Elektro-Eigenbau: Schwerpunktsuche

Guten Abend, liebe Fliegergemeinde,

nach längerer Bauabstinenz habe ich tatsächlich so etwas wie ein Flugzeug in Eigenregie fertig gestellt. Inspiriert wurde ich dabei von einem Plan aus Frankreich („Jaguar“) und fleißigen Lesens im Forum. Herzlichen Dank an Holger von F-250, dessen Entwürfe mich letztlich motiviert haben, einige Stunden an der Werkbank zu verbringen.

image0.jpeg


Vom Bauplan habe ich lediglich die Rumpfform und den groben Aufbau abgeleitet, der Rest war frei Schnauze mit viel Versuch, Irrtum und Ausschuss. Ziel war ein möglichst einfach zu bauendes und langsam zu fliegendes Modell für meinen Sohn. Nach vier Rümpfen und vier Tragflächen für’s Kuriositätenkabinett ist das hier übrig geblieben:

Spannweite 900mm
Länge 750mm
Gewicht (ohne Trimmblei, da sehr leichter Akku) knapp über 300 Gramm (Mitgliedschaft im F-250-Club somit verfehlt)
Profil Clark Y 15%, Höhenruder und Tragflächenunterseite auf einer Linie (demnach EWD ca. 1,5 Grad)
Flächentiefe innen 220mm, außen 180mm
2 Grad V-Form
Querruder über die ganze Tragfläche mit einem Servo angelenkt, kein Seitenruder
Antrieb von Modellbau Natterer (Antriebsset XS3.1), Motor 19 Gramm, Akku 2s Lipo 450 mAh
Tragfläche am Stück, mit einer Kunststoffschraube M4 befestigt
Rumpfbeplankung und Spanten aus 2mm Balsa, klassischer Kastenrumpf mit viel Dreikantleisten
Motorhaube fehlt noch mangels geeignetem Material.

Diverse Dinge würde ich nun anders oder besser lösen, aber jetzt soll er erst mal in die Luft. Aktuell nervt mich noch die Anlenkung der Querruder (die Fernsteuerung meines Jungen hat keine Expo-Funktion), hier hätte ich mir vor dem Einbau der Anlenkung mehr Gedanken machen müssen. Nächstes Mal bekommt jedes Querruder sein eigenes Servo.

Nun noch die Frage aller Fragen: wo würdet Ihr den Schwerpunkt für den Erstflug festlegen? Irgendwo stand etwas von 30% der Flächentiefe, aber ein wenig Input dazu würde meinem Gemüt gut tun, bevor ich das Modell in sein Element entlasse.

Danke vorab für Euer Feedback und gerne auch für Eure Kritik.

Viele Grüße

Jörg
 
Schwerpunkt bei 30% der mittleren Flächentiefe passt. Da Du eine Trapezfläche hast zum Rechteck umrechnen,oder bei 50% Spannweite die 30% messen. Kommt auch darauf ob Du ein gleichmäßiges Trapez hast oder Nasen-oder Endleiste gerade (Pfeilung).
 
Schwerpunkt bei 30% der mittleren Flächentiefe passt. Da Du eine Trapezfläche hast zum Rechteck umrechnen,oder bei 50% Spannweite die 30% messen. Kommt auch darauf ob Du ein gleichmäßiges Trapez hast oder Nasen-oder Endleiste gerade (Pfeilung).
Hallo Frank! Das Trapez ist gleichmäßig, wenn man so will keine Pfeilung. Mittlere Flächentiefe somit 200mm, davon 30% wären 60mm. Ich versuche es mal zwischen 50 und 60, bei dem Flieger wird es nicht so auf den Millimeter ankommen. Ein dickerer Akku löst das Problem, dabei hatte ich den Rumpf extra noch nach vorne verlängert. So ist das mit Freestyle, Versuch macht kluch. Warum ich nicht nach Plan baue? Frag mich nicht 🙈

Wenn ich ihn einspitze, dann trage ich das mit Fassung 😂 ich baue so oder so noch einen, der z.B. ein abnehmbares Höhenleitwerk hat, damit mein Bub das Teil gut transportieren kann.
Teilbare Flächen und evtl. ein Pendelleitwerk.

