Der Versuch eines Zweiachs-Thermikschleichers - auch elektrifiziert -
Peter Rausch
Peter Rausch
Ich möchte hier mein aktuelles Projekt eines "Sundowner" vorstellen. Angeregt durch die guten Flugeigenschaften des RESopenS habe ich darüber nachgedacht, dass eine größere Spannweite auch eine bessere Sichtbarkeit in der Höhe mit sich bringt. Man wird nicht jünger, das gilt auch für die Augen. Aber um Thermik zu finden, muss man manchmal eben etwas weiträumiger fliegen.
Also habe ich zunächst etwa 3 m Spannweite angepeilt. Als Profil ist ein antik anmutendes Aquila smoothed geplant. Schließlich ist langsames Schleichen in schwacher Thermik das Ziel und das Profil sollte das gut können. Die folgende Grafik greift vor. Sie zeigt bereits die V5 mit Querrudern und der Möglichkeit, einen E-Rumpf zu verwenden.
Aquila smoothed, das ist einfach zu bauen, hat gute Kritiken und soll angeblich für Sundowner gut geeignet sein. Auch ein Clark Y wäre denkbar. Aber das haben halt schon so viele benutzt. Ziel ist ein gut Thermik annehmendes Flugmodell, das um die 1,5 kg wiegt und mit einem RES-Gummi gerade noch startbar sein soll. Beim RESopenS hat sich das V-Leitwerk gut bewährt. Deshalb habe ich es übernommen und zunächst auch keine Querruder geplant. Fürs Bremsen verlasse mich auf zwei Störklappen, wenn es mal zu doll nach oben geht. Ich zeige erst mal ein paar Bilder vom Bau.
Anfang und Ende... und schon mal etwas mehr Form. Die endgültige Verrundung der Kanten mache ich erst zum Schluss kurz vor dem Folieren. Beim Hantieren kommen doch immer wieder Dellen rein. Das sind jetzt 134 g Holz. Innen 3 mm Pappel und 3 mm Balsa außen.
Ach du Schreck...am Monitor kann man die Dimensionen wirklich nur schlecht abschätzen. Aber wenn der Flächenplan auf dem Bett liegt...mein Gott, das wird aber mächtig!
Die Bohrlehre für das V-Leitwerk sorgt für exakte Bohrungen im runden Leitwerksträger.
Die aus Flugzeugsperrholz gefräste Nase an der Batterieklappe und die Rippen R1 sind probeweise am Rumpf angepasst.
Notwendige Kleinteile wurden gefräst. Die Punkte auf den Steckungsverstärkungen kennzeichnen jeweils das Ende, das zum Rumpf zeigt.
Die V-Leitwerkaufnahme wurde mit der Bohrschablone vorbereitet und fertig gebaut.
Das V-Leitwerk ist geklebt und verschliffen.
Die Kontrolle auf der Waage mit vier Eneloops und Servos aber ohne Anlenkungsbowdenzüge.
Bis auf die Nasenleiste sind von der Fläche bereits vier Teile fertig.
Stellprobe mit den beiden Mittelflächen. Sieht alles sehr gut aus bislang.
Die Mittelflächen wiegen knapp unter 100 g. Die obere Beplankung wird erst endgültig geschlossen, wenn die Kabel und die Flächensicherungslasche eingebaut sind.
Nun gibt es etwas an die Nase. Aus einem 8er Balsabrett habe ich 12 mm Leisten geschnitten und aufgeklebt. Es folgt die Fleißarbeit, daraus die Nasenleiste zu formen. Vor dem Verschleifen habe ich seitlich die Form der Nasenleiste angezeichnet.
Dazu gibt es diese kleinen Helferlein. Je eine Schablone fürs Ende und die Mitte eines jeden Flächenstückes sollten für meine Genauigkeitsansprüche ausreichen.
Sobald der Leim trocken ist, geht es vorsichtig mit dem Balsahobel und einer langen Schleiflatte ans Werk. Immer wieder muss mit den Lehren nachgeprüft werden, bis es passt.
