Ein Klassiker am Himmel
von Mirko Krämer.
von Mirko Krämer.
Meine erste Berührung mit einer B4 fand schon vor vielen Jahren statt. Damals war es ein Modell mit 3 m Spannweite von Royal Model. Das war eine ganz einfache Konstruktion mit GFK-Rumpf und Rippenflügel, welche aber gar nicht schlecht flog und mit der ich den F-Schlepp gelernt habe. "So was ein paar Nummern größer, das wäre schon was!", dachte ich mir seinerzeit öfter mal.
Meine kleine B4 neben einem anderen Klassiker...
Aber solche Gedanken brauchen bei mir irgendwie immer sehr, sehr lange, bevor sie reif für die Verwirklichung sind. Dank meiner ASW-15 im Maßstab 1:3 hat diese Modellgröße etwas an "Schrecken" verloren. Ich weiß jetzt, dass das für mich handelbar ist. Wir können solche Modelle schleppen und auf unserem Platz auch sehr gut fliegen, also vor allem landen. Die großen Kisten sind nicht nur optisch beeindruckend, sie fliegen sich auch sehr gut und kommen ihren Originalen in jedem Falle näher als kleinere Modelle.
Die B4 ist in meinen Augen ein absolut unverwechselbares Baumuster, ein Flugzeug mit Charakter. Ja, ich weiß, dass kann man von sehr vielen Segelflugzeugen behaupten. Aber eine B4 kennt irgendwie jeder Pilot, auch ohne Ahnung von Seglern, das ist wie bei der Piper J3. Und ich mag einfach diese alten Konstruktionen, die hatten alle mehr Charme.
Leistung ist mir nicht wichtig, ich will keinen Wettbewerb fliegen. Aber gepflegter Kunstflug ist schon schön. Der lässt sich mit größeren Modellen ebenfalls originalgetreuer fliegen als mit kleinen Flitzern. Wobei meine Betonung schon auf originalgetreu liegt. Ich finde das Rumgebolze mit Seglern absolut hässlich. Das hat mit der grandiosen Eleganz der Großen so gar nichts zu tun. Ich verzichte sehr gern auf höher, schneller, weiter und genieße lieber die Schönheit eines Segelflugzeugs.
Okay, genug geschwafelt. Warum eigentlich eine B4 von Fliegerland? Es gibt ja noch mehr Hersteller von Modellen in dieser oder ähnlicher Größe. Eine nicht unwesentliche Rolle spielt natürlich der Preis, der für die gebotene Qualität und Bauweise echt okay ist. Auch die Lieferzeit hielt sich in einem überschaubaren Rahmen. Ein Modell zu bestellen, das vielleicht in zwei Jahren geliefert wird, geht für mich gar nicht. Auch die Kommunikation sollte stets freundlich und verbindlich sein. So was mag ich. Die einzige Herausforderung im Kaufprozedere bestand darin, das Modell in Leimen abholen zu müssen. Aber das wurde vor dem Kauf klar und deutlich gesagt. Das hat natürlich Vor- und Nachteile. Insbesondere für mich ist es halt ein ziemlich langer Weg von gut 750 km (einfache Strecke), also nicht mal an einem Vormittag abzureiten. Andererseits kann ich so die Baugruppen begutachten und weiß, was ich mir ins Auto lade. Genau so ist es dann im Juni 2023 auch geschehen. Ich bin mit einem Freund quer durch die Republik gefahren, habe die Bauteile eingeladen und dann auf gleichem Weg wieder nach Hause. Das waren gut 1500 km, aber ohne einen einzigen Stau. Wir hatten tatsächlich das irre Glück, einfach nur fahren zu können. Passiert auch nicht so oft...
Diese Beute haben wir in Leimen nach einem sehr angenehmen Gespräch mit Reiner Pfister ins Auto geladen.
Der Lieferumfang ist übersichtlich: Rumpf, Flächen, Seitenruder, Höhenleitwerk, Haube und Haubenrahmen, sowie ein Prügel von Flächenverbinder und die Steckungshülse für den Rumpf. Die Bauanleitung gibt es online. Zeichnungen für die Rumpfspanten oder gar vorgefertigte Teile dafür sind nicht zu haben. Auf Nachfrage habe ich zwar von Reiner Pfister eine Kopie von Skizzen bekommen, die man aber getrost vergessen kann.
