Im Abfangbogen des Dr. Drela

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Gast_74695

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CG Location by Dr. Mark Drela vs. Allerhopp

Auf der Suche nach Quellen für die Schwerpunkt-Helden-Mythologie bin ich auf Dr. Mark Drela gestoßen. Eigentlich ein unverdächtiger Name was die Theorie des Fliegens mit Segelflugmodellen betrifft, um es mal vorsichtig auszudrücken.
Dann schauen wir mal, was der Doktor im Vorwort empfiehlt (Übersetzung von mir).
"Entgegen weit verbreiteter Mythen haben Tragflächen keine „ideale" Schwerpunkt-Position – Flugzeuge haben sie. Die Schwerpunktlage hängt hauptsächlich von der Flügelgrundrissform, dem Leitwerksarm und der Leitwerksgröße ab. Das Flügelprofil ist sekundär.

Ein weiterer Mythos ist, dass die Leistung des Seglers (Gleitzahl, Sinkrate, Penetration, was auch immer) stark von der CG-Position beeinflusst wird. Es ist einfach nicht so. Möglicherweise sehen Sie nach einer drastischen Schwerpunktänderung eine Gleitzahl-Änderung von nur wenigen Prozent, vorausgesetzt, die Trimmung des Höhenruders und/oder die EWD werden korrekt neu eingestellt. Der große Einfluss liegt auf dem Handling und Nickverhalten, das weitaus wichtiger ist als ein paar Prozent Sinkrate beim Fliegen in aktiver Luft.

Wo Sie den Schwerpunkt haben möchten, sollte von Ihren persönlichen Vorlieben und Ihrem Flugstil abhängen. Manche Leute fliegen mit dem Schwerpunkt deutlich vorne. Andere scheinen mit dem CG so weit nach hinten zu fliegen, wie es gerade möglich ist."

Das können vermutlich noch viele unterschreiben, wobei es auch ein paar Punkte gibt, die man näher diskutieren, bzw. verstanden haben sollte.

Interessant wird es bei seinem Diagramm zum Abfangbogen und zwar gleich oben links:
"Hands−off slow trimmed glide (different CG locations will require different elevator trim settings)"
"Der Segler fliegt ungesteuert, langsam getrimmt (Schwerpunktverschiebungen erfordern unterschiedliche Einstellungen des Höhenrudertrimms)"

Im Allerhopp-Sprech heißt das, der Segler muss mit der Geschwindigkeit des geringsten Sinkens eigenstabil fliegen (!). Und bei einer Änderung des Schwerpunktes muss natürlich wieder die ursprüngliche Geschwindigkeit getrimmt werden. Dieser Hinweis ist möglicherweise die Geburtstunde des "zu jedem Schwerpunkt gehört genau eine EWD"-Mythos. Dies gilt selbstverständlich nur dann, wenn die Geschwindigkeit exakt eingehalten wird, ansonsten gibt es unendlich viele Kombinationen.

Mit diesen Eingangsbedingungen kann man sich tatsächlich mit der Abfangbogenmethode dem Schwerpunkt der neutralen Stabilität annähern und danach den Schwerpunkt so weit vorverlegen, dass der Segler sich so verhält, wie der Pilot es mag oder erwartet.

Nochmal, ganz entscheidend ist die Eingangsbedingung: Der Segler fliegt ungesteuert, langsam getrimmt.

Tja, worin unterscheidet sich jetzt meine Vorgehensweise vom Doktor? Eigentlich nur darin, dass ich nach dem Erfliegen des Schwerpunktes sicherstelle, dass ich das geringste Sinken noch fliegen kann, während der Doktor das geringste Sinken einfach als Eingangsbedingung vor dem Erfliegen fordert. Denn wer mit einer beliebigen Geschwindigkeit in den Abfangbogen einfliegt, bekommt eine beliebige Abfangbogengurke heraus, mit teilweise drastisch reduziertem Geschwindigkeitsbereich und deutlich suboptimaler Leistung beim Sinken/Gleiten.

