Was objektive Berichterstattung mit "Gutachten" zu tun haben soll, ist mir unklar. Daß nahezu alle Berichte in sogenannten Fachzeitschriften, zunehmend auch in Foren, nicht viel mit Objektivität zu tun haben, sehe ich schon länger so und kann zB dem Themeneröffner hierin nur Recht geben. Mir rollt es regelmäßig die Fußnägel zusammen, wenn ich diese ewig gleichen Phrasen lese - ich tu's inzwischen auch nicht mehr, denn es ist Zeitverschwendung.
In einer Gesellschaft, der es so offenkundig an Wertvorstellungen mangelt, wie den modernen Industriegesellschaften, so auch unserer, braucht man sich darüber allerdings auch nicht wundern. Daß "die Mitte" längst im Aussterben ist, liest, hört und sieht man überall - die Schere zwischen "arm" und "reich", zwischen "minderwertig" und "hochwertig" resp. "dumping-preisig" und "hochpreisig" geht immer weiter auseinander. Damit stirbt auch das, was "objektiv" sein könnte - die Unterscheidung, die über "gehörst Du zu diesem oder jenem Lager" hinaus geht, denn darauf lassen sich Produkte und Berichte seit längerem oft reduzieren.
Ich habe lange Zeit in mehreren Foren geschrieben. Das habe ich beendet, weil mich das ewig Gleiche, Langweilige und das Maß an Unaufrichtigkeit anöden. Um als Autor bei einer Fachzeitschrift (wobei ich mich oft frage, wer da von welchem Fach ist, und welche Bedeutung das überhaupt haben soll) "anzukommen", darf man nicht zu jenen gehören, die offen aussprechen, was nicht gut ist - denn dann ist man ja kein "gut-Achter" mehr, oder? Man kann's auch einfacher formulieren - Kritik, selbst wenn sie sachlich und somit konstruktiv ist, will kaum einer hören, weil die meisten verlernt haben, damit sachgerecht umgehen zu können, sie, geistig irregeleitet, als persönlichen Angriff mißverstehen, statt als Chance zu verstehen. Ich frage mich oft, was jene, die sich über konstruktive Kritik dann aufregen, überhaupt verstehen. Meines Erachtens ziemlich wenig, offenkundig nicht einmal sich selbst. Sonst müßte ihnen auffallen, daß ihr Verständnis von Evolution von naiver "Friede, Freude, Eierkuchen" Mentalität irregeleitet ist, statt vom Drang nach Entwicklung in Richtung "besser" - wobei Letzteres zuvor zu definieren wäre. Eine solche Mentalität dient nur denen, die ihre Machtstrukturen nicht gefährdet sehen möchten, um ungehindert die geschildert Schere weiter auseinander driften zu lassen - natürlich auf "der richtigen Seite" stehend. Paranoia? Nein, traurige Realität.
Wer jetzt glaubt, daß Foren dafür eine bessere Chance böten, irrt. Auch in den meisten Foren herrscht inzwischen ein ähnliches Handeln - man (be)"gut-achtet", statt sachgerecht zu analysieren. Und wenn ich dann mitbekomme, daß Leute, die von Modellbau kaum soviel Ahnung haben, wie 'ne Kuh vom Foxtrott, sich darin seitenlang feiern lassen, als seien sie die Größten, weil sie die 1245te Nieten-Imitations-Leimraupe an ihrem neuen Fliegerle "Maßstabs-gerecht" 2 3/4mm links unter der imitierten Kante des vorvorletzten "Cowling-Blechs" der rechten Rumpfseite wie "der Meister" angebracht haben, muß ich mir den Finger nicht mehr in den Hals stecken, es kommt dann von selbst. Dann kommen mir Fragen, wie zB, ob sich überhaupt mal jemand Gedanken über den Unterschied zwischen Flugzeugbauern, von denen es nicht mehr viele gibt, und Modellflugzeugbauern, von denen es inzwischen ebenfalls nur noch wenige gibt (denn Schaumwaffel-Monteuere zähle ich nicht dazu), ausmacht? Oder, worauf es für ein gutes Flugzeug ankommt? Auf die Zahl, Platzierung und "Original-Treue" der Nietenimitationen sicher nicht.
Ich habe absolut nichts gegen Menschen, die Detail-verliebt Originale imitieren möchten - solange sie sich dazu klar bekennen und nicht reden, als ginge es um etwas anderes. Oder für etwas anderes stehen und das lieben. Absolut ok. Wichtig finde ich jedoch ein klares Bekenntnis zu dem, was man verfolgt. Hierin sehe ich besonders die Firmen als subtil agierende Haie, die sich an die Jugend heran machen, das, im Zusammenhang mit einem kooperierenden Verband, als "Jugendarbeitförderung" tarnen und in Wahrheit zum Ziel haben, sich damit absatzmäßig die Zukunft zu sichern. Und das wird auch noch geglaubt, was die und andere unkritische Stimmen dazu sagen, schreiben oder videografieren. Es gehört entweder ein gerüttet Maß an Naivität, Ignoranz oder Schlimmerem dazu, so zu handeln. Oder Dreistigkeit, die kaum noch zu überbieten ist, je nach Seite, auf der man steht.
Solange wir als Kunden, Leser und Schreiber nicht erkennen, welche Macht wir haben, wenn wir uns zu uns selbst bekennen, einzeln und gemeinschaftlich unverkennbar und deutlich gegen solche Machenschaften anzugehen, uns der Mumm fehlt, das endlich mal anzugehen, sollten wir schweigen, denn solange sind wir nicht wert, gehört, gelesen oder gesehen, ja wahrgenommen zu werden.
P.S.: mein lieber Herr Eckert... Was eine Analyse, im wissenschaftlichen, wie sprachlichen Sinne ist, lernt bereits jeder halbwegs gebildete Oberschüler, wenn er im Unterricht aufpaßt und kann es spätestens bis zum Abi auch gut, so er sich etwas Mühe gibt. Da braucht es weder einen "Aufwand, wie ihn Stiftung Warentest betreibt" (deren betriebener Aufwand im Übrigen oft genug zu wünschen übrig läßt), noch eine Dissertation, sondern einfach nur ein paar Grundkenntnisse und disziplinierte Arbeit - mehr nicht. Womit erneut belegt wäre, daß Moderatoren in Foren nicht selten zu genau den gleichen Phrasen greifen, um "Ruhe" zu stiften, wie die Oben geschilderten es sind. Na ja, sind ja schließlich auch nur Menschen, keine Götter.