SINDBAD - der Seefahrer?

Ein märchenhaftes Modell?

von Knut Zink.
Eigentlich möchte ich hier einen "Luftfahrer" beschreiben, ein Flugzeug eben und kein Schiff.
"Sindbad der Seefahrer" ist eine Erzählung aus der morgenländischen Märchensammlung "Tausendundeine Nacht", die Scheherazade ihrem König erzählt, damit sie am Morgen nicht umgebracht wird.


Warum man ein Freiflugmodell so nennt, weiß ich nicht. Da aber auch etwas später der LEPRECHAUN auftauchte, benannt nach dem irischen Kobold, könnte es sein, dass damals noch solche Märchenfiguren Mode waren. Es gibt Baupläne von den Firmen Berkeley Models und SIG aus dem Jahre 1943, beide USA.

Wenn man sich Videos von John Woodfield ansieht, stößt man früher oder später auch auf den SINDBAD. Man sollte sich diese Filme nicht anschauen!

Nach kurzer Suche im Netz bin ich auf den Shortkit "Super SINDBAD XL" der Firma caramba-models/Belgien gestoßen. Daraus entsteht ein zweiachsgesteuerter Segler mit gefälligem Aussehen, kofferraumfreundlichen Maßen und 2,35 m Spannweite.
Ich habe bewusst keine Querruder, Störklappen oder gar einen BL-Motor eingebaut. Diese Modifikationen wurden schon zur Genüge anderweitig gemacht.


Baubeschreibung

SLW (Seitenleitwerk)

Das SLW ist flach, nicht profiliert. Der Rahmen wird mit Laserteilen aus 5 mm Balsa aufgebaut. Die „Rippen“ sind gerade Stücke, ebenfalls aus 5 mm Balsa.

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HLW (Höhenleitwerk)

Das HLW besteht aus Laserteilen als Umriss und Rippen. Die Rippen haben eine gerade Unterseite, das erleichtert den Bau. Als Nasenleiste kommt eine 8x8 mm Balsaleiste „über Eck“ an die Rippen. Die HR-Verkastung wird aus zwei 5 mm Balsaleisten gemacht.

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HLW und SLW werden zusammengeklebt und fest mit dem Rumpf verbunden.

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Rumpf

Für den Rumpf sind fünf Spanten (mit "T"gekennzeichnet) vorgesehen, vier vorne und einer ganz hinten. Oben drauf kommen noch halbe Spanten, mit „B“ gekennzeichnet. Ein weiterer Spant könnte nicht schaden. Dann müsste man nicht zusätzliche 8x8 mm Leisten zwischen den vorderen und hinteren Spanten einsetzen.

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Es wird zuerst die Unterseite des Rumpfs gebaut.

Hier gibt es die ersten Ungereimtheiten. Wenn man den Kiel aus den diversen Teilen auf dem Plan herstellt, sollte man unbedingt die Lage der Spanten mit Strichen markieren. Es gibt nämlich keinerlei Einschnitte dafür. Wenn man die Spanten rechtwinkelig aufstellt, geht es auch ohne Markierungen.

Wird dann in die vorderen vier Spanten der Kiel eingesteckt merkt man, dass Spant 1 zu kurz ist, Spant 3 dagegen einen viel zu langen Einschnitt hat. Ich denke mal das liegt daran, dass es zwei verschiedene Größen des SINDBAD gibt und beim Vergrößern des Planes Fehler entstanden sind.
Alle vier Spanten müssen, werden sie verkehrt herum auf das Baubrettt gestellt, oben in einer Linie liegen.
Spant 1 sitzt dann tiefer und der Schlitz hat Luft.

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Als Flächenauflage gibt es zwei große Balsateile oben drauf, die schon im richtigen V-Form-Winkel liegen. zwei Buchenrunddübel für die Gummiringe kommen am Schluss an die jeweiligen Spanten dran.

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Damit ich an die „Innereien“ komme, baue ich eine Haube aus zwei Spanten, Balsaleisten und 2 mm Balsabeplankung.