"Der große Einfluss liegt auf dem Handling und Nickverhalten, das weitaus wichtiger ist als ein paar Prozent Sinkrate beim Fliegen in aktiver Luft."
Bei diesem Satz ist eine Fehlinterpretation ebenfalls leicht möglich. Die paar Prozent Sinkrate sieht er natürlich bei identischen Geschwindigkeiten, aber unterschiedlichem Schwerpunkt. Im Klartext, das eigenstabilere Modell hat leichte Vorteile bei unruhiger Luft, die man aber eventuell mit Nachteilen bei der Thermikerkennung bezahlt. Was er definitiv nicht meint, ist der Leistungsverlust durch zu hohe Geschwindigkeit abseits des Leistungsoptimums, der ganz leicht in den zweistelligen Prozentbereich geht. Wenn man aus taktischen Gründen schnell fliegen muss, führt daran kein Weg vorbei. Aber das sollte eine aktive Entscheidung des Piloten sein und auf keinen Fall die Grundeinstellung des Seglers.

Vielleicht schaffen wir es ja, wenn die Interessierten sich am Drela Dokument entlanghangeln, das Thema ohne die üblichen Beschimpfungen zu diskutieren ;)

Hier sind ja keine Blockwarte unterwegs, aber falls doch: die Eröffnung des Themas habe ich mit der Moderation kurz abgesprochen.
 
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cal

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Hoi Allerhopp

Nachdem ich diesen Drela input gelesen habe kann ich sagen: Jup, einverstanden, Drela sagt, was ich auch meine. Aber: Was willst Du jetzt genau Diskutieren?

(Möglichersweise die Tatsache, dass der CG/EWD Kombo übernatürliche Leistungsveränderungen zugeschrieben werden? Ich befürchte jedoch... ich sollte nach zwei Jahren Corona-Zeit kein Popcorn mehr essen ;) :) )

Grüsse, Michi
 

Gast_74695

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Aber: Was willst Du jetzt genau Diskutieren?
Ich wollte zuerst mal auf die Tatsache hinweisen, dass Drelas Vorgehensweise eine Vorbedingung setzt, die man leicht übersieht, die ich auch übersehen habe.
Dann liegen doch noch mindestens zwei Fragen auf der Hand:
- "Hands−off slow trimmed glide" - wie schnell fliegt man denn in dem Fall genau? In Zeiten von funktionierender Telemetrie ist man nicht mehr auf ein subjektives "langsam" angewiesen, sondern sollte einen objektiven Wert dafür haben. Die subjektive Wahrnehmung von Fluggeschwindigkeit und Flugleistung kann extrem täuschen, auch das habe ich selbst erlebt.
- Was passiert mit den Flugleistungen und -eigenschaften, wenn man zu schnell getrimmt (mit zu kleiner EWD) in den Abfangbogen einfliegt? Ich behaupte jetzt einfach, dass dies heute die Regel ist, weil in der Szene mittlerweile Geschwindigkeit fälschlicherweise mit Leistung gleichgesetzt wird.
Welchen Preis bezahlt man dafür und warum?
Möglichersweise die Tatsache, dass der CG/EWD Kombo übernatürliche Leistungsveränderungen zugeschrieben werden?
Ich fühle mich ertappt ;) Natürlich finde ich es wichtig und richtig, den "Schwerpunkt-Helden" etwas entgegenzusetzen. Andernfalls werden die fantastischen Segler, die wir heute kaufen können, weit unter Wert betrieben. Jeder sollte mindestens einmal in seinem Leben einen brutal auf Leistung eingestellten Segler geflogen haben. Wenn dann immer noch der Wunsch nach "dynamisch instabilem Schwerpunkt-Heldentum" besteht, dann bin ich der Letzte, der deswegen traurig ist ;)
 

cal

User
Hoi Allerhopp

- "Hands−off slow trimmed glide" - wie schnell fliegt man denn in dem Fall genau? In Zeiten von funktionierender Telemetrie ist man nicht mehr auf ein subjektives "langsam" angewiesen, sondern sollte einen objektiven Wert dafür haben. Die subjektive Wahrnehmung von Fluggeschwindigkeit und Flugleistung kann extrem täuschen, auch das habe ich selbst erlebt.
Ich bin der Meinung mit der "typischen Fluggeschwindigkeit", die man mit diesem Flieger fliegen will (siehe auch Deine Folgefrage). Bei Scale Seglern (die auch einigermassen Scale geflogen werden) dürfte das meistens irgendwo zwischen geringstem Sinken+ und bestem Gleiten sein.

