GFK Rumpf Restauration nach Absturz - benötige Tipps

Hallo,

beim Absturz meiner Duo Discus (3m, Robbe, Voll GFK) ist neben anderen kleinen Kratzern auch der Rumpf hinten abgebrochen. Diesen habe ich inzwischen mit Epoxy wieder zusammengeklebt. Das Modell fliegt auch wieder einwandfrei. Nun geht es um die Restauration um auch die Optik wieder ins Lot zu bringen. Mit Spachteln, Schleifen und Lackieren habe ich recht wenig Erfahrung weshalb ich gern ein Paar Tipps zu den folgenden Punkten von Euch bekommen würde.

1) Schleifen? Mit dem Dremel habe ich bereits die größten erhebungen weggeschliffen. Wie geht es weiter?
2) Wie bekomme ich die Vertiefungen aufgefüllt? Welche Spachtelmaterial sollte ich verwenden?
3) Feinschliff, wie fein sollte man das schleifen, welches Schleifpapier? Trocken oder naß?
4) Grundierung? Sollte ich vorher grundieren? Wenn ja mit welchem Lack?
5) Lackierung? Welcher Lack? Wie treffe ich wieder halbwegs den Farbton?
6) Klarlack? Ist Klarlack nötig oder geht das auch ohne?
7) Gibt es noch einen Bearbeitungsschritt nach dem Lackieren? Polieren oder so etwas?

Ich freue mich über Eure Tipps.

Gruß, Flugsaurier
P.S.: Falls jemand diesbezüglich einen Link zu Youtube kennt, wäre super wenn er das posten könnte.

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calamity joe

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Hallo Flugsaurier,

der Reihe nach, versuche ich Dir zu schildern, wie ich es immer gemacht hatte und dabei so gut, daß man es zwar am Modellgewicht registrieren, aber von Außen meist nicht sehen konnte. Fangen wir zB mit dem Leitwerksträger an:

1.) alle XfK-Brüche ("X" steht für G oder K) zunächst von Innen reparieren, Außen erst zum Schluß.
2.) dazu den Bereich um die Reparaturstelle und den Zugang dazu im Rumpf, Der Tragfläche oder dem LW so gut wie möglich frei machen, ohne vorhandene Verstärkungen etc. zu schädigen. Man muß mit Material und Werkzeug gut an die defekten Stellen kommen können, auch mit der Hand wäre optimal, ist aber an engen Passagen sicher kaum machbar.
3.) die Reparaturbereiche weit genug Innen mit Schleifpapier anrauhen, dabei aber darauf achten, nicht das Gewebe zu beschädigen, sondern nur die Oberfläche "griffig" zu machen.
4.) die Reparaturbereiche Innen säubern, am besten mit Alkohol, denn der entfettet gleichzeitig - Einweg-Latex-Handschuhe dabei benutzten.
5.) Glas- oder KfK-Geweben, maximal der Stärke, die am Bauteil verwendet wurde, auf etwas Übermaß zur Abdeckung der Reparaturstelle zuschneiden, auf Gewebeart achten (an stark und ggf. in mehrere Richtungen gekrümmten Bereichen lieber Köper-Gewebe, satt Leinen, verwenden, da Köper sich, auf Grund der Webart, den Wölbungen besser anpaßt). Kleine Differenzen im Gewebe schaden nicht, aber bitte kein 400g/m² Gewebe bei original im Bauteil verwendeten 80g/m² - um deutlich zu machen, worum es geht. Lieber 2 Lagen nacheinander, als eine zu dicke.
6.) Reparaturstelle Innen dünn mit Harz einpinseln, Gewebezuschnitt in Position bringen und ausbreiten, dabei oder danach dünn mit Harz einpinseln und MAtte rundum formschlüssig an die Modellwandung drücken.
7.) Sparsam mit Harz sein, aber nicht geizig. Zuviel bringt keine Festigkeit, nur Gewicht, zuwenig bringt gar nichts, außer Risiken.
8.) Jetzt kommt's: passendes Alurohr (Länge und Durchmesser) an einem Ende mit einem Luftballon versehen, der dort fest und dicht sitzen muß. Ballon und Alurohr DÜNN mit Vaseline einschmieren.
9.) Rohr mit Ballon an die Reparaturstelle schieben und Ballon aufblasen, Rohr dicht verschließen und so lassen, bis das Gewebe mindestens angezogen hat, besser noch bis es ausgehärtet hat. Danach Rohr rausziehen. Wenn alles gut gemacht war, kommt der Ballon mit und es bleiben nur die Spachtel- und Lackierarbeiten an der Modellaußenfläche.