Ja, ich weiß, so ein Ausbau ist immer eine individuelle Nummer und wer ein Modell dieser Größe angeht, sollte/muss wissen, was er tut. Das ist ohne Frage richtig. Aber es wäre schon ein cooler Service, zumindest den Haupt- und Abschlussspant als Frästeil zu bekommen. Dass es auch anders geht, zeigt die neue Wilga meines Schlepppiloten, die er sich im Hause Kempf ausgesucht hat. Dort gibt es optional einen wirklich kompletten Bausatz zu erwerben, der bis zur letzten Schraube vollständig ist. Es geht also...
Zu den Teilen ist im Jahr 2023 folgendes zu berichten:
Der Rumpf kommt von Paritech und ist in vernünftiger Qualität gefertigt. An den entscheidenden Stellen sind mehrlagige Verstärkungen laminiert. Das Teil ist stabil, nicht übergewichtig und die Rumpfnaht ist sehr unauffällig. Haubenrahmen und Haube sind ebenfalls okay. In der HR-Auflage sind schon Einschlagmuttern eingeklebt, um das Ruder zu verschrauben. Das ist ungünstig, da das Ruder selbst noch nicht gebohrt ist. Es ist schlicht unmöglich, die Bohrungen an der richtigen Stelle in exaktem Winkel anzubringen. Ich habe die Muttern daher entfernt, die Löcher mit Harz verschlossen und die Muttern nach dem Bohren des HLW mit den Schrauben neu eingesetzt.
Flächen und Leitwerke sind echt imposante Bauteile, die sehr gut und stabil gefertigt wurden. Das merkt man leider auch deutlich am Gewicht. Zumindest das HLW könnte weniger Masse gut vertragen, da es hinten auf dem Rumpf den Schwerpunkt schon böse verschiebt. Die Ruder sind recht leichtgängig mit Elasticflaps angeschlagen, das gefällt mir. Die Störklappen sind eingebaut und die Servoschächte ausgefräst. Das ist normaler Standard, der noch genügend Freiheiten für eigene Ideen lässt.
Größenvergleich: Hinter dem HLW versteckt sich der Rumpf der kleinen B4 mit 3 m Spannweite.
Den Steckungsstab musste ich um 9 cm kürzen und im Durchmesser um 1-2 Zehntel Millimeter anpassen. Dann passt die Steckung aber wirklich saugend, so mag ich das. Beim ersten Zusammenbauen des Modells zeigte sich, dass die Steckungen der Fläche am Rumpf fast perfekt sind. Eine Flächenhälfte wich im Anstellwinkel um 0,2° ab, was durch das Anpassen der Verdrehsicherung schnell korrigiert war. Der Aufbau des Modells draußen vor der Werkstatt hat zumindest länger gedauert, als das Versetzen des Stiftes in der Wurzelrippe. Dabei habe ich auch gleich geschaut, dass die EWD zum Höhenleitwerk im Rahmen liegt. Wenn das nämlich okay ist, kann man (in diesem Falle ich) die Steckungen im Rumpf fertig einharzen und sich dann den Spanten widmen.
Steckung anpassen und EWD messen werden aus Platzgründen nach draußen verlagert.
Ich habe den Rumpfausbau konsequent von hinten begonnen. Also das Kohlerohr zur Stabilisierung in die Leitwerksflosse eingeharzt, den Abschlussspant gefertigt und eingeklebt, das Seitenruder angeschlagen und die Anlenkungen soweit wie möglich vorbereitet.
Fast alle Ruder- und Servohebel sind von Gabriel, alles in M3, also ausreichend stabil. Hier windige Experimente zu machen, bringt sicher nichts. Auch wenn gerade im Heck das Gewicht natürlich immer eine große Rolle spielt, habe ich hier nicht an Stabilität gespart. Lieber fliege ich mit einem Kilo mehr durch die Luft, als Teile des Modells zu verlieren...
Den Hauptspant habe ich ganz klassisch mittels Pappschablone geformt und dann auf's Sperrholz übertragen. Mit leichtem Übermaß ausgesägt, wurde dieser dann am Tellerschleifer ganz vorsichtig an seine endgültige Form angepasst.
Der Innenausbau erfolgt bei mir komplett analog, mit Lineal, Schablonen und Säge.
