SUDAN von Jupp Wimmer

Richtig, die Idee mit der Schleifschablone ist im Prinzip gut. Leider funktioniert sie nur im rechteckigen Teil des Flügels, nicht im Trapez. Deshalb verfliegt die Euphorie immer recht schnell, wenn man nicht gerade Rechteckflächen baut.

Dafür kann man mit der Fräse schöne Rohlinge für die Randbögen produzieren. Merke: Lieber 20 Minuten Dateihandling und Maschine einrichten, als stümperhaft 5 Minuten mit der Dekupiersäge fummeln. Jo Schuster hat es mir prophezeit: Wer eine Fräse hat, macht nichts mehr von Hand. Ich hab' ihn beobachtet, wie er ein einzelnes Rechteck aus Sperrholz gefräst hat. Klar, man hätte das Ding auch in einem Bruchteil der Zeit eben schnell auf der Kreissäge hätte schneiden können, ohne rauf ins Büro zu hechten, um eine Fräsdatei zu produzieren, ohne das Fixieren einer Holplatte auf dem Frästisch, ohne Tiefenmessung, ohne Verputzen der Haltestege. Aber das ist vermutlich nur was für dilettantische Hobbybastler.

Jupp empfiehlt, die Randbögen aus Balsa 25x30mm zu schnitzen. Von der kommenden Balsakrise wusste er ja noch nichts. Immerhin eine gute Gelegenheit, die uralten, total krummen 30er Balsabretter mal anzuschneiden. Für einen Randbogen tun die's. Bei der Form will ich nicht ganz die üppigen Rundungen des Profils übernehmen, sondern außen etwas gerader bleiben, vorne nur leicht abrunden und so die Vorpfeilung des Flügels etwas betonen. Der SUDAN ist ja eher ein eckiger Geselle.

SUDAN Randbogen.jpg
 
Liebe S.W.,
das ist ein großartiges Dokument! Vor allem, weil der VTH auf dem gedruckten Bauplan ja den handgezeichneten SUDAN-Schriftzug entfernt und durch einen schnöden Schriftsatz ersetzt hat. Damit ist jetzt klar, wie der Schriftzug auf meinem Nachbau aussehen wird.

Prima, dass dieses kleine Stück in der so unverwechselbar schwarz ausgelegten Handschrift erhalten ist. Passend zu seinen wunderschönen Skizzen.

SUDAN FENEK.jpg
SUDAN Schriftzug.jpg
 

Tucanova

User
Wowww 3,3 Meter!
Sudan-Fenek. Was für ein schöner Flieger!
Die V-Form mit lamellierten Kieferleisten elliptisch nach oben gebogen ist genial! Ich habe das schon mal probiert an einem Brett. Es ging butterweich in die Kurven rein und raus. Eigentlich kein Wunder. Hartmut Siegmann sagt, dass im Bereich an einem V-Knick gerne mal die Strömung ablöst. Und die Bionic sagt das sowieso... 😉 Kein Geier in freier Wildbahn fliegt mit Mehrfach V-Form. 😁
Karl-Heinz.
 
Jupp sagte mir mal, dass Konstruktionen mit vielen Rundungen außerdem weniger Risiko eines Bruches haben.
Er führte das auf die Spannungsspitzen im Falle eines Crashs zurück; diese Spannungsspitzen "verliefen" sich, statt zu "spitz" zuzuschlagen.

Gruß
Klaus.
 
Sinnliche Rundungen sind immer schön anzusehen. Es gibt aber eine Grenze für die Flugstabilität: In langen Versuchsreihen mit Papierfliegern - im ehrwürdigen Carl-von-Linde-Hörsaal an der TUM (der "1200") - hatte ich in jungen Jahren herausgefunden, dass Nurflügel mit kontinuierlich gebogener "V-Form" sich gerne aufschwingen und um einen Punkt irgendwo im gedachten Kreismittelpunkt des gebogenen Flügels parallel zur Längsachse pendeln, bisweilen bis zum Überschlag mit anschließendem Spiralsturz auf die ersten Bänke. Wenn man diese gebogene V-Form durch einen scharfen Knick je Flächenhälfte stört, wird bei gleicher gesamt-V-Form die Schwingung gut gedämpft und die Fluggeräte erreichen sicher die Wand hinter dem Rednerpult. Gleiche Wirkung hat ein ausreichend langes gerades Teilstück in der Tragfläche, das ebenfalls die Kreisschwingung genügend stört. Leider hat insbesondere und ausgerechnet der Technische-Dynamik-Prof die Flugversuche empfindlich behindert, in dem er mehrfach die Vorlesung abgebrochen und wütend den Saal verlassen hat. Dabei wäre er eigentlich der richtige Ansprechpartner für Schwingungsprobleme gewesen.

