Modellbau und GST in der DDR
Modellbau und GST in der DDR
Hallo,
ich schreibe nicht zu Hause und kann daher keine Bilder liefern.
Mein Modellbauleben vor 1990 war sehr eng mit der GST verbunden.
War es anfangs die Werkstatt und ewas Material über den Marineklub, so gelang es mir später über die GST kostenlos Lehrgänge in Greifswald/Wiek oder später in Schönhagen bei Berlin zu besuchen.
Ich weis nicht, ob es Gesetze gab, die die Betriebe zwangen Personen bevorzugt zu behandeln, die sich mit dem Bereich Freizeitgestaltung befassten, wir wurden von der Arbeit bezahlt freigestellt, um die mindestens 1 wöchigen Lehrgänge besuchen zu können.
Im Ergebnis erhielt ich die Ausbildung bis zum Übungsleiter Stufe I (höchste) und Schiedsrichter bis Stufe II, aber auch Kenntnisse im Formenbau. Der für mich wichtigste Lehrgang "Funkfernsteuerung" wurde leider durch einen Krankenhausaufenthalt vereitelt.
Speziell die Lehrgänge in der Zentralschule des Seesports in Greifswald liefen rel. militärisch mit Frühsport, Winterdienst, laufendem Uniformwechsel zum Unterricht, Werkstattbesuch, Backen und Banken, oder zum Empfang von Besuchern ab.
Küchendienst oder auch Toiletten Putzen ... waren durch die Lehrgangsteilnehmer zu erledigen.
Natürlich hatte der Smutje gemerkt, dass wir nicht genügend Kartoffeln geschält und das fehlende Volumen mit Ziegelsteinen ausgeglichen hatten. Er ließ uns nicht um 22:00 Uhr, sondern erst um 02:00 Uhr die "Restarbeit" erledigen (!!das war Schikane!!).
Einer der höchsten Besuche erfolgte durch Generalmajor Teller, Vorsitzender des Zentralvorstandes der GST. Der Besuch galt weniger uns, als der schon aufgeklarten Segelyacht. Natürlich wurde der "Besuch" mit einem Vortrag begründet.
In Schönhagen lief alles ruhiger für uns ab. Es war eine gut ausgestattete Modellbauwerkstatt mit Material, das ich mir sonst nicht geleistet hätte. Schade finde ich, dass ich heute nichts mehr von UV härtendem Polyesterharz lese. Es war damals unser Hauptmaterial. Topfzeit ohne Ende und nach ca.10-15 min unter einer Sonnenbank (oder Sonne im Freien) konnte weiter gearbeitet werden.
Wer da meint das war ja besser als Urlaub hat nicht ganz unrecht. Ich glaube es kam auch nicht jeder an diese Lehrgänge ran.
Die bezahlte Freistellung von der Arbeit konnte aber auch zu anderen Anlässen erfolgen.
Betreuung von Kindern in Arbeitsgemeinschaften; denn die teilweise 8 Jährigen konnte man nicht im Winter spät abends im Dunkeln alleine nach Hause schicken. Oder Anforderung als Schiedsrichter zu nationalen/internationalen Meisterschaften.
Mein Einsatz zur Schiffsmodell WM der NAVIGA in Magdeburg erfolgte eher zufällig, weil meine Frau bereits an der F3 E Startstelle tätig war.
Meine Schiedsrichtertätigkeit bei DDR Schülermeisterschaften habe ich nicht lange gemacht. Lieber übernahm ich den Delegationsleiter der Bezirksmannschaft und hatte mehr Zeit für die Kinder und deren Sorgen.
Eine Startstelle bei der Bezirksmeisterschaft zu besetzen war für mich selbstverständlich. Dass die BM manchmal im Rahmen der Bezirkswehrspartakiade erfolgte, war für uns eher von Vorteil. Wann und wo die BM durchgeführt wurde entchieden die Modellsportler. Sie waren letztendlich für die Organisation und personelle Absicherung verantwortlich.
Erleichtert wurde es dadurch, dass ein 8 Personen Schlauchboot über 10 Jahre dauerhaft bei mir "eingelagert" war.