Das Fahrwerk hat bei meiner B4 ein festes Rad von Fema mit einem Durchmesser von 127 mm. Die Achse habe ich bewusst nach außen verlegt, auch wenn das nicht unbedingt so geplant ist. Ich möchte die Achse aber ohne Probleme ziehen können, wenn es mal notwendig ist. Der Kasten für das Rad ist aus Flugzeugsperrholz gemacht und oben geschlossen. In diesen habe ich auch gleich das SR-Servo eingelassen, passt so schön...
Der Radausschnitt wird ebenfalls analog angezeichnet und dann mit der Trennscheibe und Rundschleifer bearbeitet.
Die Radhalterung stützt sich vorn an einem Spant ab und verteilt somit die auftretenden Kräfte im Rumpf.
Das sind normale Arbeiten beim Aufbau eines Seglers, auch wenn sich hier natürlich jeder Modellbauer nach seinem Geschmack austobt. Ich mag es möglichst einfach und funktional. Bis jetzt habe ich dafür auch noch keine Fräse oder ähnliche Geräte gebraucht. Mit Kreis- und Dekupiersäge sowie dem erwähnten Tellerschleifer fertige ich alles an, was gebraucht wird. Dabei ist gutes Sperrholz mein Werkstoff.
So ein Rad von Fema ist stabil, schwer und qualitativ wohl Oberliga.
Die Schleppkupplung habe ich etwas zurückversetzt am Rumpfboden platziert. Auch das ist simpelster Eigenbau aus einem Stück Bowdenzughülle mit einem Balsaklotz darüber. Dieser dient nur der Führung der Schlaufe und hat keine statische Funktion. Das Servo ist ebenfalls auf dem Rumpfboden platziert und soweit zurück verlegt, dass ich die Befestigungsschrauben ohne Verrenkungen von oben lösen kann.
Der 2 mm Stahldraht verläuft ohne Kurven oder Biegungen zwischen Kupplung und Servo und garantiert so eine optimale Funktion. Das ist wieder einfach aber gut. Am Servo wird der Stahldraht natürlich maximal weit innen eingehängt, sodass der nötige Stellweg gerade so erreicht wird. Damit nutze ich die Kraft des Servos größtmöglich aus. Das wurde natürlich schon tausendfach so beschrieben. Aber immer wieder sehe ich Schleppkupplungen mit Miniservos und außen eingehängten Gestängen. Da werde ich regelmäßig sehr unruhig.
Dieses Bauteil ist und bleibt die absolute Lebensversicherung beim Schleppen, für beide Modelle! Bitte baut das robust und zuverlässig!
Ach ja, falls sich jemand fragt, warum die Kupplung nicht in der Spitze der Nase eingebaut wurde: Ich möchte mir die Option lassen, vielleicht doch noch einen Antrieb einzubauen, was bis dato aber noch nicht geplant ist.
Die Haube wird abschließend angepasst und dann mit transparentem, doppelseitigen Klebeband befestigt. Das geht super.
Neben der Schleppkupplung habe ich mich um die Kabinenhaube gekümmert. Ich entschied mich, den Haubenrahmen im Lieferzustand zu lassen, also den Boden nicht herauszutrennen. Damit wird der Kabinenausbau natürlich extrem rudimentär (also er ist nicht vorhanden...). Aber ich bin da eh nicht so der große Ausbauer, da ich meine Modelle fliegen und nicht zur Schau stellen möchte. Dazu gibt es natürlich auch andere Ansichten, gerade bei großen Modellen. Ich bin in diesem Punkt aber komplett praxisorientiert und zwar in Richtung fliegen. Und dabei kann ich von einem tollen Cockpit einschließlich Pilot ja gar nichts sehen.
Die unten geschlossene Haube hat auch den ganz schnöden Vorteil, dass die Haube von innen nicht verschmutzen kann...
Und weil ich schon bei "einfach" bin, habe ich die Befestigung ebenfalls herkömmlich mit einem Dübel vorn und einem Bowdenzug hinten gelöst. Die seitlich aufklappende Haube sieht bestimmt geil aus, ist aber wieder so ein Detail, was eher die Anderen beeindruckt, als mir selbst einen echten Mehrwert zu bescheren. Wenn mich aber irgendwann mal die totale Langeweile plagen sollte, kann ich den Boden immer noch heraus trennen, um den Arbeitsplatz des Flugzeugführers zu gestalten.
Im Rumpf ist damit vorerst gar nicht mehr so viel zu machen. Die Haube muss noch endgültig angepasst und aufgezogen werden, was dann aber nochmal einen ganzen Nachmittag in Anspruch nahm.
