Hallo Franz !
Klar, da hast du prinzipiell erstmal recht. Was aber manchmal etwas schade ist, das Ideen primär nach ihrer Effizienz innerhalb von bekannten Kontexten gewertet werden. Ich bin auch Berufsmusiker und habe in einem Ensemble gearbeitet, dass ausschließlich Uraufführungen zeitgenössischer Kammermusik umgesetzt hat - dort war die Devise: Kritik an der Komposition ist erst nach der Uraufführung erlaubt - heisst also, man akzeptiert die Idee des Komponisten erstmal und setzt sie so um, wie sie gedacht ist. Im Kunstbereich gibt es noch viel mehr heisse Luft als in der Technik, aber um da die Spreu vom Weizen zu trennen, man muss erstmal umsetzen, auch wenn es sich ungewohnt anfühlt. Das liegt aber oft eher daran, dass man durch eigene Erfahrungen immer Erwartungshaltungen hat.
Übertragen auf das Konzept hier :
Der Kontext ist keine Massenfertigung, sondern Speedflug ist eine Rekordklasse - es geht darum, die Grenze des erreichbaren durch technische Weiterentwicklung zu verschieben. Da hat man es notgedrungen mit vielen Prototypen und einzelaktionen zu tun.
Die genannten Vorteile auf der Homepage sind stellenweise irrelevant.
Als "normaler" Einzylinder 2T Rennmotor mit Drehzahlen um die 30000 in der Luft ist das Motorkonzept nicht so geeignet.
Das wäre dann eine Kurbelwelle mehr, bei gleichbleibendem Hub wird der Motor auch größer und man muss irgendwie mit den zwei Abtriebswellen im Flieger klarkommen.
Jetzt mal der Kontext - Was ist eigentlich das Problem ?
Einerseits : Materialien und Passungen - das ist bei diesem Motorkonzept genau so wie bei allen anderen auch.
Betriebsszenario : Man will aber für eine möglichst hohe Drehzahl bauen, um die Leistung zu bekommmen : - Die konventionellen Motoren haben ein Vibrationsproblem (schwere, massive Flieger) ausserdem fliegen sehr oft die Pleule unten auseinander, weil die Lagerstelle überlastet ist. Dann ist noch eine Baustelle, dass sich der Kolben verformt, weil der Brenndruck über das Kolbenhemd über den Kolbenbolzen abgefangen wird.
Idee, aus der Hüfte geschossen, wo man dieses Motorkonzept mal testen könnte wäre ein Boxer mit einer Drehzahl von über 70000 Touren (das ist ein Bereich, wo bei einem konv. Kurbeltrieb garantiert Schluss wär)
Die Doppelwelle lässt das sicher zu, durch den besseren Wuchtgrad und besserer Steifigkeit gegenüber eines konventionellen Kurbeltriebes ist dort die Drehzahl drin. Als Boxer hat man auch schon mal die Schwingungen der Kolben , die sich gegenseitig aufheben. Dadurch, dass sich die Lagerung unten aufteilt, sind auch höhere Belastungen möglich. Der Kolben kann sehr leicht werden, da die Pleulstange direkt am Kolbenboden hängt, das Kolbenhemd kann so dünn ausgelegt werden, dass es die Verformungen der Laufbuchse durch die Wärme einfach mitmacht und dadurch immer gut abdichtet ohne zu viel Reibung.
Für die hohe Drehzahl braucht man auch ein Getriebe, aber das ist ja eigentlich kein Problem. Hat ja der Prettner auch schon mit seiner Dalotel gemacht.
Als Rekordmotor sicher interessant, In Serie muss man sehen
Bauen muss man das natürlich auch erstmal...
Ich sag nur, versucht mal mehr die Chancen zu sehen, die sich bieten.
Grüße !