Ein Oldtimer mit 5 m Spannweite von Schneider-Modell/Kufstein
Knut Zink
Zu den Olympischen Spielen 1936 kam aus Ungarn ein 20 m-Segelflugzeug mit Namen NEMERE, sprich Nem're. Soweit mir bekannt, wurde es nur zweimal gebaut. Als Modell ist es sehr selten auf Flugplätzen zu sehen. Herr Schneider aus Kufstein (schneider-modell.at) hat sich Oldtimern, die bis etwa Ende 1950 gebaut wurden, verschrieben und somit eine 5 m-Version der NEMERE ins Programm genommen.
Rumpf
Der Rumpf wird in Halbschalenbauweise erstellt. Die Halbspanten werden in ein Schablonenbrett gesteckt und mit den Gurten verbunden. Da der Rumpfkiel hinter der Flächensteckung aufhört, verbindet man die hinteren Spanten unten mit kleinen V-förmigen Sperrholzteilen.
Der Rumpf wird später mit 2,5 mm Balsastreifen bepankt. Das ist zwar mühsam, gibt aber eine sehr schöne Form.
Schleppkupplung
Obwohl es konfektionierte Kupplungen gibt, mache ich mir diese immer aus einem Alu-Rundstab und 2 mm Stahldraht selber.
HLW
Das HLW wird in Holm-Rippen-Bauweise mit Beplankung aus 0,8 mm Sperrholz erstellt. Es ist ein Pendelleitwerk.
SLW
Das SLW wird wie das HLW gebaut. Es hat eine dynamische Ausgleichsfläche. Die Sperrholzbeplankung macht die Leitwerke sehr stabil.
Für die LW gibt es eine aufwändige Kulisse, die später mit dem Rumpf verbunden wird. Das HLW habe ich mit einem CfK-Schubrohr, das SLW mit Seilen angelenkt. Die jeweiligen Servos sitzen in einem Brett im Kabinenbereich. Servos, die im Heck platziert sind und auch noch aus dem Rumpf herausstehen, kommen bei mir nicht in Frage.
Flügel
Die Flügel bildet ein Kastenholm aus Kieferngurten mit Sperrholzverkastungen, vorne und hinten mit Halbrippen und einer Endleiste als Sperrholzfrästeil. Ich habe die Rippenenden noch mit Dreiecken aus 0,4 mm Sperrholz verstärkt. Die neue Version der NEMERE hat Schempp-Hirth-Störklappen, die oben und unten ausfahren.
Der Holm reicht weit über die Wurzelrippe hinaus und ist gleichzeitig die Steckung. Zur Verstärkung ist innen ein Aluprofil eingeklebt.
Sehr große Querruder, die, wie zu der Zeit üblich, ausgestellt sind, geben dem Modell ein unverwechselbares Flugprofil.
Die Flügel werden vom Holm bis zur Nasenleiste mit 2,5 mm Balsa beplankt.
Holm
Störklappen
In der zweiten Version der NEMERE kommen Schempp-Hirth-Störklappen zum Einsatz, die nach oben und unten ausfahren.
Flügelgerüst
Querruder
Scharniere
Alle Scharniere des SRs, HRs und der QR sind Laschen aus 2 mm GfK. Die Ruder kriegen ein Bowdenzugrohr, in dem dann ein 2 mm GfK-Draht läuft, der auch durch die Laschen geht. Somit sind alle Ruder leicht abzunehmen.
Kabinenhaube
Die Haube ist sehr schön in die Rumpfkontur gestrakt. Es wird eine gezogene Haube geliefert, die ich mit Alustreifen etwas aufgepeppt habe.
Kufe
Die Kufe aus zwei Lagen Sperrholz wird vorne an einen Klotz geschraubt, auf drei Gummipuffern gelagert und hinten beweglich gelagert. Zuletzt habe ich noch einen Alustreifen mit Schräubchen auf dem Sperrholz befestigt - wegen der Abnutzung.
Servos
Alle Servos im Rumpf für Seite, Höhe, Schleppkupplung, sind gut zugänglich auf ein Brett montiert, das im Kabinenbereich liegt.
Rohbau
Auf diesem Bild sieht man das Rohbaugerüst und kann gut die Größenverhältnisse erkennen.
Im 2. Bild ist das Modell bespannfertig.
Finish
ACHTUNG! Die ungarischen Farben sind rot-weiß-grün. Nicht zu verwechseln mit den italienischen Farben: grün-weiß-rot.
Da es nur zwei Originale gab, ist die Kennung auf allen Modellen die gleiche.
Dieses Mal habe ich es sogar nichtig gemacht und die Kennung auf dem Flügel nur unten und nicht oben angebracht. Unten deshalb, weil man Segelflugzeuge (fast) nur von unten sieht, selten von oben, jedenfalls in der Frühzeit des Segelfluges. Bei Motorflugzeugen ist das etwas anderes. Das waren zuerst Kriegsmaschinen, die man am besten von oben sah bzw. angriff.
Hier sieht man sehr schön die ausgestellten Querruder - MINIMOA lässt grüßen.
Das ist der Rumpf meiner zweiten NEMERE. Die Kabinenhaube ist etwas anders. Das relativ große Venturirohr ist der drehbare Haubenverschluss. Die Linien an der Nase sollen die Art des Baues symbolisieren.
Cockpit
Das Cockpit lasse ich mir immer von Pavol Sloviak (scale-cockpits.at) machen.
Flugerprobung
Die ersten Flüge habe ich im F-Schlepp in Unterlangkampfen/Kufstein beim Hersteller, Firma Schneider, gemacht. Die NEMERE ging ohne Probleme hinter dem Schlepper her und klinkte in rund 300 m aus. Es ist einfach ein schönes Fliegen mit Modellen in dieser Größenordnung (5 m). Landung mit den Störklappen geht super. Mit der ersten Version ohne Klappen musste man sich den Landeanflug schon besser einteilen, weil der Gleitwinkel sehr gut ist und manchmal der Platz zu kurz war.
Später habe ich die NEMERE auch am Hang geflogen. Der Werfer muss halt etwas kräftiger sein, dann geht es schon. Auch im Hangwind gab es keinerlei Beanstandungen.
Fazit
Für mich als alten Holzwurm ist es immer wieder schön, einen Oldtimer in reiner Holzbauweise herzustellen. Natürlich haben Voll-CfK- oder Styromodelle auch ihre Berechtigung, da ja zum Glück die Geschmäcker verschieden sind.
Aber ein Holzmodell, das man in monatelanger Arbeit selber hergestellt hat, behandelt man ganz anders. Und wenn man doch mal den berühmten "einzigen Baum" übersehen hat oder die Landung nicht so ganz richtig eingeteilt hat, lässt sich ein Holzmodell eher gut reparieren als KS-Modell.
Nach meiner Erfahrung fliegen sich größere Modelle (4-5 m) weit angenehmer und ruhiger als die Kleineren (2-3 m). Man kommt mit den Großen auch nicht so leicht in Versuchung, riskante Flugmanöver zu machen, da alleine schon das ruhige Dahingleiten super ist.
Die NEMERE von Schneider-Modell ist somit ein eher seltenes Modell, ein Individuum eben. Sie fliegt auf Anhieb sauber und ist gut handhabbar.
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