Für Empfänger und Akkuweiche baue ich solche Balkone, die im Rumpf verklebt werden.
Die Akkuweiche trohnt auf Distanzhülsen und der Kühlkörper hat somit Platz zum Atmen.
So zeigt sich der Rumpfausbau im Cockpitbereich: einfach, zweckmäßig, funktional.
In die Flächen müssen eigentlich nur ein paar (sechs) Servos eingebaut und die Ruder bzw. Störklappen angelenkt werden. Eigentlich... Ich habe die Servoausschnitte mit Sperrholz so verkastet, dass eine kraftschlüssige Verbindung zwischen unterer und oberer Beplankung entsteht. Dort wurden die Servos formschlüssig eingebaut, sodass sie bombenfest verkeilt ihren Dienst tun können. Ich hatte erst über käufliche Servoschächte nachgedacht. Aber bei den meisten Exemplaren werden die Servos am Deckel verschraubt, was spätestens bei den Störklappen nicht funktioniert hätte. Für die Anlenkung der Ruder habe ich, wie schon erwähnt, auf Material von Gabriel Formenbau gesetzt, alles in M3. Das ist spielfrei und stabil und sollte den Belastungen im Kunstflug standhalten. Ich habe schon beim Bauen die Programmierung des Senders fertig und bereite auch die Schubstangen so vor, dass nach dem Finish nur noch minimal angepasst werden muss. Das erspart mir nachträgliche "Operationen am offenen Herzen", weil vielleicht Gestänge auflaufen oder Klappen keinen adäquaten Ausschlag haben.
Dann wollte ich noch flink die Störklappen ansteuern... Da war er wieder, der Teufel, der oft ein Eichhörnchen ist. Betriebsfertig eingebaute Störklappen sind toll, wenn sie denn funktionieren. Hier waren Exemplare drin, die in mehreren Bereichen klemmten und damit sofort sehr großes Unbehagen bei mir auslösten. Selbst wenn ich es hinbekommen hätte, die mechanischen Unzulänglichkeiten zu beseitigen, hätte immer die Befürchtung im Hinterkopf, dass der Mist genau dann wieder versagen könnte, wenn ich es gar nicht brauche. Klar, ich habe eine Mail an Reiner Pfister geschrieben und meinen Unmut zum Ausdruck gebracht. Das ist einfach nicht erfolgte Qualitätskontrolle bei einem nicht ganz billigen Produkt "Made in Germany". Ich weiß, kann alles passieren. Aber versagende Störklappen hatte ich erst kürzlich bei meiner ASW 15 von Airworld. Ich habe das Problem dort wie hier mit einem vernünftigen Produkt gelöst. Mit anderen Worten: Störklappen wurden extrahiert, neue Klappen von Schambeck eingebaut und Ruhe ist.
Die neuen Störklappen...
Da ich gerade beim Meckern und Wundern bin: Ich habe ja das Styro unter den Störklappen komplett bis zur Unterschale herausgenommen. Dabei erblickte ich an einer Fläche eine schöne GfK-Schicht und am anderen Flügel Kohlefaser. Das kann nun verstehen wer will. Wird da eine Kohleverstärkung gerade in der Größe eingebaut, wie sie noch vorhanden ist? Oder wie soll ich so was deuten? Ich habe jedenfalls beschlossen, mich darüber nicht lange aufzuregen und so zu tun, als hätte ich es nicht bemerkt. Aber mal ohne Mist: Wenn das unser viel gelobtes "Made in Germany" ist, dann frage ich mich: "Wo sind wir nur gelandet?"
Hier Kohle, dort nicht.
Kinder, jetzt ist aber gut mit Kritik, also mit negativer. Der Bausatz an sich ist schon okay. Ich habe mich daher zwischenzeitlich um den Kabelbaum für die Flächen gekümmert, der auch ein paar Stunden in Anspruch nimmt. Dafür ist dann beim finalen Montieren nur noch "Plug and Play" angesagt, das hat auch was.
Die Verbindung zwischen Rumpf und Fläche habe ich mit diesen Teilen aufgebaut.
Die verlöteten Leitungen werden mit flüssigem Gummi, Kabelbindern und anschließend etwas Schrumpfschlauch gesichert.
Bis die Störklappen geliefert wurden, waren noch ein paar Kleinigkeiten, wie der endgültige Einbau des Rades einschließlich der farblichen Gestaltung des Radkastens, dran.
