Harzsystem L mit Härter CL von R&G, Erfahrungen

Arne

User
Hier möchte ich euch kurz vom Einsatz einer neuen Harz-Härter Kombination berichten, die auch für den Modellbaubereich sehr interessant sein kann. Wie im topic ist es das Harz L mit dem Härter CL von R-G. Das Harz L bzw. ein "baugleiches" verwende ich schon im Job eine Zeit, allerdings mit Härtern, die für unseren klassischen Modellbau nicht in allen Punkten perfekt geeignet sind. Daher war die Alternative CL interessant und wurde von mir an einigen Bauteilen ausprobiert. Die Erfahrungen sind sehr positiv und fassen sich für mich wie folgt zusammen:

  • Sehr gute Tränkung der Fasern mit ziemlich geringer Neigung zu Luft im Laminat
  • Sehr geringe Neigung zur Schaumbildung beim Anrühren und vor allem im Einsatz, gerade auch mit Rollern
  • Die Topfzeit lässt sich hinten heraus noch recht gut nutzen. Ich nutze offizielle Topfzeiten eigentlich nie voll aus, hier genauso wenig. Das ist aber allgemein so. Der CL-Mix lässt sich aber auch gegen Ende des für mich sinnvoll nutzbaren Zeitraums noch gut verarbeiten, die Tränkung ist auch gegen Ende und bei doch merklichem leichten Anziehen noch recht gut. Das kann sehr hilfreich sei je nach Situation und Bauteil.
  • Die Härtung bei RT ist schon ziemlich gut. Bei zuletzt typischen Sommertemperaturen war die Sprödphase nach 24h Härtung schon nicht mehr sehr ausgeprägt bis überwunden was sehr gut ist für die Härterreaktivität. Bei demnächst wieder eher 20° RT ist das vermutlich nicht mehr ganz so ideal. Das System erreicht aber schon bei moderaten Warmhärtetemperaturen von 30-40° sehr gute Werkstoffeigenschaften. Überwindet die Sprödphase dann natürlich sicher und lässt sich schon einwandfrei spanend bearbeiten (fräsen, schleifen etc.) ohne zum Schmieren zu neigen. Die dabei erreichten TG´s (Glasübergangstemperatur oder noch anders Wärmeformbeständigkeit) kann ich noch nicht beurteilen. Da Temperung/Warmhärtung bis 40° erfahrungsgemäß wirklich sehr harmlos ist für vernünftig gebaute Formen ist das gerade für Modellbauer sehr angenehm.
  • Der Preis ist ziemlich günstig

Als Nachteil sehe ich aktuell nur, dass es noch keine Variante mit mehr Topfzeit gibt, das wäre für bestimmte, komplexere Bauteile gut. Hier kann man aber mit gleichem Mischungverhältnis noch recht einfach mit dem Härter GL2 auf mehr Topfzeit gestreckt werden.

Das System sehe ich durchaus als technisch sehr gute und günstige Alternative zum auch unter Modellbauern verbreiteten System L285. Die Luftfahrtzulassung braucht da keiner und in Dingen wie Tränkungscharakteristik, Schaumneigung, Werkstoffeigenschaften sehe ich eher Vorteile.
Da ich beruflich schon mit recht vielen Harzen gearbeitet habe denke ich, dass diese Erfahrungen doch belastbar sein sollten,auch wenn sie aktuell "nur" aus der Praxis stammen. Auch andere Kollegen haben schon von ersten, sehr guten Erfahrungen mit dem System berichtet.
 
Danke Arne für den Erfahrungsbericht :)

Brauch demnächst mal wieder neues Harz und da werde ich das gerne mal für mich im Hobbybereich ausprobieren.

lg Tobi
 

PIK 20

User
Harzsystem L mit Härter CL von R&G, Erfahrungen

Habe schon einige Styro/Abachi-Flächen mit diesem Harz und diesem Härter laminiert und habe nur gute Erfahrungen gemacht. Die Topfzeit passt auch gut. Die Benetzung des Gewebes und dickerer Verstärkungen geht irgendwie leichter von der Hand. Über die Dauerfestigkeit kann man zwar noch nichts sagen, aber da dürfte sicher alles im grünen Bereich liegen.

Eine Frage habe ich doch: Ist diese Harzmischung auch für Flächensteckungen gut geeignet. Fertigungsvorteile in Bezug auf Benetzung ist klar. Wie sieht es mit den Festigkeitwerten bei Modellbau im Hobbybereich aus?
 

