Informationen zur Fa. HR Modelltechnik
Informationen zur Fa. HR Modelltechnik
Durch Zufall bin ich erst jetzt auf diesen Thread gestoßen.
Vielleicht kann ich dazu beitragen, dass die Geschichte der Fa. HR-Modelltechnik nicht ganz verloren geht.
1982 bis Ende 1983 war ich als Flugmodell begeisterter junger Mann Mitarbeiter der Fa. HR Modelltechnik. Damals verlegte ich für diese Zeit meinen Wohnsitz aus dem Rems-Murr-Kreis in BW ins bayrische Forstern.
Vorausschicken möchte ich, dass ich Herrn Räbel seit fast 20 Jahren nicht mehr gesprochen habe. Wenn er noch lebt, müsste jetzt hoch in den 80-iger Lebensjahren sein.
Zur Geschichte der Fa. HR Modelltechnik, aus meiner persönlichen Sicht, soweit ich das nach der langen Zeit noch nachvollziehen kann :
Dipl. Ing Horst Räbel war nach seinen eigenen Aussagen stellvertretender Direktor der "Panavia Aircraft GmbH" und maßgeblich an der Entwicklung des Jagdbombers Tornado beteiligt.
Bereits zu dieser Zeit entwickelte er sein innovatives Modell-Segler - Programm " Variant", damals noch ausschließlich mit Rumpfkeule und Leitwerksrohr aus GFK.
Der Variant kam gut an und die Produktion in der heimischen Bastelwerkstatt, neben dem Hauptberuf, konnte den Bedarf nicht mehr befriedigen.
So spielte er bald mit dem Gedanken, sich selbstständig zu machen und eine eigene Modellbaufirma zu gründen.
Jetzt kommt die Fa. Bauer Modelle ins Spiel.
Soweit ich das von Herrn Räbel erfahren habe, wurden die Bauer Modelle buchstäblich "unter dem Dach" der Chocal GmbH in Schwäbisch Gmünd, unter abenteuerlichen Bedingungen hergestellt. Woher der Name "Bauer Modelle" kommt
ist mir leider nicht bekannt. Die Fa. Bauer Modelle hatte einige Jahre vorher den Vertrieb und die Herstellung der Modelle von Georg Friedrich, der vielen älteren Modellbauern noch gut bekannt sein dürfte, übernommen.
Darunter Modelle wie " Inka, Olymp, Aurelia ( Motorsegler), Silberpfeil (Nurflügler) oder Starlet (Deltasegler) " Außerdem Schubsi, den Bügeleisenschoner uvm.
Ergänzt wurden die Modelle dann durch eigene Entwicklungen wie z.B. den Leopard (damals RC1), die MIG 3, Auster Autocrat, FS 25, MÜ 28, den Doppeldecker Skybold, Bora, Kessy (ähnlich Graupner Taxi) usw.
Besondere Modelle waren die Impellermodelle Skyhawk, HE 162 "Salamander" und Hornet.
Die Fa. Bauer hatte damals die hervorragenden Impeller des inzwischen leider verstorbenen Dipl. Ing. Heinrich Voß im Lizenzbau hergestellt. (Damals gab es zu Impellern noch keine Alternative.)
Aus Gründen, die mir nicht bekannt sind, sollte die Fa. "Bauer Modelle" verkauft werden, just zu dem Zeitpunkt, zu der sich Herr Räbel selbstständig machen wollte.
So fanden die "HR-Modelltechnik" und "Bauer Modelle 1982/83 zueinander". Herr Räbel hatte seine Tätigkeit bei der Panavia Aircraft GmbH beendet.
Die neuen Produktionsräume wurden im Erdgeschoss des Verwaltungsgebäudes der ehemaligen Eicher Traktorenfabrik in Forstern bezogen und für die Produktion und den Vertrieb ausgebaut.
Dabei lernte ich Herrn Räbel als nimmermüden, querdenkenden und mit einem enormen Improvisationstalent ausgestatteten "Jungunternehmer" kennen. Er war damals 52 Jahre alt.
Herr Räbel legte sehr viel Wert auf Ordnung. In seinem Betrieb hatte alles "seinen Platz". Auf rationelle Arbeitsabläufe wurde sehr viel Wert gelegt.
Er war in früheren Jahren aktiver Segelflieger der manntragenden Zunft. Zu jener Zeit war er jedoch vor allem mit seinen Variant modellfliegerisch aktiv.
Die Firma hatte anfangs 6 Mitarbeiter für Produktion, Vertrieb und Marketing, einschließlich dem Chef.
Schon unter der Leitung der "Bauer Modelle" wurde die erste Neuheit der neuen Fa. HR-Modelltechnik angeschoben. Es war die Yak 55, konstruiert und auf vielen RC1X-Wettbewerben erfolgreich geflogen von Rolf Schuler.
Die erste Nürnberger Spielwarenmesse war erfolgreich. Die Auftragsbücher zunächst gut gefüllt.
Die ersten Probleme gab es dann aber mit verschlissenen Stanzwerkzeugen und Formen für die GFK Rümpfe, vor allem waren die älteren Rümpfe der Georg-Friedrich Modelle nicht mehr ganz auf der Höhe der Zeit.
Durch breite Nähte und Lunker in der Oberfläche mussten die Rümpfe vom Modellbauer gespachtelt und lackiert werden. Das war bei den Variant-Modellen von Herrn Räbel aber nicht der Fall. Die Rümpfe waren schon weiß
eingefärbt und das Konzept der Modelle modern, mit jenen Innovationen, für die Herr Räbel bekannt war.
Aufgrund einer außergewöhnlich großen Mieterhöhung für die Produktionsräume in Forstern beschloss Herr Räbel nach einem Jahr, den Betrieb in einen Neubau im Gewerbegebiet des nahe liegenden Ebersberg zu verlegen.
Dieser Umzug kostete die junge Firma sehr große Anstrengungen.
Nach diesem Umzug im Jahr 1983 kann ich nichts mehr aus erster Hand berichten, da ich die HR Modelltechnik aus persönlichen Gründen verließ und wieder in heimatliche Gefilde zog.
Durch einen schier unglaublichen Zufall konnte ich im Jahr 2000 noch einmal mit Herrn Räbel telefonieren. Er berichtete mir, dass die HR Modelltechnik in den 90-iger Jahren zahlungsunfähig wurde.
Die Firma wurde aufgelöst. Auf meine Frage, ob es noch Restbestände aus seiner Produktion gäbe, teilte mir Herr Räbel mit, dass nichts mehr übrig sei. Er konnte mir auch nicht sagen wer die Werkzeuge oder
Formen für die Rümpfe gekauft hat. Da ihn das Thema offensichtlich schmerzte, fragte ich nicht weiter nach den genaueren Umständen der Abwicklung der HR-Modelltechnik.
Im großen und Ganzen war nach Herrn Räbels Aussagen wohl die allgemeine Marktentwicklung und die zunehmenden Importe aus billig-Produktionsländern nach der Wende der Grund für den Zusammenbruch der Firma.
Herr Räbel arbeitete damals an der Gründung einer neuen Firma, mit dem Ziel der Entwicklung von unbemannten Flugkörpern für den militärischen Bereich.
So das war's was ich dazu berichten kann. Vielleicht ist es für den einen oder anderen interessant.
Viele Grüße
Markus