- Was passiert mit den Flugleistungen und -eigenschaften, wenn man zu schnell getrimmt (mit zu kleiner EWD) in den Abfangbogen einfliegt? Ich behaupte jetzt einfach, dass dies heute die Regel ist, weil in der Szene mittlerweile Geschwindigkeit fälschlicherweise mit Leistung gleichgesetzt wird.
Welchen Preis bezahlt man dafür und warum?
Weil eine "Trimmung" des HR während dem Flug (ich interpretiere Deinen ersten Satz jetzt mal so) eine Veränderung der CG/EWD Kombo ist, ohne jedoch den CG zu verschieben, kannst Du Dir selber überlegen was passiert: Schneller Trimmen macht den Flieger instabiler, langsamer trimmen macht ihn stabiler (wobei bei obiger Annahme eines mehr oder weniger "thermisch" getrimmten Seglers nur wenig möglich ist, bis der Abruss kommt).
Wenn Du wirklich eine höhere - ich sage jetzt mal - "Auslegungsgeschwindigkeit" eintrimmen willst (also mit passender Stabilität), dann musst Du beides Verändern: Die EWD und den CG, und bist wieder in Deinem ersten Abschnitt. (Wobei die EWD im Wesentlichen für die eingetrimmte Geschwindigkeit verantwortlich ist, während der CG die Stabilität dazu bestimmt.)

Ich fühle mich ertappt ;) Natürlich finde ich es wichtig und richtig, den "Schwerpunkt-Helden" etwas entgegenzusetzen. Andernfalls werden die fantastischen Segler, die wir heute kaufen können, weit unter Wert betrieben. Jeder sollte mindestens einmal in seinem Leben einen brutal auf Leistung eingestellten Segler geflogen haben. Wenn dann immer noch der Wunsch nach "dynamisch instabilem Schwerpunkt-Heldentum" besteht, dann bin ich der Letzte, der deswegen traurig ist ;)
Ich bin nicht sicher ob ich Dich recht verstehe. Aber ich habe grundsätzlich festgestellt, dass man Helden Helden sein lassen muss. Nicht Diskutieren. Ob es nun Seite+Quermischer-Helden, nur-äusserste-QR-benutzen-Helden, das-Heck-hängt-tief-Dein-CG-ist-zuweit-hinten-Helden oder was auch immer für welche sind ;) (So, jetzt hör' ich aber auf).

Grüessli, Michi
 

swoop

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- "Hands−off slow trimmed glide" - wie schnell fliegt man denn in dem Fall genau?

Ich bin der Meinung mit der "typischen Fluggeschwindigkeit", die man mit diesem Flieger fliegen will (siehe auch Deine Folgefrage).
Mit "Hands-off slow trimmed glide" ist gemeint, dass im Normalflug (Flugzustand normal, also alle Klappen im Straak) so langsam getrimmt wird, dass gerade KEIN Strömungsabriss passiert. Danach wird ein Bahnneigungsflug mit MAXIMAL 20° Bahnneigung für MAXIMAL 2 sec eingeleitet. Wenn man danach die Knüppel loslässt sollte sich ein flacher Abfangbogen ergeben. Siehe angehängte Graphik.
 

