Henri Mignet HM8 Peanut Modell

Die Tage werden kürzer, die Kastanien fallen, es wird "usseliger" wie der Rheinländer sagt und die Hallensaison naht mit großen Schritten. Bei meiner Recherche über die HM14 Himmelslaus: hier bin ich über ein entzückendes Buch von Henri Mignet gestolpert: Comment J'ai construit mon avionnette - Wie ich meine Avionnette baute. Das Buch ist auf französisch, ich verstand kein Wort, aber das spielt keine Rolle, die vielen Konstruktionszeichnungen sind selbsterklärend und für einen Modellbauer ein Genuss. Es werden Lösungen aufgezeigt, die einen Amateur Nachbau ermöglichen, ohne einen präzisen Bauplan vorzugeben. Die Abmessungen sind alle so ungefähr und die Metallbeschläge werden mit einfachstem Werkzeug hergestellt. Auch werden unterschiedlichste Motoren, auch mit Kettenuntersetzung eingesetzt. Das kommt uns Modellbauern doch sehr entgegen. Ich schaue auch immer zuerst, was ist in meiner Restekiste, welches Holz habe ich noch und was muss zugekauft werden. So entstand meine HM8 Avionnette, 32 cm Spannweite, ferngesteuert und flugfertig 13,6g.

nette Grüße,
Uli
 
Mit zwei Darstellungen möchte ich die flexible Konstruktionsauslegung aufzeigen:

HM8 Perspektiv1.jpg
HM8 Perspektiv2.jpg
Die erste Zeichnung ist mit Rechteckfläche, die zweite mit elliptischer Flächenauslegung. Auch ist hier ein V - Motor vermutlich ohne Untersetzung zu sehen. Auf Seite 151 des Buches ist dann eine Seitenansicht mit Kettenuntersetzung dargestellt. Er ähnelt dieser Motor/Getriebeeinheit, die ich als Antrieb vorgesehen habe.
Das ist meine Ausgangsbasis für meinen Rumpfbau mit Rechteckfläche:

HM8 Seitenansicht.jpgRumpfplan.jpg

nette Grüße,
Uli
 
Als Fingerübung habe ich einen Rest eines mittelharten Balsabrettchens, 1,5 mm x 100 mm breit und ca. 250 mm lang genommen und an der Breitseite mit einem Filzstift eine Linie gezogen. Dann habe ich das Brettchen mit Stahllineal und Rasierklinge zu 1,5 mm breiten Streifen aufgeschnitten. Mit einer Schleiflatte mit feinkörnigem Schleifpapier habe ich die Leisten dann vorsichtig abgezogen. Der Filzstiftpunkt ist eine große Orientierungshilfe beim drehen der Leisten. Die 1,5 x 1,5 mm Leisten sind die Längsgurte, die 1,5 x 1,0 mm für Diagonal und Rumpfbreite. So ungefähr. Geklebt wird mit Sekundenkleber, ich tauche die Spitze eines feinen Schraubendrehers in einen Tropfen und kann so wunderbar dosieren.

HM8 Leisten klein.jpgHM8 Rumpf1 klein.jpg

Die Rumpfbreite habe ich nach Augenmaß, entsprechend der Zeichnungen, gewählt.

nette Grüße,
Uli
 
Weiter geht es mit dem Höhenleitwerk. Eine einfache Leistenkonstruktion ohne Ruder. Meine HM8 wird nur über Seitenruder und Motordrehzahl gesteuert.

Höhenruder Zeichnung klein.jpgHöhenruder Plan klein.jpg
Ich habe Probleme, meine Scans so zu verkleinern, dass zwei Bilder nebeneinander passen. Sorry.

Mein Höhenruder habe ich übrigens drei mal gebaut, ich hatte irgendwie Probleme, die Form und die Proportion zu finden. Mit der kleinsten Ausführung war ich dann zufrieden.

Höhenleitwerk1.jpgHöhenleitwerk2.jpg

Bis bald,
Uli
 
Hallo Manfred,
das ist aber nett, dass du meine kleine Baugeschichte verfolgst.
Mit meiner HM14 Himmelslaus habe ich ja erste Erfahrungen mit solch kleinen Modellen sammeln können. Was mir nicht so gefällt, ist der fest eingebaute Akku. Den möchte ich bei der HM8 möglichst einfach wechseln können. Meine Lösung ist ein Zwischenboden, im Rumpfschwerpunkt, oben wird der Empfänger befestigt, unten wird der Akku eingeschoben:

Rumpfrohbau2.jpgRumpfrohbau3.jpg

Leider habe ich vergessen, von meiner Rumpfbeplankung oben einige Bilder zu machen. Mittig ist ein Keil aus leichtem Balsa, 5 mm stark, welcher vorne den Motor trägt. Zwei halbrunde Spanten, einer bildet das Armaturenbrett und ein Spant ist weiter vorne, tragen den vorderen Rumpfrücken. Wegen der bauchigen Form ist er aus einzelnen konischen Leisten zusammengesetzt. Alle flächigen Balsateile sind aus leichtem 1 mm Holz, welches ich auf ca. 0,6 mm heruntergeschliffen habe.

