'tänzeln' um die Hochachse

Gregor Toedte

Vereinsmitglied
Moin,
interessantes Thema. :D
Original erstellt von TurboSchroegi:
Die Antwort die mir noch fehlt: Verschwindet das Pendeln (bei konstant hoher Geschwindigkeit) nach einer Zeit wieder auf oder wird es stärker oder bleibt's gleich?
Hallo Helmut, es scheint gleich zu bleiben. Bei den Wind- und Fluggeschwindigkeiten ist man allerdings nicht sehr lange in der gleichen Fluglage...aber es sah so aus, als ob es an einen recht definierten Punkt beginnt und dann ebenso wieder aufhört.
Ich hatte die Sagitta bisher erst einmal bei ähnlichem Wetter geflogen, da aber mit deutlich mehr Ballast. Das Problem hatte ich dabei nicht.
Wenn ich mir das im Netz bekannte Video 'SagittasEnd' anschaue scheint das kein Problem des Fliegers als solches zu sein.

Gruß
Gregor
 
Hi Steffen

Bin nur kurz hier.

Denn die Wirbelfläche und die Zirkulation sind nicht das gleiche.
Habe ich auch nie behauptet und werde ich auch nicht tun :D

Und auch das Voreilen hat nicht gerade einen Zirkulations_sprung_ sondern einen Zirkulations_gradienten_ am Rumpf zur Folge.
Denke an die V-Form und den Schiebeflug! Ich habe immer noch den Eindruck, Du gehst von einem nicht schiebenden Flugzeug aus. Das ist hier sicher nicht der Fall!

Bis morgen + Grüße Helmut
 
Hi Folks !

Gott hatt ein einsehen mit mir: Ich musste nicht selbst zeichnen :D Here we go, so sieht es im Schiebeflug aus:

schiebeflug.gif


Mir geht es um die Kraft Ys. Das ist die Seitenkraft am SLW im Schiebeflug. Im Bild schiebt der Flieger im Schiebewinkel "beta". Dadurch entsteht am SLW theoretisch erstmal eine Anströmung mit dem Winkel "beta" am SLW. Wie beim Tragflügel auch, hat die Auftrieb/Abtrieb zur Folge.

Im Schiebeflug eilt eine Fläche der anderen voran. Bei Modellen mit V-Form stellt sich dabei an der voreilenden Fläche ein Zusatzanstellwinkel und auf der nacheilenden Fläche eine Anstellwinkelreduktion ein (gleicher Betrag auf beiden Seiten, nur umgekehrtes Vorzeichen). Dazu habe ich leider kein Bild. Die vektorielle Zerlegung funktioniert aber ähnlich wie beim Schiebegiermoment. Das Zeigt dieses Bild:

schiebegiermoment_entstehung.gif


Das Bild dient nur zur Verdeutlichung der Vektorzerlegung, weil es eigentlich die Entstehung des Schiebegiermoments zeigt.

Es entsteht dadurch eine unsymetrische Zirkulationsverteikung, die am Ort des SLw eine Strömung erzeugt, deren Richtung von der Lage der Wirgelfläche abhängen. Oberhalb der Wirbelfläche wirkt das der freien Seitenströmung entgegen und unterhalb addiert sie sich dazu.

Daraus ergibt sich der effektive Anströmwinkel des Seitenleitwerks, der im ersten Bild mit "beta S" bezeichnet wird mit "beta S" = "beta" + "beta nü". Das "beta nü" (erstes Bild) ist dabei der Seitenwindwinkel der von der Tragfläche induziert wird.

Genau das ist der Einfluss, den ich in Verdacht habe, dass Problem von Gregor auszulösen. Das "beta nü" ist nämlich Abhängig vom Schiebewinkle "beta", dem Winkel "nü" der V-Form und der Hoch/Tief Postition des Flügels und damit indirekt von der Lage der Wirbelfläche.

Guckt Ihr hier:

anstroemung_slw.gif


Im Langsamflug (V1 mit alpa1) schlägt die Wirbelfläche ungefähr in der Mitte auf. Die induzierte Strömungskomponente wirkt nun oberhalb der Wirbelfläche entgegen von "Vy" (vektorielle Zerlegung von V in Vy und Vx - siehe auch erstes Bild) und unterhalb in der selben Richtung. Die beiden heben sich auf erzeugen aber ein induziertes Rollmoment mit den entsprechenden Kopplungen. Liegt der Flügel hoch, trifft die Wirbelfläche oben auf das SLW und induziert nur eine positive Kraftkomponente, die die Seitenkraft erhöht.

