Ein VALENTA-Modell
Jürgen Mess
Jürgen Mess
Im Corona Jahr 2020 hatte ich mich nun doch noch entschieden, auch den SHARON in meinen Hangar aufzunehmen. Bestellt habe ich wieder bei Jürgen Schmierer in Stuttgart. Die Lieferung des Modells hat sich leider etwas länger als erwartet hingezogen.
Im Januar 2021 kam dann endlich das langersehnte Paket und ich konnte mit dem Aufbau beginnen. Hier schon mal ein Blick auf das fertige Modell.
Der SHARON an sich ist schon etwas "in die Jahre gekommen" und diente anfangs wohl als F3J-Wettbewerbsmodell. Er wird heute von vielen Hobbypiloten geflogen. Es gibt auch bereits einige Berichte, dennoch möchte ich über den Aufbau und mein Setup ein paar Worte verlieren. Zunächst aber hier die technischen Daten, wobei die Daten meines Modells fett markiert sind.
SHARON - Technische Daten | Einheit | |
---|---|---|
Spannweite--------------------------------------------- | mm | 3700/4200 |
Länge | mm | 1670 |
Flächeninhalt | dm² | 86 |
Fluggewicht | kg | 4,175 |
Schwerpunkt | mm | 100 |
EWD | Winkel | 1,3° |
Leitwerk | ---------- | V- oder Kreuzleitwerk |
SHARON - weitere Angaben | ||
Bauweise | ||
Rumpf | ---------- | GfK/Kevlar |
Tragflächen | ---------- | GfK/Carbon D-Box/voll Carbon |
Hersteller | ---------- | Valenta Model |
Vertrieb | ---------- | Modellbau Schmierer |
Gut verpackt war er ja und so hat es einige Zeit in Anspruch genommen, alle Einzelteile aus dem Karton zu bergen. Nach der ersten Begutachtung war ich hoch erfreut, denn die Qualität der Einzelteile war sehr ordentlich. Keine Macken, schöne Nasenleisten, saubere Oberflächen, alles passte zueinander, also rundum schick und in dem von mir ausgewählten Design in weiß-rot-blau.
Zuerst musste alles mal auf die Waage, um die gelieferten Komponenten zu wiegen. Hierzu sei gesagt, dass ich die Carbon D- Box Version ohne Störklappen bestellt hatte.
SHARON - Teilgewichte | Einheit | Gesamtgewicht | |
---|---|---|---|
Tragfläche | g | 2336 | |
Außenteil links | g | 538 | |
Außenteil rechts | g | 538 | |
Mittelteil | g | 1260 | |
Rumpf | g | 540 | 2876 |
Höhenleitwerk | g | 106 | 2982 |
Im Vorfeld hatte ich mir bereits Gedanken über das Setup gemacht. Als ich nun die Einzelteile des Modells in der Hand hatte, kam mir sehr vieles vom Bau der Carbonara in 2019 bekannt vor. Ein Bericht von diesem Modell ist auf unserer Vereinsseite zu finden.
Der SHARON sollte somit folgende Elektronik erhalten.
SHARON - Ausrüstung | Komponente |
---|---|
Querruder | KST X10 mini |
Höhenruder | KST X12* |
Seitenruder | KST X12 |
Wölbklappen | KST X10 mini |
E-Motor | Kira 500 oder Kira 600 mit Getriebe |
Regler | YGE LVT |
* eigentlich wollte ich dort ein KST X10-710 verwenden, mangels Servorahmen habe ich aber wieder das KST X12 eingesetzt.
Das ein KIRA in das Modell sollte, hatte ich bereits vor der Bestellung festgelegt und daher auch den eingeklebten Motorspant mitbestellt. Ob nun in der Größe 500 oder 600 würde dann bei einer ersten Aufballastierung ermittelt werden.