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Flügel

Der Flügel wird (natürlich) in klassischer Bauweise erstellt. Von hinten nach vorne: Die Endleiste ist eine 8x33 mm Balsaleiste. Ich habe sie aber 36 mm breit gemacht, damit ich für die Rippenenden 3 mm Einschnitte anbringen konnte.
Dann folgt ein 8x15 mm Balsaholm, hochkant von unten in die Rippen geklebt.
Der Hauptholm besteht aus zwei Kiefernleisten, 5x10 mm, ohne Verkastung. Die ist auch nicht nötig, der Flügel ist jetzt schon sehr verwindungssteif.
Als Nasenleiste klebe ich zunächst eine Hilfsnasenleiste, 8x12 mm Balsa, stumpf auf die Rippen. Dann folgt die Nasenbeplankung bis zum Hauptholm aus 2 mm Balsa, oben und unten. Zum Schluss kommt eine Baslaleiste, 8x14 mm, als eigentliche Nasenleiste drauf.
Der Randbogen besteht aus drei Laserteilen. Laut Plan sind die aus 4 mm Balsa. Warum dann ein Teil aus 5 mm Balsa gemacht ist, erschließt sich mir nicht.

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Die Rippe 5 steht 5 mm in den Randbogen hinein.​

Dafür muss man in den Randbogen einen Schlitz sägen. Das hätte man auch gleich bei der Herstellung machen können.

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Beplankung wie üblich.

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Rippe 1 steht um 10° schräg und damit wird die V-Form 20° betragen.​

Servos

Da man nur zwei Servos braucht und ich noch CORONA-Flächenservos MG (kein Witz) auf Vorrat hatte, habe ich diese verwendet. Dafür habe ich die Servos quasi stehend an eine Kiefernleiste (mit Einschnitten) geschraubt und das Ganze dann auf ein Sperrholzbrettchen geschraubt. Das Brett wurde dann in den Rumpf geklebt. So kann ich die Servos jederzeit ausbauen, da sie ja geschraubt sind.

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Die Anlenkung von SR und HR erfolgt mit Bowdenzügen. Die werden hinten im Rumpf durch ein Sperrholzbrett geführt, das gleichzeitig das Rumpfende stabilisiert.

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Finish

Am Schluss stellt sich die immer gleiche Frage nach dem passenden Finish. Diesmal sollte es elegant werdn. Dafür habe ich ORACOVER der Firma Lanitz-Prena gewählt. Das meiste wird gelb-transparent bespannt. Die beplankte Flügelnase und die Ruder werden mit silberner Folie bebügelt. Somit kommt die filigrane Struktur gut zur Geltung, mal was anderes.


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Rohbau zum Größenvergleich.


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Ein kleiner Nachteil sind die eingebrannten Teilenummern , weil sie durch die Transparentfolie zu sehen sind. Man kann nicht alles haben und in 5 m Entfernung...

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Erstflug

Erwartungsgemäß gab es keinerlei Überraschungen. Der Schwerpunkt wurde nach Plan beim Hilfsholm eingestellt. Dazu kam ein vierzelliger Eneloop-Akku und 50 g Blei in die vordere Rumpfkammer.
Wirft man das Modell vorsichtig bei leichtem Wind vom Hang, dann gleitet es davon. Die Ruderausschläge reichen dreimal und ich fliege zwei entspannte Runden in 10 m Höhe. Alles ist wie erwartet, die pure Entschleunigung.
Irgendwann muss ich nochmal an die englische Steilküste...

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Mein Résumé

Die Baupläne sind laut Text 2001 neu nach den alten Plänen gezeichnet worden. Gleichzeitig ist das Modell auch auf 1,55 m und 2,35 m Spannweite vergrößert worden. Es scheint mir aber alles mit heißer Nadel gestrickt. Hätte der Planzeichner das Modell auch mal selbst gebaut, dann hätte er sicherlich einige Ungereimtheiten entdeckt. Nur wenn man so ein Modell selber baut, erkennt man unklare Stellen im Plan.
Aber ok, wer so ein Modell baut, ist meistens ein erfahrener Modellbauer und hat dann auch Problemlösungen parat. Wenn ich ein Modell komplett nach Plan baue, ist das Alltag. Wenn ich aber Laserteile verwende, sollten die schon stimmen.


SINDBAD - Technische Daten
Einheit
Spannweite
mm
2360
Länge
mm
1310
Flügelfläche
dm²
62,7
Gewicht
g
~ 1040
Flächenbelastung
g/dm²
~ 18,6
Schwerpunktposition (hinter dem Holm)
mm
~ 20
Schwerpunkt
Hilfsholm
V-Form
Winkel°
~ 20
Ruderausschläge
Höhenruder
mm
10 oben/unten
Seitenruder
mm
50 rechts/links
Einige Daten entsprechend Kommentar #6 geändert!
Diese Maximalausschläge werden aber normalerweise nicht gebraucht. Aber das merkt man dann schon beim Fliegen.

Vertrieb von Caramba-models, Belgien, Short kit: 99 €
 

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