So... ich trage hier mal gerade nach, was sich im Nachbarthread zum Thema "Beglasen von LW-PLA" etwas off-topic entwickelt hat, damit alles wieder an seinem Platz ist.
Erstmal der Kontext:
Posting von mir:
Ich bin jetzt endlich mal dazu gekommen, zwei meiner LW-PLA-Testteile zu beglasen. Links 25g-Glasgewebe, rechts 79g:
Anhang anzeigen 2230579
Das Gewicht erhöht sich mit 25g-Gewebe um 1,00 g/qdm. Mit 79g-Gewebe sind es 2,30 g, wobei ich da etwas zu großzügig mit dem Harz war - wenn man das besser draufhat, sollten 2,0 g wohl kein Problem sein. Wenn man das dann noch fillern und lackieren will, kommt natürlich auch noch was an Gewicht dazu. Sprüh(dosen)lacke liegen bei mir bei direktem Auftrag immer so zwischen 0,20 und 0,25 g/qdm, gerollt tendenziell was mehr. Mit Spachtel etc. habe ich noch nichts getestet.
Was die Stabilität angeht, reicht 25g-Glasgewebe für eine erhöhte "Zähigkeit", aber nicht viel weiter. Nennenswert härter wird das LW-PLA damit nicht. Auch mit 79 g gelangt man nicht gerade in Vollschalen-Dimensionen, es wird aber schon spürbar steifer.
Das 25g-Gewebe finde ich vor allem deshalb interessant, weil die Beglasung damit praktisch nicht mehr wiegt als eine reine Epoxy-Beschichtung: Die Harzschichtstärke, die dafür benötigt wird, entspricht gerade mal der Menge, die man auch verbraucht, wenn man das Harz allein möglichst dünn mit einem Pinsel aufträgt (und das Glas hat ja am Gewicht keinen nennenswerten Anteil). Für Verstärkungen ohne nennenswertes Mehrgewicht ist das auf jeden Fall sehr praktikabel. Als vollflächige Beglasung mit der Intention, der Temperaturempfindlichkeit von LW-PLA entgegenzusteuern, reicht es aber mE nicht aus.
Tschöö
Stephan
Darauf das Posting von Thoemse:
Danke für den Bericht. Ich habe 49g Gewebe hier (musste meine große DG leider mittels Plätzlitechnik sanieren
) und werde dieses testen. Nachdem du schon Testteile daliegen hast: Möchtest du das mit der Temperaturempfindlichkeit mit den Teilen testen? Ich weiß, das wetter passt gerade nicht gut dafür aber ich kann dir sagen, dass ein leichtest anföhnen mit einer Folienhotgun LW-PLA in einem Sekundenbruchteil wellt.
Wenn ich dazu komme, teste ich das über die Feiertage noch.
So, und jetzt bin ich wieder dran.
Also, Heißluftpistole auf LW-PLA. Warum nicht?
Ich habe mir erstmal drei Teile zurechtgelegt:
Links ein Stück Querruder, das ich mal als Test gedruckt hatte und das als Referenz für das Verhalten von unbeglastem LW-PLA dienen sollte. In der Mitte das mit 25 g beglaste Testteil und rechts das mit 79 g beglaste.
Nach dem ersten Föhndurchgang:
Wie man sieht, hat das Ruder ordentlich Föhnwellen. Was man aber nicht wirklich sieht, ist, was mit den beglasten Teilen passiert ist - ich hatte das Licht zu steil von oben gesetzt, so dass die Schattenbildung nicht zu erkennen ist. Also neues Foto mit Fensterlicht von hinten:
Auch hier sind Verformungen erkennbar, allerdings (erwartungsgemäß) lange nicht so drastische. Beide Teile sind auf der Geraden zwischen den Hinterkanten der Kreuzspanten etwas eingefallen, das 25g-Teil etwas stärker als das mit 79g. Auch jeweils vorn links, wo sich noch eine kurze Verspantung befindet, ist ein leichtes Absacken sichtbar. In dem Zusammenhang nochmal die CAD-Ansicht des Testteils, wo man gut erkennen kann, wie die Spanten verlaufen:
Danach habe ich nochmal so richtig Gummi gegeben mit dem Föhn (und das Ruder außen vor gelassen). Das Ergebnis:
Es ist schwer abzuschätzen, wie aussagekräftig das Ergebnis ist... definitiv: Stärkere Beglasung stützt besser als schwächere. Ok, um das zu wissen, hätte ich den Test nicht extra machen müssen. Außerdem: Beglaste Flächen verformen sich weit weniger als nacktes LW-PLA. Auch das gehört eher in die Kategorie "War wohl klar".
Ein bisschen Rumdrücken in noch heißem Zustand zeigt: Das GFK ist von der Hitzeeinwirkung praktisch vollkommen unbeeindruckt, während das LW-PLA so weich wird, dass es zur Stabilität so gut wie gar nichts mehr beiträgt. Und genau in Letzterem liegt der Knackpunkt: Die Verformungen, die man auf den Bildern sieht, sind einzig und ausschließlich schwerkraftbedingt. Hätte man gleichzeitig eine Biegelast angesetzt, wären die in eine ganz andere Richtung gegangen (und vermutlich auch ein ganzes Stück weiter).
Wenn man von einem gedruckten Modell ausgeht, bei dem zwar die Außenhaut beglast ist, aber die inneren (Spanten-)Strukturen immer noch LW-PLA sind, sollte man nicht so optimistisch sein, die Dimension der Verformung im Test auf die (mechanische Belastungs-)Situation im Flug zu übertragen. Dabei hängt allerdings auch eine Menge von der Farbe des Modells ab - eine Aufheizung wie in meinem Föhn-Test könnte in der Flugpraxis allenfalls bei einem schwarz lackierten Modell auftreten; ein helles/im Idealfall weißes Modell wird sich durch Sonneneinwirkung kaum so stark aufheizen.
Nach der Heißluftbehandlung war übrigens das Ruder natürlich reif für die Tonne. Die Gelegenheit habe ich genutzt, um eben noch ein paar Fotos zu schießen, auf denen man sehen kann, was man LW-PLA antun kann, bevor es bricht:
Wobei auch da dazugesagt werden muss: Die Verformungen sehen zwar eindrucksvoll aus, werden aber dadurch relativiert, wie wenig Kraft dafür notwendig ist (und was passiert, wenn mehr Kraft einwirkt). Bei einer harten Landung kann LW-PLA mehr abfedern als die meisten anderen Filamente. Bei einem Absturz dagegen ist man auch damit nicht gegen Bruch gefeit.
Tschöö
Stephan