nach dem timeout-Ärger versuche ich es noch einmal. Zwei doppelte Espressos helfen mir schneller zu tippen...
Kameradschaft bedeutet auch einzuspringen, wenn der Motor der ursprünglich geplanten Schleppmachine das erste Mal seit 20 Jahren nicht gewillt ist anzuspringen. Muss man noch erwähnen, dass der gerade erst in Revision war? Der Horror eines jeden Unternehmers: vorher ging es noch, aber nach der Revision...
Der intime Moment beim Schleppen: Vor dem Start sind vorderer und hinterer Pilot versunken in ihrem Ritual. Sie sind für sich, niemand kann und darf sie stören.
Wenn es je eines Beweises bedurft hätte: Elektroschlepp ist heute selbst bei heftigen Minusgraden kein Problem mehr. Mit einem 10s-Lipo zieht Martinos "Gilb" nicht nur Bernhards Ventus mit 5,5kg in die Höhe, sondern später auch die ASW-15 von Bertram (7kg) und den Salto von Peter (8kg). Drei Lipo-Packs haben ausgereicht, um allen vier Seglerpiloten zu reichlich ausreichender Flugzeit zu verhelfen.
Es ist immer wieder überraschend, bis in welche Höhen das Schleppseil sichtbar ist. Wir haben Fotos, auf denen man es noch in 600m Höhe sehen kann...
Peter und Alex stehen nebeneinander und tauschen sich über die Aufwindsituation aus: Kein Aufwind, egal wo. Es sind ca. -8°C, kaum Wind: keine Handschuhe!! Erst drei Stunden später jammern die ersten, dass ihnen die Finger weh tun.
Peters Salto und Alex' SZD-55 gemeinsam über dem Salezer Tobel, unserer Hoffnung bei Föhn. Aber heute ging da leider nichts.
Am anderen (linken) Ende des Parsennhanges, zu Füssen des Schiahorns, sucht Bertram mit seinem Bird of Time nach einer föhnbedingten Staulage, die ihn bzw. den BoT in die Höhe drücken könnte - erfolglos... Die Inversion war einfach zu stark ausgeprägt als dass sie lokal durchbrochen werden könnte.
Der Wahnsinn beim hochwinterlichen Fliegen in Davos ist der unvorstellbar tiefblaue Himmel direkt über dem Kopf. Im Kontrast dazu werden die Segler von der im Schnee reflektierten Sonne von unten hell erleuchtet - hier gut zu sehen am BoT.
Aber auch Bertram landet seinen BoT weit vor der Zeit (2100m Steigleistung des Antriebs bedeuten ca. 1:50' Abgleitzeit), denn das Vergnügen ruft: Schlepp...
Besser als in diesem Foto kann man Modellflug nicht beschreiben. Der Pilot links (ich...) wir gerade von seiner Frau angerufen: Sie hat ein Billet für das Halbfinalspiel des HCDavos gegen Spartak Moskau geschenkt bekommen, aber sie müsse ja auf die Beerdigung gehen. Ob er vielleicht...? Modellflieger kennen solche Situationen und wissen wie es ausgeht.
Piloten kennen diesen schönen Moment, wenn nach der Anspannung vor dem Start jetzt der Rand der Bahn an einem vorbeizieht und man dem Motor vertraut, der einen Meter um Meter in sichere Höhe bringt.
Erste sichere Höhe. Der See wird sichtbar. Gleich geht es links herum am Salezer Tobel vorbei zurück zur Parsenn.
Der Schleppzug hat in den Wind gedreht und steigt jetzt kräftig in die Höhe. Vor uns das Landwassertal mit Davos als höchster alpiner Stadt.
Vor uns der schönste Modellflugplatz der Erde - bald... Normalerweise ist der See um diese Zeit schon gefroren. Die Kuppel ist das Hotel Interkontinental, das diese Woche seine ersten Gäste empfängt. In Davos hiess es "Golden Ei" bis es wegen zweier heftiger Wasserrohrbrüche beim Bau in "Hotel Inkontinental" umgetauft wurde. Dann kamen noch zwei Brände dazu... so viel Pech hat das Hotel aber nicht verdient; es ist auch innen sehr beeindruckend.
Über dem Hotel führt der jedem Motorradfahrer bekannte Flüelapass ins benachbarte Engadin.
Anhand der gleissenden Fläche zwischen Rumpfspitze und Sonne - der Clavadeler Alp - und dem Brämabüel links davon lässt sich abschätzen, dass die ASW-15 jetzt etwa 2200m hoch ist, 600m über dem Startplatz.
Rechts das Schiahorn über dem Parsenn-Skigebiet, vor uns die Schutzwälder. Bis ins 19.te Jahrhundert wurden Ziegen zum Weiden in die Wälder geschickt, was jede Waldverjüngung verhinderte. Als der Kanton dieses verbat, hielten sich die Davoser selbstverständlich nicht daran, aber nach zwei verheerenden Lawinenwintern sahen sie es dann doch ein.
Vor uns der Salezer Wald mit dem Tobel links davon. Der Wald ist der erste, der im Frühjahr schneefrei wird und dann schon unglaubliche Thermik spenden kann. Im Winter jedoch fliesst ab Mittag kalte Luft durch das Tobel nach unten und spült die Segler in die Tiefe, wenn sie zu nahe am Hang fliegen.
Blick über den Wolfgangpass in der Ferne, zur Zeit vermutlich gut gefüllt mit anreisenden PKWs. In der Tiefe die springenden Lärchen, in denen früher öfter mal ein Flugzeug hing.
Unerbittlich wirkt die Schwerkraft. In der Tiefe erkennt man jetzt unsere Start- und Landebahn und nahe bei der Rumpfspitze den kleinen "Nordpol"-Hügel, den Kinder zum Schlitteln nutzen.
Das gitterförmige Muster am Waldrand stammt von einer Hundeführerin, die dort mit Rettungshunden das Auffinden von Trainingsködern übt.
Ein Selfie... Bertram steht am Anfang der Piste, rechts der Bach, den wir heute beim Landen drei Mal erfolgreich überrutscht haben: es kommt eben doch auf die Grösse an ;-)
"Low key" - Überflug in Sicherheitshöhe, danach beginnt die Landeeinteilung.
Im kurzen Endteil, ein schöner Flug geht zu Ende.
Mit diesem Bild verabschieden wir uns vom alten Jahr und wünschen allen (und uns...) schöne Flüge in 2014.
(Die Geometrie des BoT lässt den Flügel gebrochen erscheinen, er ist es aber nicht).
Bertram