Hierfür habe ich einen anderen vorhandenen Motor verwendet und in den Tragflächen sowie im Heck des Modells mal wieder Angelblei positioniert, um die Servos zu simulieren. Schließlich fiel dann die Wahl auf den KIRA 600-24, da ich einen Antrieb mit rund 350 g in der Nase brauchte, um den in der Bauanleitung angegebenen Schwerpunkt einstellen zu können.
Während ich auf die Komponenten wartete, habe ich die Verkabelung vorbereitet. Servokabel, Crimp-Kontakte und Steckergehäuse hatte ich noch auf Vorrat. Die Tragfläche wird auf dem Rumpf aufgesetzt und es soll hier ein 15poliger Sub-D Stecker zum Einsatz kommen. Das habe ich natürlich schon mal ausprobiert und konnte feststellen, dass das auch recht gut funktioniert. Beim späteren Einbau in Rumpf und Tragfläche ist auf die Positionierung zueinander zu achten. Der Stecker im Rumpf musste an die hinterste Position des Ausschnitts, zudem musste ich vom Flansch des Steckers noch etwas abnehmen, damit das Gegenstück auch in die vorgesehene Vertiefung der Tragfläche passte.
Dann muss sich ja noch der Strom durchfinden, denn die Querruder wollen ja elektrisch angesteuert werden. Die Tagflächen selbst lassen eine leichte Markierung erahnen, aber wirklich nur erahnen. Dort habe ich einen entsprechenden Ausschnitt für die 6poligen Mulitplex-Stecker hergestellt. Leider ist an der Stelle kein Holm, sodass ich mir erst ein paar kleine Adapter vorbereitet habe, um die MPX-Stecker zu befestigen. Außerdem habe ich jeweils die beiden außenliegenden Kontakte aus den Steckergehäusen entfernt, da für die Querruder nur drei Kontakte erforderlich sind. Damit habe ich mir etwas mehr Klebefläche verschafft.
Im Mittelteil passten die KST X10mini auch sehr gut in die Servoschächte, hier war keinerlei Nacharbeit nötig. Auch die Ruderhörner der Landeklappen sind bereits montiert. Die angegebenen Gestängelängen stimmten hier genauso wie zuvor bei den Querrudern. An den Außenseiten waren die Durchbrüche für die MPX-Buchsen herzustellen. Hier sind keinerlei Markierungen angebracht und daher muss die Position ausgemessen oder anderweitig von den Außentragflächen übertragen werden. An dieser Stelle trifft man aber zumindest auf einen Holm, in dem man die Buchsen sauber positionieren und verkleben kann.
Im Heck werkelt das in einem Servorahmen eingesetzte KST X12 Servo. Das Gestänge habe ich aber leicht modifiziert. Ich habe an das Ruderhorn des Servos einen Kugelkopf geschraubt und die mitgelieferte Stange gegen eine M2-Gewindestange mit passender Pfanne ausgetauscht. Dieses Setup tut auch in meiner Carbonara einen guten und spielfreien Dienst. Den Kugelkopf habe ich im innersten Loch des Servoarms montiert. Damit ist der Weg für das Höhenruder völlig ausreichend.
Noch einmal zu den Servos. Alle Servoarme sind aus Alu, weil mir im letzten Jahr tatsächlich ein Kunststoffservoarm von KST zerbrochen ist. Zum Glück war mir das noch vor dem Start aufgefallen. Damit war zwar weiteres Fliegen an diesem Tag mit dem Modell nicht möglich, aber Schlimmeres konnte verhindert werden.
Nun ging es um den Antriebsstrang. Der KIRA 600/24 mit Getriebe sollte positioniert werden. Der Motorspant passte, auch die Bohrungen für die Befestigung. Lediglich das Mittelloch musste ich noch vergrößern, denn das war definitiv zu klein. Ich habe es vorsichtig auf 12 mm aufgebohrt und noch etwas nachgeschliffen, damit das vordere Kugellager bzw. die darauf aufliegende Scheibe frei laufen kann.