Lange konnte ich mich daran aber nicht aufhalten, da Schambeck nicht in der Stube sitzt und Kaffee schlürft, sondern Bestellungen recht flink versendet. Mit anderen Worten: Nach wenigen Tagen lagen die neuen Störklappen auf meinem Tisch und machten sofort einen sehr beruhigenden Eindruck auf mich. Also es kam das Gefühl auf, dass ich damit vorerst keine Probleme mehr haben würde. Diese Aktion hatte ich auch vor einem guten Jahr an meiner ASW 15 durch, sodass der Einbau relativ schnell und mit hoher Präzision über die Bühne ging. Das Ergebnis sind sauber laufende und spielfreie Störklappen. So hätte ich mir das eigentlich gleich gewünscht...
Wenn ich was am Modellbau nicht mag, dann sind es endlose Schleiforgien. Die machen mir einfach keinen Spaß! Zum Glück hält sich das hier in erträglichen Grenzen, da Flächen und Leitwerke sehr ordentlich vorgefertigt wurden. Ich habe mit einem feinen Schleifschwamm und anschließend 400er Schleifpapier alles schön glatt gestreichelt. Es wird zwar nicht perfekt, dafür müsste das Furnier wohl gefillert werden, aber es ist okay. Abachi ist zwar deutlich fester als Balsa, aber eben auch sehr viel unebener bzw. poröser. So was sieht man halt unter der Folie, zumindest wenn man dicht dran steht. Ich trete dann zwei Schritte zurück und freue mich am Ergebnis.
Das Bespannen habe ich traditionell an den Leitwerken begonnen, zum Aufwärmen. Die Flächen sind mit ihrer Größe schon eine Hausnummer und der Verbrauch an Bügelfolie ist erheblich. Aber gut, heulen hilft nicht weiter. Das sind die Opfer, die man für einen großen Segler eben bringen muss. Schöner Spruch, wa?
Weiße Ware entsteht.
Fakt ist, dass allein für die Flächen 10 Meter Bügelfolie benötigt werden. Durch die recht große Flächentiefe geht das leider nicht anders. Das Einkleiden der Auftriebshilfen kostet wieder viel Zeit und Mühe. Die Bretter sind schon groß, und ordentlich soll es auch noch aussehen. Ich bin da immer ziemlich selbstkritisch und ärgere mich, wenn es nicht so richtig perfekt (oder nahe dran) wird. Ein guter Fliegerfreund erinnert mich dann immer an meine eigenen Worte, dass man die Fehler aus drei Metern Entfernung schon nicht mehr sieht.
Der Dekorbogen von Andys Folienwelt macht aus der weißen Ware ein schön anzusehendes Segelflugzeug. Ich brauche zwar keinen fliegenden Papagei, aber ein wenig Farbe sieht schon gut aus. Mir gefällt das Design. Klar, sonst hätte ich auch nicht so viel Geld dafür ausgegeben. Aber die Folienschnipsel sind wirklich gut geschnitten, da passt also das Verhältnis von Preis und Leistung.
Fiete zeigt sich zufrieden.
Der Aufbau des Modells zog sich bei mir ein gutes halbes Jahr hin. Da war ich zwischendurch aber auch ziemlich faul und habe den Sommer genossen. Wer also etwas kontinuierlicher dran bleibt und den Ausbau einfach hält, der kommt in recht kurzer Zeit zu einem stattlichen und sehr eleganten Segler, der für allerlei Faxen gut ist.
FERTIG!
Mir blieben nach dem Bespannen und Verschönern der B4 nur noch die üblichen letzten Handgriffe, also Schwerpunkt auswiegen und einstellen, EWD messen, Programmierung fertigstellen.
Die elektronische Waage bringt die Wahrheit ans Licht. Hier passt alles.
Den Schwerpunkt habe auf 142 mm festgelegt, das sind 5 mm vor der Position von Reiner Pfister. Die EWD beträgt beim Erstflug etwa 0,8°. Die Werte für die Ruderausschläge habe ich auch aus der Anleitung übernommen...so ungefähr...
Für den richtigen Schwerpunkt sind gut 1,8 kg Blei erforderlich. Etwa 350 g davon liegen noch lose in der Schachtel, zum Einstellen.