Bald geht's weiter,
Uli
 

joergh

User
Hallo Uli,
ich lese auch interessiert und hocherfreut mit. Ich habe Mignets Buch vor ein paar Jahren entdeckt und die Avionette gebaut. Meine besteht aber größtenteils aus Depron und hat 118 cm Spannweite.
Das Höhenleitwerk war die Stelle, an der aus einem Schnell-mal-eben-Modell ein "ernsthaftes" wurde. Das Pendelleitwerk wird nur in einer Art Auge gelagert und ist nach oben und vorn abgespannt. Das liess sich nur scale bauen oder zu weit weg vom Original. Deine Variante, die Höhe über das Gas zu steuern, umschifft das elegant!
Ich freue mich schon auf Deine Baufortschritte. Die Avionette hält noch einiges bereit!
Gruß, Jörg
 
Guten Abend in die Runde und vielen Dank Heinz und Jörg für eure Kommentare.
Jörg, ich glaube, von deiner Avionette habe ich hier schon etwas gelesen. Bei meinem kleinen Nachbau muss ich immer auf das Gewicht achten und manche Sachen vereinfachen. So hatte ich beim Höhenleitwerk Glück gehabt. Übrigens schreibst du richtiger Weise Avionette mit einem "n", ich habe die Schreibweise Avionnette von Mignets Buch mit zwei "n" übernommen. Vielleicht gab es in Frankreich auch eine Rechtschreibreform, ich weiß es nicht, aber es ist mir aufgefallen.
Ich möchte euch noch meinen Rumpfrücken vorstellen, hier habe ich wieder Bilder gemacht. Es ist eine Leistenkonstruktion, halbrund und läuft hinten spitz aus:

Rumpfrohbau4.jpgRumpfrohbau5.jpg

Zu sehen sind meine Schablone aus Pappe, in der Mitte geknickt, so werden beide Seiten gleich. Die Schlitze für die Leisten schneide ich nicht mit dem Messer sondern nehme hierzu eine kleine Eisenfeile. Ich kann damit präziser arbeiten. Überlegt habe ich, wie ich die halbrunden Zwischenspanten herstelle, aber es ist ganz einfach. Ich erstelle erst eine Rumpfseite inklusive der oberen Leiste. Dann schleife ich eine breitere Leiste in der Höhe und mit der Rundung passend. Sie wird genau abgelängt und die zweite Rundung symmetrisch zur ersten geschliffen. Passt.

Rumpfrohbau7.jpgRumpfrohbau6.jpg

Bis morgen,
Uli
 
Hallo Dirk,
...unplugged, ein netter Begriff aus einer anderen Welt, aber zutreffend :-). Danke dafür! Dann wird dir auch meine Radherstellung gefallen. Zuerst habe ich Radreifen aus Depron hergestellt, indem ich eine spitze Skalpell Klinge mit doppelseitigem Klebeband und Bindedraht an meinem Zirkel befestigt habe. Mit ein wenig Übung kommt man zu brauchbaren Ergebnissen. Zwei Balsascheiben, je auf ca. 0,6 mm Dicke heruntergeschliffen, werden um 90 Grad versetzt zusammengeklebt und zwischen zwei Sperrholzscheiben mit dem Aufnahmedorn von diesen kleinen Trennscheiben eingeklemmt. Sie werden nun in meiner Ständerbohrmaschine mit dem Schleifklotz "rundgedreht":

HM8 Radreifen1 klein.jpgHM8 Radreifen2 klein.jpg

Die "Felge" habe ich jetzt schon mit silberner Farbe lackiert und die Balsascheiben mit rotem Bespannpapier überzogen.
Nun die Radreifen aufgeklebt, wieder mit Sperrholzscheiben in meine Bohrmaschine gespannt und mit Schmirgelpapier bearbeitet. Mit einem schwarzen permanent Filzstift wird der Reifen gemalt und in der Mitte noch eine Balsascheibe beidseitig zur Verstärkung aufgebracht. In das Loch vom Spanndorn wird ein Papierröhrchen mit 0,5 mm Innendurchmesser für die Achse geklebt. Wie ich solche Papierröhrchen fertige, habe ich bei der Himmelslaus beschrieben. Fertig.

