestellt. Laut Plan wird sie vorne an einen Keil aus 6 mm Sperrholz geschraubt und soll dann nur zweimal federnd gelagert werden.
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Ich habe zunächst drei Lagerböcke mit Gummidämpfern vorgesehen. Da diese Dämpfer aus Vollgummi beim Landen aber kaum seitliche Kräfte überstehen würden, habe ich noch zwei feste Abstandsstücke aus 6 mm Sperrholz dazwischen geklebt und mit der Kufe verschraubt. Damit ist die Kufe immerhin noch an drei Stellen etwas gefedert gelagert. Man sollte halt einfach gerade landen!
Zum Schutz habe ich noch einen Alustreifen angeschraubt.
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Wegen der Originalität mache ich mir keine Sorgen, da nahezu alle Originale irgendwie anders gebaut waren. Jeder, wie er mag.


Der Flügel – ein riesiges Möbel!

Der Flügelbau beginnt mit der Herstellung der Kastenholme. Es gibt jeweils eine vordere und eine hintere Verkastung aus je drei Frästeilen. Die Teile sind unverwechselbar, denn die vorderen Verkastungen haben 44 Schlitze für die Rippen (22 Rippen + 22 Halbrippen), die hinteren haben nur 22 Schlitze. Außerdem sind alle Verkastungen oben gerade, unten steigen sie im letzten Flügeldrittel an. Das ergibt bei gerader Flügeloberseite dann die V-Form.
Da die Sperrholzverkastungen aus je drei Teilen bestehen, gibt es für die Stöße extra Verstärkungsbrettchen.
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Oben und unten verlaufen 10 x 5 mm Kiefernleisten hochkant auf den Verkastungen. Damit die zweite Verkastung auch genau über der ersten liegt, habe ich beim Verkleben durch die Rippenschlitze Stücke aus 3 mm Kiefernleisten gesteckt.
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Bei Rippe 16 wird ein Alu-Beschlag für die Flügelstützen mit drei M3-Schrauben an den Holm geschraubt. Da diese Stützen funktional sind und keine Zierde, wird der Holm innen mit drei Sperrholzbrettchen aufgefüttert, damit die Schrauben guten Halt haben.
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Vor dem Schließen des Holms muss die Flächenbefestigung eingebaut werden. Das ist eine Lasche aus einem 30 x 2 mm Alu-Rechteckprofil. Die wird zwischen drei 3 mm Sperrholzbrettchen geklebt. Man muss nur berücksichtigen, dass die beiden Laschen um 3 mm versetzt montiert werden, da sie im Rumpf nebeneinander überlappend in der Halterung liegen und mit einem 5 mm Bolzen verbunden werden. Daraus ergibt sich auch die Zuordnung der beiden Abschlussrippen, die schon versetzte Schlitze für die Laschen haben. Soll ich jetzt wirklich den Satz anbringen: Achtung! Einen rechten und einen linken Holm bauen!?
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Jetzt kann man die Holme plan auf ein Baubrett legen und die vorderen Halbrippen einsetzen. Als Nasenleiste dient eine 10 x 3 mm Kiefernleiste. Bis Rippe 26 ist die Nasenleiste gerade, dann geht sie langsam zurück. Mit der Nasenleiste kann man auch gut die Geradheit der Rippen überprüfen. Ich bin kein Freund von Lasermessungen. Das menschliche Auge reicht mir für die Genauigkeit.
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Jetzt muss der Holm umgedreht werden. Ich hänge ihn wieder an die noch vorhandenen Leisten vom Rumpfbau und stecke die hinteren Rippenhälften ein. Als Endleiste gibt es ein Sperrholzfrästeil, das den Rippenabstand gewährleistet.
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Hier gibt es zwei besondere Bereiche: Den Kasten für die Störklappe…
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…und den Querruderbereich, der mit einer gefrästen Sperrholzleiste verkastet ist.
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Zuletzt kommt noch ein Randbogen aus Sperrholz dran.
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Über die Rippenenden habe ich oben und unten Dreiecke aus 0,4 mm Sperrholz zur Verstärkung geklebt. Man könnte einwenden, dass diese Dreiecke ja unter der Bespannung zu sehen sind. Dafür spricht aber eine enorme Erhöhung der Festigkeit im Endleistenbereich. Schließlich ist das Baby ja ein Oldtimer, da wurde das auch so gemacht.
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Zum Schluss werden die Flügel vom Holm bis zur Nase mit 0,8 mm Sperrholz beplankt. Dabei kommt man sich wie ein Kunstschreiner vor. Da hat vermutlich aber jeder seine eigene Methode mit wässern - vielen Leimklemmen - bügeln oder Tesa-Packband. Es entsteht jedenfalls ein Flügel, der einem mittelalterlichen Bi-Händer (großes, beidhändig zu führendes Schwert) an Stabilität in nichts nachsteht.

