Bergen? Zu Tal bringen?
Bergen? Zu Tal bringen?
Tachauch,
Na, dann will ich mal berichten wie wir verirrte Modelle bergen...
Da wir aus Mangel an großen Bäumen an unseren Platz nur mit ein oder zwei "Bäumchen“ (8 bis 12m) aufwarten können, hat uns die Natur mit vielen, zum teil weit ausladenden 4~5m hohen Büschen beschenkt. Leider haben diese Büsche
immer Dornen, dummerweise auch noch viele, sehr, sehr viele davon. Oft 10cm lang oder aber nur 1 bis 3cm lange Dornen, mit lustigen Widerhaken... Je nach Busch- Type auch teuflische mit Dreizacken.
Das letzte Modell was durch ein Hakkibush wollte,...
(zu Deutsch: Warte ein bisschen Busch genannt. Weil man da sehr leicht im Widerhaken Gewirr hängen bleibt, und je mehr man versucht sich zu befreien, sich nur noch mehr verfängt... also Ruhe bewaren und ein bisschen warten bis jemand kommt und hilft.)
...ist mitten drin dann doch stecken geblieben! (Natürlich!)
Schön ist, man kann sein Modell sehen ohne Genickstarre zu bekommen. Aber auch wenn die Sichtentfernung nur wenige Meter beträgt, man basisch schon die auf wundersame weise kaum beschädigten Tragflächen oder den Rumpf, das Leitwerk mit den Fingerspitzen berühren könnte... dran ist man noch lange nicht. Also, auch wenn das Model eigentlich noch ziemlich intakt aussieht, alles ist noch leidlich in einem Stück... das ändert sich im Zuge der Bergung:
Wie viele T-Shirts, Jacken... Hosen, etliche Quadratmeter blutiger zerfetzter Haut im Busch bleiben, hängt letztendlich auch von der Anzahl der Freiwilligen Helfer ab.
Wir haben es mit allem was die Moderne Technik zu bieten hat versucht.
Säge? Kettensäge? (mit Stihl, das hat Stil!) Ha! Die hochflexiblen Äste und die harten Dornen sind damit nicht klein zu bekommen: Sie rutschen immer wieder ab. Heckenschere? Ha! Die Schere die dieses Zeugs schnippeln kann ist noch nicht erfunden. Buschmesser? NEE!, auch wenn es scharf ist wie eine Rasierklinge, es dauert ewig sich vor zu arbeiten.
Die schöne Schwäb'che Bergehilfe wäre mit Sicherheit auch steckengeblieben, wahrscheinlich gleich neben dem Modell und müsste auch noch geborgen werden.
Bitte, den Busch absägen bringt doch nichts (obwohl der Farmer es mit Freude gutheißen würde), der fällt zwar um (und dein Rücken sieht aus als ob du ausgepeitscht wurdest), aber damit ist das teure Modell nur aus der Waagerechten in die Senkrechte gebracht (oder umgekehrt). Näher dran bist du aber noch immer nicht.
Um es kurz zu machen... Die beste Methode um sein in vielen Stunden, Tagen oder Monaten, mit viel Liebe zum Detail gebautes und perfekt fliegendes Modell zu bergen ist:
RAUSFETZEN!!!
Stück für Stück! Irgendwie. Kaputt reißen das Teil, um wenigstens die Elektronik, Servos, Akkus und Motor noch mal in den arg zerschundenen Händen (Arbeitshandschuhe aus guten Leder halten ca. 20... 30 Minuten, aus spezialen Kunststoff: 20... 30 Sekunden) halten zu können. Vor Jahren haben wir mal ein Modell, mit einen langen Stahldraht um die Propellernabe gewickelt, quer durch einen Busch gezogen, gezerrt. Erstaunlich, was so eine
Fire wall an Zugbelastung alles aushält.
Wir haben bisher nur sehr wenige Modelle, im Stück, vom Busch "abheben" können, und ein ungeschriebenes Gesetz im Club lautet: Im Notfall überall Landen, nur nicht auf’m Busch!
Wusstet ihr das sogar beste Qualitätsfolie (z.B. Oracover) nach ein/zwei Jahren zu winzigen Teilen zerfällt? Das Balsaholz von den hiesigen Termiten offensichtlich zum
Kaviar aller Hölzer gekürt wurde? Das Silicon nur 3 Jahre der Sonne widersteht? Das fast alle GFK oder CFK Teile auch nicht viel länger ansehnlich bleiben?
Ich wusste das nicht, bis wir neulich mal wieder ein Modell bergen dürften...