Also, soll niemand sagen, man hätte im Studium nichts praktisches gelernt.

Ein erster Tag der Wahrheit zeigt beim SUDAN folgendes: Der Schwerpunkt mit montiertem Motor wird eher kopflastig, was je bei der Nasenlänge des reinen Seglers eigentlich nicht verwundert. Zweite Erkenntnis: Jupps Flugsaurier passt aufgebaut im Haus nirgendwohin, auch nicht senkrecht aufgestellt. Auch das war bei 2,50m Raumhöhe durchaus zu erwarten, wurde aber irgendwie unterschätzt. Deshalb das Foto im dunklen Garten.

Also wird man bei den weiteren Einbauten eher alles nach hinten packen müssen. Und damit steht fest: Es wird einen hinteren Deckel geben, der Zugang zu den Steckverbindungen der Servokabel und zu den Tragflächenschrauben bietet. Wahrscheinlich muss auch das Seitenruderservo genau da hinten rein. Das bislang einzige SUDAN-Exemplar bei YouTube (vom fleißigen Erwin "Beizeiten") hat übrigens auch so eine Klappe.

SUDAN ROHBAU 1.jpg
 
Danke für euren Optimismus. Der löst sich in Luft auf, wenn ich euch verrate, dass ich natürlich die Folie schon mittels Dummygewicht mit abgeschätzt hatte. Also kommt das Servo ins Heck und der Empfänger auch. Unter die künftige Klappe, die in etwa die Maße wie auf dem Foto haben wird; hinten etwas kürzer. Der Empfänger ist da hinten gut aufgehoben, kurze Wege ohne Verlängerungskabel zu allen Servos, viel Platz für Antennen. Zum Regler wird man vielleicht ein Verlängerungskabel brauchen. Regler und Akku sitzen dann unter dem vorderen Deckel, aber vermutlich mit maximaler Rücklage.

Standardservos passen jetzt nicht mehr, aber das muss ja auch nicht sein. Warum das Servobrett asymmetrisch ist? Weil Servos mit mittigem Kabelauslass UND mittigem Befestigungsloch einfach nicht ordentlich von oben in einen Servoausschnitt eingebaut werden können. Also ist daneben ein größerer Ausschnitt, in den man das Servo einsetzt und dann seitlich an seine Position verschiebt. Schon erstaunlich, dass bei ganz vielen größeren Servos das Kabel immer noch an dieser unsäglichen Stelle montiert ist. In 50 Jahren nichts gelernt. Viele Micro- und Nanoservos können das schon lange besser.

SUDAN Servo SR.jpg
 
Zuletzt bearbeitet:
Frisches 80er Schleifpapier aufgespannt und dann mal Kanten runden. Im Bereich über der Tragfläche zurückhaltend, da kommt 5mm unter der Oberseite schon das Tragflächenprofil, alles andere eher großzügig verrundet. Der hintere Deckel ist auch definiert. Noch einen Hauch Spachtel auf die ein- oder andere Kerbe (man sollte stets die Fingernägel ablegen, bevor man zum Schleifpapier greift), dann darf über die Bespannung nachgedacht werden.

Die Optionen wären: Seide, Papier, Gewebefolie oder ordinäre Bügelfolie. Jupp selber hat wohl nur die offenen Rippenfelder bespannt, den Rest gebeizt und dann vielleicht klarlackiert. So ein bisschen will ich der der Nähe seiner typischen Optik bleiben. Aber dennoch mit Bügelfolie arbeiten. Man wird sehen...

SUDAN Rumpf offen.jpg
SUDAN Rumpf zu.jpg
 

Sichel

User
auf solche typischen "Fingernagelschäden" o.a. beim finishen gebe ich einen Tropfen Wasser,
dann mit dem heissen Folieneisen drüber und das Balsa quillt sofort mit einem Zischen an der Stelle wieder in die alte Form auf!
 
