Moin,
letztes Jahr durfte ich mal Pauls Nitro bewegen und es war um mich geschehen. Seit Mitte des Jahres besitze ich einen eigenen Nitro und bin seitdem „voll hängengeblieben“.
Geflogen bin ich sehr intensiv in der Rhön und der Eifel, viel in der Ebene aus der Winde/Schlepp und seit Neuestem probiere ich mich auch im DS aus (kann ich aber noch nicht viel zu sagen).
Wer mich schonmal mit dem Nitro live hat fliegen sehen, wird bestätigen können, dass ich ihn auch zu keiner Zeit geschont habe.
Deswegen wage ich mich mal an eine Art Erfahrungsbericht.
Gewichte:
Mein Nitro mit der Doppelcarbon-Hartschale wiegt abflugfertig ca. 2,6kg. Gefühlt dürfte er auch nicht leichter sein, er fühlt sich genau passend „satt“ in der Luft an. Ein bisschen laufen soll er ja auch noch. Pro Tragflächenseite kann ich noch 1kg zuladen, sodass ich auf eine maximale Abflugmasse von 4,6kg komme. Diese ist auch tatsächlich realistisch noch am Hang zu bewegen. Mein Schwerpunkt liegt bei 103mm, damit kann man den Nitro bei Bedarf auch schön scharf und spitz fliegen.
Formgebung der Nase:
Die hochgezogene Nase nimmt mir gerade am Hang sehr viel Stress. Hat man sich einmal verschätzt und ist gezwungen „an einem unbekannten Ort“ unter sich zu landen (würde mir ja nie passieren
), so bewirkt die Nase, dass der Flieger immer sauber über den Boden rutscht und so die Energie abbaut, ohne dass was kaputt geht oder eine unnötig hohe Belastung auf die Struktur kommt. So habe ich bei Außenlandungen nie einen irreversiblen Schaden erlitten, der mich am Weiterfliegen gehindert hätte.
Auch in weichen Böden habe ich ihn nie zum Stecken gebracht.
Steckschwert mit vollautomatischer Leitwerksanlenkung:
Vorgeschichte: Erster Tag des Urlaubs, Abends lichten sich die Reihen der Piloten, man kann also nochmal entspannt rauswerfen. Und dann passiert was passieren muss: Man ist am Kämpfen und hangelt sich mehr schlecht als recht an der Kante mit minimaler Geschwindigkeit lang, erwischt ein Luftloch und der Nitro verschwindet plötzlich unter der Kante. Kurz darauf hört man ein Ratsch, das Modell kommt vollständig (!) ein Rad schlagend nochmal über die Sichtkante und verschwindet wieder.
War das einfach nur doof: JA!
Kann da das Modell was für? NEIN!
ABER: Noch am Auto habe ich das Steckschwert demontiert und die Kohle-Außenrohre der „Bodenzüge“ geschont. Somit war das Schwert erstmal wieder voll funktionstüchtig.
Den Rumpf habe ich abends „ohne Innenleben“ entspannt reparieren können (ohne die Angst zu haben Bowdenzüge festzukleben oder ähnliches) und am nächsten Morgen musste nur noch das Steckschwert montiert werden, die Leitwerke drangesteckt (Verbindung der Anlenkung ist ja automatisch) und fertig. So war der Nitro in <12 Stunden wieder voll einsatzbereit (siehe Foto). Mit einem anderen „konventionellen“ Rumpf wäre das in der kurzen Zeit wohl nicht so einfach gewesen.
Wäre der Rumpf nicht mehr zu retten gewesen, wäre das aber vom Arbeitsaufwand her auch überschaubar gewesen: Einen neuen Rumpf organisieren, das Steckschwert montieren, fertig. Kein Anpassen von irgendwelchen Gestängen, Verbindern oder Ähnlichem. Total easy.
Aerodynamik:
Die Auslegung stammt bekannterweise von Dirk Pflug. Hierzu kann ich nur sagen: Passt! Der Nitro beschleunigt sehr zügig und hat auch schon ohne Ballastierung einen sehr konstanten Durchzug. Man kann sehr gut Energie in Fahrt speichern und diese auch lange halten.
Handling:
Als ich zum ersten Mal Pauls Nitro geflogen bin (schwache Bedingungen mit fast schon seitlichem Wind am Hang) habe ich mich trotz schwieriger Bedingungen nach ein paar Kurven direkt ans Handling gewöhnt und wohl gefühlt. Auch beim Fliegen vom eigenen Nitro gab es kein Überraschungen, der Strömungsabriss muss wirklich sehr bewusst herbeigeführt werden.
Carbon Hartschale Leitwerke:
Ja, richtig gelesen. Die Leitwerke sind (bei mir) in Hartschale. Zugegeben sie sind etwas schwerer als die Stützstoff-Variante, aber ich habe es nicht bereut. Aus den gleichen Gründen wie bei der Tragfläche:
Doppelcarbon Hartschale Tragfläche:
Auch nach einem harten Leben mit mehreren Außenlandungen (unter anderem in hartem Buschwerk mit Dornen oder auf felsigem Untergrund) sind keine Schäden an der Schale zu erkennen oder zu erfühlen (außer Lackkratzern, aber die kann ich gut ignorieren). Sowas wie Druckstellen vom Auf- und Abbau oder dem Transport kennt die Fläche und das Leitwerk nicht. Total alltagstauglich.
Hangflug "F3F-Style":
Eigentlich unspektakulär, da es entspannt funktioniert.
An einem sehr windigen Tag in der Rhön flog ich auch problemlos mit 4,6kg, wobei mir das Flugverhalten bei 4,1kg leichtfüßiger erschien. 4,6kg ging aber auch, hat halt wie blöd geschoben.
Hangflug bei Flaute/Thermikflug in der Ebene:
Hierfür habe ich mir einen 8-Grad Verbinder gebaut. Dieser ermöglicht ein engeres Kreisflugverhalten und ist für meinen Geschmack für das Thermikfliegen bei Flaute Pflicht. Der Nitro läuft bei Bedarf immer noch sehr gut zwischen den Blasen und zeigt sensibler Thermik an.
Am Hang, beim DS oder ruppigeren Bedingungen fliege ich aber immer den Standardverbinder (2,5°). Dieser macht den Nitro neutral und auch ein bisschen schärfer zu fliegen.
Gerade wenn es am Hang darum geht zügig weiträumig nach Aufwind zu suchen, kann der Nitro punkten. Mann muss sich nur trauen ihn auch laufen zu lassen, denn dann hat er auch ordentlich Gleitleistung.
Fazit:
Der Nitro dp ist aus meiner Sicht ein sehr stabiler Alltagsflieger, der sich für nichts zu schade ist und immer ein sehr wohlwollendes Handling an den Tag legt. Einfach unkompliziert.