Fliegen in Guarda

Heute eine Studie zum Hangwind. Im Gegensatz zum Talwind, der das Tal entlang rauscht und quer zum Hang bläst,
bildet sich der Hangwind an stark erwärmten Hängen. Im Herbst kommen die Talwinde immer später, z.T. auch weil
es bereits Inversionslagen im Tal gibt. September und Oktober sind die Monate, in denen man grosse südgerichtete
Hänge suchen und in denen man eher vormittags fliegen muss. Das Maximum des Hangaufwindes ist meist gegen 12°°,
während der Talwind immer später kommt (und bei uns z.B. erst um 16°° das Brämabüel erreicht).

Guarda liegt im Unterengadin an einem Knick im sonst nach Nordosten fliessenden Inn und hat so einen rein nach Süden
ausgerichteten Hang in seinem Rücken. Es hat sehr familienfreundliche Hotels, und die Natur in seiner Umgebung ist
grossartig. Es blühen in 1650m Höhe noch Pflanzen, die bei uns erst 300-400m tiefer zu finden sind. Himbeeren wachsen
reichlich noch in 2000m Höhe. Es ist kein "Action"-Dorf, sondern für Menschen, die Ruhe suchen.


Guarda ist ein kleines Dorf auf einer Sonnenterrasse. Es wurde mehrfach als schönstes Dorf der Schweiz ausgezeichnet.
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Die klare Herbstluft am Morgen ist unglaublich
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An Guarda schliesst sich ein Waldgürtel an, über dem die Alp Sura liegt
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Blick Richtung Südwesten, gletscherbedeckte Piz Sarsura und Piz Vadret am Flüelapass
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Der Weg folgt der bequemen Alpstrasse
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Unterwegs gibt es reichlich Frühstück
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Ein grösserer Teil des Aufstiegs geht über einen uralten Pfad
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Die Alp Sura
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Das ins Auge gefasste Startgelände
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Der Tiefblick ins Engadin zeigt, dass der sonnenbeschienene Hang genügende Lauflänge hat, damit der Hangwind in Fahrt kommt
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Es ist ein Paradies für Heuschreckenliebhaber. Neben den laut schnarrenden Ödlandschrecken gab es z.B. auch welche,
die wie ein Reptil zischten statt zu zirpen.
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Hangwind ist die Domäne der leichten Segler. Ich hatte meinen Cirrus'69 mitgenommen. Ohne Motor, ohne gute Aussenlandemöglichkeit:
Da klopft dann doch das Herz beim ersten Wurf. Erst mal vorsichtig gesucht, aber schnell zwei Stellen gefunden, wo es zuverlässig hoch ging
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Über dem Engadin erst mal Höhe aufgebaut
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die seitlichen Gebiete getestet, da war aber noch nichts
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Mit einem Vario kann man richtig Studien betreiben, wie dick die Aufwindschicht ist. Hier war sie zwischen 50m und 300m dick,
je nach Topographie: flache muldenförmige "Täler" im Boden wirken wie Kanäle. Man kann es sich vorstellen etwa wie Gletscher
aus Luft, die nach oben fliessen.
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Endlich genügend Höhe, um mit dem Rock'n'Roll anzufangen:
Bei den Rocks hinter einem weiter in die Höhe,
und die Rolls vor einem über dem Tal
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Nachdem sich die Adler an das Modell gewöhnt hatten, konnte ich auch endlich die Aufwinde ausfliegen.
Höchste Höhe heute 381m, das Steigen in der Hangwindschicht war durchgehend 2,5-3 m/sec, mit kleinen Spitzen darüber.
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Gegen 14°° stabilisierte sich die Luft aber, südliche Warmluft floss ein, die Wolken wurden kleiner.
Am Nachmittag waren 19°C in 2500m Höhe, das entspricht 44°C auf Meereshöhe.
Zunächst störte das am Hang kaum, aber in der Tiefe fing langsam der den Inn entlang brausende Talwind an,
und der entriss dem Hangwind sozusagen die Wurzel.
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So wurden die Flughöhen langsam wieder niedriger.
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Auf dem Rückweg durch den Märchenlärchenwald
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Der lange warme Sommer war gut für die Schmetterlingswelt. Ein Feuervöglelchen habe ich schon lange nicht mehr gesehen.
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Wenn unsere Segler das auch könnten, wäre die Beschaffung von Ersatzmodellen kein Problem.
Vier Wochen mit Glas und Harz füttern...
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Im Engadin gibt es für die Nicht-Modellflieger ein wahrhaft heftiges River Rafting, kein Pseudoabenteuer für Sesselpubser.
Mitten in den Stromschnellen aus dem Boot geschleudert zu werden - interessante Erfahrung.
Auf dem Bild halte ich das Paddel, dass man am linken Rand sieht. Das war am langweiligen Vormittag...
Ich betreue gerne die nicht fliegenden Partnerinnen beim Rafting, lasse mich ins Wasser fallen und von ihnen reanimieren :cool:
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Zum Schluss:
Es ist kein Gelände für teure Schalentiere, obwohl man dort relativ gut landen kann. Aber im Herbst dort wandern, mit einem Easyglider im Rucksack, oder einer anderen Schaumwaffel, deren Beschädigung nicht furchtbar weh tut - wunderschön!
 
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