Jupp hatte eine Art Vlies verwendet, das mit Verstärkungsfäden durchsetzt war.
Ich hatte mir mal eine Muster-Mappe von Freudenberg schicken lassen, und war darin auch fündig geworden. Leider habe ich die vielen Muster nicht verwenden können (alles in Größe A4), und habe sie nach 20 Jahren entsorgt.
Leider habe ich mir den Typ nicht gemerkt.

Die Verstärkungsfäden waren gut sichtbar, sie waren nur in eine Richtung gelegt; so im Abstand von ca. 10-12 mm. Jupp hatte das Vlies so aufgebracht, dass die Verstärkungsfäden in Spannweitenrichtung, also quer zur Flugrichtung verliefen.

Und ja, es wurden nur die offenen Rippenfelder bespannt.

Dann hatte er Spannlack und Klarlack draufgepinselt.

Gruß
Klaus.
 

Sichel

User
Ich habe meinen STORCH-V nach Plan Wimmer, auf 2,8m verkleinert, mit Vlies von Aeroplan bespannt
und ich würde es wieder tun!
Gruss,
Helmut
 

Dix

User
Meinste, dass die ReZahl bei dem afrikanischen Drachen kompatibel ist mit einer glatten Bügelfolie?
 
Meine Meinung:
auch Bügelfolie würde bei der Flächentiefe ihren Dienst tun. Die Re-Zahl wäre nicht das Problem.
Folie wäre aber ein echter Stilbruch.

Gruß
Klaus.
 

UPR

User
Hallo Jonas, servus Klaus. Jupp hat seine Modelle mit Transformatorfolie bespannt, so hat er es mir erzählt. Die Struktur war auch nach mehreren Spannlackanstrichen noch "rau" und nicht glatt. Ich hab seine Bauplanmodelle aus der FMT entweder mit Seide oder Oracover antik bespannt und die flogen prima. Gutes Gelingen. Uli
 
Klaus, danke für die Einblicke in Dein Detailwissen. Ich teile auch Deine Meinung, dass dem guten Osborn Reynolds angesichts von 37cm Profiltiefe wohl nicht bange wäre - da stimmt die Re-Zahl ja fast schon beim Standmodell. Zur Not helfen Turbulatoren.
Jetzt haben wir also noch einen weiteren Vorschlag: Polyestervlies. Sollte tatsächlich auch Transformatorfolie zum Einsatz gekommen sein, dann wäre das vermutlich auch eine Polyester-Folie gewesen).

Ich hätte sehr gerne Micafilm verwendet (auch ein Polyestervlies, aber mit dichter Fertigbeschichtung, da muss man nichts mehr lackieren oder finishen), aber meine letzten Vorräte an weiß-transparent reichen leider nicht mehr für das Flugmonster. In Kalifornien soll noch jemand zehn Rollen haben. Für Übersee fehlt mir aber jetzt die Geduld. Ich weiß nur, dass ich mit Beize an meinem Exemplar nichts ausrichten kann; zu viele CA-Kleberflecken, die sich nicht beizen lassen. Derweil habe ich auch die Tragflächen gespachtelt und feingeschliffen. Macht Arbeit, gibt für Fotos aber natürlich nichts her.

Also zeige ich die fertig eingebauten Scharniere des Seitenruders. Wenn ich schon Scharniere schlitzen muss (mein Standard ist ja Folienscharnier),
dann verwende ich die großen Scharniere von MULTIPLEX. Ein fast letztes lebendes Fossil aus der Zeit als Vollsortimenter.
Wer sie nicht auf der Uhr hat: Die Dinger sind eine Mischung aus Stiftscharnier und Standard-Scharnier. Zwischen zwei Stiften (2mm) ist eine sehr dünne Fläche gespritzt, die Achse eine gequetschte Drahtachse.

Die sehr angenehme Montage geht so: Man sticht die angespritzten Scharnierspitzen als Bohrschablone ins Holz, bohrt die Markierungen mit 2mm auf, schneidet zwischen den Bohrungen einfach mit dem Messer einen Schnitt (ohne Material zu entfernen) und schon kann man das Scharnier einschieben. Gesichert werden kann mit Zahnstochern (was bei reinen Stiftscharnieren ja nicht geht). Nur noch mit dem Messer V-Förmig etwas Platz für die verdickte Scharnierachse schaffen, dann sitzt das Ruder ohne Spalt.

