Hallo Hellvis,
ich habe mir gearde deinen Baubericht durchgelesen und muss jetzt mal loswerden, dass ich es unglaublich erfrischend finde, dass sich ein fortgeschrittener Einsteiger dazu entschließt, einen Bausatz in Angriff zu nehmen. Ich dachte schon, es gibt nur noch Leute, die nach dem EG/ES unbedingt das nächste Verscheißteil aus Verpackungsmaterial für unter 200 € flugfertig wollen. Mit der Charter hast du definitiv länger Freude, von daher auch mal ein Wort des Dankes für den schönen Baubericht.
So viel dazu. Ich hab da aber noch ein anderes Anliegen: Auch wenn ich jetzt vielleicht den alt eingesessenen Charter-Besitzern auf den Schlips trete, aber der Hauptholm der Fläche sowie der Flächenverbinder ist konstruktiver Mist. Ich habe lange überlegt, ob ich das jetzt überhaupt schreiben soll, um dich vor dem Erstflug nicht zu verunsichern, wie du siehst habe ich mich jetzt aber doch dazu entschlossen, da es im Falle eines Falles schade um das schöne Modell wäre.
Auf jeden Fall: Das Material des Holmes (genauer der Holmgurte) hätte wirklich nicht dümmer angeordnet werden können. Das ist nicht deine Schuld, sondern wie gesagt ein Designfehler, unter dem leider sehr viele Baukasten- und Bauplanmodelle leiden. Mit dieser Gestaltung hat man in den Holm viel Material (=Gewicht) eingebracht, aber trotzdem nur wenig Festigkeit damit erreicht.
Der langen Rede kurzer Sinn: Ich bezweifle, dass die Konstruktion des Holmes den auftretenden Belastungen bei einem Trainer auf Dauer Stand halten werden. Damit will ich jetzt aber um Gottes Willen nicht sagen, dass der Vogel nicht fliegbar ist. robbe wird mit Sicherheit den einen oder anderen Baukasten gebaut und getestet haben, also wird das Modell Rundflug und leichten (LEICHTEN!!!) Kunstflug sicher wegstecken. Mehr als eine Rolle, einen Turn und einen Looping würde ich dem Holm aber nicht zutrauen. Letztgenannte Figuren bitte nur sehr weiträumig, mit nicht zu viel Fahrt und nur geringem Höhenruderausschlag fliegen.
Ich schreibe diesen Roman erstens: Weil du früher oder später sicher auch mal etwas "dynamischer" und mit höherer Fahrt/Geschwindigkeit, sowie kleineren Kurvenradien fliegen willst (=höhere Lastvielfache) und zweitens: Du dir einen erfahreneren Piloten gesucht hast, um die Kiste einzufliegen. Das ist grundsätzlich eine gute Idee, aber da ich selber in schöner Regelmäßigkeit Erstflüge mit fremden Modellen mache, weiß ich, dass der ein oder andere Testpilot (kommt natürlich auf die Person an; ja, ich bin so ein Menschenschlag) mit Modellen denen man es von außen zutrauen würde, das ein oder andere Manöver fliegt (z.B. besagten Looping). Wenn der den jetzt aus Unwissenheit über die Konstruktion etwas zu eng ansetzt, könnte es KNACK machen und das wars mit dem Charter. Da das wie gesagt doch sehr schade wäre, wollte ich das nicht unerwähnt lassen.
Und zum Abschluss noch ein Hinweis: Ich habe nie einen Charter besessen und bin auch nie mit einem geflogen. Meine Bedenken stützen sich auf das Abschätzen der Holmgeometrie und auf die Erfahrungen um den typischen Flugstil mit einem Trainer. Es ist also durchaus möglich, dass ich total daneben liege und die Festigkeit für alle fliegbaren Manöver ausreichend ist. Absolut sicher ist das nach meiner Einschätzung aber keines wegs.
Noch mal ganz deutlich der Hinweis: Für einfachen Rundflug wird es mit Sicherheit reichen, also lass dich von meinen Bedenken bloß nicht kirre machen. Du solltest den Holmaufbau aber auf jeden Fall im Hinterkopf behalten, wenn du irgendwann mutiger wirst und andere Piloten, die auch mal wollen/dürfen, darauf hinweisen.
So, und jetzt steinigt mich von mir aus oder (was mir lieber wäre) tretet eine konstruktive Diskussion darüber los.
Grüße, Hagen