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Gast_74695

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Ich bin nicht sicher ob ich Dich recht verstehe. Aber ich habe grundsätzlich festgestellt, dass man Helden Helden sein lassen muss.
Grundsätzlich bin ich bei dir. Leider habe ich mich selbst durch diese Helden beeinflussen lassen und vermute, dass es noch mehr Kollegen so geht und sie deswegen auch das Potential ihrer Segler nicht nutzen können.
Mit "Hands-off slow trimmed glide" ist gemeint, dass im Normalflug (Flugzustand normal, also alle Klappen im Straak) so langsam getrimmt wird, dass gerade KEIN Strömungsabriss passiert.
So dachte ich auch mal, bin dann aber nicht weitergekommen. Mit viel Mühe hatte ich dann den Grund herausgefunden:
Wenn der Schwerpunkt bei diesem Vorgang bereits zu weit hinten liegt, sieht man nie mehr Land (Leistung).
Richtig ist meiner Meinung nach folgende Vorgehensweise: man fängt man mit einem kopflastigen Modell an und ermittelt die Minimalgeschwindigkeit oder die Geschwindigkeit des geringsten Sinkens. Dann kann man den Schwerpunkt weiter zurücknehmen, bis sich bei der gleichen Einfluggeschwindigkeit der gewünschte Abfangbogen ergibt.
Meine damalige Vorgehensweise war genau umgekehrt, ich habe mit hecklastigem Segler angefangen und habe den Schwerpunkt so weit optimiert (in dem Fall nach vorne), bis ich das geringste Sinken fliegen konnte - nicht empfehlenswert, aber das Ergebnis ist identisch.

Was passiert da? Ich bin kein Aerodynamiker, aber ich habe eigentlich nur eine Erklärung. Der Schwerpunkt muss, um einen stabilen Flug zu gewährleisten, vor dem aerodynamischen Zentrum (AZ) liegen. Dann ist der Segler in einem stabilen Gleichgewicht. Ein stabiles Gleichgewicht ist Voraussetzung für Leistung. Auch mehrmalige Motoradweltmeister fahren "stabile" Motorräder, die auch ohne Fahrer geradeaus fahren (sieht man nach einem Highsider, wenn der Fahrer dabei verlorengeht).
Dieses aerodynamische Zentrum wandert mit zunehmender Geschwindigkeit nach hinten. Bei höherer Geschwindigkeit kann der Schwerpunkt ebenfalls nach hinten wandern, trotzdem bleibt dann das stabile Gleichgewicht erhalten. Aber wenn ich den Abfangbogen mit zu hoher Geschwindigkeit, sprich zu niedriger EWD fliege, dann wandert das aerodynamische Zentrum in Flugsituationen, wo hoher Auftrieb gefordert wird, nach vorne. Wenn es vor den Schwerpunkt gerät, wird aus dem stabilen ein instabiles Gleichgewicht, der Segler ist unfliegbar.

Und das Beste ist, es gibt keine Strafe für ein auf Leistung optimiertes Modell. Wenn das Modell für schnelle Flugaufgaben optimiert werden muss, dann sorge ich dafür, dass der Widerstand im Schnellflug minimal ist. Der Einstellwinkel von Fläche und Höhenleitwerk zum Rumpf muss dann für diesen Flugzustand optimiert werden. Aber ich kann trotzdem durch entsprechenden Höhenrudereinsatz auch Hochauftrieb fliegen, wenn ich den Schwerpunkt auf dem sinkleistungsoptimalen Punkt belassen habe.

Der Dr. hat sich die Sache einfach gemacht, indem er die Eingangsbedingung für den Abfangbogen locker flockig definiert hat. In Zeiten der Schwerpunkthelden kann das leicht in die Hose gehen.
Mit unseren heutigen Modellen, mit bocksteifer spielfreier Höhenruderanlenkung können wir viel präziser die einzelnen Punkte der Geschwindigkeitspolare anfliegen, als das früher möglich war, wir sollten dieses Potential heben. Und auch mal ein bisschen was messen ;)
 

piei

User
so, jetzt muss ich auch mal, Allerhopp hat schon in einem anderen Treed alle "zu tode gelabert"

anscheinend bis du der einzige Pilot der Modelle einstellen kann, du stellst da ziemlich alle andern als deppen hin .
Nur deine Modelle haben anscheinend Leistung .. schön dass die so extraorbitante Leistung haben, das gönn ich dir wirklich.
Jeder sollte mindestens einmal in seinem Leben einen brutal auf Leistung eingestellten Segler geflogen haben.
Du redest da von Schwerpunkt Helden und so, als was möchtest du gerne betitelt werden ? " Dr. Besserwisser" vielleicht.
Ich finde deine abschätzige Art und Weise gegenüber den andern Piloten völlig daneben.

