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Hallo Freunde,
ein paar einfache Gedanken dazu:
Funkgeräte im 2G4-Band benützen nicht einzelne Frequenzen sondern
- ein sehr breites Teilband (CSSS etc.) oder
- in pseudozufälliger Weise und rascher Folge viele (mind. 15) verschiedene Frequenzen innerhalb des Bandes.
Damit kann man zwar Störungen weitgehend "überhören", aber nur bis zu einem gewissen Grad:
Wenn zu viele DSSS-Geräte (o.ä.) funken dann wird der Rauschpegel so hoch, dass die Erkennungs-Mechanismen versagen.
Wenn zu viele FHSS-Geräte (o.ä.) funken steigt die Anzahl der Kollisionen so sehr an, dass nicht mehr genug Daten "durchkommen".
Da beide hier bisher genannten Fernsteuer-Verfahren auf einen Rückkanal verzichten (Broadcast an einen einzelnen Empfänger) müssen immer sehr viele Daten übertragen werden in der Hoffnung, dass stets ausreichend viele davon auch ankommen, auch wenn z.B. aufgrund momentan geringer Distanz ein Bruchteil davon ausreichen würden.
Vereinfacht ausgesprochen senden also alle stets über die ganze Zeit und beeiflussen dabei stets das ganze Band (bzw. einen großen Teil davon) und damit alle (viele) konkurrierende Anlagen.
Zum Vergleich:
Im traditionellen 35MHz-Band hat man eine Frequenz (hoffentlich) exklusiv für sich und insgesamt kann man so viele Kanäle belegen wie im Band vorhanden sind.
Im 2G4-Band beeinflussen sich die Funkanlagen alle gegenseitig, eine Überbelegung im traditionellen Sinn (also auch eine Obergrenze der betreibbaren Anlagen) gibt es nicht. Wenn aber zu viele Funkanlagen gleichzeitig in Betzrieb sind, dann geht plötzlich im ganzen Band nichts mehr - überspitzt ausgedrückt: Alle fallen zugleich runter (na gut, die weiter entfernten zuerst). Keiner entkommt dann dem Kollaps (wohlgemerkt: überspitzt und nur tendenziell richtig).
Da es vorerst keinen Mechanismus gibt, der die örtliche (evtl. lokal stark schwankende) Belegung des ganzen Bandes angibt, wird eine Überbelegung sehr plötzlich bemerkbar und sie wirkt dann im ganzen Band.
Wie aussagekräftig sind dann Praxis-Tests, die mit einem oder nur sehr wenigen 2G4-Sender(n) vorgenommen wurden?
Solange das Band nur schwach belegt ist sind gute Reichweiten zu erzielen und die Übertragung ist subjektiv traumhaft sicher.
Wenn mehrere Sender unterwegs sind wird die sicher überbrückbare Reichweite absinken. Es wären seriöse Aussagen interessant, ab wie vielen Sendern auf einem Fleck nur noch mit z.B. der halben Reichweite gerechnet werden kann. Leider habe ich solche Aussagen bisher nicht finden können und selbst verfüge ich nicht über die erforderliche Sachkompetenz dazu.
Wenn ausreichend viele Leute auf 2G4 umgestiegen sind und dort funken wird möglicherweise der Ruf laut nach einem neuen, "sicheren" Frequenzband...
Dass die Regulierungsbehörde Fernsteuerungen in Zukunft nicht mehr im 2G4-Band zulassen will hat aus meiner Sicht 2 Seiten:
- Ich würde mich schön bedanken, wenn ich schon eine Anlage gekauft hätte: Zwar hätte ich Bestandsschutz, wäre aber mangels Markt von jeder Produktpflege und auch weitgehend von Ersatz- und Ergänzungsteilen abgeschnitten: Laß 'mal einen Empfänger kaputt gehen, dann kann ich den Sender auch aussortieren - welch ein Unfug! Das könnte Klagen gegen die Behörden geben.
- Die Begründung, die ich für die einschränkende zukünftige behördliche Interpretation von ETSI EN 300 328 gelesen habe (in einem Forum) klingt zuerst etwas philosophisch und erscheint daher wenig einsehbar: Die (bisher angebotenen) 2G4-Fernsteueranlagen verzichten auf einen Rückkanal. Allerdings: Der Rückkanal dient zur Beurteilung der Funkverbindung und zur Erfolgskontrolle in der DÜ. Damit verschenken die traditionellen, nur auf 2G4 umgestellten Anlagen die Möglichkeit, das Band so effizient wie möglich zu nutzen. Das entspricht nicht dem beabsichtigten Betrieb im 2G4-Band, an der Aversion der Behörde gegen diesen Betrieb ist was dran.
Leider ist das Kind schon im Brunnen, und durch ein Verbot - in einem Jahr - zu retten, was noch zu retten ist, wird wohl nicht gelingen.
Bedauerlich finde ich auch, dass den Herstellern nichts besseres eingefallen ist als "einfach nur" phantasielos mit einer neuen Frequenz zu senden und nicht die Chancen des Rückkanales zu nutzen.
Nichts, aber auch garnichts halte ich davon, die erlaubten Messtoleranzen dazu auszunutzen, so stark zu senden, dass gerade noch nichts beanstandet werden kann. Wie genau können Sie produzieren, liebe Hersteller? 10mW stehen in der Regel, +3dB wird - im Einzelfall - noch nicht beanstandet, wollen Sie's wirklich auf solche Spitzfindigkeiten ankommen lassen?
Noch ein paar Worte über unsere Beamte, lieber Jan Kurt: Die sind nicht nur dazu da, spitze Bleistifte noch spitzer zu machen und aufzupassen, dass sich keiner sticht...
Die Regeln in ETSI EN 300 328 sind mit Bedacht aufgestellt.
Der Mittelwert der Ausgangsleistung ist NICHT der einzig relevante, die maximal abgestrahlte Leistung ist sehr wohl interessant - andere Anlagen wrden mit der maximalen, nicht mit der durchschnittlichen Sendeleistung beeinträchtigt.
Es ist zu hoffen und auch anzunehmen, dass sich diese Leute nicht "der EU Allgemeinheit beugen" werden.
Wenn sich bisher alle an ETSI EN 300 328 gehalten haben und EINER kriegt dann eine Regeländerung durch, dann sind alle anderen plötzlich die schwächeren und stehen im Regen (nicht nur die Hersteller sondern auch deren Kunden). Die werden sich schön bedanken... Ob man die Konkurrenz nur innerhalb des Fernsteuerungs-Sektors sieht oder unter allen Nutzern des 2G4-Bandes ist dabei Nebensache.
Ich werde noch abwarten, meine "alte" Anlage tut's noch eine Zeit lang...
Falls ich jemandem auf die Zehen gestiegen sein sollte: Das war nicht Absicht und ich hoffe, es tut nicht weh.
Schöne Grüße,
Helmut