Hochstartwinde / Seilrückholung

Hallo Seilstarter
Ich starte meine Segler mit einer elektrischen Hochstartwinde.
Je nach Windrichtung und Windverhältnissen kann es vorkommen, das der Fallschirm nach dem Ausklinken seitlich abtreibt und droht in die Bäume oder Sträucher zu fallen. Um dies zu verhindern und um nicht lange im hohen Gras nach dem Schirm suchen zu müssen, kam mir die Idee der Seilrückholung. Eine kleine leichte Vorrichtung, die in der Lage ist den Schirm so lange er in der Luft ist, in Richtung Startplatz zu ziehen, wäre da schon ausreichend. Es muss meiner Meinung nach nicht bis zur Startstelle gezogen werden. Hauptsache das Startseil fällt Richtung Startplatz und die Suche nach dem Schirm entfällt.

Was haltet ihr von dieser Idee und hättet ihr Vorschläge wie man das lösen könnte.

Gruß Peter
 

Claus Eckert

Moderator
Teammitglied
Hallo Peter,

so etwas steht in Form einer Vogt-Winde bei uns in der Hütte.
Auf der Hauptwinde benötigst Du einen Freilauf, damit der Motor nicht zum Generator wird und den Rückzugsmotor unnötig belastet.
Die Rückzugwinde hat bei uns ca. 5m vor dem Seilende einen Draht eingeflochten. Über diesen wird über zwei Kontakte ein Kurzschluß produziert, der die Rückzugswinde stoppt, bevor das Rückzugseil reißt.
Das Wichtigste beim Zurückziehen ist, dass die Seile auf Spannung bleiben. Deshalb gibt es beim Zugseil einen Kontakt der durch das Seil gesteuert wird und wenn dieses die Seilspannung verliert, den Hauptmotor über einen definierten Widerstand kurzschließt. Sonst würde die Haupttrommel unkontrolliert durchdrehen.
Die Bremskraft des Fallschirmes genügt nicht um das Seil immer gespannt zu halten.
Den Seilsalat von 1000m Seil will niemand entwirren.
Was auch nicht funktioniert ist, das Rückholen mit Impulsen zu machen. Das muss in einen Rutsch bis zur automatischen Abschaltung laufen.
Auch dieses Seil ist ca. 500m lang, zwar dünner aber deshalb auch nicht leichter zu entwirren.

Vogt hatte sich zu Lebzeiten mit dem Thema Rückholwinde intensiv auseinandergesetzt. Damals hat er alles elektromechanisch gelöst.

Heute könnte man das mit einem Arduino, Sensoren und einer gut geschriebenen Software lösen.
Was gleich bleibt sind die leistungsfähigen Endstufen und man benötigt bei einer Rückholwinde einen gut geschulten Windenfahrer.

Man kann selbstverständlich ganz im Stile der Zeit eine DIY-Low-Budget-Lösung probieren. Allerdings muss man sich im Klaren sein, genau mit den Themen konfrontiert zu werden, die vor über vierzig Jahreen schon jemand gelöst hat. ;)
 

gbon

User
Hallo Peter,

die Erfahrungswerte von Claus kann ich aus der manntragenden Fraktion unterstreichen.
Wir sind in England mit einem solchen Sytem gestartet - google mal nach Skylaunch Winden.
Die Jungs in England haben das vor über 20 Jahren entwickelt.
Bei YouTube mal als Suche Middland Gliding Club oder Long Mynd eingeben, da sieht man die Praxis.
Das Rückholseil war ca. 50m vor dem Seilende des Schleppseils mit diesem verbunden.
Das Schleppseil konnte dann nach dem Ausklinken aus der Luft zurückgezogen werden.
Mit einem eingespielten Team ergab das Startsequenzen im Minutentakt.

Hintergrund der Sache - der Startplatz war mit Fahrzeugen auf der Windenstrecke kaum befahrbar.
Die Windenstrecke war auch sehr lang ca. 1600m+ und wellig, ein Hochmoor.

Die Seile beim Schlepp bzw. bei der Rückholung straff zu halten war immer das Thema.
Die jeweils nicht getriebene Trommel braucht einen Freilauf und eine Auszugsbremse.

Aber das ist dir als Windenprofi bestens bekannt.

Gruß Georg
 
Hallo Claus, hallo Georg

Danke für die Funktions-Beschreibung der Vogt-Winde. Es ist schon genial was der Konstrukteur vor über 40 Jahren mit elektromechanischen Mitteln auf die Beine gestellt hat. Ich würde das auch heute nicht neu machen, sondern das Bewährte an die heutigen Möglichkeiten anpassen. Selber habe ich so eine Vogt-Winde noch nicht in Betrieb gesehen, habe aber von Größe und elektromechanischem Aufwand eine ungefähre Vorstellung. Bilder und Detailaufnahmen von der Vogt-Winde würden aber sicher sehr informativ sein.

Hier mal ein Bild meiner Winde. Kann damit von HLG, RES und F3J/ F3B alles starten.
IMG_0387.png
IMG_0388.JPG


Neben der Vogt-Winde würde meine Winde, auf Grund der Größe, wahrscheinlich gar nicht zur Kenntnis genommen.
Auf der Hauptwinde benötigst Du einen Freilauf
Da in meiner Winde ein Brushless Motor verbaut ist, könnte ich die Bremswirkung stufenlos regeln.
Das Wichtigste beim Zurückziehen ist, dass die Seile auf Spannung bleiben
Es gibt bereits einen Sensor, mit dem ich die Seilspannung messen könnte.
Das muss in einen Rutsch bis zur automatischen Abschaltung laufen.
Ich würde vielleicht nur so lange ziehen, bis der Fallschirm auf der Erde liegt. Das wäre für mich schon ausreichend.


An welcher Stelle ist denn das Rückholseil am Startseil befestigt. Gibt es einen Ruck durch das Rückholseil am Startbeginn. Könnte dadurch das Startseil aus dem Starthaken gezogen werden?
Werde jetzt erst mal, wie vorgeschlagen, bei YouTube nach weiteren Infomationen suchen.

Gruß Peter
 

Claus Eckert

Moderator
Teammitglied
Hallo Peter,

das Rückholseil ist ca. 5 m hinter dem Zugseilende an einem Ring angebracht. Es wird in einem Winkel vom Zugseil zur Rückholtrommel weggeführt. Beim Anziehen des Zugseils passiert deshalb nichts. Das Rückholseil wird einfach abgespult.
Man schaltet verschiedene Startstufen durch. Soweit ich mich erinnere wird in der letzten Stufe die Trommel vom Rückholseil ganz leicht gebremst, damit das sie keinen Seilsalat produziert durch Überdrehen.


Falls es Dich interessiert, ich hatte mal einen Wiki-Eintrag zur Vogt-Aerolift geschrieben. Da hatte ich sogar eine Zeichnung zur Startstellung gemacht.
 
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