Leichtes UD Carbon-Gelege als Decklage

CH_MEIER

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Hallo zusammen,

im Energija 5 Thread (Segelflug/F3B...) wurde berichtet, dass leichte UD Carbon-Gelege durchaus auch als Decklage / Schlichtlage im Tragflächenbau (i.e. Sandwich-Schalenflügel aus Negativformen) verwendet werden können. Dabei wurde gesagt, dass man am besten das UD-Gelege trocken in die mit Harz eingestrichene Form legen soll, damit keine kleinen Lunker im Sichtcarbon oder unter dem Decklack entstehen.

Ich habe mich gefragt, wie man so einen leichten Hauch von einem Nichts (z.B. ein 50g/m² UD-Gelege von HP-Textiles) sauber in eine eingestrichene Form kriegt. Das Gelege ist ja nur einseitig dünn mit einem Klebefaden fixiert. Wenn man da einmal falsch Kontakt zur Form hat, klebt das lokal sofort fest und fängt man dann an zu ziehen, ist es m.E. ganz vorbei. Ich hatte UD-Gelege als Decklage (siehe mein ASW20 Thread) einmal beim Rumpfbau versucht und ganz schön geflucht.

Jetzt habe ich einmal an zwei Teststücken Verfahren ausprobiert und bin neugierig wie Ihr vorgeht.

20230903_154053.jpg


In beiden Fällen habe ich folgendes 150 x150 mm Sandwich hergestellt:

Außenlage:
- 50g UD C Gelege
- 100 Biax C Gelege

Stützstoff:
- 1.2mm Airex (gelb), mit Stecknadel alle 10mm gelocht

Innenlage:
- 50g Glas

Alles wurde in einem Rutsch abgesaugt unter Verwendung von:
- 80g Abreißgewebe
- Lochfolie
- mehrere Lagen Küchkrepp

Variante A: UD-Gelege trocken auf der Liefer-Plastikfolie gelassen, leicht mit UHU-Sprühkleber benebelt und das Biax-Gelege trocken darauf gelegt, mit einem Gummiroller kurz abgerollert und ca. 45min liegen gelassen.

Variante B: UD-Gelege auf der Liefer-Plastikfolie mit Harz getränkt, Biax-Gelege darauf gelegt und ebenfalls mit Harz getränkt.

In beiden Fällen habe ich meine simulierte Form (Glasscheibe) mit W70 gewachst und mit Trennlack behandelt. Dann eine Hälfte der Testfläche mit rotem 2K Acryllack gestrichen (Ludwig-Lacke) und selbigen 45min anziehen lassen.

Das Harz war in beiden Fällen Harz L mit 50:50 Härter GL1:GL2 von R&G. Die Innenlage wurde auf der Lochfolie und dem Abreißgewebe satt getränkt.

Die Form wurde in beiden Fällen reichlich mit Harz eingestrichen. Dann wurde einmal das trockene Paket (Variante A) aufgelegt und einmal das extern vor-getränkte Paket (Variante B) aufgelegt. Das Handling war in beiden Fällen problemlos - was vielleicht dem kleinen Teststück geschuldet ist, die Flächenform ist später 180 x 35cm (MDM-Fox).

Nach dem Absaugen mit -0,6bar über 8h habe ich nach 24h entformt (vielleicht ein bißchen früh, aber ich war neugierig). Dabei war ich etwas zu grob, bin mit einem Metall-Spachtel unter die Proben gefahren.

Beide Varianten zeigen recht ordentliche Oberflächen, die Struktur des Klebefadens vom UD-Gelege scheint etwas durch, aber die Oberfläche ist dennoch glatt. Unter dem roten Lack sieht alles super aus. In dem Sichtcarbonbereich ist m.E. die Variante A marginal besser. Eigentlich sollte man auch kein Sichtcarbon ohne Klarlack o.ä. machen.

Beide Varianten wiegen exakt gleich viel: 13.4g - obwohl ich beim Harz überhaupt nicht gespart habe.

