Sagst Du "Ja kann man so machen"?
Hallo Paul,
Ich würde hier gerne ein wenig differenzierter antworten, wenn ich darf. Grundsätzlich sprechen wir hier ja über 2 unterschiedliche Varianten:
- Die chemische Anbindung
- Die mechanische Anbindung
Ich bin grundsätzlich der Meinung, dass eine chemische Anbindung an das Formenharz deutliche Vorteile bietet, da 1. keine großen Härtungszeiten notwendig sind, und auch 2. keine stark abrasiven Füllstoffe bzw. Fasern direkt hinter dem Formenharz liegen, die später zu noch mehr Problemen führen
Jeder hat so seine eigenen Rezepte parat. Ich kann nur von eigenen Erfahrungen berichten, die auch professionelle Verarbeiter so anwenden
Ich möchte hier einmal auf die Aussagen von Berd etwas detailierter eingehen:
Der Gideon hat eigentlich alles gesagt was zu tun ist
Ja, dann aber auch bitte aufmerksam lesen
Verständlicherweise bist du verunsichert
Ja, dann aber auch bitte aufmerksam zuhören
Ich sprach nie von Glasfaserschnitzeln. Eine klassische Mumpe aus Baumwollflocken und Thixotropiermittel ist mein Vorschlag. Gerne kann man auch noch zusätzlich mit Glas- oder Kohle-Kurzschnitt (gemahlene Faser) experimentieren, aber das erfordert etwas Geduld und vor allem Verständnis für die Materie
Jetzt will ich nicht sagen das R-G falsch liegt aber das Kernproblem ist die Verklebung Formenharz mit der Kupplungsschicht
Es gibt doch keinen Grund dazu, oder? Wo liegen denn die Unterschiede?
Ich sag nur Nass in Nass verklebung. Bei FH muss man von einer wesentlich kürzeren Topfzeit ausgehen
Beim ersten Satz bin ich konform mit Dir. Weshalb kürzere Topfzeit? Die wird standardisiert in einem 100 g Harz-/Härter-Ansatz bei 20 °C gemessen. Das kommt Dir nur so vor, weil die Härter hier in der Regel deutlich schneller sind (im Vergleich zu Laminierharzen). Ansätze > 100 g kochen natürlich vorzeitig ab - aber das sollte doch klar sein
Also dabei bleiben und alle 5 min mit dem Finger prüfen ob sich da was tut. Klebt es nicht mehr bei der Fingerprobe( siehe Gideon) ist höchste Eile geboten.Ich hab sogar schon alles wieder mit Aceton eingestrichen um die zu harte Schicht anzulösen damit es richtig Verbindung bekommt.Trägt man auf diese zu harte FH Schicht jetzt eine zu trockene Kupplungsschicht auf leidet hier schon die Verklebung
Alle 5 Minuten halte ich für übertrieben. Ich würde die Regel von ca. 2,5 x Topfzeit ansetzen und 10 Minuten vor Ablauf den Gelierzustand checken. Sinnvoll ist auch, deutlich früher Laminierharz vorsichtig über den ganzen Aufbau zu pinseln. Das kann wesentlich gefühlvoller (als mit Mumpe) gemacht werden, und so gibt´s definitv kein Verpassen des idealen Zeitpunktes, da sozusagen alles wieder auf Anfang gesetzt wurde
Um Gottes Willen, was soll denn das Aceton? Ich sag nur: Atze, pack se und zerhack se
Vor allen Dingen das folgende Gewebe mit viel Harz durchtränken, das muss ruhig ein bischen Schwimmen, wir brauchen da eine harzreiche und luftblasenfreie Tränkung. Auch kann man direkt nach der Kupplungschicht vor dem Gewebe alles nochmals mit Harz einstreichen. Da sollte aber das nachfolgende Gewebe(163 Köper oder 80er Leinen mit Finish) nicht zu dicht sein, ist aber etwas tricky es genau aufzulegen weil das Gewebe nur schwer von der Kupplungsschicht wieder abgeht falls es nicht richtig liegt
Ich bin der Meinung, dass dünne und vor allem dichte Gewebe (105er bzw. ITG 91111) hier das Abzeichnen der nachfolgenden Gewebelagen gänzlich verhindern können. Wenn zunächst Harz aufgetragen wurde, dann sind Lufteinschlüsse hier kein Thema. Natürlich ist ein 80er Glasgewebe einfacher zu verarbeiten, aber darum geht´s ja nicht, oder? Die Drapierfähigkeit ist in Kreuzköper natürlich auch um Welten besser
Um eine schlechte Verklebung FH zur Kupplungsschicht zu verhindern kann man auch für die Kupplungsschicht ein anderes Harz ( z.b. Klebeharz von HP Textiles) verwenden. Das ist von der Klebekraft wesentlich höher als normales dünnflüssiges Laminierharz. Da kann man auch etwas vorbeugen
Bei derartig großen (Klebe)Flächen ist die höhere Bruchdehnung des Klebeharzes irrelevant. Es gibt keine höhere Klebekraft, nur eine größere Zugscherfestigkeit durch mehr Flexibilität bzw. Bruchdehnung / Schlagzähigkeit!
In der Regel sind Klebeharze bzw. deren Härter Polyaminoamid-basiert und das sind zu aliphatischen / cycloaliphatischen Polyaminen oder Mannichbasen chemisch gesehen schon 2 paar Stiefel
Danach kann man wieder zu Laminierharz wechseln, kein Problem
Das sehe ich aber etwas different. Bitte so etwas nicht ohne Prüfung machen!