Räder2 klein.jpgRäder3 klein.jpg

nette Grüße,
Uli
 
Guten Morgen liebe Leserschaft, ein paar Worte zur eingesetzten Technik. Ich versuche immer, bewährtes beizubehalten und Sachen, mit denen ich nicht so glücklich bin, zu verbessern. Meine Erfahrungen beruhen auf meiner Himmelslaus.
So habe ich den kleinen DelTang Rx41d Empfänger wieder verwendet, die Reichweite ist völlig ausreichend und das Gewicht unschlagbar. Allerdings habe ich die Kabel von Motor, Rudermaschine und Akku nicht mehr direkt angelötet, das ist bei einem Komponententausch viel zu unpraktisch. Ich habe die kleinen Stecker und Buchsen von der Fa. MikroModellBau aufgelötet, sie haben den gleichen Rasterabstand wie die Platinen- Lötpunkte. Der Motor mit Untersetzung, 6 mm Durchmesser und 17 mm lang mit 100 mm Propeller hat sich auch bewährt, ebenso der Akku mit 70 mAh. Den möchte ich aber als Wechselakku haben, nicht mehr fest im Modell eingebaut. Nicht zufrieden war ich mit der Rudermaschine. Dieses kleine offene Linearservo zuerst hat mich nicht überzeugt, meins war sehr hakelig und unzuverlässig. Schnell habe ich es gegen ein 1,7g Microservo in der Himmelslaus ausgetauscht. Eine Entscheidung, die meine Gewichtsbilanz ziemlich verschlechtert hat und wie ein klobiger Fremdkörper in dem zarten Modell werkelt. Alternativ kommt erstmals in der HM8 ein Aktuator, eine kleine Spule mit einem drehbar gelagerten Magneten auf dem Seitenruder zum Einsatz. Das Gewicht mit ca. 0,3g ist fast vernachlässigbar, allerdings sind Stellgenauigkeit und Kraft unterirdisch. Trotzdem habe ich es gewagt.

Empfänger klein.jpgHM8 Technik.jpg

In der Seitenruder- Dämpfungsfläche wird der Teil mit den Kabeln eingeklebt und das Ruder bekommt eine Tasche, also rechts und links etwas Balsa, wo hinein der bewegliche Teil leicht klemmend eingesteckt wird. Kein Klebstoff.

Ein Teil fehlte noch am Rumpf, die Flächenauflage. Mit einem Streifen Sperrholz und 4 Kohlestäbchen 0,6 mm habe ich einen Baldachin aufgebaut, der Streifen ist gegenüber dem Höhenleitwerk ca. 1,5 Grad angestellt und hat mittig Löcher im Abstand von 5 mm. Meine Fläche hat kleine Stahldrahtstifte, die in die Löcher eingreifen. So kann ich die Fläche später nach vorne oder hinten versetzen und den Schwerpunkt sehr flexibel und einfach bestimmen. Mit dem folgenden Flächenbau wird das verständlicher.

HM8 Rumpfrohbau8 klein.jpgHM8 Rumpfrohbau9 klein.jpg

Bis später,
Uli
 
Die Fläche habe ich klassisch aufgebaut. Rechteckfläche, Profil Clark Y, Endleiste 1,5 mm dick, Nasenleiste 3 x 3 mm, an der größten Profildicke oben und unten einen Holm, 1,5 x 1,5 mm. Zuerst habe ich eine Musterrippe aus Sperrholz gefertigt, auf 1 mm Balsa gelegt und mit dem Skalpell 22 mal ausgeschnitten. Original ist keine V- Form, ich habe aber etwas V- Form gewählt.

Fläche2 klein.jpgFläche3 klein.jpg

Zu den 10 Rippen je Seite habe ich in der Mitte noch je eine Rippe eingefügt, dazwischen sind meine Stahldrahtstifte, welche in meinen Rumpfpylon eingreifen. Gehalten wird die Fläche dann mit einer Abspannung zum Rumpf. Jede Flächenhälfte hat an Rippe 5 (von außen gezählt) unten zwei kleine Ösen aus 0,3 mm Stahldraht und am Rumpf sind rechts und links zwei entsprechende Häkchen. Das kommt noch.

Fläche4 klein.jpgHM8 Rumpf Fläche klein.jpg

Auf dem letzten Bild ist die HM8 rohbaufertig, der Balsastab auf der Fläche dient nur der Balance.
nette Grüße,
Uli
 
Guten Morgen Bernd,
vielen Dank für den Link, die Seite kannte ich noch nicht. Die HM8 ist sehr gut getroffen und auch die anderen Artikel sind interessant. Da muss ich unbedingt mal stöbern.
LG Uli
 
Nun kommt der Endspurt. Das Modell ist drei mal mit stark verdünntem Spannlack gestrichen und sorgfältig verschliffen.
Zuerst habe ich das Höhenleitwerk beidseitig mit dem anschmiegsamen 12g/qm Kaschmir - Papier bespannt, das gibt es im Buch - Restaurationsbedarf und das rote 12g/qm Bespannpapier hatte ich noch aus alten Beständen.