Nächstes Foto: Diese nachträgliche Stümperei kann man sich sparen, wenn man die Beplankung oben am Rand gleich 20 mm überstehen lässt und sie dann zusammen mit den überstehenden Holmen im richtigen Winkel schleift. Dann stimmt der Bogen des Profils genau und diese Flickschusterei entfällt.
Wieder was gelernt...
Aber ich hoffe, so geht's auch...
Das Verschleifen der Nasenleisten ist geschafft. Es hat ganz gut funktioniert. Insbesondere Dank dem zwischenzeitlich eingetroffenen 280 mm langen Permagrit Schleifklotz, den ich mir endlich mal gegönnt habe. Eine gerade Holzlatte mit aufgeklebtem Schleifpapier reichte bislang auch immer, aber der Schleifklotz mit diesem Dauerschleifmaterial ist viel standfester.
Auf dem Küchentisch habe ich mit einfachsten Mitteln die Flächenstücke mit Hilfe der gefrästen Verbinder zusammengeharzt.
Die beiden Flächenhälften sind nun fast rohbaufertig. Eine wiegt 303 g die andere 293 g. Ein TOW von 1300 g rückt in greifbare Nähe!
Anm. d. Red.: TOW = Take Off Weight - Gewicht beim Loslösen der Bremsen zum Startlauf von Flugzeugen. So lautet die offizielle Definition von TOW.
Es folgen die Klappenanlenkungen. Die Ruderhörner verlängere ich mit 0,8er Edelstahlschweißdraht. Sie werden mit Zwirn umwickelt und mit Sekundenkleber gehärtet. Die Verlängerungen gleiten direkt unter dem Holz der Klappen und greifen in einen kleinen dort angeklebten Drahtbügel. So wird die Klappe trotz des Sogs der Luftströmung geschlossen gehalten.
Hier sieht man die eingebauten Flächensicherungslaschen und den kleinen Stecker zum Rumpf für die Klappenanlenkung.
Die Bowdenzüge kommen oben kurz vor dem Leitwerk aus dem Leitwerksträger. Um diese Schwachstelle zu verstärken, habe ich eine etwas längere, c-förmige Hülse aus dem gleichen CfK-Rohr übergeschoben und mit Sekundenkleber fixiert. Die Bowdenzüge ruhen auf einem Dreieck aus Balsa und werden durch eine Wicklungen fixiert. An dieser Stelle sollte kein Sekundenkleber verwendet werden, sondern Harz! Sekundenkleber macht die Bowdenzugröhren (Innenzüge handelsüblicher Bowdenzüge) spröde. Darin gleitet der 0,8 mm Schweißdraht.
Nach dem Folieren in gelb-rot, wie das vorherige Bild andeutet, erfolgte die Flugerprobung. Dabei zeigte sich, dass mein CfK-Leitwerksträger mit 12 mm Außen- und 11 mm Innendurchmesser zu dünn bemessen ist. Beim Hochstart mit wenig Wind klappte es ganz gut. Am nächsten Tag mit mehr Wind ging nichts mehr. Beim Start bog sich das Rohr durch und das Modell ging jedes mal mit einem Looping aus dem Seil, bevor ich mit Tiefe gegensteuern konnte. Am Vortag war das nicht passiert und so konnte ich zwar grundlegende Flugerprobungen machen, aber noch keine Feineinstellung machen. Meine ursprüngliche Anlenkung mit 90° gekröpftem Stahldraht war nicht steif genug. Deshalb habe ich auf Gabelköpfe umgebaut. Was bei RES noch gut funktioniert, muss hier schon deutlich stabiler ausgelegt werden.
Anfängerfehler oder Auslegungsfehler? Deshalb habe ich vorsorglich den E-Rumpf mit einem 14 x 1mm Leitwerksträger gebaut. Bekannte aus den Niederlanden haben sogar ein 16er Rohr verwendet und das V-Leitwerk am E-Rumpf damit verbunden. Dieses Modell fliegt gut.