Vor dem Aufblasen des Ballons mußt Du unbedingt dafür sorgen, daß die zu reparierende Stelle sich durch den Druck des Ballons nicht verziehen kann, also ggf. Außen abstützten / fixieren.

Mache es erst mal so weit und dann melde Dich wieder. Viel Erfolg!

Gruß, Joe
 

calamity joe

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Frage zu Deiner Tragflächenarretierung (Bild links Unten): hat Dein schickes Fliegerle an dieser Stelle Innen eine Flugzeugsperrholz- oder GfK-Brett-Verstärkung? Falls nicht, was ich, dem Schadensbild nach, vermute, wird's höchste Zeit, dort eine hin zu machen, wenn Du diese Stelle reparierst.

Gruß, Joe

P.S.: als nächstes kommt das, was Du auf dem Foto links Oben zeigst - verrate mir aber vorher bitte genauer, was es ist (habe eine Vermtung, aber als Profi hat man lieber Gewißheit). Die Rumpfschnauze machen wir zum Schluß, denn dann hast Du von Schnippeln, Fummeln, Harzen usw. dieselbe voll.
 
Hallo :-),

meine Frage war eigentlich mehr Richtung Spachteln, Schleifen und Lackieren. Den zusammengeklebt habe ich den Rumpf ja bereits.

Welche Spachtelmasse benutzt man dafür? Und welchen Lack?

Gruß Udo
 

calamity joe

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GfK-Bauteile werden idR in der Deckschicht eingefärbt, d.h. in der Negativform, direkt nach dem Auftrag der Trennschicht, erhält das herzustellende Bauteil seine Einfärbung, sofern es nicht "Natur"-belassen wird, also ohne Einfärbung kommt. So wie Deine Bauteile aussehen, haben sie die Deckschicht-Einfärbung, hier in Weiß.

Deckschicht wird die erste Harzschicht des zu erstellenden Bauteils genannt, meist aus einem sogen. UP-Vorgelat bestehend. Das ist ein Polyesterharz, wie hier resp. bei Seglern zB in weiß, oder einer anderen Fabe. Danach kommen die Harz-Gewebe-Schichten, später die Entformung nach dem Trocknen (bei sehr guten Fabrikaten Tempern vorm Entformen ) - fertig (grob gesprochen).

Also: Deine Teile haben eine weiße Deckschicht. So, wie das aussieht, hast Du sie leider nicht gut repariert. Tut mir leid, aber das muß ich so sagen. Der Rumpf zeigt einen für mit Nahtband nach der Herstellung zweier Längshälften typischen Spalt entlang der Naht, hier am Übergang zum SLW, also der baustatisch dort kritischsten Stelle. Da kann man einen Zettel durchschieben. Das wird Dir ein paar Flüge halten, dann erneut brechen. Zudem ist offenbar Harz von Innen nach Außen gelaufen und Du hast offenbar Außen schon angefangen zu schleifen, ziemlich grob, wie es aussieht.

