Kleiner Baubericht Pichler PC-6 "Fredi"
Kleiner Baubericht Pichler PC-6 "Fredi"
Hier eine kleine Schilderung, wie der Bau des Pichler PC-6, mit 215 cm Spannweite, über die Bühne, bzw. das Baubrett gegangen ist.
Die Schachtel des Pilatus Porter‘s trifft bei mir kurz vor Weihnachten ein. Gut, dann kann ich zwischen Weihnachten und Neujahr das Teil bauen. Beim Auspacken des Modells, packt mich die Wut. Diese Hirnis haben die Streben nicht im Karton sicher befestigt. Wie es der Zufall will, verirrt sich eine solche zwischen die Flügel und drückt dort ein Loch in die empfindliche Folie. Handy gezückt und dokumentiert und danach sofort ein Mail an den Lieferanten geschrieben. Klar, dass ich Ersatz erhalte, aber der lässt dann auf sich warten. Es wird 2016 bis ich das Teil endlich in der Werkstatt habe.
Auspacken und alles kontrollieren. Alles i.O. Und dann geht es los. Das Hauptfahrwerk ist schnell montiert und beim Spornrad kommt das erste grosse Fluchen. Vor allem die Anlenkung mit einem Gummi-Bowdenzug schlägt dem Fass den Boden raus. Aber das habe ich dann locker hingekriegt. Eine Carbon-Schubstange ersetzt den Gummizug. Zügig geht es dann weiter mit dem Motoreinbau. Hier muss ich extra den Motorträger von Hacker bestellen, was meine Bauzeit künstlich verlängert. Die Flügel und Streben sind schnell montiert. Die Anlenkung der Höhenruder will ich mit lösbaren Kugel-Clips machen. Mache ich auch, muss dann aber feststellen, dass die dem Baukasten beigelegten Ruderhörner, welche ich schon eingeklebt habe, überhaupt nicht torsionssteif sind. DAS ist mir zu viel Spiel. Also weg mit den Kugel-Clips und normale Gabelköpfe montiert. Und dann zum Schluss, die 3 Leckerbissen schlechthin: Die Motorhaube, der Spinner und der Servoeinbau in den Flügeln.
Bei der Motorhaube fallen die Auspuffrohr-Attrappen der Turbine fast von selber ab. Egal, arbeite ich halt ohne weiter. Die kann ich auch am Schluss noch einharzen. Dann stelle ich fest, dass die Motorhaube für meinen gewählten Antrieb zu klein ist, bzw. der Motorträger zu gross. Also schneide ich einige Teile am Motorträger ab, damit die Haube darüber passt. Gut, das hätten wir. Nun zum Spinner, also nicht zu mir, den am Motor. Um die Leistung des 10S-Antriebes gut abzugeben, wähle ich einen 4-Blatt-Propeller (17x13). Das Berechnungsprogramm von e-flight hilft mir da. Ich habe den Antrieb auf Schub optimiert, damit ich mit dem Teil auch richtig schleppen kann. Zur Sicherheit frage ich bei Hacker nach, ob meine Wahl so Sinn ergibt. Hacker empfiehlt mir dann sogar den etwas schwächeren und günstigeren Motor, den ich auch bestellt habe (A60-18M und Mezon-Regler). Da ich mit den Klapppropeller sehr gute Erfahrungen gemacht habe, ist klar, dass ich auch am Porter Klapp-Blätter einsetzen werde. Aber, was für ein Spinner soll es sein? Nach langem Suchen im Internet und dem Kauf eines unbrauchbaren Spinners, habe ich dann einen Carbon-Spinner, welcher auch im Durchmesser passt, gefunden. Aber, wie immer hat alles Gute ein „aber“, der Spinner hat keine Öffnungen für den Prop, die muss man selber reinwerkeln. Egal, das kriege ich sicher auch hin. Damit die Klapp-Blätter die Auspuffrohre der Turbine nicht abschlagen beim zurück klappen, muss ich etwas in den Spinner einbauen, was das verhindert. Ich konstruiere am CAD einen Blattanschlag und bitte Kudi mir dieses Teil zu fräsen. Dann fräse ich die entsprechenden Öffnungen am Spinner aus, montiere das Ganze und freue mich, dass es gut gekommen ist.
