Hallo Claus,
gemeint ist der Anstellwinkel, der immer den Winkel zwischen einer Bezugs-"Sehne" zur anströmenden Luft meint. Tatsächlich geht dann bei ca-max irgendwann der Flugzustand in den Stall über und jetzt ist entscheidend, ob man den jetzt beginnenden Sackflug kontrollieren kann.
Genau das ist jetzt der Bereich einer Geschwindigkeitsinstabilität, bei der man im Sackflug kräftig nachdrücken muß (wenn die Ruder noch wirksam sind, und zwar für AUFTRIEB, nicht wie noch kurz zuvor für Abtrieb beim langsamer werden). Dabei verliert man Höhe und das ist der Grund für viele Unfälle von STOL-Flugzeugen in Bodennähe bei der Landung.
Man muß Vollgas geben können und eine hohe Leistung haben, um hier zusammen mit ausreichender HR-Wirkung aus diesem gefährlichen Bereich herauskommen zu können (ohne Motorleistung hat man verloren!). Auch ist das Post-Stall-Verhalten des Profils mit oder ohne Hysterese entscheidend, wie zahm die Maschine reagiert. Gerade bei Modellen wird oft vergessen, dass die Reynoldszahl an den Leitwerken wesentlich kleiner ist als am Flügel und dort oft schon laminare Ablösung herrscht, was die geringe HR/SR-Wirksamkeit vieler Modelle im Langsamflug erklärt.
Zurück zum Sackflug im Stall: Die Jodel-Flugzeuge ohne Klappen werden z.B. entweder im Slip ODER im Sackflug heruntergebracht, wenn man viel zu hoch ist. Das lernt man in Fronkreisch, aber hier gibt es Prügel vom teutschen Fluglehrer, wenn man ihm den Sackflug vorführt.... Nur im zweiten aerodynamischen Regime jenseits der besten Gleitzahl (aber noch nicht im Stall) kann man echte Kurzlandungen machen, aber im echten Sackflug muß man in größerer Höhe beenden.
Daher wurden bei der DO27 die LK-Ausschläge von max. 45° auf deutlich weniger mechanisch blockiert und beim Fi156 wurde der Vorflügel unter dem Höhenruder ebenfalls wieder abgebaut, da zu viele Sacklandungen zu Bruch führten.
Dr. Pleines war das alles bewußt und er hat nach dem Krieg eine Veröffentlichung genau zu diesem Punkt der Sicherheit oder Unsicherheit von STOL-Flugzeugen gemacht, aber das hat wohl keiner der vielen echten expert-pilots gelesen. So ist das eben mit dem schummrigen Licht und den Rauchwolken am Stammtisch und den Landser-Geschichten. Da haben es echte Fakten nicht leicht. Wie du richtig erkannt hast, ist das STOL-Fliegen nichts für Draufgänger, denn die gehen dabei drauf, daher der Name. STOL-Fliegen bedeutet die intimste Kenntnis der Profil- und Flugmessungen und eine dauernde Übung, und selbst dann bleibt es gefährlich genug.....
Mit Wollfäden und einer kleinen Kamera kann heute jeder Modellpilot seine Kiste überprüfen, was da passiert. Das wird auch meine nächste Anschaffung sein, um der Wahrheit ins Auge blicken zu können.
Gute Nacht im Stall....
Pattex