Noch eine Erläuterung zur Beplankung.
Günther Schneider sieht ein 0,6 mm Sperrholz vor. Da aber in letzter Zeit die Holzpreise (Balsa und Sperrholz) dermaßen angezogen haben und das 0,6 mm Sperrholz glatt das doppelte vom 0,8 mm kostet, habe ich mich für das etwas dickere entschieden. Zumal mir Gottfried Thoma von Balsa-Thoma versichert hat, er würde mir die Sperrholzplatten heraussuchen, die 0,75 mm oder etwas weniger dick sind.


Flügelbefestigung

Es gibt hier keine Steckung mit Rohr. Die Flügel werden, ähnlich wie beim Original, mittig über dem Rumpf zusammenmontiert. Dafür gibt es in jedem Flügel drei Alu-Laschen, die an die entsprechenden Alu-Bleche im Rumpf angeschraubt werden.
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Montageanleitung:
Zuerst lehnt man die Flächen an den Steckungsbereich des Rumpfes an und montiert die Flächenstreben. Ein Helfer oder eine Flügelstütze ist jetzt eine gute Investition. Dann hebt man die Flächen soweit an, dass die vordere und hintere Lasche mit 5 mm-Bolzen mit den Rumpflaschen verbunden werden können. Zuletzt steckt man die mittleren Laschen, die aus den Flügelholmen kommen, mit einem 5 mm Bolzen zusammen.

Die Bleche, die aus dem Rumpf ragen, haben einen Abstand von 6 mm, weil sie beidseitig an einen 6 mm Spant geschraubt sind. Da die Laschen aber nur 2 mm dick sind, habe ich noch ein zusätzliches 2 mm Blech dazwischen gesteckt, damit da kein Spiel entsteht.

Noch einmal die Reihenfolge: Bei beiden Flächen in die Flächenstreben einhängen – beide Flächen mit Bolzen durch die hinteren und vorderen Laschen mit dem Rumpf verbinden – beide mittleren Laschen mit einem 5 mm-Bolzen mit dem Rumpf verbinden.

Die Flächen sind auf der Oberseite gerade, haben also keine V-Form. Die entsteht erst durch die im letzten Drittel auf der Unterseite dünner werdenden Flächen.
Weil die Streben eine tragende Funktion haben, sind sie massiv gebaut. Sie dürfen sich auf keinen Fall durchbiegen.
Eine M4-Gewindestange steckt in einem 8 mm Alurohr. Dessen Innendurchmesser beträgt 6 mm. Die Enden der Rohre werden von 6 mm Buchendübeln verschlossen, in die ein 4 mm Loch gebohrt wurde. Damit sind die Gewindestangen fest mit dem Alurohr verbunden. Zuletzt verkleidet man die Rohre mit tropfenförmigen Kiefernleisten.
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Finish

Zuletzt die immer gleiche, existenzielle Frage: Womit bespanne ich das Modell? Ich habe schon Papier, Polyester-Vlies, Koverall, alle aufwändig mit Lack aufgetragen und alle möglichen Bügelfolien probiert. Da es „irgendwas mit Textil“ sein sollte, die Originale in den 1950er Jahren waren ja auch nicht mit glänzender Folie bespannt, habe ich mich (wieder mal) für „ORATEX natur“ von der Firma Lanitz-Prena entschieden. „Natur“ ist im Gegensatz zu „antik“ eher farblos/weiß, antik ist mehr gelblich und soll die Verfärbung durch Sonneneinwirkung darstellen. Auf jeden Fall wird bei beiden Varianten das Rippengerüst im Gegenlicht durchscheinen und das gefällt mir sehr gut (s. o.).
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Das ORATEX-Bespanngewebe lässt sich sehr gut verarbeiten, Bügeleisen auf Stufe III. Da kann man einfach nichts falsch machen. Hinterher wirkt ein bespannter Flügel wie das Trommelfell einer Pauke. Außerdem werden mit dieser Folie auch Großflugzeuge bespannt, dann kann es ja nicht verkehrt sein.