Ausgelegt habe ich das Modell für einen 4S-Antriebsakku mit 3000 mAh. Dazu habe ich eine Luftschraube in der Größe 18 x13 Zoll gewählt. Der Strom soll laut Datenblatt dann bei rund 50 A liegen und ein Schub von etwas über 4 kg erzeugen. Ein erster kurzer Probelauf im Garten mit nicht ganz voll geladenem Akku (15 V) zeigte eine Stromaufnahme von 45 A. Somit wird die Angabe wohl am Ende auch passen.
Als Motorregler habe ich mich für einen YGE LVT-Regler entschieden. Der bringt ein kräftiges und einstellbares BEC mit und liefert auch noch die wichtigsten Telemetriedaten.
Da ich JETI-Benutzer bin, habe ich schon im Vorfeld darauf geachtet, dass mein Empfänger ausreichend Kanäle besitzt. Denn der YGE-Regler benötigt einen Telemetriekanal, bei dem das Protokoll auf EX-Bus eingestellt ist. Der Ext.-Ausgang kann dafür nicht genutzt werden! Da ich in Küstennähe wohne und wir hier auch mal sehr böigen Wind haben, setze ich seit einiger Zeit in meinen Modellen die ASSIST-Empfänger ein, um zumindest im Landeanflug die Dämpfung nutzen zu können. Daher habe ich einen 10-Kanal-Empfänger eingebaut.
Das BEC des Motorreglers habe ich noch zusätzlich mit einem 2S Akku mit 800 mAh gepuffert, dazu kommt auch in diesem Modell meine Akkuweiche zum Einsatz. Ich habe vor einiger Zeit eine kleine Platine mit zwei Shottky-Dioden und entsprechenden Steckkontakten erstellt. Der Pufferakku wird während des Fluges nicht nachgeladen, dessen Energie steht aber bei einem BEC-Ausfall oder bei kleineren Spannungseinbrüchen zur Verfügung. Das ist ein kleines Sicherheitsfeature, jedoch ist mir in meinen fast 14 Jahren Modellflug noch kein BEC gestorben. Die beiden mittleren 4poligen Stecker nutze ich, um die Spannungsversorgung direkt noch einmal zum Sub-D Stecker für die Tragflächen zu führen und die Servos zu versorgen.
Am Ende der Bauzeit kam das Modell dann wieder auf die Waage. Komplett ausgestattet mit Antriebs- und Pufferakku und dem SM Micro-Vario komme ich nun auf 4175 g.
Vor dem Erstflug mussten noch die Ruderwege und Flugphasen eingestellt werden. Die in der folgenden Tabelle aufgeführten Daten sind die bereits nach dem Erstflug angepasste Werte und werden sicherlich im Laufe der Zeit noch verändert. Sie können aber als Richtwerte genutzt werden.
SHARON - Ruderwege: +nach oben, - nach unten | Einheit | Anleitung | Modell |
---|---|---|---|
Querruder | mm | +5/-15 | +5/-15 |
Seitenruder | mm | 24 | 30 |
Höhenruder | mm | +6/-6 | +9/-9 |
Wölbklappen | mm | +49/-5 | +48/-5 |
WK-QR Mix: Start | mm | +9/+4 | Flugphase START ungenutzt |
WK-QR Mix: Flug | mm | +1,5/+1 | +3,5/+2 |
WK-QR Mix: Thermik | mm | ------ | +7/+3,5 |
WK-QR Mix: Strecke | mm | ------ | 0/0 |
WK-QR Mix: Speed | mm | -3/0 | -4/-2 |
WK-QR Mix: Butterfly | mm | +48/-16 | +48/-9,5 |
HR-Kompensation bei Butterfly | mm | +4 | +6 |
Kombi-Switch | mm | -4/+4,5 | -5/+6 |
QR auf Seite | mm | ------ | 15 |
Nun hieß es endlich „ab auf die Wiese“. Im März sollte nun also der Jungfernflug stattfinden. Auf dem Flugfeld war unter der Woche eher wenig los. Ich habe mich jedoch mit einem Vereinskollegen verabredet. Mit seiner Assistenz erfolgte zunächst ein weiterer Rudercheck sowie der obligatorische Reichweitentest. Soweit war alles ok, also ab in die Luft mit dem SHARON 4200. Ich hatte beide Hände an den Knüppeln, Klaus Dieter durfte das Modell werfen.