Im Schnellflug (und Hochlage) trifft die Wirbelfläche weiter unten auf das Leitwerk - die induzierte Seitenkraft ist geringer und im Falle einer Flügeltieflage witkt sie der freien Anströmung sogar entgegen.

Aus diesen Zusammenhängen kann man den sog. Wirkungsfaktor des SLWs ableiten in den "beta" und "beta nü" genauso eingehen wie die effektive Streckung des SLW.

Je nach Lage des HLW stellt sich auch ein Endscheibeneffekt ein, der eine Erhöhung der effektiven Streckung gegenüber der geometrischen Streckung zur Folge hat. Und damit natürlich auch einen Einfluss auf den Wirkungsfaktor des SLW.

Prinzipiell gewinnt man den Wirkungsfaktor aus der Verteilung von "beta nü" über die SLW durch Integration - eigentlich logisch.

FAZIT: Ich denke, dass durch die oben beschriebenen Zusammenhänge Folgendes passiert: Der Wirkungsfaktor des SLW ändert sich im Schnellflug der Sagitta bei entsprechendem Schiebewinkel durch Seitenwind etc. in der Art, dass die Seitenstabilitätseigenschaften und die Dämpfungseigenschaften so beeinflusst werden, das sich das Pendeln um die Hochachse einstellt. Sicherlich ist die Vergrößerung der SLW Fläche (nicht des Ruders nur aus Steuerbarkeitsgründen!) ein Mittel um diesen Punkt zu verschieben. Hier treffe ich mich wieder mit Dir Steffen (wenn wir jemals überhaupt auseinander waren): Die Frage ist nur wohin?

Deshalb mein Rat, wenn man nicht rum experimentieren will an einem in 98% der Fälle gut fliegenden ARF Modell : Ändere nix!

Die ganzen Kopplungseffekte (zwischen Rollen, Gieren und Schieben) sind übrigens überhaupt noch nicht diskutiert worden. Was ist mit dem von Steffen angesprochenen Thema "Masseträgheit"?

Ich denke sogar, dass die Beschreibung von Steffen aus einer anderen Sichtweise das sagt was ich hier mit Flugmechanik beschrieben habe. 100%ig sagen kann ich das aber nicht, weil ich es ehrlich gesagt garnicht richtig verstehe :rolleyes:

Ach ja: Die Bilder sind allsamt Verlinkungen auf www.hq-modellflug.de und sind auch in dem sehr guten Buch von Dr. Helmut Quabeck zum Thema Richtungsstabilität zu finden. Der eine oder andere Satz in diesem Beitrag ist auch daraus abgeschrieben, weil ich es nicht besser formulieren kann (und auch nicht besser weiß).

Ich hoffe ich konnte etwas Licht ins Dunkel meines Ansatzes werfen. Vielleicht kann sogar der eine oder andere Mitleser davon irgendwie profitieren oder ich kann irgendwo was lernen, wo ich was nicht richtig verstanden habe ... man weiß ja nie.

Grüße Helmut

P.S. Das dauert 1 Stunde sowas zu schreiben - wow :eek:

[ 13. Januar 2005, 09:16: Beitrag editiert von: TurboSchroegi ]
 

Steffen

User
Hm, ich glaube ich verstehe worauf Du hinauswillst (bzgl der Wirbelfläche).

Der Auftriebsanstieg des Seitenleitwerkes wird größer durch die nach innen gerichteten Wirbelanteile oberhalb der Wirbelschicht in der voreilenden Fläche.

Ok, soweit so schön, nur ist der Kraftanstieg des Seitenleitwerks m.M.n. durch Staudruckanstieg heftig größer als die Wirbellage, die ja nur kleine Winkel beta_nü schafft und dies nur eauf einen kleinen Leitwerksanteil (sozusagen das delta_F(alpha), das mit beta_nü beaufschlagt wird), ich würde auf Größenordnungen tippen.
Auslöser dürfte es kaum sein. Und wenn es eine Rolle spielt, dann spricht das auch für zu grosses Leitwerk.

Aber es kommt so oder so auf eine Ganzkörperschwingung zurück ;)

Am Rande: eine Schieberollkopllung traue ich der Sagitta nun wirklich nicht zu, die drüfte man echt vernachlässigen können :D

Ciao, Steffen

PS: Hat jemand einen Sagitta-Rumpf für mich? So ein Ding wollte ich schon immer (also seit 25 Jahren) haben.
 