Wenn Du es unbedingt dabei belassen möchtest: Außen anschleifen, mit mittlerer Körnung (zB 240er) beginnend, immer feiner werdend (zB bis 400er), dann Microballon-Harz-Spachtel in die Lücken / Löcher, mehrere Tage durchtrocknen lassen. Bei den Schichtstärken, die Du da an manchen Stellen hast, wird das mehrere Tage brauchen, bis es richtig durchgetrocknet ist. Unbedingt auf exakte Einhaltung des Mischverhältnisses Binder/Härter achten, sonst härtet es nie richtig durch. Mehrere Tage in Wärme durchtrocknen und ablüften lassen. Dann erneut schleifen, aber mit 400er beginnend, immer feiner werdend, bis zB zu 600er. Danach kannst Du es so belassen, oder mußt den ganzen Rumpf abschleifen und neu lackieren, alles andere ist mE nichts Halbes und nichts Ganzes. Zum Lackieren kannst Du jeden guten Naßlack nehmen, zB Acryllacke. Vorher grundieren, nochmals fein abschleifen, dann den Lack aufspritzen und gut. Laß Dich dazu, wenn Du das es so machen möchtest, in einem guten Fachgeschäft zur Lackierung beraten und nimm ein kleineres Bauteil mit, damit der Lackierer sehen kann, um was es geht.

Wenn's nicht so drauf ankommt, schneller gehen soll etc.: Polyester-Leichtspachtel, wie in der Automobilbranche, defekte Stellen anschleifen (s. Oben), mit Alkohol o.ä. entfetten, spachteln, schleifen, spachteln, schleifen, bis Du zufrieden bist. Dann meinetwegen die schadhaften Stellen mit Lack ausbessern oder eben den ganzen Rumpf neu lackieren.

Klarlack brauchst Du nicht, das bringt nur zusätzliches Gewicht und hier keinen echten Vorteil. Polieren kann man immer, muß aber nicht. Falls Du nur Stellen ausbesserst, ist Polieren aber eine gute Sache, dann das egalisiert die Übergänge. Wenn man das richtig machen möchte, ist es aber auch ein mühsames Geschäft.

Dann viel Erfolg.
 

Knut

User
Hallo Flugsaurier,

so richtig optimal, auch wenn es erst mal fest ausieht, ist das noch nicht was ich so sehe.
Ich hänge Dir mal einen Link rein:
http://www.swiss-composite.ch/pdf/i-blaetzlitechnik.pdf
So gemacht, bricht diese Stelle garantiert nicht mehr.
So wie Du es vorhast, nur von außen zuspachteln bringt keine Festigkeit. Das nur mit Harz zusammenstecken/kleben auch nicht wirklich.
Ich habe schon einige Reparaturen auf diese Art gemacht,(blaetzlitechnik) auch komplette Rumpfdurchbrüche, das wird bombenfest.
Um die Reparaturstelle klebe ich dann Tesaband. Nimm nicht das dünnste sonst wirds einen elende Abpoppelei.
Dann die Stücken Gewebe, vorher schleifen wie gezeigt, einlaminiert und wieder Tesa oder Folie straff drüber. Mit der richtigen Matrialmenge brauchst Du hinterher kaum Spachtel. Nach dem Trocknen schleifen, spachteln grundieren und lackieren. Sprühlacke reichen hier. Du musst nur den richtigen Farbton treffen, das ist die Kunst. Die Kanten nicht scharf abkleben sondern mit geringen Abstand zur lackierenden Fläche. Dann grundieren und lackieren.
Der Sprühnebel gelangt etwas unter die Abklebungen, was gut ist. Dadurch entstehen keine Sprühkanten. Du bekommst so einen fließenden Übergang zum Rest.
Nach dem trocknen polieren. Ich nehme dazu Elsterglanz.
Nach dem grundieren sieht man übrigens erst so richtig was an Spachtelarbeiten noch zu tun ist.