Klinke mich hiermit wieder aus, weiterhin viel spass...

Peter
 

UweH

User
Was passiert da? Ich bin kein Aerodynamiker, aber ich habe eigentlich nur eine Erklärung. Der Schwerpunkt muss, um einen stabilen Flug zu gewährleisten, vor dem aerodynamischen Zentrum (AZ) liegen. Dann ist der Segler in einem stabilen Gleichgewicht. Ein stabiles Gleichgewicht ist Voraussetzung für Leistung.


Auch oder vor allem weil Du kein Aerodynamiker bist solltest Du Dich bei der Diskussion an die bereits eingeführten technischen Begriffe halten um Missverständnisse zu vermeiden. Damit kannst Du vielleicht auch die diskutierten Effekte in den Fachveröffentlichungen nachvollziehen.
Das von Dir beschriebene AZ-Ding heißt "Neutralpunkt" und den gibt es je nach Rechenverfahren in verschiedenen Varianten.
Der (aerodynamische) Neutralpunkt NP wandert tatsächlich mit dem Anstellwinkel, das lässt sich mit den gängigen Programmen zur Simulationsberechnung sehr gut nachvollziehen und den NP abhängig vom Anstellwinkel Alpha bzw. Auftriebsbeiwert cA bestimmen.
Bei Anstellwinkelerhöhung wandert der NP nach vorne auf den Schwerpunkt zu, bei Anstellwinkelverringerung wandert er nach hinten vom Schwerpunkt weg.
Wandert der Neutralpunkt vor den Schwerpunkt, dann ist der Schwerpunkt viel zu weit hinten und damit weit außerhalb des sicher stabilen Schwerpunktbereichs der mit dem Abfangbogentest überprüft wird.

Gruß,

Uwe.

P.S.. selbst wenn man einen Schwerpunkt hinter dem Neutralpunkt ohne elektronische Stabilisierung FBW fliegen könnte würde man das an einer Umkehrung der Höhenruderwirkung erkennen, nicht daran dass sich der Maximalauftrieb cA max verringern würde, was cAmax allerdings auch nicht tut.
 
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swoop

User
Dann kann man den Schwerpunkt weiter zurücknehmen, bis sich bei der gleichen Einfluggeschwindigkeit der gewünschte Abfangbogen ergibt.
Die gleiche Einfluggeschwindigkeit wird sich nicht ergeben. Je näher der Schwerpunkt Richtung Neutralpunkt wandert, desto langsamer kannst Du ohne Strömungsabriss fliegen. Daher wird auch die Einfluggeschwindigkeit immer geringer. Abgesehen davon beginnt man mit einem eher kopflastigen Modell.

Andere Eigenschaften ändern sich bei zurück wandernden Schwerpunkt ebenfalls :
+ Thermik wird besser angezeigt
+ Das Modell reagiert stärker auf Eingaben des Höhenruders, daher Ausschläge reduzieren, eventuell mehr Expo programmieren.
+ Das Modell "bäumt" sich weniger auf, wenn es auf eine Böe trifft, es wird mehr vertikal versetzt.
+ Erfolgt ein Strömungsabriss, kann es vom geübten Piloten wieder schneller abgefangen werden.

Nachteile des zurück wandernden Schwerpunktes sind:
+ nach einem Strömungsabriss muss das Modell vom Piloten aktiv abgefangen werden.
+ das Modell zeigt den bevorstehenden Strömungsabriss immer schlechter an.
+ die Grenze zwischen langsam fliegbar und Strömungsabriss wird immer schmaler.

