Testosteron-gesteuertes Verhalten kann man auch in anderen Bereichen zur Genüge beobachten. Solange sich das Imponiergehabe auf Brusttrommeln und Drohgebärden beschränkt, kann man darüber wegsehen. Das ist nur eine Stilfrage. Aber wenn es zum Äquivalent von Dragracing in der Fussgängerzone kommt, ist Schluss mit Lustig.
Das Schema ist doch immer das gleiche. Eine Gruppe hat einen Höllenspass zusammen. Das Vorgeführte muss immer noch ein bisschen toller werden. Und so richtig Spass macht es erst, wenn das Adrenalin in Strömen fliesst. Dummerweise braucht es dazu so richtig riskantes Verhalten (find ich ja selbst auch geil, muss man sich gar nichts vormachen). Wer dann für vernünftiges Verhalten plädiert, wird als Waschweib und Jammerlappen hingestellt. So etwas will sich natürlich kein richtiger Kerl sagen lassen. Und wenn der betreffende dann immer noch Rückgrat zeigt, wird das Neid-Totschlag-Argument ausgepackt.
Wobei die meisten von Jörg beschriebenen Fälle noch nicht mal unter Testosteron-Übertreibung zu kategorisieren sind, sondern schlicht als mangelndes Vermögen und Urteil.
Wo ich fliege, gibts in der Nachbarschaft nicht nur einen, sondern zwei Modellflugplätze. 300 m in wenigen Sekunden im Kunstflug sind da gar nichts. Wir sind in der glücklichen Lage, deren Luftraum in der Regel meiden zu können. Wenn aber Modellflieger bei uns in der Platzrunde auftauchen (es gibt ab und zu Hubi-Piloten, die unseren Flugplatz ganz praktisch finden) kriegen sie was gehustet.
Trotzdem ist das Verhältnis untereinander gut. Kürzlich ist z.B. einer aufgetaucht und hat um Mitfluggelegenheit gebeten, weil ihm sein Segler entflogen ist.