Gast_74695
User gesperrt
Ich weiß gar nicht, warum ich das Thema in meiner Sonntagszeitung gestern so lustig fand, aber vielleicht haben ja noch mehr Leute Spaß daran
Es geht darum, wie Menschen ihre Entscheidungen treffen und Parick Bernau schreibt in der FAS vom 13.03.22 dazu:
".... Wenn Menschen Ihre Einschätzung unabhängig voneinander träfen, entstünden dann zwei Gruppen. Aber sie entscheiden ja nicht unabhängig, sondern sie sprechen miteinander. Und dann geschehen verrückte Dinge.
Schon in den Fünfzigerjahren machte der polnisch-amerikanische Psychologe Solomon Asch ein bemerkenswertes Experiment. Er bat einen Probanden nach dem anderen in einen Raum, in dem auch andere Menschen saßen, die anderen waren allerdings Mitarbeiter von Asch. In jeder Runde legte der Psychologe den Leuten im Raum drei Linien vor und ließ sie deren Länge mit einer vierten Linie vergleichen. Welche war gleich lang? Eigentlich war die Antwort eindeutig. Aber manchmal nannten Aschs Mitarbeiter absichtlich eine falsche Linie. Dann ließen sich auch die anderen Probanden davon beeindrucken. Drei Viertel von ihnen nannten ebenfalls die falsche Linie. .... Viele Leute ignorieren die Wahrheit vor ihren Augen.
Als wäre die Lage nicht schon schwierig genug - in den meisten Fragen des Lebens haben wir gar keine eigene Erfahrung, wir sehen die Linien gar nicht selbst. Es bleibt uns nichts anderes übrig, als auf andere zu hören. Einer nach dem anderen plappert nach, was die anderen gesagt haben. Das Problem: Mit jedem, der das Gleiche sagt, wird es für die Nächsten schwieriger, noch eine andere Meinung zu vertreten. entweder weil sie selbst nicht mehr daran glauben, dass sie es besser wissen. Oder noch schlimmer, weil sie sich nicht trauen, sich gegen die Mehrheit zu stellen."
Das Phänomen wird als Verfügbarkeitskaskade, oder Groupthink, oder wenn es ganz übel kommt, als Schweigespirale bezeichnet. Bernau schreibt weiter:
"Wohlgemerkt: Es geht hier nicht um die Querdenker und und Fake-News-Verbreiter, die sich in ihren Blasen abkapseln. Der Kaskade verfallen auch gebildete, aufgeklärte und wohlwollende Menschen aus der Mitte der Gesellschaft, gelegentlich auch ganze wissenschaftliche Disziplinen. Umso einfacher geht das dann, wenn man Menschen anderer Meinung sozial ausgrenzt. Darum lernen selbst Manager inzwischen oft in ihren Führungskräfte-Coachings, wie wichtig Widerspruch ist. Wenn Leute widersprechen dürfen, ohne ausgegrenzt zu werden. Wenn es gar Leute gibt, die auf der Basis eigener Erkenntnisse widersprechen können, dann brechen solche Kaskaden eher in sich zusammen.
Umgekehrt entstehen die Kaskaden eher, wenn in einer Diskussion viele Leute mitreden, die keine eigenen Informationen haben, sondern nur nachplappern können und aus diesem Nachplappern ein Zugehörigkeitsgefühl ziehen. Obama-Berater Sunstein hat schon 2017 davor gewarnt, dass sich solche Kaskaden in Zeiten sozialer Medien häuften."
Hmm, ist das tatsächlich so? Das würde ja bedeuten, dass heute die Nachplapperer die Standards definieren. Da sollte man mal drauf achten
Es geht darum, wie Menschen ihre Entscheidungen treffen und Parick Bernau schreibt in der FAS vom 13.03.22 dazu:
".... Wenn Menschen Ihre Einschätzung unabhängig voneinander träfen, entstünden dann zwei Gruppen. Aber sie entscheiden ja nicht unabhängig, sondern sie sprechen miteinander. Und dann geschehen verrückte Dinge.
Schon in den Fünfzigerjahren machte der polnisch-amerikanische Psychologe Solomon Asch ein bemerkenswertes Experiment. Er bat einen Probanden nach dem anderen in einen Raum, in dem auch andere Menschen saßen, die anderen waren allerdings Mitarbeiter von Asch. In jeder Runde legte der Psychologe den Leuten im Raum drei Linien vor und ließ sie deren Länge mit einer vierten Linie vergleichen. Welche war gleich lang? Eigentlich war die Antwort eindeutig. Aber manchmal nannten Aschs Mitarbeiter absichtlich eine falsche Linie. Dann ließen sich auch die anderen Probanden davon beeindrucken. Drei Viertel von ihnen nannten ebenfalls die falsche Linie. .... Viele Leute ignorieren die Wahrheit vor ihren Augen.
Als wäre die Lage nicht schon schwierig genug - in den meisten Fragen des Lebens haben wir gar keine eigene Erfahrung, wir sehen die Linien gar nicht selbst. Es bleibt uns nichts anderes übrig, als auf andere zu hören. Einer nach dem anderen plappert nach, was die anderen gesagt haben. Das Problem: Mit jedem, der das Gleiche sagt, wird es für die Nächsten schwieriger, noch eine andere Meinung zu vertreten. entweder weil sie selbst nicht mehr daran glauben, dass sie es besser wissen. Oder noch schlimmer, weil sie sich nicht trauen, sich gegen die Mehrheit zu stellen."
Das Phänomen wird als Verfügbarkeitskaskade, oder Groupthink, oder wenn es ganz übel kommt, als Schweigespirale bezeichnet. Bernau schreibt weiter:
"Wohlgemerkt: Es geht hier nicht um die Querdenker und und Fake-News-Verbreiter, die sich in ihren Blasen abkapseln. Der Kaskade verfallen auch gebildete, aufgeklärte und wohlwollende Menschen aus der Mitte der Gesellschaft, gelegentlich auch ganze wissenschaftliche Disziplinen. Umso einfacher geht das dann, wenn man Menschen anderer Meinung sozial ausgrenzt. Darum lernen selbst Manager inzwischen oft in ihren Führungskräfte-Coachings, wie wichtig Widerspruch ist. Wenn Leute widersprechen dürfen, ohne ausgegrenzt zu werden. Wenn es gar Leute gibt, die auf der Basis eigener Erkenntnisse widersprechen können, dann brechen solche Kaskaden eher in sich zusammen.
Umgekehrt entstehen die Kaskaden eher, wenn in einer Diskussion viele Leute mitreden, die keine eigenen Informationen haben, sondern nur nachplappern können und aus diesem Nachplappern ein Zugehörigkeitsgefühl ziehen. Obama-Berater Sunstein hat schon 2017 davor gewarnt, dass sich solche Kaskaden in Zeiten sozialer Medien häuften."
Hmm, ist das tatsächlich so? Das würde ja bedeuten, dass heute die Nachplapperer die Standards definieren. Da sollte man mal drauf achten