Ja, ich mag aus der Einstellerei nicht die ganz große Wissenschaft machen. Ob die EWD nun 0,7° oder 0,9° beträgt, ist mir ehrlich gesagt relativ egal. Wenn das Gerät vernünftig fliegt, ist alles okay. Ich optimiere das Modell auch nicht zu Tode, da ich kein Wettbewerbspilot bin und keinen Wert auf den letzten Fetzen Leistung lege. Bei mir wird das Flugzeug eher ruhig und am Original orientiert bewegt. Letztlich werden die ersten Flüge zeigen, an welchen Schrauben ich noch drehen muss. Der beginnende November war leider nicht so richtig freundlich, zu viel Wind, zu viel Regen, da hieß es geduldig warten.
Unsere (meine) Geduld wurde aber gar nicht lange strapaziert. Am 11.11. zeigte sich der Herbst von seiner besten Seite, mit 8°C, kaum Wind längs zur Bahn und tatsächlich auch etwas Sonne. Da gab es natürlich kein Halten mehr und die Maule mit ihrem 70er Boxer musste zeigen, ob sie die B4 ebenfalls sicher in den Himmel ziehen kann. So viel gleich: Sie kann es, aber von Leistungsüberschuss würde ich dabei nicht unbedingt sprechen. Das sind wir aber gewöhnt, weshalb es kein Grund zu erhöhtem Puls sein sollte.
Nach dem ersten Ausklinken habe ich ein paar Klicks Höhe und Quer getrimmt und danach zog die B4 in Ruhe ihre Bahn. Da kam tatsächlich gar keine Nervosität auf, weder bei mir noch beim Modell. Die B4 lässt sich sehr ausgeglichen dirigieren, da hatte zumindest ich sofort ein Gefühl von Sicherheit. Das strahlt das Modell auch für die Beobachter aus. Hört sich komisch an. Aber mein Fotograf meinte zu mir: "Die fliegt so ruhig und sicher, als ob du die schon seit Jahren fliegst." Das ist natürlich auch ein Kompliment an mich, nehme ich mal an... Aber ohne Mist, diese B4 ist wirklich einfach zu steuern. Was ja nicht heißt, dass sie nicht vernünftig eingestellt und getrimmt werden möchte. Ich habe mich hier aber recht eng an den Vorgaben von Reiner Pfister von Fliegerland orientiert und wurde nicht enttäuscht.
Was heißt das jetzt aber konkret? Das Starten hinter dem Schlepper ist easy, auch wenn ich das Modell mit einem ganz leichten Impuls am HR abheben muss. Aber die B4 fliegt ohne Zickerei hinterher. Nach dem Ausklinken gleitet das Modell mit großer Ruhe weiter und reagiert auf die Ruder recht weich und trotzdem direkt, eben nicht zappelig. Das ist bei der Masse aber auch nicht zu erwarten. Die ersten Flüge dienten noch nicht dem Ausloten der Grenzen des Machbaren, wir müssen uns ja schließlich erst einmal kennenlernen.
Nachdem ich die richtige Zumischung des HR zur Bremse gefunden hatte, waren auch die Landungen extrem stressfrei und können richtig zelebriert werden. So was macht mir besonderen Spaß, da ein Flug noch so schön sein kann, er wird immer erst mit einer guten Landung zum Erlebnis. Warum? Weil es einfach schön aussieht und dazu gehört!
Was heißt das aber für die B4? Bei fast Windstille war die Wirkung der Störklappen allein viel zu gering, um sicher zu landen, zumindest weil ich das Modell ja noch nicht so gut kenne. Also wurden die Landeklappen voll mit ausgefahren, was aber bei ungefähr 45° endet. Egal, die Wirkung ist mehr als deutlich, braucht aber auch genauso deutlich Tiefenruder, um die Nase des Modells unten zu halten.
Ist das einmal eingestellt, werden die Landungen ein Fest. Ich kann mit normaler Geschwindigkeit in etwa 20 m Höhe an die Landebahn fliegen, die Bremse ausfahren und das Modell tritt richtig in die Eisen und baut dabei auch die restliche Höhe schnell ab. Beim Abfangen reagiert die B4 wieder schön weich und lässt sich kurz über der Wiese in die Horizontale bringen und dann butterweich ins Gras setzen. Da ist kein Aufschwingen, kein Durchsacken, kein Hinrotzen. Die B4 landet auf dem Rad, rollt gerade weiter, bis das Heck auch Bodenberührung hat, bremst und legt eine Fläche ins Gras. Hey, das ist doch total schön. Das funktioniert mit der B4 wirklich super einfach.