Der SHARON nahm in der Waagerechten Fahrt auf und ging mit Motorkraft in einen Steigflug über. Die Situation war an sich absolut unkritisch und so habe ich das Modell erst einmal auf Höhe gebracht. Der Tag war sehr windstill und so konnte ich einen ersten Eindruck bekommen. Der SHARON zog ganz gemütlich seine Kreise und überzeugte mit einem schönen Flugbild. Auf die Rudereingaben reagierte das Modell angemessen, also nicht verzögert oder träge. Ich habe dann mal alle Flugphasen durchgeschaltet und geschaut, wie sich das Modell verhält. Es gab keinerlei Probleme. In der Stellung Speed nimmt der SHARON kurz die Nase runter und zieht dann mit sichtbar größerer Fahrt davon. So richtigen Thermikeinfluss konnte ich leider nicht ergattern, dafür war es am Tag des Erstflugs schon zu spät. Das Model hielt sich dennoch sehr gut in der Luft. Die Auswertung der Telemetriedaten hat mir über einen Zeitraum von zwei Minuten lediglich 10 m Höhenverlust gezeigt, also Potential scheint der SHARON zu haben und ich freue mich schon jetzt auf die ersten Thermikflüge.
In sicherer Höhe habe ich auch die Butterfly-Stellung ausprobiert und musste feststellen, dass das Model die Nase hochnimmt. Somit musste ich zur Landung etwas drücken. Die Zumischung des Höhenruders habe ich im Anschluss entsprechend angepasst.
Die spätere Auswertung der Telemetriedaten zeigte, dass sich der Motorstrom genau im geplanten Bereich eingespielt hat. Mit frisch geladenem Akku ergeben sich am Anfang 50 A, die im Flug auf 46 A zurückgehen. Damit stieg der SHARON mit 7 bis 9 m/s.
Zwischenzeitlich, während des Osterurlaubs, konnte ich die ersten Thermikflüge absolvieren. Der SHARON kreist dank seiner doppelten V- Form hervorragend und ich konnte bereits einige Male die Höhenbegrenzung unseres Fluggeländes von immerhin 300 m erreichen. Es scheint so, dass ich ein neues Lieblingsmodell gefunden habe. Zum Abschluss einmal einen Einblick in ein Logfile vom 10.04.2021.
Start unter Motor mit kurzzeitig 10 m/s Steigen. In 80 m Höhe habe ich den Antrieb abgeschaltet und direkt einen Bart erwischt, der mich auf 200 m getragen hat.
Kuriosität mit dem Antrieb
Bei den ersten Probeläufen ist es mir gar nicht aufgefallen, aber dann auf dem Fluggelände vor dem Starten. In einer bestimmten Geberstellung fing der Motor an zu "stottern". Immer im Bereich um 45 bis 65% Regleröffnung (PWM).
Daraufhin habe ich am Timing Änderungen vorgenommen sowie am Anlaufverhalten. Beides ohne Erfolg. Daher hatte ich das folgende Bild an YGE gesendet mit der Bitte um Klärung.
Keine halbe Stunde erhielt ich von Herrn Jung die Empfehlung, den Freilauf zu aktivieren. Und siehe da, nach der Änderung der Reglerprogrammierung lief alles geschmeidig.
Weitere Baubilder
-------------Akku- und Servobrett im Rohbau,---------------------------------- sowie die spätere Komponentenanordnung
Servo für das Höhenleitwerk mit Kugelkopf. Der Servoarm ist heute allerdings auch aus Aluminium.
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