Gregor Toedte

Vereinsmitglied
Moin,
super Helmut, danke! Auch mir als mehr 'Praktiker' ist das Ganze nun verständlich geworden...bis auf Eines:
Du sagst "Im Schnellflug (und Hochlage) trifft die Wirbelfläche weiter unten auf das Leitwerk - die induzierte Seitenkraft ist geringer und im Falle einer Flügeltieflage witkt sie der freien Anströmung sogar entgegen."...aber wieso entsteht dadurch diese schwingende/pendelnde Bewegung ? Mangelnde/weniger Stabilität um die Hochachse kann ja meinetwegen zum 'unkontrollierten' Kurven oder schlechtem Gradeausflug führen...aber wieso scheint das ganze zu schwingen?

Bin begeistert über die Qualität dieses Freds!

Gruß
Gregor
 

jwl

User †
das pendeln hatte mich schon mal schwer beschäftigt.

da wir fliegen ist alles in bewegung es giert es nickt es rollt, weil es dynamisch und nicht statisch ist. alles was giert nickt oder rollt wurde mal angeregt. die erste frage warum oder was hat die lageänderung herbei geführt. zweitens wie kann diese zurückgestellt werde bzw verringert ergo dämfung. (beim auto nennt man diese stossdämpfer.)

merke: je höher statische stabiltät desto geringer die dämpfung. höher statische stabiltät nennt man auch überstabiltät.

anregungen von schwingungen: ruderausschläge boen blasensprünge streckung zuspitzung ca rumpfform seitenleitwerk massenverteilung vau-form etc etc.

zb. was gut dämpft ist geringe streckung des seitenleitwerks bei leichter bauweise und relativ viel fläche. wird diese übertreiben gibt es spiralsturz. die ander idee wird vom logo-team eingesetzt ein leicht gewölbtes seitenleitprofil.
der unterschiedliche auftriebsanstieg dämpft die schwingung um die hochachse. es gibt noch tausend ander gründe es ist aber sehr schwer diese zu isolieren.

gruss johannes

ps: bin wieder zuhause
pps: was ich euch nicht vorenthalten möchte, dass es nachwuchs gab. oliva heisst die nigel nagel neue tochter. zum einschlafen gibt es dann grundlagen der flugmeachnik. ich weiss zwar nicht von was sie einschläft vom vater oder vom inhalt.
 

Hans Rupp

Vereinsmitglied
Hallo

die ander idee wird vom logo-team eingesetzt ein leicht gewölbtes seitenleitprofil.
Beim Abart wurde das so gemacht (um den Nullauftriebswinkel versetzt angestellt). Beim Shark weiß ich es nicht und beim Wobbegong ist meines Wissens wieder ein sysmmetrisches Profil auf dem Seitenleitwerk.

Warum und weshalb bzw. welche Erfahrungen dazu führten weiß ich aber nicht.

Hans

P.S. Gratulation zum Nachwuchs und freue mich, dass Du wieder zuhause bist.
 

Steffen

User
Hi Hans,

die gewölbten Leitwerke sind m.W. zur Verhinderung von deadband.

Bei einem HLG könnte noch interessant sein, die Seuerbarkeitsgrenze für den Start in eine Richtung zu erweitern.

Ciao, Steffen
 

Jan

Moderator
Original erstellt von jwl:
ps: bin wieder zuhause
pps: was ich euch nicht vorenthalten möchte, dass es nachwuchs gab. oliva heisst die nigel nagel neue tochter. zum einschlafen gibt es dann grundlagen der flugmeachnik. ich weiss zwar nicht von was sie einschläft vom vater oder vom inhalt.
Herzlichen Glückwunsch und Alles Gute!!
:)
 
Hallo (Turbo- :) ) Helmut,

Gregor schreibt ja, dass/daß
- kein Taumeln vorliegt, und
- das Flugmodell keine (nennenswerte) V-Stellung aufweist.
Was Du mit der asymetrischen Zirkulationsverteilung anführst
- kommt aber bei V-Stellung der Tragflächen zustande und
- würde dann zum Taumeln führen.
Mit diesem Widerspruch komme ich noch nicht zurecht.

