Danke Gerd, für diese tollen Bilder!
Johannes hat es schon gesagt, unsere Modell-Segelboot Klassen sind wie die 12er, die Du oben zeigst, für die Kreuz gemacht. Vor dem Wind tauchen sie und bei wenig Wind schaukeln sie, durch das sehr tief hängende Kielgewicht. Aber man muss ihnen zugute halten, dass sie eben in ihren Klassenregeln gefangen sind. Wie wir wissen, behindern Klassenregeln oft Neuentwicklungen, wie Du es auch schön mit der FLYING NIKKA zeigst, die bewusst aus dem Reglement ausgebrochen ist. Ich denke die IMOCAS sind eine löbliche Ausnahme, weil die Regeln mit der Bootentwicklung mitentwickelt werden. Aber, wie Johannes auch schon schreibt, sind die IMOCAS eher für raume Winde konstruiert.
Ich möchte noch etwas zum Gesagten hinzufügen.
Eine Klasse, die sehr schön zeigt was konventionell (ohne Foils) auch auf Dreieckskursen möglich ist, ist die TP52.
Breites Heck:
und trotzdem knallhart am Wind:
Und raumschots geht es ab auf die Bugwelle:
Quelle der Bilder:
TP52 super series
Die TP52 Super Series segeln Dreieickskurse wie die IOM, M, 10R oder auch die kleinen RG65, sind aber dennoch breit und können gleiten. Der Unterschied zum Modell ist, dass das Original raumwinds mehr Segelfläche setzen kann, das Modell aber nicht. Dadurch kann ie TP52 ins Gleiten kommen, dem Modell fehlen aber die PS, weshalb es sich auch nicht lohnt einen breiten Rumpf zu bauen.
Die zwei Beispiele aus meiner Erfahrung:
- Mein kleines Tiller Sharpie 65
Beim Hochsseesegeln vor drei Jahren habe ich damit eine RG95, die fast 20 cm länger ist, auf dem Raumwindkurs stehen lassen. Das kleine Sharpie 65 ist an der RG95 vorbeigezogen wie ein Motorboot. Der geringe Tiefgang erzeugt wenig Nickmoment vor dem Wind was das Erklimmen der Bugwelle erleichtert und die PS sind in der Takelage gewesen, weil der Wind für das kleine Modell viel zu stark war.
Anders sah es dann am Wind aus. Mein Sharpie lag nur noch auf der Seite (weil zu viel Segelfläche) und die RG95 konnte ihren Tiefgang und den schmalen Rumpf auf dem Am Wind Kurs voll ausspielen. Am Ende der Regatta waren wir dicht beieinander...
- Die VO60/VO65 von stockmaritime
Das ist das einzige Modellboot, das ab Werk mit variabler Segelfläche gekauft werden kann. Die VO65 kenne ich nur vom Internet, die VO60 habe ich schon live erleben dürfen. Es ist der Hammer, wie die raumschots abgeht. Der Trick ist der ausrollbare Gennaker, der auch an der Leetonne schnell wieder eingerollt ist, um am Wind wieder eine vernünftige Segelfläche fahren zu können. Und wenn man auf die Technischen Daten des Modells schaut, dann offenbart sich noch ein zweiter Trick, das Gewicht. Weil das Modell breit ist, kann es durch die höhere Formstabilität mit weniger Gewicht auskommen, als beispielsweise eine um 12 cm kürzere IOM.
Wir sehen also glasklar, unsere Modell Regatta Klassen bringen nicht die schnellsten Boote hervor und auch nicht die modernsten. Aber sie bringen vergleichbare Boote hervor, die ohne berechnete Zeit direkt gegeneinander Regatta segeln können. Das Ziel ist also ein anderes.
Ich bin gespannt auf die weitere Diskussion. Danke Jonk, dass Du sie angestoßen hast. Das ist ein Thema, das mich seit ungefähr 40 Jahren beschäftigt. Seit ungefähr 30 Jahren bin ich der Ansicht, dass sich ohne die genannten Modell-Klassenregeln schnellere und bessere Modellyachten bauen lassen.
Beim letzten Hochseesegeln war ich mit meiner gleich langen aber sehr breiten und wenig tiefgehenden BULLSEYE übrigens gleich schnell wie die DF95 mit schmalem Rumpf und sehr tiefem Ballast. Könnte die BULLSEYE gleiten, was aufgrund der 120 Jahre alten Rumpfform nicht möglich ist, wäre sie schneller gewesen. ;-)
Schöne Grüße
Klaus