Hallo Freunde des gehobenen Luftsportes,
Ich habe eine wunderbare Saison mit dem Rock'X hinter mir und wollte euch an meinen Erfahrungen teilhaben lassen.
Ich bin mäßig geübt im Holzflugzeugbau und mäßig begabt im Holzmodellfliegen, daher ist meine Sicht wahrscheinlich eher die eines Anfängers, ganz bestimmt jedoch eines RS-Aero Anfängers. Der Rock'x ist mein erstes Modell von Robert.
Die 2m Sport- E- Seglerklasse gefällt mich besonders gut. Diese Dinger haben für mich einen guten Kompromiss zwischen Handling (beim Bauen und Transportieren) und Stabilität und ausreichender Sichtbarkeit in der Luft. So fing ich an mit einem Triple Speed von Aeronaut der ersten Generation, der mich in Punkto Qualität und Flugeigenschaften sehr enttäuscht hat (Aeronaut hat offenbar mittlerweile einiges an Modellpflege einfließen lassen) und baute anschließend einen Thermikhobel aus der FMT, der mich schon mehr überzeugte. Aufgrund der überschwänglichen Kommentare von euch über die RS Aero Bausätze habe ich mich für den Rock'X entschieden. Ich wollte extra so wenig Extras wie möglich. Keine Klappenparade, die die Aerodynamik im Schnellflug nur stören und deren perfekte Einstellung lange dauert. Ein Gerät für den schnellen Kunstflug, das wollte ich, und es muss sehr kompakt sein, um es auch in einem klitzekleinen Wagen transportieren zu können, daher ein T- Leitwerk. (Warum reden eigentlich alle von X? Ich seh kein X, ich seh ein T).
Die Konstruktion ist tatsächlich überragend gut gemacht, der Materialmix aus Balsa- Kiefer und Sperrholz einfach genial. Die Einzelteile passen hervorragend zu- und ineinander, so dass bei mir- im Gegensatz zu vielen anderen Bauherren- gleich aufs erste Mal ein unverpfuschtes und absolut gerades Flugzeug entstand. Doch hatte der Weg dahin eine zusätzliche Hürde, die ich mir nicht so vorgestellt hatte: die recht laxe Bauanleitung. Robert betont zwar oft, dass der erfahrene Erbauer die Abfolge der Schritte selbst bestimmen kann, doch als Einsteiger erwarte ich mir etwas anderes von einer Bauanleitung. Sie soll auch den Modellbau- Dummy Schritt für Schritt unbeirrbar zum Ziel führen, was ich beim aktuellen Stand eher bezweifle. Die Arbeitsschritte sind nicht nummeriert und so ist es wichtig, sich einen kompletten Bauabschnitt durchzudenken, bevor man anfängt, was einen Laien wie mich öfters verunsichert. Ich habe mich also durch einen großen Teil der Bauberichte der Rock- Familie (und das sind viiiiele Seiten!) durchgearbeitet und erst so kam ich zu meinem ersehnten Ziel. Vielen Dank an alle, die ihre Erfahrungen hier posten! Auch an Robert, der in diesem Forum jede Menge essentielle Tips gibt. Mir ist natürlich bewusst, dass es einem Crack wie ihm nicht leicht fällt, sich gedanklich auf Beginner- Niveau herunter zu bewegen, und vielleicht bin ich auch ein wenig streng mit dem Thema. Aber vielleicht machen ja meine bescheidenen Hinweise, die ich ihm am Ende geschickt habe, das schöne Produkt (und alle weiteren) in Summe noch ein wenig runder.
Aber nun: das Modell fliegt! Und das tut es fantastisch, wie für mich gemacht. Ich hatte mir von Anfang ein Holzmodell gewünscht, das rasant zu bewegen ist, und das tut es. Mit angelegtem Prop beschleunigt es im Sturzflug, als gäbe es überhaupt keinen Luftwiderstand. Mit der erreichbaren hohen Geschwindigkeit lassen sich dann große Figuren fliegen, fast ballistisch fliegen, wie wir in der F3C Hubschrauberei (woher ich komme) sagen. A propos ballistisch: immer wieder wird betont, dass dem Rock'X hohes Gewicht gut tut, und das würde ich auch so unterschreiben. Ich hatte zufällig noch zwei 3S 2300mAh Hacker Eco liegen, die nahm ich gleich her. Mit diesem größtmöglichen LiPo kam ich auf exakt 999g abflugfertig. Hier gibt es zu beachten, dass der Schwerpunkt nur dann einzuhalten ist, wenn der Dicke Akku nach vorn, unter die Kabinenhaube platziert wird. Und wenn es ein älterer ist wie meiner, der schon etwas gebläht ist, muss der Bauchraum extra ein wenig aufgefeilt werden, damit er noch immer passt.
Ich weiß gar nicht genau, wie lange Motorzeit ich haben könnte, denn solange am Stück war ich noch nicht in der Luft. Nach 20- 30 Min turnen muss ich landen, weil meine Konzentration dann nachlässt. Gemütliches Kreisen in der Thermik? Das ist glaube nicht so seines. Ich zumindest verspüre einen recht starken Höhenverlust beim engeren Kreisen, was vielleicht der Auslegung auf Speed und Stabilität geschuldet ist. Das habe ich aber auch nicht erwartet, zum Thermiksegeln gibt es geeignetere Modelle. Bei mir darf der Flieger richtig laufen, da macht er am meisten Freude. Was das Landen angeht, so sind die Bremsklappen sehr hilfreich, auf 90 Grad ausgefahren reduzieren sie die Geschwindigkeit auf ein erträgliches Maß.
Mein Fazit: ein wirklich innovativ konstruiertes Modell mit staunenswerten Details, das schon beim Bauen viel Freude macht und in der Luft so manchem Schalentierfreund die Kinnlade abklappen lässt. Abzüge gibts von mir nur bei der nicht so perfekten Bauanleitung. Technisch geändert habe ich lediglich die Anlenkung der Rumpfservos (statt im Rumpf zu lötenden Gabelaufnahmen hab ich die zwar recht teuren, aber praktischen drehbaren Gestängeanschlüsse mit Madenschraube genommen).
Wir sehen uns,
Uli
PS: eine Frage stelle ich mir seitdem, und ich komme von alleine nicht drauf: wofür zur Hölle sind die beiden 'Rippen X'?
Ohne das schnellstens zu demontierende Leitwerk gäbe es keine Chance, das Flugzeug hier einzuladen.