Was Du beschreibst ist ein Schiebe/Gier-Moment, das die rückführende Querkraft des beabsichtigten Schiebe/Gier-Momentes des SLW abschwächt, ebenso wie die Gierdämpfung des SLW.
Allerdings ist dieses parasitäre Schiebe/Gier-Moment ebenso wie das beabsichtigte Schiebe/Gier-Moment nur vom Schiebewinkel beta und dem V-Winkel ny abhängig; es müßte also bei allen Fluggeschwindigkeiten gleich wirken und den Vogel nicht erst ab einer gewissen, offensichtlich wohldefinierten Fluggeschwindigkeit zum Aufschaukeln der Gierschwingung veranlassen.

...und das alles schreibe ich ohne selbst eine Idee einer Lösung für Gregors Problem anbieten zu können - tut mir leid.

Gregor, es wäre sehr interessant, wenn Du das Flugmodell einmal bei sehr ruhiger Luft "anheizen" könntest, nicht wenn Du gegen starken Wind anfliegst (so wie ich Dich verstanden habe). Dann könnte man "äußere" Einflüsse eher ausschließen.

Herzlichen Glückwunsch, Johannes! :)

Schöne Grüße bis morgen,
Helmut
 
Hi Folks!

Ist ja richtig was los hier. Ich versuche einfach mal alle Fragen zu beantworten. Bitte habt Verständnis dafür, dass ich das evtl. "Beitrag für Beitrag" mache. Ich habe heute noch (elektrisch) Fliegen im Sinn. Wird ein schöner Tag hier im Niederbayerischen. Das ist überhaupt keine Wertung und ich mache es einfach von "hinten nach vorne". LiFo quasi ;) Danke!

Helmut Stettmaier hat geschrieben (Übrigens super das Du hier bist!):

Gregor schreibt ja, dass/daß
- kein Taumeln vorliegt, und
- das Flugmodell keine (nennenswerte) V-Stellung aufweist.
Was Du mit der asymetrischen Zirkulationsverteilung anführst
- kommt aber bei V-Stellung der Tragflächen zustande und
- würde dann zum Taumeln führen.
Mit diesem Widerspruch komme ich noch nicht zurecht.
Taumeln ist eine Mischform von Roll- und Gierbewegung bei mangelnder Dämpfung. Es ist richtig, dass dieses Phänomän hier nicht vorliegt. Dadurch ergibt sich aber auch kein Widerspruch. Gier- und Rollbewegungen gibt es auch ohne V-Form. Den Punkt mit der V-Form habe ich zur Verdeutlichung (offensichtlich aber Verwirrung :rolleyes: ) angeführt. Ich wollte damit zeigen, dass der V-Form Effekt den Aspekt um den es mir geht (Veränderung der Strömung am SLW) verstärkt. Unabhängig von der V-Form induziert die Lage der Wirbelfäche immer eine Strömung, die die freie Anströmung des SLW beeinflusst. Darüber hinaus ist das mit der V_Form so eine Sache. "Gering", "kaum" was bedeutet das? Unter Last im Schnellflug? 0 Grad? 1,5 Grad? 0,0 V-Form Einfluss halte ich eher für unwahrscheinlich.

Was Du beschreibst ist ein Schiebe/Gier-Moment, das die rückführende Querkraft des beabsichtigten Schiebe/Gier-Momentes des SLW abschwächt, ebenso wie die Gierdämpfung des SLW. Allerdings ist dieses parasitäre Schiebe/Gier-Moment ebenso wie das beabsichtigte Schiebe/Gier-Moment nur vom Schiebewinkel beta und dem V-Winkel ny abhängig; es müßte also bei allen Fluggeschwindigkeiten gleich wirken und den Vogel nicht erst ab einer gewissen, offensichtlich wohldefinierten Fluggeschwindigkeit zum Aufschaukeln der Gierschwingung veranlassen
Da bin ich wohl teilweise Missverstanden worden. Diese parasitäre Kraft des Schiebegiermoments meinte ich nicht. Auch wenn ich oben das Bild zur Verdeutlichung der Vektorzerlegung gepostet habe. Darüber hinaus ist die Einschränkung des Gesamtgiermoments auf die Abhängigkeit vom Schiebewinkel und von der V-Stellung nicht statthaft bzw. zumindest unvollständig.

