Moin Kai,
Sebastian und ich haben gerade noch ein wenig per Whatsapp diskutiert und hatten, meiner Meinung nach, einige interessante Gedanken über die ich mir bisher auch noch nicht so klar war.
Bei der Abstimmung des Antriebs zum Schleppen hast du ein Dreieck aus 3 Parametern.
Strahlgeschwindigkeit:
Sebastian und ich sind uns eigentlich einig, dass die Strahlgeschwindigkeit entscheidend für einen angenehmen Schlepp ist.
Daher stellt man mit der Gasstellung die richtige Geschwindigkeit für den angehängten Segler ein.
Das hat für den angenehmen Schlepp Priorität. Und ist eigentlich ein Parameter der nur vom angehängten Segler abhängig ist.
Schub:
Nun brauchst du natürlich einen gewissen Schub dabei.
Mehr Schub tut fliegerisch für den Schlepp nicht weh. Zu wenig natürlich schon.
Mehr Schub bringt aber definitiv mehr Sicherheit im Schlepp.
Daher ist grundsätzlich viel Schub bei der gegebenen/eingestellten Strahlgeschwindigkeit erstrebenswert.
Nun kommt aber der dritte Faktor:
Effizienz:
Bei der gegebenen bzw. eingestellten Drehzahl/Strahlgeschwindigkeit ergibt sich also über die Luftschraubengröße ein gewisser Schub, der größer dem Mindestschub sein muss. Zuviel "Überschub" (also das mehr an Schub als man mindestens benötigt) Resultiert in einer schlechteren Effizienz.
In diesem Dreieck bewegen wir uns.
Der Überschub scheint mir recht wichtig bei der Auslegung. Weil du den "aufgeben" kannst um mehr Effizienz zu erreichen. Aber eben auf Kosten der Sicherheit im Schlepp.
Soweit ich gesehen habe, schleppen viele Verbrennerpiloten mit relativ kleinen Steigungen.
Wenn die Strahlgeschwindigkeit zu gering ist, wird Gas nachgeschoben bis es passt.
Das führt dazu, dass man auch relativ viel Standschub hat. Grundsätzlich erstrebenswert, weil es Sicherheit im Schlepp gibt.
Effizienz ist nicht sooooo kriegsentscheidend.
Dies könnte man nun auch bei Elektroantrieben machen.
Der "Überschub" führt am Ende aber zu Ineffizienz. Dies tut dem Elektroflieger tendentiell mehr weh als dem Verbrenner (auch wenn die Spritpreise gestiegen sind). Aber du weißt was ich meine.
Dummerweise schwankt der Überschub aber nun je nach Segler.
Bei dem 6m Grunaubaby von Sebastian passt meine Auslegung mit der 22x12, weil das Baby viel Schub benötigt. Schub und Strahlgeschwindigkeit passen dann gut zusammen.
Bei kleineren und moderneren Seglern brauche ich tendentiell mehr Strahlgeschwindigkeit aber weniger Schub.
Wenn ich nun Gas nachschiebe um die höhere Strahlgeschwindigkeit zu bekommen, kriege ich auch mehr Schub und damit Überschub, was mich stört.
Man muss sich also anschauen was man schleppt und dann versuchen möglichst nah ans Optimum zwischen Überschub und Effizienz zu kommen, bei der entsprechenden Strahlgeschwindigkeit die ich für den Segler brauche. Genug Überschub für einen sicheren schlepp, aber eben nicht noch mehr, um die verbrauchte Kapazität nicht zu sehr nach oben zu treiben.
Bei Verbrennern kann man sich da etwas mehr auf die sichere = ineffiziente Seite legen.
Jetzt kann man natürlich den Steigwinkel erhöhen was den benötigten Schub erhöht und damit den Überschub reduziert. Was Effizienz bringt.
Aber Sebastian und ich mögen beide keine Schlepps mit viel Steigwinkel
Deswegen tendiert man aber wohl eher zu kleinen Steigungen im Alltagsbetrieb.
Das was ich hier zusammen geschrieben habe, hat keinen Anspruch auf Richtigkeit
Es ist mein (und Sebastians) Gefühl, warum die Auslegung bei Elektroschleppern etwas diffiziler ist und man gefühlt eher mal die Latte, je nach Segler tauschen möchte.
Durch die gesteigerte Anforderung an die Effizienz gibt es bei Elektroschleppern weniger die "One Fits all" Auslegung. Wenn man das braucht, muss man mit einer gewissen Ineffizienz leben. Was ja auch ein Weg sein kann.
Meine 22x12 WE ist für meinen Antrieb sicherlich so eine One Fits All Luftschraube.
Recht viel Schub, aber bei kleineren Seglern eben Ineffizient.
Und da habe ich bei MEINEN Seglern, die ich schleppe, das Gefühl, dass ich etwas an Schub aufgeben kann um mehr Effizienz zu erreichen.
Daher der Versuch mit 14 anstatt 12 Zoll Steigung.
Wenn jemand ne andere Meinung oder Gedanken dazu hat, würde mich das sehr interessieren
Vielleicht helfen die Gedanken ja ein wenig. Und ich hoffe sie sind nicht völliger Quatsch. Versuche gerade selber die richtige Abstimmung für meinen Antrieb zu finden und zu verstehen warum sich einige Latten gut und andere schlecht anfühlen (im Zusammenhang mit der verbrauchten Kapazität)
Gruß
Dennis