Variante A:

20230903_154104.jpg


Variante B:

20230903_154110.jpg


Fazit: Beide Verfahren sind für mich okay, weil es mir darum geht Scale-Segler günstig, leicht und gut zu bauen, so dass man sich nicht zu sehr grämt, wenn mal im Hochgebirge eine Tragfläche bei der Landung am Stein hängen bleibt. Selbstverständlich kann man natürlich auch mit viel teureren Materialien arbeiten, z.B. mit 93g C Gewebe als direkte Außenlage gibt es keine Probleme und mit Carboweave natürlich sowieso nicht.

Was sind Eure Methoden? Habt ihr schon mal mit UD als Schlichtlage gearbeitet und wie habt ihr das Zeug sauber in die Form gekriegt?

Viele Grüße
Christoph
 
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steve

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Ich habe mich gefragt, wie man so einen leichten Hauch von einem Nichts (z.B. ein 50g/m² UD-Gelege von HP-Textiles) sauber in eine eingestrichene Form kriegt. Das Gelege ist ja nur einseitig dünn mit einem Klebefaden fixiert. Wenn man da einmal falsch Kontakt zur Form hat, klebt das lokal sofort fest und fängt man dann an zu ziehen, ist es m.E. ganz vorbei. Ich hatte UD-Gelege als Decklage (siehe mein ASW20 Thread) einmal beim Rumpfbau versucht und ganz schön geflucht.

Hallo,
für dieses Problem suche ich auch noch eine Lösung. Aktuell schneide ich das Gelege mit Übermaß zu. Dann passt es schon...naja...meist. Da ich im Nasenbereich abgestuft Doppel-Carbon einlege, gibt es aber auch bei unpassenden Einlagen keine Leerstellen. Notfalls wird noch ein kleiner Saum eingelegt. Das waren jetzt aber nur 1m lange Stücke und ich hab mich auch gefragt, wie man da sauber "zielen" soll
Bei solchen Projekten macht es Sinn sich ein 3te Hand zu organisieren. Also 1-2 Helfer oder wie beim Löten ein 3te Hand.
Ich werde aber auch mal versuche machen und das Gelege von oben benetzen. Also Gelege trocken in die Form positionieren, dann das Harz einrollen.
Die Idee mit dem Glas als Dummy für ein Form finde ich sehr gut - da kann man dann an einem Teststück kontrollieren, wie das Harz eingebracht werden muss/kann, damit es weder trocken Stelle oder Luftblasen/Lunker gibt.

Bin schon auf die Tipps der Experten gespannt.

VG
 
Das Gelege Gewebe oder was auch immer direckt nach dem ausschneiden sauber auf eine Paprolle aufwickeln.
Die Papprolle mus dabei so g groß sein das diese über die Formränder ragt.
Dan kann mann das Gewbe, Gelege genau über der Form abrollen.
in der Regel fällt das gewbe auch noch nicht in die nasse Form, so das es noch ein mal eine Möglichkeit der korrektur der Abrollrichtung giebt.
Gans vorsichtige, können zunächst Butterbrotpapier über der Form ausrollen. Dan das Gelege darüber. Kontrolle dann das Butterbrotpapier vorsichtig in richtung Randbogen wech ziehen. Das Gewebe- Gelege fällt dann kontrolliert in die nasse Form und kann nach und nach in das Harzbett eingelegt werden.
Gruß
Martin
 

CH_MEIER

User
Hallo zusammen,

ja, das Aufrollen des per Schablone zugeschnittenen Gewebes / Geleges habe ich normalerweise bei gröberen Grammaturen auch immer gemacht. So kann man das sauber an der Nasenleiste entlang trocken einlegen. Bisher habe ich das allerdings nicht auf eine Papprolle aufgerollt sondern einfach in der Hand. Beim Auf- und Abrollen besteht dabei die Gefahr, dass man das Gewebe verzieht (z.B. 93g Carbon-Gewebe) sofern es nicht schiebeverfestigt ist, man muss also vorsichtig vorgehen. Bei genähten Gelegen ist die Gefahr weniger gegeben. Bei dünnen UD-Gelegen wäre ich noch vorsichtiger. Ich vermute, dass die sich schon beim Aufrollen zerlegen, oder? In der o.a. Variante A entsteht ja eine Art schiebeverfestigtes Triax-Gelege, da müsste Aufrollen problemlos gehen.