HM8 Bespannung1 klein.jpgHM8 Bespannung2 klein.jpg

Oben am Seitenleitwerk (etwas schlecht sichtbar) ist ein Stückchen Rohr einer Spritzenkanüle, 0,4 mm innen befestigt, ein kleiner Stahldraht 0,3 mm vom Seitenruder greift hier ein als Scharnier. Das Ruder wird dann auf den Aktuator unten nur aufgesteckt. Das hält. Aktuator, Motor und Empfänger klebe ich mit UHU por. Mit Waschbenzin, z.B. Bremsenreiniger lassen sich die Teile problemlos wieder lösen, ohne das lackierte Flächen oder bespannte Flächen angegriffen werden. Mein heimlicher Superkleber.

HM8 Bespannung3 klein.jpgHM8 Bespannung4 klein.jpg
 
Noch einige Details:

HM8 Bespannung5 klein.jpgHM8 Bespannung6 klein.jpg

Der Empfänger ist mit einem Tropfen von besagtem Klebstoff befestigt, der Motor hat einen Wickel schwarzes Bespannpapier bekommen und ist mit Seitenzug und Sturz "nach Gefühl" festgeklebt.
Von unten sieht man den Wechselakku, er ist unter den Fahrwerksdraht geklemmt. Das hält. Ebenfalls ist die Abspannung zu erkennen, die kleinen Gummiringe vorne sind von einem Fahrrad- Ventilgummi geschnitten und halten die Fläche mit etwas Spannung auf den Rumpf. Mit einer Pinzette ist das ganze schnell demontiert. Gewicht flugfertig (aber noch ohne Pilot) 13,4g.

HM8 Unterseite1 klein.jpgHM8 Gewicht klein.jpg

schönen Sonntag,
Uli
 
Noch ein Bild zu meinem Ladeequipment. Die kleine Ladeplatine gibt es bei MikroModellBau und ist mit 70mAh Leistung dem Akku angepasst. Mit meinem Stecker und einem USB Anschluss ausgestattet finde ich genügend Anschlussmöglichkeiten über Laptop oder Steckernetzteil und in der Halle bin ich mit einer kleinen PowerBox, z.B. für ein Handy, autark.
Auch kleine Modelle sollten einen Piloten haben. Ich habe eine Pilotenfigur von einem Holzspielzeug abfotografiert, das Bild auf die richtige Größe gebracht und gespiegelt. Zusammengeklebt und ausgeschnitten wiegt mein knollennasiger Freund gerade 0,2g.

HM8 Ladegerät klein.jpgHM8 Pilot klein.jpg

Meine Flächenbeschriftung und die Libelle auf dem Seitenleitwerk habe ich mit meinem Tintenstrahldrucker direkt auf das Bespannpapier aufgedruckt. Meine schwarze Tinte ist spannlackfest.

HM8 fertig2.jpgHM8 fertig4.jpg
HM8 fertig3 klein.jpgHM8 fertig4 klein.jpg

Damit ist mein kleiner Bericht fertig. Ich habe versucht, von der Idee bis zum flugfähigen Modell meinen Weg nachzuzeichnen. Vielleicht war es manchmal etwas langatmig, vielleicht konnte ich aber auch die eine oder andere Anregung geben. Meine Avionnette ist schon mehrmals draußen bei Windstille geflogen. Total überrascht hat mich die Steuerung mit dem Aktuator, sie ist proportional, präzise und problemlos. Die werde ich bestimmt für weitere Modelle übernehmen. Der Flieger ist gefühlt noch etwas schnell und der Seitenzug stimmt noch nicht, das sind Optimierungen für die kommende Hallensaison und ich freue mich darauf.
Bedanken möchte ich mich bei allen, die mitgelesen haben und mich mit einem "like" bestärkt haben, weiterzumachen. Wenn Fragen sind, immer gerne.

Gestern haben mein Sohn und ich ein kleines Flugvideo aufgenommen, ich versuche es nachzureichen.

nette Grüße, Holm- und Rippenbruch,
Uli Schulz
 
Zuletzt bearbeitet:

_Renner_

User
Langatmig war / ist der Bericht nicht, so muss ein Baubericht sein.
Kannst du mir eventuell die Bezugsquelle für Regler und aktuator nennen oder vielleicht den Link schicken? Ich stell mich da zu blöd an, was passendes zu finden.
 
Ansicht hell / dunkel umschalten
Oben Unten