Ja, es gibt natürlich zwei ABER. Erstens hatten wir natürlich kaum Wind, da sind solche Sachen immer einfacher, keine Frage. Zweitens darf man die Bremserei nicht übertreiben. Die Kiste braucht schon Fahrt, sonst... Bei der letzten Landung des Tages blieben kurz vor dem Aufsetzen plötzlich die Pfeifgeräusche der Klappen weg, eine Sekunde später polterte das Modell aufs Fahrwerk. War nicht schlimm, weil es nur 20 cm durchsackte. Aber diesmal war ganz klar die Geschwindigkeit zu gering geworden und die Strömung abgerissen. Es heißt also bis zum Schluss bewusst fliegen und wachsam zu sein.
Ein zufriedener Pilot auf dem Weg zum nächsten Start.
Mein Fazit aus diesem Projekt ist bis zu diesem Zeitpunkt fast komplett positiv. Die wenigen Kritikpunkte habe ich beschrieben, wobei die Nummer mit den Störklappen tatsächlich vermeidbar und sicher auch nicht der Regelfall ist. Andererseits sind die Störklappen von Schambeck jetzt der absolute Traum. Die laufen seidenweich und spielfrei, eben perfekt.
Aber das Modell ist insgesamt wirklich ausgereift, die Qualität okay, der technische Aufwand bleibt überschaubar und die Optik ist für mich überragend, sowohl am Boden als auch in der Luft. Klar, das ist total subjektiv. Aber ich bin ja auch Mensch und keine KI...
Ich finde es super, dass es noch Anbieter und Modelle gibt, die nicht nach fünf Jahren wieder verschwunden sind. Ich brauche auch kein hochglanzpoliertes, hochgezüchtetes Supersportgerät, in dem ich mehrere Monatsgehälter versenke. In meinen Augen ist die B4 von Fliegerland ein ehrliches Modell, das echt gut fliegt und Spaß macht. Den zweiten Spaß, also den im Kunstflug, muss ich noch erkunden, wenn es wieder wärmer und angenehmer ist. Bis dahin will ich die B4 aber sicher in allen Lagen beherrschen und final eingestellt haben. Ich denke, das wird unproblematisch werden. Nur kann ich darüber erst später, also im kommenden Frühjahr/Sommer berichten.
Wenn es Leser geben sollte, die mit dem Gedanken an eine B4 im Maßstab 1:3 spielen, können sie ohne Bauchschmerzen bei Fliegerland gucken. Es ist kein ARF, es gibt was zu tun, aber es lohnt sich!
Aber das Modell ist insgesamt wirklich ausgereift, die Qualität okay, der technische Aufwand bleibt überschaubar und die Optik ist für mich überragend, sowohl am Boden als auch in der Luft. Klar, das ist total subjektiv. Aber ich bin ja auch Mensch und keine KI...
Ich finde es super, dass es noch Anbieter und Modelle gibt, die nicht nach fünf Jahren wieder verschwunden sind. Ich brauche auch kein hochglanzpoliertes, hochgezüchtetes Supersportgerät, in dem ich mehrere Monatsgehälter versenke. In meinen Augen ist die B4 von Fliegerland ein ehrliches Modell, das echt gut fliegt und Spaß macht. Den zweiten Spaß, also den im Kunstflug, muss ich noch erkunden, wenn es wieder wärmer und angenehmer ist. Bis dahin will ich die B4 aber sicher in allen Lagen beherrschen und final eingestellt haben. Ich denke, das wird unproblematisch werden. Nur kann ich darüber erst später, also im kommenden Frühjahr/Sommer berichten.
Wenn es Leser geben sollte, die mit dem Gedanken an eine B4 im Maßstab 1:3 spielen, können sie ohne Bauchschmerzen bei Fliegerland gucken. Es ist kein ARF, es gibt was zu tun, aber es lohnt sich!
Technische Daten: Pilatus B4 (Fliegerland) | Einheit | Maß - Bemerkung |
---|---|---|
Spannweite | mm | 5000 |
Länge | mm | 2270 |
Gewicht | kg | 13,4 |
Andere Angaben | ||
Profil | HQ-Strak | |
Steuerung | Höhe, Seite, Quer, Landeklappen, Störklappen, Schleppkupplung | |
Vertrieb | www.fliegerlandshop.de |
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