Ich versuche zu erklären warum: Das Thema dynamische Seitenstabilität - und darum geht es hier ja wohl, da hat Steffen schon recht - baut sich strukturell folgendermaßen auf:

  • Luftkräfte wg. Schiebeflug in Richtung der Querachse (Anteil von SLW, Rumpf, Fläche)
  • Moment um die Längsachse (Schieberollmoment; vor allem Anteile V-Form, Pfeilung)
  • Moment um die Hochachse (Schiebegiermoment; hier auch Anteile SLW, Rumpf, Flügel)
Mit den Luftkräften (mir geht es hauptsächlich um die Schiebeseitenkraft; Anteil SLW) kann man dann über das Thema Richtungsstabilität (Spezialfall Seitenstabilität) diskutieren. Hier kommt das Gesamtgiermoment ins Spiel. Es setzt sich vor allem aus den Seitenkräften am SLW, TF und Rumpf zusammen, die "am Hebel" wirken. Die Anteile aus dem Schiebegiermoment des Rumpfes und der V-Form können bei einem schlanken Rumpf wie der Sagitta und wenig V-Form wahrscheinlich ignoriert werden.
Wenn man nun über die Gierbewegung gesprochen hat, kann man jetzt endlich die Dämpfung dieser Bewegung diskutieren. Wenn man will auch Abschließend noch die Kopplungseffekte. Das ist mir aber fast zu komplex :rolleyes: .
Warum stimmt das jetzt alles nicht so ganz, dass die Gierbewegung/Gierdämpfung nicht von der Fluggeschwindigkeit abhängt? Bei der Erklärung reicht es, sich auf die Luftkräfte und den Anteil des SLW zu konzentireren. Das ist auch das was ich von vorneherein getan habe: Im Beitrag des SLW zum Schiebegiermoment ist der Wirkungsfaktor des SLW enthalten. Und der ist ja (wie weiter oben erklärt) abhängig von der Hochlage der Tragfläche, der V-Form, der leitwerksanordnung und der Lage der Wirbelfläche was nix anderes heißt als vom Anstellwinkel der Fläche und damit von der Fluggeschwindigkeit. Wir können natürlich dasvon ausgehen, dass sich im Flug an den geometrischen Daten der Sagitta nix geändert hat ;) Die Lage der Wirbelfläche und damit der Wirkungsfaktor des SLW hat sich aber zw. Langsamflug und Schnellflug sicherlich geändert.

Übrigens geht Quantitativ der Wirkungsfaktor des SLW in den Beitrag zum Schiebegiermoment genauso (linear) ein wie der Abstand des Angriffspunktes der Seitenkraft am SLW zum Neutralpunkt der Gierbewegung des Modells.

Jetzt kommt man eigentlich erst zum Nämlichen: Der Dämpfung der Gierbewegung oder einfach Gierdämpfung. In diesem Punkt ist tatsächlich das SLW relevant. Die anderen Anteile kann man schon mal Vernachlässigen. Im Wert für dei Gierdämpfung ist auch wieder der Wirkungsfaktor des SLW enthalten. Damit über die Lage der Wirbelfläche implizit auch die Fluggeschwindigkeit. Das oben beschriebene Giermoment erzeugt natürlich eine Gierbewegung - also eine Drehung um die Z-Achse (Hochachse). Diese Bewegung findet mit einer bestimmten Geschwindigkeit statt. Der Faktor Geschwindigkeit hat zur Folge, dass der Abstand zwischen Angriffspunkt Schiebeseitenkraft am SLW und Neutralpunkt der Gierbewegung quadratisch in die Gierdämpfung (aka Wendedämpfung) eingeht.

Fazit: Über die Lage der Wirbelfläche und das dadurch am SLW induzierte Strömungsfeld ist die Gierdämpfung geschwindigkeitsabhängig. Weiter geht z.B. eine Verlängerung des Leitwerkarms quadratisch in die Gierdämpfungseigenschaften des Modells ein während solch eine Verlängerung nur linearen Einfluss auf das Giermoment und die Schiebeseitenkraft des Modells hat. Das ist - wie ich finde - eine recht interessante Erkenntnis. Umgangssprachlich: Dämpfungsänderung kommt gut, während man beim Giermoment und der Schiebeseitenkraft noch nicht soviel merkt.

Gregor, es wäre sehr interessant, wenn Du das Flugmodell einmal bei sehr ruhiger Luft "anheizen" könntest, nicht wenn Du gegen starken Wind anfliegst (so wie ich Dich verstanden habe). Dann könnte man "äußere" Einflüsse eher ausschließen.
Ein ganz hervorragender Vorschlag! Kannst Du gleich mal losgehen und das tun :D :D Interessiert mich brennend!

