Mein Beitrag dazu:
Je perfekter die Aerodynamik eines Fluggerätes ist, desto störender ist alles, was sie beeinträchtigt. Ein Klapppropeller an einer Oldiekiste ist etwas anderes als einer an einem hochgezüchteten F3J. Als Gegenüberstellung: Wenn schon die "echten" Piloten die Haubenspalten ihrer Orchideen von der Frau Gemahlin vor dem Start mit Tesafilm zukleben lassen (womit sie auch keinen Fallschirm mehr brauchen
) - dann hat die Frage nach störenden Luftwiderständen mehr Bedeutung als die meisten wahr haben wollen.
Ich habe zwei Vergleiche gehört:
der Frontalwiderstand eines echten 15m-Seglers entspricht einer vertikal gestellten Postkarte.
der Widerstand von vier früher üblichen Gestängeverkleidungen bei einem F3J entspricht dem Widerstand des Höhenruders.
Nur dass man sich mal vorstellen kann, welche Störungen welche Auswirkungen haben. Meine Flüge mit Kamera auf dem Segler hatten auch erheblich schlechtere Gleitverhältnisse als ich eigentlich erwartet hatte.
Obwohl natürlich gilt, dass der Luftwiderstand mit dem Quadrat der Geschwindigkeit steigt - das führt nur dazu, dass es noch keinen einzigen DS-Rekord für E-Segler gibt, KEINEN - ist das nicht der richtige Ansatz: Gerade bei schwachen Bedingungen merkt man die Unterschiede!! Bei "normalen" Bedingungen bleiben eh alle oben...
Ich habe mit zwei Modellen ausgiebige Erfahrung mit Segler/E-Segler-Varianten:
1.) Helios (2m4K Allrounder mit guter Rippenfläche): als Segler (900g) ein ewiger Obenbleiber, als E-Segler (1200g) "ganz nett", aber der Unterschied war deutlich grösser als man gefühlt den 300g zuschreiben möchte. "Ewig" segeln wie mit der reinen Seglerversion ging definitiv nicht.
2. Supra (F3J): die ersten vier Jahre habe ich sie mit einem "Not-Antrieb" mit gut anliegendem 9"x6" (schmale CFK-Latte von Robbe, super!) hochdrehend geflogen. Unvergessen ein direktes Vergleichsfliegen mit einer Super-AVA (die mich theoretisch 10x hätte abhängen müssen) mit 50cm-Riesenquirl bei schwächsten Bedingungen - der andere hat alle fünf Minuten den Quirl angestellt und ich kein einziges Mal - und ich bin KEIN F3j-Künstler!
Nun ja, mit dem Miniquirl waren Flüge von der Ebene aus eher eine Qual (bei uns im Tal ist Thermik frühestens ab 300m), also habe ich mir vor kurzem einen modernen Getriebe-Antrieb von Schambeck mit einer 16"x8" gegönnt, mit gekröpftem Spinner. Was soll ich sagen: Wie zu erwarten steigt die Supra jetzt fantastisch, aber das Gleiten ist nicht mehr so wie früher. Nicht extrem schlechter, aber doch so, dass man deutlich merkt, dass es anders (also schlechter) ist als früher. Ich habe den Antrieb nur gewechselt, weil ich die Supra vermehrt von der Ebene aus einsetzen wollte (und will). Für den Flug vom Hang aus ist es aber ein klar merkbarer Rückschritt. Nebenbei: die Klapplatten werden im Ruhezustand mit Gummi an den Rumpf gezogen, daran liegt es also nicht. Abstehende Klappis merkt man enorm!!!
Wenn es "normal" trägt, stört die angelegte Klapplatte nicht, ausser man will heizen. Ein in diesem Punkt echt ungläubiger Selbstwisser in unserem Klub hat seine E-Mystery verkauft, weil sie "einfach nicht richtig schnell wird". Genau. Das Thema "Heizen" mit Klapppropeller hat sich also erledigt.
Und wenn es praktisch nicht trägt, wird der Einfluss der angelegten Klapplatte erst so richtig deutlich.
Also:
Tieflandflieger gönnen sich 16"x8" gekröpft und sehen nie, wie ihr Modell etwas schlechter als ein reiner Segler fliegt (das Modell ist ja immer hoch oben), steigen schnell und effektiv in die Höhe und fliegen sehr lange in der Thermik, in der aber leichte Ka-8en und schwere Klaviere auch fliegen würden. Sie landen 10 Min. nach dem Klavier und 5 Min. vor der Ka-8.
Hangflieger gönnen sich gar nichts oder maximal 8"x4" als Heimkehrhilfen und sehen metergenauestens, ob ihr Modell besser oder schlechter als ein anderes Modell (ohne Latte, kleine Latte, grosse Latte) unterwegs ist. In einer Gruppe mit mehreren erfahrenen Piloten am Hang ist das ganz lustig: Da der Hang (ich rede von normalen Hängen) ab Mittag zunehmend besser trägt, muss man nur mal gucken, wer wann sein Modell wirft... Intuitiv weiss jeder irgendwie, wann sein Modell "überlebt". Die zuerst werfen haben meistens keinen Antrieb...
Und dann kommen natürlich immer auch Piloten mit den mittelschweren Modellen mit "zeitgemässen" Antrieben. Wenn es nicht trägt, sind sie unbefriedigend zu fliegen (ausser man sieht die Herausforderung darin, mal zu gucken, wie lange man überlebt), und wenn es ordentlich trägt, sind sie genauso unbefriedigend - sie setzen nicht so um wie die unbewaffneten Kollegen.
Also: Ebene = Riesenantrieb, Hang = absoluter Minimalantrieb.
Bertram