Hallo Micha, das ist mal ein feedback. Das geht runter wie Oel
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Dadurch, dass ich mich in mehr als 50 Jahren Schiffsmodellbau so nach und nach durch alle Sparten abgearbeitet habe und dabei vieles autodidaktisch gemacht habe, verfüge ich wohl auch über ein breites Wissen. Ich hatte aber auch immer das Glück, wenn dann mal das Fachgebiet von Segelboot auf Elektro-Rennboot wechselte, die richtigen Menschen zu treffen, die mir sehr viel input gaben und die mich vor folgenschweren, falschen und möglicherweise sehr teueren Fehlentscheidungen bewahrt haben.
Ich habe es hier bei RCN schon mal an anderer Stelle geschrieben - die richtigen Modellbauer, nicht die "Modell-Kaufer", sterben aus. Auch hier bei RCN werden die diversen Foren in der Regel von "Silberrücken" geprägt. Uns fehlt der Nachwuchs. Vereine sterben. Behörden machen uns das Hobby auf öffentlichen Gewässern im madiger, die Chinesen überschütten uns mit spottbilligen ARTR-Modellen. Hubschrauber ist ein gutes Stichwort. Davon wurden 100.000ende gekauft, geschrottet und sofort verschrottet. Und die Lust an Modellbau-/Flug war somit auch dahin.
Deshalb möchte ich dieses Medium gerne nutzen, um jungen Mitlesern den Respekt vor einem Neubau zu nehmen und wenn Sie dann den ersten Schritt gemacht haben - sie haben sich einen Baukasten gekauft und trauen sich hier bei RCN einen Baubericht einzustellen, dann finde ich, dass diese Newbies Anspruch auf Unterstützung und Hilfe durch uns "Alte" haben.
OK, das war jetzt meine Lebensgeschichte als Modellbauer in Kurzform. Jetzt aber zu Deinen Fragen
Um ein Powerboot optimal auszutrimmen muß man folgendes wissen:
- Form und Beschaffenheit Unterwasserschiff (gestuft, ungestuft, Stringer ja/nein, flaches V, tiefes V bei Monos, breiter Rumpf, schmaler Rumpf)
- Schwerpunkt: Es gibt ca. 5 namhafte und extrem gute Händler, die sehr gute und fertige Rümpfe, in der Regel mit unterschiedlichen Gewebearten gelegt, anbieten. Diese Händler wissen präzise, wo der SP ist und die geben ihr Wissen auch weiter.
- Propeller: Wie beim Segelboot das Segel, so ist beim Rennboot der Propeller das mitentscheidende Bauteil für eine perfekte Trimmung. Da hilft nur jahrelange Erfahrung. Eine gute Comunity in einem anderen Forum. Gute Händler, die Dir 1 oder 2 Prop-Varianten anbieten.
- Powertrimm oder Antrieb: Dieses Teil ist ebenfalls ein elementares Bauteil, weil es verstellbar ist, insbesondere vertikal.
- Akkus: Wie auch im Flugmodellbau sind beim austrimmen eines Rennbootes die Akkus/Lipos besonders wichtig. Ich verwende CFK-Schienen, um die Akku-Packs, meistens beidseitig im Rumpf platziert, für die Trimmung schieben zu können.
- Trimmklappen: Ein unter Umständen hilfreiches Bauteil, wenn man weiß wie man damit umgehen sollte. Die Trimmklappen helfen durch nach unten absenken, oder nach oben stellen nicht ein falsch abgestimmtes Boot sauber auszutrimmen. 2 am Heckspiegel nachträglich im exakt rechten Winkel angebrachte Trimmklappen verlängern die Lauffläche des Unterwasserschiffs und tragen mit dazu bei, dass die verschiedenen Trimm-Anwendungen noch weiter optimiert werden.
Thema Flutkanal (hochinteressant! Auch das Video dazu!): In wie weit sind die elektronischen Komponenten vor dem eindringenden Wasser zu schützen?
Der Flutkanal ist im Rumpf wasserundurchlässig einlaminiert. Wenn der Erbauer alles richtig gemacht hat, dann ist der Flutkanal dicht und die Elektronik ist geschützt.
Wie ist der Rumpf vor den Schlägen bei 100kmh zu schützen? Das GFK wird ja da irgendwann zerbröseln stelle ich mir vor.
Der Rumpf ist nicht geschützt. Wenn man weiß, das man ein Setup mit 100km/h plus X verbaut, dann sollte man wissen wie stabil der Rumpf ist. Ist es ein einfacher GFK-Rumpf, dann ist die Naht Rumpf-Oberschale/Rumpf-Unterschale die größte Schwachstelle. Ich laminiere diese Naht in aller Regel innen mit Kohle-Rowings nach.
Bei Geschwindigkeiten jenseits von 150km/h, und das ist die Regel, verwende ich ausschließlich knüppelharte, sogenannte Bulletproof-Rümpfe aus einem Gewebemix CFK und Aramid.
Was kann man noch machen? Ja, man kann und muß den Deckel verschrauben und selbstverständlich mit Klebeband den Rand abkleben, damit kein Wasser eindringt.
Ruderauslegung und -wirkung: Das ist mir alles neu, daher gerne auch darauf eingehen.
Ganz wichtiges Thema. Wo positioniere ich das Spatenruder bei einem Powerboot? Vor dem oder den Propellern, oder hinter dem Propeller? Vielleicht uaf gleicher Höhe wie der/die Propeller??
Da gehe ich gerne darauf ein, wenn ich am "El Inferno" (wer hat sich diesen Modell-Namen ausgedacht) die Hardware anbaue.
Soviel vorweg - ein Powerboot wird sehr vorsichtig und mit kleinen Ruderausschlägen gesteuert. Wohl dem, der an seinem Sender Expo einstellen kann.
Micha, ich hoffe, ich konnte ein wenig Licht ins Dunkel bringen. Wenn Du Dich intensiver, oder vielleicht sogar mit einem Modell-Neubau in dieser Richtung beschäftigen willst - wir sind ja nicht weit auseinander und spätestens bei der Retro Regatta im Oktober werden wir uns sehen. Dann das persönliche Gespräch, was mir immer am liebsten ist.