@Steffen: Diese quantitative Frage zum Staudruck hat mich heute Nacht nicht recht schlafen lassen. Bei der Längsstab und Nickdämpfung ist das ja noch einfach. Der Staudruck am HLW und an der Fläche ist annhähernd gleich groß und dadurch ergibt sich qH/q ungefähr zu eins. Wie ist das aber bei der Seitenbewegung, wo in allen Gleichungen ja auch der Quotient qS/q als Faktor vorkommt. Wie beurteilst Du das? Auf Deinen Beitrag möchte ich nochmal gesondert urückkommen. Da gibt es ein paar sehr interessante Aspekte ("Überdämpfung" etc.). Das würde schon zusammenpassen. Der Flieger ist quasi durch ein großes Leitwerk "übergedämpft".

@Gregor: Ich hatte irgendwie sowas vermutet, dass durch den Schnellflug und der Tieflage der Wirbelfläche, die der Seitenkraft der freien Anströmung entgegenwirkt, sich die Dämpfungseigenschaften (indirekt über den Wirkungsfaktor des SLW) negativ ändern. Hängt mit dem oben Gesagten zusammen. War halt mal mein Ansatz - inkl. Erklärung - ohne einfach nur zu sagen: Mach's Ruder größer, SLW kleiner Leitwerkarm länger etc. Sorry wenn das jetzt ausgeartet ist ;)

@all: Finde diesen Thread stockgenial! Mal ganz was anderes als immer nur diese EWD/Schwerpunkt/Längsstab G'schichte. Da ist so ne Richtungsstabilität schon schöner ;)

Grüße + bis bald Helmut

[ 15. Januar 2005, 10:51: Beitrag editiert von: TurboSchroegi ]
 

Gregor Toedte

Vereinsmitglied
Original erstellt von TurboSchroegi:
Gregor, es wäre sehr interessant, wenn Du das Flugmodell einmal bei sehr ruhiger Luft "anheizen" könntest, nicht wenn Du gegen starken Wind anfliegst (so wie ich Dich verstanden habe). Dann könnte man "äußere" Einflüsse eher ausschließen.
Moin...mit der Sagitta bei ruhigem Wetter fliegen geht erst wenn meine Winde wieder ganz ist, am Hang muss es schon blasen, damit man vernünftig oben bleiben kann und Luft für Experimente hat.
Was ich vorher schon mal erwähnt habe und evtl. interessant ist, dass der Effekt nicht aufgetreten ist als die Sagitta bei ähnlichem Wetter zusätzlich ca 800g Blei im Bauch (also insgesamt 1.5Kg Ballast) hatte. Da lag sie wie ein Brett. Ob das reproduzierbar ist kann ich erst sagen, wenn ich mal mit der Winde starten kann...aber die wird grade repariert....

Gruß
Gregor
 
Hi Gregor!

Wenn Du das testest, vergiss aber bitte nicht mal Schieben zu provozieren (z.B. Seitenruder tippen etc.). Die Sache mit den 800g ist interessant. Wo liegen die denn relativ zum Schwerpunkt z.B. ?

Grüße Helmut
 

Gregor Toedte

Vereinsmitglied
Hi Helmut,
der SP wird durch den Ballast marginal nach hinten verlegt, der Grossteil des Gewichts liegt im SP.

Gruß
Gregor
 
Hallo (Turbo- ;) ) Helmut,

leider habe ich Schwierigkeiten Dir zu folgen, ich glaube fast, Dich zu Deiner eigenen Lösung überreden zu müssen? In Deinem größeren Beitrag vom 13. Januar hast Du ein Schiebe/Giermoment beschrieben, auf das ich schnell nochmal eingehen möchte.

Ich zweckentfremde 2 Bilder aus meinem V-Leitwerk-Aufsatz:
vtgsidfl.gif
und
vtgsidvo.gif
- wichtig sind die angegebenen Drehrichtungen der induzierten "freien" Wirbel, die in Strömungsrichtung abgehen.
Beide zeigen ein Flügelsystem mit V-Stellung (in den Bildern halt mit dem relativ großen V-Winkel eines Leitwerkes), das nach links schiebt: das erste Bild von hinten/oben, das andere Bild von vorne/links gesehen. Es wird dargestellt, daß/dass sich in der Mitte ein Wirbel bildet, der durch die unterschiedlichen Auftriebe (links größer) erzeugt wird.

Im dargestellten Fall erzeugt dieser Wirbel oben eine Zusatzströmung nach links (allgemein: zur Seite der vorauseilenden Fläche). Bei kleinem Anstellwinkel, also im Schnellflug, fliegt das Seitenleitwerk in diesem Teil des Wirbels.
Damit erzeugt die V-Stellung bei schnellem Schiebeflug eine Ablenkung des Seitenleitwerkes auf die Schiebe-Seite, also destabilisierend.