Was normalerweise eine Freude ist, artet beim Porter zum Albtraum aus: der Einbau der Servos in den Flügeln und die Ruder-Anlenkungen von Landeklappen und Querruder. Die Servoschächte sind entweder zu breit oder dann zu lang. Ich entscheide mich dazu, die zu breiten Schächte zu verwenden. Die Standard-Servos passen auf alle Fälle rein. Gut. Um Gewicht zu sparen, sind die Ruder ausgenommen. Alle ca. 10 cm ist eine Verstärkung in Form einer Doppelrippe mit Abstand für das Ruderhorn eingebaut. Nur: das Ruderhorn, bzw. die Anlenkung kann nicht gerade ausgeführt werden, da die Servoschächte zu stark versetzt sind. Auwaia! Das zwingt mich dazu, überall Kugelköpfe einzusetzen. Da bin ich nicht ganz traurig darüber. Das macht die Anlenkungen spielfrei und leichtgängig. Aber als ich die Öffnungen für die Ruderhörner (übrigens habe ich die von Kudi aus GFK gefrästen genommen, da die im Baukasten schlicht unbrauchbar für diesen Ruderaufbau sind) fräse, zerfällt der vorgesehene Schacht in Wohlgefallen. Woran soll ich jetzt diese Ruderhörner ankleben? Schei……benkleister! Aber wir sind ja Modellbauer, und daher um keine Lösung verlegen. Mit 30-Minuten-Epoxy, welchen ich mit Baumwollflocken aufgedickt habe, betoniere ich die Ruderhörner in die Querruder und die Landeklappen. Nachdem der Kleber ausgehärtet ist, kontrolliere ich die Festigkeit. Ich zerre an der Ruderhörnern, so fest ich kann. Ich höre damit auf, bevor sich das Ruder verabschiedet.
Für den Einbau des Empfängers und des Spannungsreglers (10S auf 7V), muss ich im Rumpf noch eine Plattform aus Sperrholz einbauen. Gesagt getan. Die Klappen nehme ich auf ein intelligentes V-Kabel von Emcotec. Funzt prima. Dann noch die Antenne verlegt und alles programmieren, das war’s.
Obwohl ich weiss, dass ein Standlauf in der Werkstatt nicht unbedingt empfehlenswert ist, gerade bei 10S, kann ich es nicht lassen. Ich stelle das Modell zusammen. Alle Verbindungen richtig eingesteckt, einschalten, Motorverriegelung am Sender ausschalten und auf das erlösende Fiepen des Reglers warten. Ahh, wie befreiend diese Melodie doch klingen kann. Langsam schiebe ich den Leistungshebel nach vorne. Die 4 Blätter bewegen sich und erzeugen einen geilen Sound. Fast wie eine Turbine, aber nur fast.
Alle schreiben am Schluss: „…es hat zwar mehr gebraucht, aber der Aufwand hat sich gelohnt!“. Bei mir steht das jetzt auch da, aber ich meine es nicht ganz so. Das Modell sieht gut aus. Die Verarbeitung ist für den Preis absolut in Ordnung. Das Zubehör, na ja! Die Stahl-Drähte für die Anlenkungen mögen für 3S oder 4S reichen, bei MehrS wird es, meines Erachtens, bereits gefährlich, so Weichteile einzubauen. Aber der Aufbau des Modells ist nicht ganz durchdacht. So ist der Ausschlag vom Seitenruder konstruktionsbedingt begrenzt. Meines Erachtens ist der Ausschlag zu klein, aber das werden dann die Flüge zeigen. Wenn der Ausschlag reicht, bin ich zufrieden. Die Zugänglichkeit ist, wie bei den meisten ARF's, allgemein schlecht. Aber, da ich das von den Kohlebombern her kenne, musste ich meine Gichtfinger nicht umbauen. Und dann der Hammer: da dieses Modell für den Schleppflug prädestiniert ist, hätte ich erwartet, dass der Rumpf im Bereich des Einbaus der Schleppkupplung etwas verstärkt sei. Aber nein!! Die Schlaumeier haben genau dort grosse Ausfräsungen gemacht, damit der Rumpf genau da bricht. Ich habe dann den Rumpf an dieser Stelle verstärkt. Der Einbau der Verstärkung kommt einer Operation am offenen Herzen sehr nahe. In das gleiche Thema geht der Platzbedarf vorne im Motorraum. Ein Einbau eines 10S-Monsters ist sicherlich nicht unbedingt vorgesehen, aber schon mit 8S ist der Raum am Limit des Fassungsvermögens. Ein Antrieb mit 8S ist für den Schleppbetrieb mit diesem Modell, meines Erachtens, die untere Grenze. Kommt dazu, dass mit einem 8S-Antrieb der Schwerpunkt nur mit der korrekten Positionierung der Akkus kaum erreicht werden kann. Ich mit meinem 10S-Gedüns musste 280 Gramm Blei beim Spornrad einbauen, um den Schwerpunkt bei den angegebenen 70 mm zu erreichen.
Jetzt warte ich mal auf besseres Wetter, und dann schaunwirmal