Da sich eben mehrere Eigenschaften ändern muss jeder Pilot für sich selbst den "richtigen" Kompromiss beim CG finden. Darum ist in meiner Graphik aus post #5 auch ein Bereich vorgeschlagen und nicht eine bestimmte Kurve. Wie man aber auch erkennen kann, geht der vorgeschlagene Bereich nicht in die absolut "spitze" Abstimmung.
 
Hallo Martin,

erlaube mir bitte zwei Ergänzungen zu deinen Hinweisen:
+ Das Modell reagiert stärker auf Eingaben des Höhenruders, daher Ausschläge reduzieren, eventuell mehr Expo programmieren.
... siehe z.B. hier als Rechenbeispiel für ein F3K-Modell,
CL_map.png
Quelle: Mark Drela #1
Die Kurve CG=3.0 zeigt eine vordere Schwerpunktlage, HR-Bereich ca. 3,5°
Die Kurve CG=3.7 zeigt eine max. hintere SP-Lage, HR-Bereich ca. 0,4° Ab ca. 25mph (Meilen pro Stunde) wird es dann instabil (grüne Kurve)
Alle Kurven kommen zusammen bei CL=0 und HR = ca. 2°, was dann Nullautrieb bzw. senkrechter Sturz bedeutet.
Also eine Bestätigung des gesagten, dass eine SP-Rückversetzung eine (erhebliche) Reduzierung des HR-Ausschlags erfordert

+ Das Modell "bäumt" sich weniger auf, wenn es auf eine Böe trifft, es wird mehr vertikal versetzt.
Hier, denke ich, ist es umgekehrt, und so lese ich auch die schon zuvor zitierte Grafik:
MD stability.png

Quelle: Mark Drela, siehe erstes Zitat von Allerhopp in #1

Für kleine, leichte Flieger (F3K, RES), kann ich dieses Verhalten soweit bestätigen, also aktiv Drücken in Aufwärtsböen, sonst Absteller.

Schönen Sonntag,
Georg

Zum Weiterlesen:
Mark Drela: EWD- und SP-Änderungen bei höheren Geschwindigkeiten (insbes. Leichtflieger/F3K/RES)
Original-Quelle Englisch oder auf Google-Deutsch
UweH: RES-Segler unterschneidet bei hohen Geschwindigkeiten (bei mir genau so, bessere Heckrohre schonen die Nerven)
Matthieu Scherrer: Modellsegelflug-Abfangbogen ab Kap. 1.1. (u.a.: Ablöseblasen sorgen für nicht-lineares Abfangverhalten)
 
so, jetzt muss ich auch mal, Allerhopp hat schon in einem anderen Treed alle "zu tode gelabert"

anscheinend bis du der einzige Pilot der Modelle einstellen kann, du stellst da ziemlich alle andern als deppen hin .
Nur deine Modelle haben anscheinend Leistung .. schön dass die so extraorbitante Leistung haben, das gönn ich dir wirklich.

Du redest da von Schwerpunkt Helden und so, als was möchtest du gerne betitelt werden ? " Dr. Besserwisser" vielleicht.
Ich finde deine abschätzige Art und Weise gegenüber den andern Piloten völlig daneben.

Klinke mich hiermit wieder aus, weiterhin viel spass...