Jedenfalls ist eine Papprolle > Formbreite bestimmt eine gute Idee.

Beim Vorab-Benetzen der Form mit Harz muss man aber wirklich genug Harz auftragen. Ich war bei den Proben mit der Schaumrolle vorgegangen und im Nachhinein finde ich das noch zu wenig. Das Gelege soll sich ja bestenfalls komplett von unten vollsaugen können. Vielleicht ist ein Pinselauftrag doch besser. Und zwar gleich soviel, wie das Variante-A-Triax-Gelege in der Theorie benötigt, also ca. 150g / m², das ist viel. Bei dem Auftrag mit dem Roller zieht sich das Harz in der Form außerdem zu winzigen Strukturen zusammen, bei einem Pinselauftrag dürfte es in der Mitte der Form einen See bilden. Also muss man wohl vorsichtig thixotropieren? Eigentlich gefällt mir dünnflüssiges Harz für Leichtbau besser, weil es wohl auch besser vom Klopapapier o.ä. weg gesaugt wird. Oder ist das bei leicht thixotropiertem Harz genauso? Thixotropiert ihr das erste Harz in der Form?

Viele Grüße
Christoph
 

Gideon

Vereinsmitglied
Hi Christoph,

hast Du schon einmal mit leichten Kohlefaservliesen (< 30 g/m²) gearbeitet? Diese halte ich für deutlich zielführender für solche Anwendungen, da die Oberfläche harzreich bleibt und dadurch auch an Robustheit gewinnt. Ich befürchte, dass sich das PES-Gitter auf Dauer an der Oberfläche zeigt.
 

CH_MEIER

User
So, ich habe jetzt die Schalen einer Fox Tragfläche nach o.a. Variante B laminiert. Ich habe 50g UD und 100g Biax großzügig zugeschnitten, auf der UD-Trägerfolie getränkt (2h Harz) und dann eine Blumenfolie aufgerollert (als Transferfolie). Dann mit der Flächen-Schablone die exakte Kontur ausgeschnitten. Das Ganze habe ich gleichzeitig für zwei Viertel der Tragfläche (i.e. RO und LU) gemacht. Die Holmgurte habe auch gleich genauso vorgetränkt. In der Zeit hatte der 2K-Acryl-Lack Ruhe zum Ausdünsten und Anhärten. Die lackierte Form habe ich mit Harz abgerollert und das vorgetränkte Gewebe entlang der Nasenleiste sauber eingelegt. Auch die Innenlage kam in einem Rutsch mit rein. Aufgrund guter Vorbereitung war das alles ohne Fluchen gut allein zu bewältigen.

Ein riesen Produktivitätssprung ggü. dem bisherigen 8x Absaugen der Schale (4 Viertel, jeweils Außen / Innenlage), jetzt nur noch 2 Laminier-Nachmittage für eine komplette Tragflächen-Schale.

Bin selbst gespannt, ob es was geworden ist. Über die Weihnachtswoche kommen die Innereien dran, Anfang 2024 gibt es dann Ergebnisse.

Fröhliche Weihnachten allerseits
Christoph
 
Hallo , ich baue gerade eine Moswey 3 von F.Albrecht . Ich habe wie im Plan beschrieben u. empfohlen die Ausrundung der Endleiste Innenflügelbeidseitig mit UD-Band überzogen . Nun zu meiner Frage: da das Ergebnis nicht wirklich ansprechend aussieht , kann man das mit irgendwas aufhellen , hatte vor die Flächen mit Antik oratex zu bespannen ? VG Uli 😎
 

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pedropit

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Hallo Uli
Ich würde im Baumarkt nach Acryl Abtönfarben schauen,
Oder bei Humbrol gibt es ach kleine Döschen mit den
entsprechenden Farbtönen.
Gruß Peter
 
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