Soweit ich Deinen Beitrag vom 13. Januar verstanden habe ist dies nur eine andere Darstellung des Effektes, den Du beschrieben hast. Wenn nicht mußt Du mir bitte nochmal auf die Sprünge helfen...

Die Stärke des Wirbes hängt nur vom Schiebewinkel und der V-Stellung ab, nicht aber vom Anstellwinkel; bei hoher Fluggeschwindigkeit (kleinem Anstellwinkel) kann er nennenswerte Anteile des Auftriebes erreichen, ja vielleicht fliegt das Flugmodell in so einer Situation kurze Zeit nur auf dem vorauseilenden Flügel und der andere liefert garkeinen Auftrieb (und konsequenterweise weniger Widerstand, das nur nebenbei).
Die Abhängigkeit des gesamten Effektes vom Anstellwinkel ergibt sich erst aufgrund der Tatsache, dass, vereinfacht dargestellt, bei hoher Fluggeschwindigkeit das Seitenleitwerk im destabilisierenden Teil des Wirbels fliegt, bei geringerer Geschwindigkeit aber unten, im zusätzlich stabilisierenden Teil des Wirbels.

Nebenbemerkung 1: Das muß zum Rollen (und damit zum Taumeln) führen, jedoch kann man vielleicht annehmen, das Rollen erfolgt so langsam, daß es sich bei der relativ raschen Gierschwingung "nicht richtig aufbauen" kann; dann kann es auch übersehen werden (vor allem, wenn man das Flugmodell von unten beobachtet).

Nebenbemerkung 2: Den Absatz (Zitat) "Daraus ergibt sich der effektive Anströmwinkel des Seitenleitwerks, der im ersten Bild mit 'beta S' bezeichnet wird mit 'beta S' = 'beta' + 'beta nü'. Das 'beta nü' (erstes Bild) ist dabei der Seitenwindwinkel der von der Tragfläche induziert wird." glaube ich Dir einfach nicht. beta·ny ist der zusätzliche Anstellwinkel der Tragfläche (auf der einen Seite positiv, auf der anderen Seite negativ), senkrecht angeordnet und am Seitenleitwerk nicht wirksam.

Nun sagst Du, das hättest Du nicht gemeint... (ok, übertrieben, bitte nicht ärgern). Hmmm, bisher halte ich diese Erklärung für die einzige, mit der wir eine Chance haben, denn...
Für diese Annahme spricht die - elektrisierende - Bemerkuung von Gregor, das Problem tritt nicht auf, wenn der Sagitta durch Ballast mehr als doppelt so schwer wie bisher gemacht wird: Das Modell müßte 40% schneller fliegen um den gleichen Anstellwinkel zu benötigen und so das Seitenleitwerk wieder genauso weit in die destabilisierende Zone des Wirbels zu bringen.

Gregor, ich schwäche Deine Aussage mal eigenmächtig ab in: "Das Problem tritt nicht mehr auf oder erst bei noch höheren Geschwindigkeiten (die Du zwecks Erhaltung der Integrität des Flugzeuges nicht erreichen wolltest)". Klar, jetzt könnte ich Dich zu noch mehr Probe- oder Meßflügen auffordern, würde aber aufgrund der Durchführbarkeit sicherlich noch mehr " :D s" verliehen bekommen.
Durch die Ballastzuladung wurde das Modell in fast idealer Weise verändert: Deutlich schwerer, also schneller bei gegebenem Anstellwinkel, aber die Trägheitsmomente wurden fast nicht verändert.

Könnte passen. Ich habe aber überhaupt keinen Peil, ob die destabilisierende Wirkung des Wirbels das Seitenleitwerk so arg außer Gefecht setzen kann, dass die Kiste schwingt - noch dazu bei geringer V-Stellung. Außerdem: Eine Vergrößerung des Seitenleitwerkes nach oben hin würde da nichts bringen - höchstens wenn man das Seitenleitwerk nach unten verlängert... (könntest Du das mal ausprobieren? :D ) Happy Landing...