Das wir in der Zeit als unsere Werkstatt im Marineklub war auch Knotenbank, Kutterrudern, Kuttersegeln und Zelten nutzten, lag nicht an Bestrebungen des Staates uns zu drillen, sondern, weil unser damalige Leiter bereits vor 1939 sich mit diesem Metier befasste und uns damit vertraut machen wollte.
Nicht alle Kutterinsassen ahnten, welche Verantwortung der Käpp´n übernahm, wenn es unter vollen Segeln über den Schweriner See ging und nur die Runzelbretter verhinderten, dass die Wellen in den Kutter schlugen.
Verständlich, dass manche Rabauken ganz schön still wurden. Unsicher fühlten wir uns nie und passiert ist im Marineklub in den Jahren auch nichts problematisches.
Natürlich versuchten die direkten Vorgesetzten in den Betrieben die Freistellung unter Auflagen zu gestatten, um den Arbeitsprozess möglichst wenig zu stören. Aber eine Freistellungsverweigerung habe ich nie erlebt
Mit der Aufnahme in der GST erhielt ich neben dem Mitgliedsausweis auch ein GST Abzeichen und ein Leistungsbuch.
Im Mitgliedsausweis wurden die Beitragsmarken und ggf. Solidaritätsmarken eingeklebt. Das Leistungsbuch diente als Nachweis für die personengebundene Modelllizenznummer (Buchstabe als Bezirkskenner und eine mehrstelliger Ziffer), für Qualifikationen, Teilnahme an Lehrgängen, Wettkämpfen usw.. Es gab Festlegungen, welche Teilnahmen/Plazierungen erforderlich waren, um das Leistungsabzeichen A, B oder C zu erhalten.
Ich kenne (kannte) mehrere (ehemalige) Mitglieder der GST, die stärker für die Absicherung von Wettkämpfen als für eigene Wettkampftätigkeit auf traten. Naürlich spielte manchmal auch der eigene Nachwuchs eine Rolle.
Familie Wolf aus Wittstock, Fam. Schneider aus Berlin, Fam. Friedrich aus der Lausitz, aber auch Einzelpersonen wie die Herren Asche, Schneider oder Selbert aus Thüringen, die Herren Adolph, Marschall, Seidel und Sittner aus dem Raum Leipzig.
Peter Novak und der Oderbruchpokal (war nach der Wende noch aktiv) bildeten eine Einheit.
Bei den Modellseglern müßte ich mal die Ranglisten durchsehen, um zu prüfen, wer heute noch aktiv ist. Es müßten eine Reihe ehemaliger Modellsegler noch heute aktiv sein.
Fast unsere ganze Lehrgruppe machte die Fahrerlaubnis für Motorrad über die GST für einen Unkostenbeitrag von ??? 50,00 Mark. Egal, wie viele Fahrstunden erforderlich waren.
Die LKW Fahrerlaubnis machten über die GST in der Regel nur diejenigen, die beabsichtigten zur Volksarmee zu gehen. Aber da soll es auch einige Ausnahmen gegeben haben.
Es gab aber auch negative Seiten (waren nicht nur an die GST geknüpft).
Wer an internationalen Wettkämpfen teilnehmen wollte, wurde durch mehrere Stellen geprüft und als Reisekader zugelassen oder nicht.
Dabei spielte die modellsportliche Leistung noch keine Rolle.
Die Kriterien kenne ich nicht, aber wer in Forschung oder wichtigen wirtschaftlichen Positionen tätig war, wer Angestellter im Staatsapparat, Polizei/Militär war hatte wohl weniger Chancen zugelassen zu werden.
Im Westen lebende Verwandtschaft konnte eine Zulassung erschweren.
Persönliche Kontakte bei internationalen Wettkämpfen mit Teilnehmern aus kapitalistischen Staaten konnten Anlass für Ausschluß von künftigen internationalen Wettkämpfen sein.
Unter diesem Aspekt ist das sicherlich manchmal befremdliche Auftreten von Modellsportlern der DDR bei internationalen Treffen zu sehen.
Ulli
GER 67
P.S.
Hallo Otto,
Wenn du mal sehen willst, wie viele Hits ein Beitrag erzeugen kann, dann schaue mal bei Shiffsmodellbau, Rennsegelyachten Bau einer IOM MK XIV von IOMchen (ich glaube über 10.000)