SUDAN Scharnier MPX.jpg
SUDAN Scharnier SR.jpg
 
Ihr werdet mich steinigen wollen, aber mein SUDAN bekommt gerade sein Folienkleid. Ohne Spannlack-Geruch und Trockenzeiten. Klar - auch in meinem Kopf war immer das Bild des braun gebeizten Vogels vom FMT-Titelblatt. Nur rauche ich (schon ziemlich lange) keine Pfeife (mehr), daher muss der Farbton nicht wie beim Jupp zum Pfeifensaft passen.

Meine erste Idee, milchig-transparente Rippenfelder mit Elfenbein eingefasst und obligatorisch Braun umrandet (Jupp hatte da wohl braunes Klebeband, um die Kanten seiner Vliesbespannung zu sichern und/oder zu verstecken). Elfenbein habe ich nur als ORACAL 751 auf Lager. Vorversuche haben zweierlei ergeben: Diese gegossene Folie ist extrem weich, also bietet sie auf meiner weichen Beplankung keinerlei Mehr-Druckfestigkeit. Zudem ist die Haftung auf nacktem Balsa nur mäßig, da müsste man mit Balsarite vorbehandeln und zwischenschleifen. Schade, die Farben hätten mir gefallen.

Zweiter Ansatz: ORACAL 8300 transparent. Hier gibt es tolle Farben, von tief-Orange über alle Braun- und Grautöne. Diese Folie ist ähnlich starr wie meine Bügelfolie und erzeugt einen überzeugenden Lasur-Effekt. Leider wieder mal zu wenig der einzelnen Farben auf Lager, weil ich diese Folien nur in geradezu homöopathischen Dosen in Architekturmodellen verwende, zudem ebenfalls schlechte Haftung auf Balsa. Aber es würde hinreichend Druckfestigkeit bringen - das versuche ich irgendwann doch noch.

Dritter Ansatz: Rot-transparente Bügelfolie, die hält wenigstens sicher. Außerdem erzeugt das Bügeln ungleichmäßige Farbschattierungen auf beplankten Flächen, was sehr schön an Jupps Lasurtechnik erinnert (die jeden anspruchsvollen Lackierer wohl entsetzt hätte). Da war doch noch eine Rolle von ARKAI im Lager, vor nur ganz wenigen Jahren für 4,90 Euronen pro Meter (VK!) gekauft. Heute schon das doppelte Wert - der Goldpreis kann da nicht unbedingt mithalten. Die wird jetzt verbügelt, zusammen mit meiner farblosen Folie, die in Natura noch deutlich milchig-matter wirkt, als auf dem Foto. Wie ich die absolut unverzichtbaren Umrandungen mache, sehe ich später.

Auch auf später vertagt ist die bange Frage, ob man einen SUDAN, der oben und unten die gleiche Farbe hat, im Kreisflug ausreichend erkennen kann. Normalerweise lautet ja eine in Stein gemeißelte Regel für Bretter: Ober- und Unterseite möglichst kontrastreich bespannen. Aber ich konnte mir diesmal das "bunte Huhn" verkneifen...

So, mein geliebtes Weib hat jetzt erst mal Geburtstag, daher sind wir ein paar Tage weg. Auch gut.

SUDAN Folie 1.jpg
 
Beim Aufräumen des Werktisches stellt sich die Frage, was das eigentlich für ein Teil aus 10-mm-Balsa sein soll... Reststück? Beim Ansehen von Erwin B's Flugvideo dämmert die Erkenntnis, dass der SUDAN ja einen schön geschwungenen Übergang von Rumpf zu Seitenleitwerk haben sollte, den hatte ich wohl schon gefräst und dann vergessen.

Jetzt ist genau da, wo der Balsaschwung hin soll, der Kabinenhaubenriegel für den hinteren Deckel. Da muss ich also nochmal neu denken.
Moral: Wenn man schon Geld für einen Bauplan ausgibt, sollte man auch ab und an einen Blick darauf werfen.

SUDAN Finne.jpg
 

Dix

User
Mach doch stattdessen nen kleinen Magneten dorthin.

Mit dem Leitwerksübergang aufgeklebt auf den Deckel haste nen super Handgriff!

Und ggf an den Deckel neben jeder Rumpfseitenwand noch n Klötzchen oder leistchen und fertig ist die Zentrierung.
 
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