Jan Henning

User †
Moin
Habe durch Berichte hier im RCN auch eine Probepackung bestellt und die ersten Teile in Positivbauweise hergestellt,habe bisher L385 mit 386 Härter benutzt.
Unterschiede positiv sind erstmal die Oberfläche ist scheinbar etwas Härter, lässt sich ganz gut auf das gewachste Mylar rollen,
Negativ die von mir genutzten Schaumrollen fallen schneller auseinander leider schon beim Laminiervorgang.
Wenn man das Harz mit Farbpaste von R+G einfärbt wird es sehr Dickflüssig und 25gr Gewebe tränkt sich schlecht.
Algemein scheint das Harz nicht dünner zu sein als L385/386
Das Begleitheft von R+G schreibt aber das man das Harz auf 25-30° zB.in einer Microwelle vorwären soll ,aber wie verhält sich die Topfzeit dann ?steht leider nicht drinn
Gruß Jan Henning
 

Gideon

Vereinsmitglied
Reinharzdaten_L+CL_ Epoxydharz L285+285.png
 
Super

Super

Arne, danke für den Bericht.
Danke allen, die Infos und Erfahrungen beigesteuert haben.
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Wie sieht es mit "Gesundheitsbeeinflüssung" im Vergleich zu z.B. 285 aus? Dass es nicht Zellschädigend ist, steht auf der Seite. Aus dem Bericht werde ich nicht schlauer...

Gruß
Juri
 

Gideon

Vereinsmitglied
Wie sieht es mit "Gesundheitsbeeinflüssung" im Vergleich zu z.B. 285 aus? Dass es nicht Zellschädigend ist, steht auf der Seite. Aus dem Bericht werde ich nicht schlauer...

Quasi identisch zum L 285. Härter CL enthält darüberhinaus kein Nonylphenol, was diesen fit für die Zukunft (REACH) macht. Die Sache mit der Zelltoxizität gilt indes nur für ausgehärtetes Material.
 

Gideon

Vereinsmitglied
Bevor hier jemand noch falsche Schlüsse zieht

Bevor hier jemand noch falsche Schlüsse zieht

Algemein scheint das Harz nicht dünner zu sein als L385/386

Das ist so gewollt und die gegebene Viskosität funktioniert sehr gut zum Handlaminieren der gebräuchlichsten Verstärkungsfasern.


Das Begleitheft von R+G schreibt aber das man das Harz auf 25-30° zB.in einer Microwelle vorwären soll ,aber wie verhält sich die Topfzeit dann ?steht leider nicht drinn

Dieser Text bezieht sich allgemein auf Harzsysteme wie z.B. Epoxydharz C, die bei Raumtemperatur sehr hochviskos sind und sich durch eine Erwärmung besser verarbeiten lassen.

Es ist ausdrücklich keine Empfehlung, es bei Epoxydharz L + Härter CL gleich zu tun.
 
Hallo zusammen,

ich kann Arnes Ausführungen nur bestätigen. Interessant für viele könnte noch folgender Punkt sein:
Wenn mit Glasschlichtlagen gearbeitet wird, beispielsweise bei Carbonhartschalen, verwende ich für diese erste Lage gerne einen schnelleren Härter, da in der Regel die Oberflächengüte besser wird, wenn diese etwas anzieht, bevor mit dem tragenden Laminat mit L/CL weitergearbeitet wird.
Hier hat sich der Härter GL1 mit 30 min. Topfzeit bewährt, das Mischungsverhältnis ist hier gleich, auch könnte mit dem GL1 der CL so abgemischt werden, dass dieser schneller wird.

Gruß
Thomas
 

Gast_8039

User gesperrt
Hallo Zusammen,
super Infos aus der Praxis. Das Zeug probiere ich auch demnächst. Bin zwar mit meinen bisherigen Harzen auch gut ausgekommen, aber der klare Vorteil liegt in der Materialhaltung wenn nur ein Grundharz vorgehalten werden muss und dieses mit verschiedenen Härtern / MV in der Reaktivität flexibel eingestellt werden kann.
 

Detlef

User
Hallo zusammen,

ich kann auch nur positives über das Harzsystem L+CL berichten. Was mir las Handlaminieren positiv beim Umstieg auf das L+CL aufgefallen ist, dass das Tränkverhalten über der Topfzeit sich nicht großartig verändert. Das war bei meinem alten System merklich anderes! Da habe ich nach ca. 10 min eine deutliche Verschlechterung des Tränkverhaltens gemerkt.

Frage an alle:
- ich muss meine L+CL Vorräte auffüllen und mir ein größeres Gebinde kaufen. Kann ich dies in mein kleineres Gebinde, dass nahezu leer ist umfüllen? Oder ist dies nicht empfehlenswert?

Das kleiner ist so 6 Monate alt.
 

MB_68

User
Hallo Thomas,

warum nicht? Wir verwenden für die tägliche Arbeit handliche Gebinde mit ca. 500 bis 700 ml Inhalt, die immer wieder nachgefüllt werden.

Aber Du hast recht. Die Tränkungseigenschaften sind so angenehm, das ich nach fast 20 Jahren mit L 285 das System gewechselt habe.
 
Hi MB 68,

danke für die Info.
Da ich nicht so viel Harz verarbeite, vielleicht 1kg/a, hatte ich da so meine bedenken.

Habe jetzt aber das kleinere Gebinde bei R&G bestellt. Das sollte für das nächste Projekt langen :cool:
 
Hallo,

Muss die Kombi gestempelt werden?

Ich muss demnächst einen Holzindustrie beglasen, da das Modell recht groß ist wäre die längere Tropzeit und die besser Tränkung vorn Vorteil.
Danke

Gruß Michael
 
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