Peter
 
Hallo Allerhopp,

Ich erzähle mal aus meiner Praxis.
Ich habe in jahrelangen Modellsegelfliegen festgestellt, das es den richtigen Schwerpunkt nicht gibt, den dieser ist immer Pilotenabhängig.
Für jeden Piloten gibt es einen vernünftigen Schwerpunkt und dieser ist teils von seinen Talent, Reaktionsfähigkeit, Gewohnheiten abhängig, da sind wir dann dort was man unter handling versteht.
Habe in meinen Umfeld da zwei extreme Piloten Typen. Verkaufe ich den talentierten sehr erfahrenen Kollegen eines meiner optimal eingestelltes Thermikmodelle, berichtet er mir immer wie viel Blei er aus der Nase nehmen musste damit er es optimal eingestellt hatte, ja er fliegt besser als ich, steigt am Hang höher, fliegt bei marginalen Bedingungen länger, liegt bei RES Wettbewerben vor mir.
Ein anderer Kollege ist genau das Gegenteil, er braucht den Schwerpunkt kopflastiger, haben für ihn
sogar schon mal ein größeres Höhenleitwerk gebraucht damit er mit der Stabilität für sich zu frieden war! Er fliegt aber auch Wettbewerbe, ist aber eher schon von der Leistung schlechter, wie auch beim Spassfliegen.
Ich finde um überhaupt zu wissen wo man selber ist, auch in punkto einstellen von Modellen, egal ob Segelflug oder Motorkunstflug, muss man an Wettbewerben teilnehmen, nur dabei sieht man einen wirklichen vergleich egal ob es die Leistung des Modells und des Piloten betrifft. Die Kombination mit Training, Modelleinstellung, Team, Tagesverfassung, Glück,… ist entscheidend.
Ich bin aber bei deiner Meinung über zu hecklastig eingestellter Modelle, hab da mit einen RES Modell welches meiner Meinung nach nicht wirklich Konkurrenzfähig wahr mit immer hecklastiger Einstellung Leistung gesucht, schlechte Erfahrung gemacht welche nicht zu Erfolg sondern zu immer größeren Höhenleitwerken führte, habe aber trotzdem mit dieser Konstruktion mehrere Erfolge erzielt, weil halt alles andere gepasst hat, ohne Wettbewerb wäre mir aber das Alles nicht aufgefallen.
Weiters werden meine Thermik Segel Modelle samt Schwerpunkt für den Kreisflug optimiert, da hat auch eine schlechte Auslegung meist die größten Defizite.
 

Gast_74695

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Auch oder vor allem weil Du kein Aerodynamiker bist solltest Du Dich bei der Diskussion an die bereits eingeführten technischen Begriffe halten um Missverständnisse zu vermeiden. Damit kannst Du vielleicht auch die diskutierten Effekte in den Fachveröffentlichungen nachvollziehen.
Das von Dir beschriebene AZ-Ding heißt "Neutralpunkt" und den gibt es je nach Rechenverfahren in verschiedenen Varianten.
Aerodynamisches Zentrum ist genauso zulässig wie Neutralpunkt. Ich benutze AZ, weil es vielleicht etwas aus der Denkstarre bewegt und nicht so streng nach unveränderlich klingt ;)
Bei Anstellwinkelerhöhung wandert der NP nach vorne auf den Schwerpunkt zu, bei Anstellwinkelverringerung wandert er nach hinten vom Schwerpunkt weg.
So habe ich das auch festgestellt.
Wandert der Neutralpunkt vor den Schwerpunkt, dann ist der Schwerpunkt viel zu weit hinten und damit weit außerhalb des sicher stabilen Schwerpunktbereichs der mit dem Abfangbogentest überprüft wird.
So ist es. Deswegen empfehle ich, die minimale Sinkgeschwindigkeit zu überprüfen, oder wie der Doktor es vorsieht, mit Minimalgeschwindigkeit in den Abfangbogen zu fliegen (mit sicherer Schwerpunktlage als weitere Eingangsbedingung). Ich bin jahrelang mit zu weit hinten liegendem Schwerpunkt geflogen, das ist überhaupt kein Problem. Wie wäre denn deine Empfehlung, um diesen Zustand sicher erkennen zu können?
P.S.. selbst wenn man einen Schwerpunkt hinter dem Neutralpunkt ohne elektronische Stabilisierung FBW fliegen könnte würde man das an einer Umkehrung der Höhenruderwirkung erkennen, nicht daran dass sich der Maximalauftrieb cA max verringern würde, was cAmax allerdings auch nicht tut.
Könnten eventuell sensible Naturen das Eintreten dieser Umkehrung auch als "unfliegbar werden" des Seglers bezeichnen?
 

