So, heute mal einiges zu: "Wie plane ich ein Starrluftschiffmodell?"
Ganz am Anfang standen die Fragen: "Wie groß/klein soll mein Modell werden?",
"Wo kann ich es lagern?", "Welches Modell will ich bauen?" und "Welche Materialien verwende ich dafür?"
Andere haben ja für so ein Luftschiff eine große Garage. Als Lagerplatz kam in meinem Zuhause aber nur ein Eckchen im Treppenhaus in Frage, somit durfte das Modell in der Länge nicht größer als 2,40 m sein.
Von allen historischen Zeppelinen war mir das erste zivile Luftschiff nach dem Weltkrieg LZ 120 "Bodensee" (Baujahr 1919) am sympathischsten und kam mir am besten geeignet vor, denn als unmittelbarer Vorläufer der riesigen legendären Luftschiffe hat es in seiner vergrößerten Fassung von 1920 viele bautechnische Vorteile: relativ kleine Heckflossen, wenige Motorgondeln sowie ein günstiges Verhältnis von Länge zu Durchmesser. Bei älteren Luftschiffen liegt dieses Verhältnis bei etwa 10 und mehr zu 1, beim "Bodensee" exakt 7 zu 1, was im Verhältnis zur Länge also grundsätzlich mehr Auftrieb verspricht.
Jetzt kommen wir schon zum nächsten Schritt, der Auftriebs-Abschätzung. Das Original fasste bei 130,8 m Länge 22.550 m³ Gas. Mein Modell durfte maximal nur 1/55 so groß werden (2,38 m), d.h. die Kapazität liegt bei ca. 22.550 m³/55³ = 0,135 m³.
Mein Modell darf also insgesamt nicht mehr als 135 Gramm wiegen, sonst hebt es nicht ab.
Damit beginnt die Phase der Materialsuche, bevorzugtes Werkzeug: Waage und Taschenrechner. Alle Tests und Berechnungen machten immer klarer, hier kam kaum noch Balsa in Frage, sondern nur noch Kunststoffe. Schließlich entschied ich mich für eine Gaszelle aus Abdeckfolie und alles drum herum aus EPS und dünnsten Vector boards, weil sich diese leicht bearbeiten lassen. Es stellte sich sogar heraus, dass ich damit sogar weitgehend auf ein starres Gerüst verzichten konnte, und vor allem auch auf: Farbe.
Das brachte mich zu der Rechnung: Auftrieb 135 g – Elektronik 22 g – Gaszelle 14 g = 81 g
(Das ist nur die Kurzform, der Weg dahin füllte ein Notizbuch und viele Excel-Tabellen.)
Für Außenhülle, Buggondel und Heckflossen und etwas Nutzlast (Trimmung, Kamera?) und Gasverlust während der Flugdauer blieben also nicht mehr übrig als 80 g, vom Gewicht her gerade mal so viel wie eine angeknabberte Tafel Schokolade!
Wenn man davon noch 1/5 für Klebstoff und unvorhergesehenes abzieht, durfte ich also gerade noch etwa 3 Quadratmeter Vector boards verbauen – das schien zumindest machbar.
Hatte ich noch Notanker? Ja – sehr wahrscheinlich passt etwas mehr Gas rein, eher so 140 Liter.
Notfalls kann man den achterern Motor und ein paar vordere Trimmgewichte weglassen, gemeinsam also mindestens ca. 12 Gramm weniger, das ergibt summa summarum eine Reserve von mehr als 10%, immer noch nicht üppig, aber naja ...
Und wenn alle Stricke reißen wird's halt doch "nur" ein detailverliebtes Schwebemodell ...
... über das ich hier im RC-Forum dann aber den gnädigen Mantel des Schweigens breiten würde.