Ich hatte mir das mit den Querrudern so schön überlegt: die Fläche in den hinteren 4cm oben und unten beplanken und dann auf der Kreissäge 3cm absägen. Somit bleibt die Fläche an der Endleiste stabil, beide Teile unter Beibehaltung der Maße verkasten und gut. Hat auch geklappt. Aber dann fing der Murks an, Ruderausschläge nach unten zu gering, Schräge zu gering, folglich Spalt zu breit und los ging der Schlamassel. Die fucking Drahtanlenkung hielt erst nicht, dann war der Einbauwinkel des Servos nicht passend, dann fehlten mir die richtigen Teile und nun hab ich - weil ich nicht noch eine Fläche in den Kamin stecken will - eine Umgehungslösung gewählt. Wenn denn endlich das Epoxi aushärtet. Hab ich den Draht vorher entfettet? Natürlich nicht. Am WE wird sich zeigen, ob auch dieser Entwurf ein Fall für das Museum des Scheiterns wird.

Aber ja, ich baue des Bauens wegen. Das hier ist eher sowas wie ein Versuchslabor als eine Modellbauwerkstatt, der Weg ist das Ziel.

Danke Dir!
 
Zuletzt bearbeitet:
Hi Jörg,
der wird schon fliegen. Das Kriterium sind hier die unbeplankten, bebügelten Flächen. Unbedingt vor jedem Flugtag checken und bei Bedarf richten (Fön), denn die werden kaum von selbst verzugsfrei bleiben.

...ich baue so oder so noch einen, ...
...und da kannste alles reinbauen, was dir bei diesem hier so alles aufgefallen ist.
Viel Erfolg für den Erstflug!
 
Hi Holger, ich weiß, dass die Folie im Vergleich zu Deiner Flotte nicht der Weisheit letzter Schluss ist. Aber so wabbelig ist der Flügel gar nicht. Bei der Spannweite mache ich mir da keine Sorgen, von wegen Torsionskräfte und was weiß ich, das Ding wird lammfromm fliegen. Ich bin vielmehr erstaunt, wie gerade das alles geworden ist, mit meinen eingeschränkten Möglichkeiten.

Ich wollte das Schaf im Wolfspelz bauen, also ein dynamischer Look einer Extra gepaart mit dem Flugverhalten einer 34-jährigen Ente. Und wir wissen doch alle: am Ende ist die Ente fett….

werde berichten…
 
Hallo zusammen, der Flieger wollte doch tatsächlich 110 Gramm Trimmblei zusätzlich zum Akku und wiegt nun 420 Gramm…

Gut, ich habe auch einen Leichtgewichtmotor verbaut, aber so krass habe ich das nicht erwartet. Hinten raus habe ich so leicht gebaut wie irgend möglich, den Rumpf nach vorne verlängert. Also war mein Witz mit der Bleiente gar kein Witz… 😤

Was also tun für Version 2.0?

Fläche nicht als gleichschenkliges Trapez sondern mit gerader Endleiste? Bringt rechnerisch 2,5mm Schwerpunktverschiebung nach hinten, wenn mich nicht alle guten Geister verlassen haben. Nicht so der Bringer.

Der Flächeninhalt beträgt 18 Quadratdezimeter, die Belastung mit dem Blei irgendwas um 23 Gramm je qdm.

Ist das noch im Rahmen?

LG
Jörg
 

Eisvogel

User
Da kann dann sicher noch einiges raus.
Wieviel Motorsturz hast du eingebaut? mit den tragenden Profil wird er einiges brauchen, sonst himmelt er auf.
 
Ist der Rumpf zw. Endleiste und Ruderwerk komplett beplankt ? Falls ja, Erleichterungsöffnungen rausschneiden.
Aber an die 110 gr Blei glaube ich wirklich nicht, das muss mit viel weniger gehen !.
Mit Standoffs den Motor nach vorne, plus Haube aus 3D Druck. Wolframplatte vorne mit dran als 1. Spant ...
Wo sitzt das HR-Servo ? Anlenkung mit Schmuckdraht und Feder wie bei F3K, sofern ein Bowdenzug nach hinten liegt machts hinten leichter!
 