Gast_74695

User gesperrt
Versuch doch mal mit einem Modell klarzukommen, dass je nach Anstellwinkel eine unterschiedliche HLW Steuerrichtung braucht.
So ein Modell ist ab dem Umschlagpunkt unfliegbar. Genau das wollte ich damit sagen.

Aber es ist doch ermutigend, wie weit wir hier gekommen sind, das hätte ich nicht erwartet.
Gibt es noch eine weitere sichere Möglichkei, zu erkennen, ob das sinnvolle hintere Schwerpunktmaß überschritten wurde? Ansonsten bleiben dann nur die bereits oben erwähnten Prozeduren. Nach Drela von der sicheren Seite aus anfangen oder durch Messen bestätigen, dass das geringste Sinken geflogen werden kann.
 

mipme_kampfkoloss

Vereinsmitglied
Teammitglied
Hmm, muss ehrlich sagen, ich hatte bis jetzt keinen Flieger, der dermaßen schwanzlastig war.
Grundsätzlich fange ich immer kopflastig an. Das ist eine Grundregel!

Dann kannst du sicher mal den Abrissanstellwinkel ermitteln. Aber das muss garnicht so genau sein.
Wenn du nun den SP nach hinten schiebst, überprüfst du immer wieder ob du bis zum Abrissanstellwinkel kommst und
ob das HLW noch sinnrichtig funktioniert.
Ist dem irgendwann nicht mehr so, dann bist du definitiv zu weit.
Aber soweit brauchst du den SP meist sowieso nicht nach hinten schieben...

Wenn du parallel dazu den Kreisflug testest (Hineinfallen oder Rausdrehen),
dann hörst du sowieso früher auf.
mMn...
 

UweH

User
Könnten eventuell sensible Naturen das Eintreten dieser Umkehrung auch als "unfliegbar werden" des Seglers bezeichnen?

Wenn man mit dem Schwerpunkt immer weiter nach hinten geht kann man schon lange vor der Umkehrung der Höhenruderwirkung keinen geraden Gleitflug mehr eintrimmen. Das liegt an der immer sensibleren Höhenruderwirkung die mit der Schwerpunktrückverlagerung verbunden ist. Selbst wenn man mit der Schwerpunktrückverlagerung den maximalen Höhenruderausschlag immer weiter reduziert, reicht die Auflösung der Anlenkung oder des Servos bei der Rückstellung irgendwann nicht mehr aus um beim Steuern exakt den gleichen Trimmpunkt der Rudernullstellung zu erreichen. Das Restspiel trimmt den Flieger entweder zu hoch oder zu tief.
Wenn man versucht das durch gegensteuern zu korrigieren ergibt sich ein mehr oder weniger ausgeprägter Wellenflug.

Bei Brettnurflügeln ist der smarte Schwerpunktbereich sehr klein, deshalb genügen schon wenige Gramm Änderung des Trimblei um vom smarten Schwerpunktbereich versehentlich in den zu hecklastigen Bereich zu kommen, deshalb ist dieser Effekt bei den Nurflügelpiloten bekannter als bei den Leitwerkern und hat da auch einen eigenen Namen: das nennt sich Rodeoritt und beschreibt das Flugverhalten sehr anschaulich.

Das ist kein kontrolliertes Fliegen mehr und eine sanfte Landung aus dem Rodeoritt ist mehr Glück als Pilotenkönnen.
Bei Leitwerkern passiert prinzipiell genau das gleiche, aber dazu muss man den Schwerpunkt um ein viel größeres Maß verschieben als bei Brettern, deshalb merken in der Regel selbst durchschittliche Leitwerkerpiloten ohne Loggermessung bereits vor dem kritischen Rodeoritt und sehr lange vor der Umkehr der Höhenruderwirkung an der schlechteren Trimbarkeit dass wieder mehr Blei in die Nase muss.

Gruß,

Uwe.
 
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