Weiter mit meinem E-Rumpf. Ich plane einen 35er Direktantrieb mit einem 11 x 6 Klapppropeller. Diese Kombination fristete bislang in meinem Keller ihr Dasein und brauchte dringend wieder Arbeit. Zusammen mit einem 40 A-Regler und meinen alten 3S 2200er Lipos sollen sie den E-Thermale befeuern.
Der 1,5° Motorsturz wurde kurzerhand durch Absenken der Rumpfkeule vor dem Flügel realisiert. Der Grund war, dass ich im Rumpf keinen zusätzlichen Platz für einen schräg stehenden Motor schaffen wollte. Auf Seitenzug habe ich verzichtet. Ein 11er Propeller schafft es sicher nicht, ein beängstigendes Drehmoment auf das Modell zu übertragen. Beide Annahmen sollten sich später als richtig erweisen.
Die Lufthutze ermöglicht es, die Motorkabel ohne Problem am drehenden Gehäuse vorbei nach hinten zum Regler zu verlegen. Kleine Drahtstücke bilden zusätzlich eine Brücke für die Kabel.
Achtung!: Anders als im Seglerrumpf liegen die Flächenlaschen nicht übereinander sondern bekommen jede eine eigene Klemmschraube. Deshalb darf die 1,5mm Unterlage an Backbord nicht vergessenwerden! Ich war zu bequem, die Mittelrippen anzupassen und habe daher den Versatz der Laschen drin gelassen.
Da der E-Thermale in den Niederlanden mit V-Leitwerk fliegt, wollte ich unbedingt ein Kreuzleitwerk ausprobieren.
Natürlich auch, um die Bespannung mit Lamelierfolie zur testen...
Die Folie lässt sich sehr gut verkleben (bügeln), solange die Teile nicht allzu doll in drei Richtungen gekrümmt sind. Der werksseitig aufgebrachte Heißsiegelkleber hält auf Balsa sehr gut. Die Folie strafft sich auch gut, wenn man sie schon von vorneherein möglichst glatt auflegt. Eine Färbung kann sicherlich von der Rückseite erfolgen, nachdem man nur einseitig geklebt hat. Das teste ich beim nächsten Modell.
Es bleibt festzuhalten, dass ein Kreuzleitwerk mit dem Seitenleitwerksservo hinten ein erhebliches Mehrgewicht ergibt. Dies hat zur Folge, dass das Gewicht des Antriebs vorne total ausgeglichen wird. Das übernächste Bild zeigt die Akkuposition, die es erlaubt, den errechneten Schwerpunkt von 96 mm nach Flügelvorderkante ohne Trimmballast zu erreichen.
Der Antrieb ermöglicht einen konstanten Steigwinkel von circa 30°- 40° Winkel. Ich fliege zur Zeit mit einer Ladung sechs Steigflüge auf 30 m bis 180 m Höhe. Dabei bleibt der Regler normal warm. Ich bin vollkommen zufrieden mit der Leistung der alten Komponenten, die nun wieder fliegen...
Der Bauthread zum Thermale findet sich hier: Projektvorstellung - Thermale 3m Aquila | RC-Network.de
Ein nicht kommerzieller Nachbau für Privat ist durchaus erwünscht. Deshalb liegen die Daten und auch die DXF-Files wieder zum Download in meiner Signatur bereit.
Viel Spaß bei unserem Hobby!
THERMALE 3m Aquila-Elektro (P. Rausch) - Technische Daten | Einheit | |
---|---|---|
Spannweite----- | mm | 3150 |
Tragflächeninhalt | dm² | 74 |
Leitwerksflächeninhalt | dm² | 14 |
Gewicht | g | 1350 |
Flächenbelastung | g/dm² | 18,2 |
Schwerpunktposition (hinter Nasenleiste) | mm | 98 |
Einstellwinkeldifferenz | ° | 1 |