Halt dich fest, Peter, es ist jetzt ein wenig lästig, aber notwendig...
Der Schwerpunkt eines (einigermaßen herkömmlichen, 'normalen') Flugzeugs steht in direkter Abhängigkeit zur "Einstellwinkeldifferenz" (kurz EWD).
Beide Begriffe kannst du parallel zum Lesen hier im Wiki nachschlagen. Hier ist z.B. eine recht anschauliche
Darstellung.
Es ist nicht nur "unangenehm", sondern gefährlich, wenn diese Parameter bei deinem Modell nicht wenigstens "einigermaßen" korrekt eingestellt sind.
Je unerfahrener du als Pilot noch bist, um so mehr kommt's drauf an, dass du mit einem "braven" Modell und nicht mit einer "Experimentalmaschine" fliegst.
Erst wenn du sicher bist, dass dein Modell sauber nach Plan gebaut ist, und nichts verdreht oder verzogen ist,- wenn auch die Winkel des Höhenleitwerks und der Flächenauflage zur Rumpfachse (also auch zueinander) auf dem Plan nachvollziehbar stimmen, kannst du dich um das Einstellen des Schwerpunkts kümmern.
Im Prinzip - und sehr vereinfacht ausgedrückt - geht es um Folgendes:
Denk dir den Rumpf mal über seine Länge als Besenstiel, links Bug, rechts Heck, den du gerade mit zwei Fingern in der Mitte in der Balance hältst. Deine Finger haben den Schwerpunkt gefunden.
Soweit ganz einfach, aber der Vergleich hinkt natürlich.
Der Punkt, wo dein Modell (per Auftrieb der Flügel) getragen wird liegt über die Rumpflänge gesehen rel. weit vorn (bei der Tragflächenauflage).
Würde dein Modell nur aus Rumpf und Tragfläche bestehen, würde es sich beim Handstart durch den Flächenauftrieb vorne aufbäumen (und abstürzen).
(Das Höhenleitwerk sehen wir zunächst mal nur als Drachenschwanz an, der das Heck wie eine Wetterfahne am Ausbrechen hindern soll, bzw. die Nase im Flug ungefähr auf Kurs halten soll.)
Mit Ballast in der Rumpfnase wird ein Gleichgewicht hergestellt, damit zunächst mal das komplett mit Leitwerk und RC-Anlage aufgebaute Modell vor der Tragfläche (später genauer: dem Schwerpunkt) genauso schwer ist wie dahinter.
Schau dir im Netz mal eine "Schwerpunktwaage" an. Sie dient dazu das Modell unter der Fläche drehbar zu unterstützen, sodass der Rumpf des daraufgelegten Modells eine auf-und abwärts Nickbewegung ausführen kann (wie ein ausbalancierter Besenstiel).
Letzlich kann man damit den Schwerpunkt des Modells messen bzw. einstellen, wenn man weiß, wo er liegen soll (im Bauplan eingezeichnet, oder als Abstand zur Nasenleiste angegeben).
Legt man das Modell so auf die Waage, dass der drehbare Aufliegepunkt rechts und links kurz vor dem Holm der Tragfläche oder an der dicksten Stelle des Profils liegt, (vermutlich die Stelle des höchsten Auftriebs), braucht man vorne meistens schon einiges an Ballast (Motor, Akku, Blei), damit sich das Modell in der Waage einpendelt, (die Nase sollte dabei ganz leicht abwärts zeigen).
Jetzt stell dir dein Modell im Flug mal mit anströmender Luft vor:
Das Profil der Tragfläche beginnt zu "arbeiten" und hebt den mit Ballast ausgependelten Vogel "in der Waage hoch" und wirkt damit der Schwerkraft entgegen.
Schön und gut, aber wären Tragflächen und Höhenleitwerk in einer Ebene (im gleichen Winkel zueinander, EWD gleich Null) angebracht, könnte dein Modell im Flug genausogut überschneiden wie unterschneiden. Den Effekt simulierst du spürbar, wenn du z.B. mal (vorsicht!) die Handfläche beim Autofahren aus dem Fenster hältst und den Anstellwinkel nach oben oder unten veränderst.
Da bauen sich erschreckend schnell starke Auf- oder Abtriebskräfte auf
.
Dein Flugzeug soll aber stabil und sicher beherrschbar fliegen, darum folgender "Trick":
Man trimmt den Vogel leicht kopflastig (Schwerpunkt vorverlegt) und gleicht die Abwärtstendenz im Flug durch ein leicht hinten nach oben angestelltes Höhenleitwerk aus, also permanente leichte Höhenruderwirkung durch die Einstellwinkeldifferenz, oft nur im Bereich von ein bis zwei Grad.
Das Höhenleitwerk drückt das Heck deines Modells durch die anströmende Luft im Flug ständig ganz leicht nach unten, wirkt also der kopflastigen (Nase senkenden) Ballasttrimmung genau entgegen.
Solange das Modell jetzt nicht durch Überziehen zu langsam wird (, der Auftrieb der Flügel verringert sich, bricht ab), ist dein Modell nun in einem stabilen Flugzustand
,
denn sollte sich die Nase senken, wird es schneller, also die Höhenruderwirkung des Leitwerks größer, und zwingt den Rumpf sanft wieder in Richtung Normalfluglage.
Sollte sich die Nase heben, wird sich die Fluggeschwindigkeit durch die Schwerkraft verringern und der Auftrieb vorne nachlassen, die Nase senkt sich von selbst wieder.
Das Flugzeug fliegt also in "seinem" Geschwindigkeitsbereich einigermaßen selbstkorrigierend stabil zwischen diesen beiden Zuständen,- quasi in einer stabilen "Schaukel" aus zwei Kräften.
Hier gibt es allerdings ein Optimum aus Flugstabilität, Gewichtsvermeidung, möglichst geringer Bremswirkung und Agilität des Modells.
Da ist die Kunst des Konstrukteurs gefragt, dessen Bauplanangaben man als Nicht-Profi natürlich beachten sollte.
Es reicht erst mal, sich zu merken: jedes Flugzeug hat also aufgrund seiner speziellen Konstruktion einen optimalen Schwerpunkt, der zu seinem um das Maß "X" angestellten Höhenleitwerk passt.
(Um es zu verkomplizieren: auch die EWD lässt sich in Maßen und mit etwas Bauaufwand verändern; wenn sie nach Plan stimmt, sollte man das aber erst mal lassen).
Verändert man das eine, muss auch das andere angepasst werden. Wer öfters damit zu tun hat, sollte über eine Schwerpunkt-Waage verfügen und über die Anschaffung einer EWD-Waage nachdenken.
Wenn du nun überhaupt keine Angabe über die Lage des Schwerpunkts zu deinem Modell finden kannst, hilft dir evtl. ein erfahrener Pilot eines nahegelegenen Modellflugvereins mit einer hier im WIKI beschriebenen
Methode, den Schwerpunkt in der Praxis zu
erfliegen. Das geht nämlich auch
.
Manchem Experten mag die ausschweifende Darstellung zu stark vereinfacht oder sogar wissenschaftlich "falsch" erscheinen, aber ich versuchte dem Threadstarter gemäß seiner Anfangsfrage ein Gefühl dafür zu vermitteln, was der Schwerpunkt ist und warum seine Einstellung notwendig ist.
Gruß Jan