Ein Cockpit musste auch sein. Es ist bei scale-cockpits.at erhältlich.
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Günther Schneider hat mir noch eine Pilotenbüste im 3-D-Drucker gemacht. Er wurde von mir künstlerische wertvoll bemalt!
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Dieses Baby wurde von Hanna Reitsch geflogen.
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Anmerkung zur Beschriftung

Jetzt kam noch die Frage der Kennung. Ich wollte eine Kennung aus den 30er Jahren von der Wasserkuppe nehmen. In dem Buch „Abenteuer in Wind und Wolken“ von G. Wissmann, transpress VEB Verlag für Verkehrswesen, Berlin 1988, fand ich auf S. 283 eine Abbildung, die mir zusagte.
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Rohbaufotos
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Ein paar Bilder von einem Original
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Erstflug

Zuerst der Aufbau.
Ich habe mir folgende Reihenfolge ausgedacht:
  • HLW anschrauben, Ruderhorn durch die Wartungsklappe einhängen, Streben einhängen.
  • Flügel an den Rumpf anlegen, hintere und vordere Lasche mit M5-Schraube verbinden, Streben einhängen, Flügelspitzen so weit anheben, bis der mittlere Bolzen greift. Zuerst den rechten, dann den linken Flügel.
  • D-sub-Stecker oben in den Rumpf stecken.
  • Abdeckblech über beide Flügel schieben.
Nachdem die Corona-Pandemie soweit eingedämmt war, dass man wieder als Geimpfter nach Österreich einreisen durfte und der August mit schönem Wetter und etwa 29 °C auch mitspielte, fuhr ich zu Günther Schneider nach Kufstein/Unterlangkampfen zum Erstflug.

Das Baby trage ich zum Startplatz, hänge das Schleppseil ein und dann zieht der PEPPINO (Schleppmaschine von Günther Schneider) das Modell zügig auf rund 300 m Höhe. Nach dem Ausklinken muss ich Seiten- und Querruder etwas rechts trimmen, Höhenruder und Schwerpunkt stimmen auf Anhieb. Da keine Thermik über dem Platz zu erwarten ist, fliege ich einfach ein paar Runden und setze zur Landung an. 30 m vor dem Platz, in geschätzten 15 m Höhe, fahre ich die Störklappen aus, das Baby geht runter, es ist keine Höhenruderkorrektur nötig, Klappen wieder einfahren und schön sanft landen. Es ist ein Genuss!

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Auch der nächste Start verläuft bilderbuchmäßig, so wünscht man sich das. Ein dritter Start wird verhindert, weil sich die Klappenservos der Schleppmaschine verabschiedet haben – Getriebeschaden.

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Mein Résumé

Das Grunau Baby von Schneider-Modell ist ein weiteres Modell in der Reihe der gelungenen Konstruktionen dieses Herstellers. Ob Oldtimer oder Zweckmodell – die Bausätze sind immer komplett (natürlich ohne Elektronik und Folie) zu sehr moderaten Preisen und lassen mir beim Bauen immer noch genügend Freiraum für eigene Lösungen und Vorlieben. Ich mag Bausätze nicht, die mir bis ins letzte Detail alles vorgeben und damit meine Fantasie einschränken.

Alle Modelle von Günther Schneider sind von Anfang an einwandfrei geflogen und waren gut zu handhaben.
Natürlich sind keine GfK-Modelle im Sortiment, sondern ausschließlich Holzkonstruktionen bis etwa Jahrgang 1955, also meist Oldtimer. Dazu kommen noch wenige Zweckmodelle wie der Schlepper PEPPINO oder der eigenstartfähige Segler ALBATROS 4. Die Spannweiten reichen von 3,88 m (HABICHT) bis 6,66 m (NEMERE).


Technische Daten: Grunau BABY IIb - Schneider-Modell
Einheit
Maß - Bemerkung
Spannweite
mm​
4520
Länge
mm​
2030
Fluggewicht
kg​
~8,5
Flügelfläche
dm²​
~158
Flächenbelastung
g/dm²​
53,8
Profil
-----​
HQ 3.0/15
Maßstab
-----​
1 : 3
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Bin noch immer von meinem Grunau Baby aus dem Hause Günther Schneider Modellbau begeistert. Das Grunau Baby wurde 2004 von Herrn Schneider konstruiert und von Josef Hochrainer gebaut. Man findet noch immer dieses Baby mit dem Edelweis auf der Rumpfschnauze, auf der Homepage von Schneider Modell. Ich war und bin auch schon mit meinem Baby auf den Grunau Baby Treffen der Originale gewesen. Durfte dort auch fliegen. Schaut mal bei Facebook unter "Grunau Baby fanclub".
 
Ich denke ein halb so großes Grunau Baby würde auch genügen. Sehr viel an Flugleistung ist bei solchen Modellen eh nicht zu erwarten.......
 

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