Tschüß
Knut
 

Knut

User
Hallo,

noch was. Ich repariere meine Sachen von innen nur insoweit, das einen gewisse Festigkeit wieder erreicht wird und kein Harz von iaußen nach innen laufen kann. Mehr nicht, also ein bis zwei Lagen. Den Rest dann von außen. Und ruhig etwas großzügiger um die Bruchstelle Flächenmäßig wegschleifen. Auf 1cm mehr nachlackiert kommt es nicht an.

Tschüß
Knut
 
Hallo nochmal,

da einige bezweifeln, dass meine Verklebung den Rumpf dauerhaft zusammenhält hier noch ein paar Hinweise. Nein, ich habe den Rumpf nicht einfach stümperhaft zusammengekleisert. Sondern, ich habe den Rumpf von innen mit Schleifpapier ordentlich angeraut und dann von innen rund herum Rundhölzer (Durchm.8mm x 80mm länge) eingeklebt. Nachdem das über Nacht ausgehärtet war habe ich das hinteren Rumpfteil (vorher schon gut von Innen angeraut) mit Epoxy bestrichen und dann über die Rundhölzer geschoben. Natürlich habe ich auch die Bruchstelle selbst mit Epoxy bestrichen. Alles zusammen hab ich dann entsprechend ausgerichtet und fixiert und wieder über Nacht aushärten lassen. Bisher hatte ich nun drei Flüge und eine etwas härtere Landung wobei alles heil geblieben ist. Ich denke also mal, dass es halten wird.

Fürs nächste mal arbeite ich dann natürlich zusätzlich mit GFK Matten. Danke für den Tipp.

Gruß, Udo
 
Hallo Flugsaurier65,

darf man fragen was die Ursache für den Absturz des Duo Discus war? Habe gerade auch einen in Reparatur.

Gruß
planador
 

Giebel

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Plätzli Technik

Plätzli Technik

Hallo,

diese Schäden werden am besten mit der Plätzli-Technik repariert. Eine gute Anleitung findest Du wie oben bereits geschrieben unter

http://www.swiss-composite.ch

Unter Downloads/ Anleitungen ist er zu finden.

Eine Reparatur von innen bringt zu geringe Festigkeit, auch wenn es erstmal stabil wirkt, außer Du machst eine zirkuläre Schiebung, dann wird es aber schwer. Auch Matte von innen ist problematisch, da oft kein guter Kontakt zum Rumpf besteht. Eine optische Kontrolle ist im engen Rumpf hinter nicht sicher möglich. Die Technik von außen gewährleistet gute Übersicht und somit Sicherheit. Ich hatte diese Erfahrung bei einem 4m Segler gemacht, die der Vorbesitzer wie von Dir geschildert reparierte. Von außen war nicht zu sehen, innen waren 4 oder 6 Stäbchen eingeklebt. Gehalten hat`s nicht.

Die Plätzli-Technik ist da optimal. Das Prinzip ist, dass die sowohl das zerstörte Gewebe als auch die darüber liegende Deckschicht (die ja nicht tragend ist) durch neues Gewebe ersetzt wird. Hierzu werden 1x1cm große Gewebestückchen (mit Rollmesser schneiden) kreuz und quer aufgelegt und mittels Epoxy festgeklebt. Anschließend raspeln und schleifen, bis die Form wieder da ist. Zum Spachteln nutze ich einen 2K-Spachtel von Presto (Super Leichtspachtel) oder einen anderen 2K-Spachtel.
Anschließend noch Sprühspachtel, Nassschliff und dann lackieren.

Den Lack kannst Du mit Lackmusterkarten im Lackierbedarf heraussuchen. Aufpassen musst Du jedoch, dass der Füller (s.o.) nicht mit dem Lack rangiert, es gibt sonst Orangenhaut.

Wenn Du es gut machst, sieht man nichts mehr und der Reparaturbereich ist stabiler als vorher und Spass macht`s auch.

Hier mal ein paar Fotos:

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Viele Grüsse

Marcus
 
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