Ist der Rumpf zw. Endleiste und Ruderwerk komplett beplankt ? Falls ja, Erleichterungsöffnungen rausschneiden.
Aber an die 110 gr Blei glaube ich wirklich nicht, das muss mit viel weniger gehen !.
Mit Standoffs den Motor nach vorne, plus Haube aus 3D Druck. Wolframplatte vorne mit dran als 1. Spant ...
Wo sitzt das HR-Servo ?
Das HR-Servo (9 Gramm) liegt unter der Tragflächenmitte, damit ich noch ran komme. Aber ja, der Rumpf ist vollständig zu und es liegt ein 0,8mm-Draht, der jedoch zur Hälfte aus einem CFK-Röhrchen besteht. Leitwerke sind in Leichtbauweise erstellt, hab dafür sogar Oralight verwendet, die ich gar nicht mag, weil sie so pfriemelig zu verarbeiten ist. Das Höhenleitwerk ist geklebt, weil die abnehmbare Befestigung zu massiv war. Und der Rumpf ist hinten raus gefühlt eher zu kurz geworden, bin gespannt, wie giftig er auf Höhe reagiert.

Der Motor wiegt nur 19 Gramm, der Akku 31 Gramm. Wenn ich statt 450 mAH 1.600 nehme, wiegt der Akku rund 50 Gramm mehr. Dann wäre der halbe Ballast schon mal weg, und ja, es kommt mir auch komisch vor…

Jetzt isses sowieso zu spät, wenn das Wetter am Samstag ein Fenster für uns lässt, probieren wir es einfach aus. 🙂

Anstatt wie bei früheren Projekten monatelang mit der Planung schwanger zu gehen und Euch die Zeit zu stehlen, wollte ich dieses mal in Vorleistung gehen. Dann ist das wohl so, im schlimmsten Fall hab ich ein schönes Foto für den Absturz-Thread.

DANKE und viele Grüße

Jörg
 
Hi Jörg,

... irgendwas um 23 Gramm je qdm.

Ist das noch im Rahmen?
Ja sicher, insbesondere für das Schaf im Wolfspelz. Im Vergleich mit meinem Maxi ist das immer noch ein Superleichtgewicht, und das Maxi kratzt für mich seit der Überholung an der Grenze zum Slowflyer.

Allerdings sind die 110g Ballast m.E. nicht plausibel, denn mit so einer schönen langen Nase sollte das ohne Blei gehen.

..., Erleichterungsöffnungen rausschneiden.
Keinesfalls. Bringt fürs Gewicht fast nix und ist statisch eine Katastrophe.

Mit Standoffs den Motor nach vorne, plus Haube aus 3D Druck. Wolframplatte vorne mit dran als 1. Spant ...
Uuuaaaah! Nich ernsthaft, oder? Die 1970er Jahre sind zum Glück vorbei, da galten solche Pfuschereien als Königsweg zum Kurieren von verbastelten Wracks.

Anlenkung mit Schmuckdraht und Feder wie bei F3K, ...
...ist keine Anlenkung, sondern Murks. Und auch nicht leichter als Jörgs 0,8er Draht.

...im schlimmsten Fall hab ich ein schönes Foto für den Absturz-Thread.
DAS ist die richtige Einstellung!
 
So, der Vogel war in der Luft und es gab kein Foto für den Absturz-Thread… 😎

Erkenntnis zum Schwerpunkt: die Hälfte des Bleis musste raus, damit liegt das Abfluggewicht bei 365 Gramm mit 55 Gramm Trimmblei. Irgendwie wirkt er immer noch kopflastig, da es eindeutig zu windig für das Leichtgewicht war, lässt sich das noch nicht abschließend beurteilen. Antrieb ist ausreichend, und er fliegt auch geradeaus.

Jedoch ist die Wirkung der Querruder viel zu gering. Ich schreibe das der murksbedingten Befestigung mittels Scharnieren und der Anlenkung zu. Könnte mir vorstellen, dass der breite Spalt die Strömung ablöst. Wir haben den neuen Flügel schon aufgelegt: die Querruder werden 5 mm tiefer und sauber anscharniert. Fläche wird teilbar und jede Hälfte bekommt ein eigenes Servo. Zudem werden wir eine D-Box einbauen. Und ich werde auf die normale Dicke des Clark Y gehen.

Der Rumpf sollte wohl nach hinten etwas länger werden, auf Höhe reagiert er ziemlich heftig.

Also zurück an die Werkbank.

Schönes Wochenende und viele Grüße

Jörg
 

Anhänge

  • IMG_2198.jpeg
    IMG_2198.jpeg
    400,7 KB · Aufrufe: 49
Ansicht hell / dunkel umschalten
Oben Unten