Hallo Hans,
Deinen Denkansatz kann ich so voll unterschreiben. Die Fahrtkosten können in so manch einem Fall schon deutlich dominant gegenüber den Modellkosten sein. Da wird ein Abbruch eines Wettbewerbs leicht zum Ärgernis. Sollte ein Teilnehmer, der ein oder zweimal wegen zu hoher Windgeschwindigkeiten einen Abbruch erlebt hat, auf die Idee kommen, nochmals eine weite Fahrt zu einem Wettbewerb zu starten? Warum nicht von der Türkei lernen und es gibt kein Problem.
So toll die Leistung ist, ein besonders leichtes Modell für schwache Bedingungen zu bauen, so interessant kann es doch eigentlich auch sein, ein Modell für schwierigere Windbedingungen zu bauen. Die derzeitigen Klimaprognosen versprechen schon für die nahe Zukunft deutlich mehr Wind. Auch das ist kein unwichtiger Aspekt. Man könnte ja darauf reagieren.
Tatsächlich fliege ich hier im Norden meine leichteren RES-Modelle wegen des Windes deutlich weniger häufig als die schwereren und schnelleren.
Aber es ist ja nicht nur das Gewicht. Auch die verwendeten Profile bieten Potential. Dazu will ich abschließend einen kleinen Denkanstoß geben. Die nachstehenden Polaren sind für Re = 100 000 erstellt.
Die rote Kennlinie ist für das AG 35. Manche nennen es schon etwas antiquiert, aber es ist sicher immer noch ein gutes Allroundprofil mit ausgewogenen Flugeigenschaften.
Die grüne Kennlinie habe ich erzeugt, indem ich das Profil des X-Dream nachgezeichnet habe. Geht man davon aus, dass es im praktischen Einsatz häufig bei einem Ca von etwa 0,4 geflogen wird, dann sieht man, dass das AG 35 hier gleichwertig ist. Betrachtet man jedoch hohe Ca-Wert, z.B. für den Hochstart, dann hat das Profil des X-Dream deutlich die Nase vorn. Auch im Schnellflug bei Ca = 0,1 ist es besser. Von der Dicke her ist es etwa 1 %-Punkt dünner als das AG 35.
Die blaue Kennlinie für das selbst entworfene Profil Se 1820 ist entstanden, um bei windigen Bedingungen schnell Strecken überbrücken zu können. Für den Bereich unterhalb von Ca = 0,5 ist man damit im Vorteil. bei höheren Ca-Werten kommt es aber z.B mit dem X-Dream nicht mehr mit. Man muss halt Kompromisse machen. Die Profildicke liegt zwischen den anderen beiden Profilen.
Mit diesem kleinen Beispiel möchte ich einfach nur anregen darüber nachzudenken, dass man eine Herausforderung auch annehmen kann.
Und ganz nebenbei: Ein stabiles Modell für stärkeren Wind, das ja auch mehr wiegen darf als eine Leichtwindkonstruktion, ist viel einfacher zu bauen als eine Filigrankonstruktion.
Gruß Norbert