Was könnte die "Wirbelfläche" der Tragflächen noch alles am Seitenleitwerk anstellen?
Vom gerade beschriebenen Wirbel bei V-Stellung/Schieben abgesehen enthält die "Wirbelfläche" des Tragflügels in der Mitte aus Symmetriegründen nur sehr geringe horizontale Strömungsanteile (die sind außen an den Enden der Tragfläche, wo sie sich letztendlich zu den beiden Wirbelschleppen "vereinigen"). Ansonsten besteht die "Wirbelfläche" wesentlich aus den Überresten der sich langsam auflösenden Grenzschichten (oben, unten und durch den Übergang Flügel/Rumpf hervorgerufen); diese sorgen bei den "getroffenen" Flächen ohne Rücksicht auf deren Anordnung (senkrecht oder waagerecht) für Verluste durch Turbulenz und wegen der verringerten Strömungsgeschwindigkeit - dadurch macht sie sich unbeliebt denn sie verringert weiterhin die Wirksamkeit des Seitenleitwerkes. Sie kann sie aber nur verringern, niemals aufheben, denn dazu müßte die Strömung an Seitenleitwerk ja aufhören, das gibt's natürlich nicht.

Außerdem: Bei einem Mitteldecker mit konventionell angeordnetem Seitenleitwerk trifft die Wirbelfläche bei jedem vernünftigen Anstellwinkel irgendwo auf das Seitenleitwerk: im Langsamflug im oberen Teil, im Schnellflug im unteren Teil. Daher glaube ich nicht, dass dies verantwortlich ist für die Gierschwingung bei hoher Fluggeschwindigkeit. Falls es tatsächlich Unterschiede gibt, je nachdem das Seitenleitwerk mit seinem oberen oder unteren Teil in der Wirbelfläche fliegt, dann stufe ich sie als extrem gering ein.

Gibt es eine (Zitat) "Veränderung der Strömung am SLW", die ich übersehen habe? Wenn ja: Bitte stubbs mich mit der Nase drauf...
(Zitat) "Unabhängig von der V-Form induziert die Lage der Wirbelfäche immer eine Strömung, die die freie Anströmung des SLW beeinflusst." - Welche? Ich kapier's nicht.

Du sprichst die Gier-Schwingung an:
Mit Versuchen, das Verhalten des Sagitta mit Erkenntnissen aus der Schwingungslehre zu erklären, bin ich nicht weit gekommen. Begutachtung der Eigenheiten einer gedämpften Schwingung würde bei erhöhter Fluggeschwindigkeit zu rascherem Abklingen der Schwingung führen, das Gegenteil von Gregors Beobachtung.

Gregor, Du schreibst, die Schwingung tritt ab einer bestimmten Fluggeschwindigkeit auf und verschwindet wieder beim Unterschreiten dieser Geschwindigkeit.
Eine reine Spekulation: Könnte es sich um eine Resonanzschwingung handeln? Gibt es irgendeinen Einfluß, der zu Schwingungen führt, die nicht wie die oben beschriebene Gierschwingung von der Fluggeschwindigkeit abhängt sondern anders (stärker, schwächer, natürlich vagabundiert da das Stichwort Re-Zahl-Abhängigkeit im Kopf rum), der ab einer gewissen Geschwindigkeit die richtige Frequenz liefert? Natürlich müßte das bei noch höheren Geschwindigkeiten dann wieder aufhören, aber das wollen wir ja nicht riskieren.

So, jetzt habe ich an Euren bisherigen Ideen rumgenörgelt, muß aber gestehen, eine wirklich plausible, überzeugende Lösung ist für mich leider noch nicht in Sicht :(
(Vielleicht wird auch das - irgendwann - gut?)

Schöne Grüße
Helmut
 

Gregor Toedte

Vereinsmitglied
n'abend...
bei so vielen Ideen muss ich das ganze Jahr Sagitta fliegen und probieren...aber dafür brauch ich auch das ganze Jahr >=17m am Hang :D

Das SLW werde ich wohl mal vergrössern, bautechnisch kommt aber dafür 'nur' eine Veränderung des Ruders in Frage, die Dämpfungsfläche wird gleich bleiben.

Die Sagitta kann vermutlich auch noch schneller, die Festigkeit spielt keine Rolle, aber bei den Schwingungen sieht das einfach nicht mehr gut aus...

Noch eins zum Thema Flugstabilität: Bei einer schnellen Rolle sieht es so aus, als ob die Strömung am LW abreisst, irgendwann macht der Schwanz ein 'Fass'. Langsamere Rollen kommen dagegen schön rund...

Bin ich eigentlich der Einzige hier, der die Sagitta (projekt zwo) fliegt??

Gruß
Gregor
..der eigentlich Praktiker ist und demnächst mit diesem Thread und Diktiergerät an den Hang fährt um alles auszuprobieren....
 
Ansicht hell / dunkel umschalten
Oben Unten