Also, ich wäre froh, wenn niemand von "unseren Händlern" diese US-Werbemethode mitmachen würde, solange ich sie nicht verstanden habe.
Es scheint sich ja schon um eine Art Massenerziehung zu handeln, die ja effektiv eines bewirkt: Hunderte Millionen Menschen denken plötzlich, wie angeknippst ans Konsumieren von Konsumprodukten.
Und tun's auch.
In den USA ist es mittlerweile der Tag mit dem höchsten Umsatz.
Und der Plastikmüllberg explodiert.
Vor mir liegt ein US-Bestseller von 1954, 25. (!) Auflage 1976:
"Captains of Consciousness - Advertising and the Social Roots of Consumer Culture" von Stuart Ewen
In den USA wird Werbung und Marketing seit den 1930er Jahren als Wissenschaft gelehrt: Entsprechend sind die (Aus-)Wirkungen auf die Menschen.
Man denke an den Effekt der "Überforderung" 1990 ff. als die Ostdeutschen den aggressiven, psychologisch auf- und nachbereiteten Methoden nicht gewachsen waren, die im Westen bereits seit Jahrzehnten bekannt und eingeübt waren, im Osten aber bewirkten, dass tausende Menschen wegen dieser Methoden in Kaufrausch und wirtschaftliche Not gerieten, hatten sie doch plötzlich Dinge gekauft und zig Verträge abgeschlossen, die sie finanziell überforderten und die sie eigentlich gar nicht benötigten.
Massenhaft.
In der Masse.
Mit der Masse.
Stimmung.
Kirmes.
Festlich.
Jäger- und Sammler.
Grabbeltisch.
Also, meine Kernfrage:
Warum denn SOLLTEN die Händler plötzlich "günstiger" verkaufen?
Untersuchungen kommen immerhin zu dem Ergebnis, dass von den versprochenen Reduktionen etwa die Hälfte "real" sei, d.h. statt 50 % sind es tatsächlich, u.a. wegen zuvor gezielt hochgesetzer Preise eigentlich 25 % (-> wikipedia.de).
Das wäre ja noch immer etwas, was den Einkauf eines lang ersehnten Produktes dann rational machen würde.
Tatsächlich kann aber auch das doch nicht stimmen, denn es gibt keinen Grund, weshalb ein Händler so handeln sollte, oder?
Warum sollte er zahlreiche Produkte plötzlich im Preis herabsetzen?
Vernünftig ist es also, davon auszugehen, dass das Produkt ein Auslaufprodukt ist oder irgendeinen anderen, wertbildenden Faktor verloren hat (bspw. zahlreiche Kundenbeschwerden bzgl. Haltbarkeit), den der konkrete Kunde zufällig noch nicht kennt.
Oder, was ich zusätzlich vermute: Durch die Grabbeltischstimmung und den Zeitdruck "HEUTE ist Black Friday, verpass ihn nicht! Dein Nachbar kauf günstig, du wirst das Nachsehen haben!" wird sehr effektiv ein letztlich irrationaler Kaufrausch ausgelöst, der den "gelegentlichen" Kauf weiterer Produkte so effektiv bewirkt, dass der Händler im Durchschnitt die Preisreduktion beim eigentlich gewollten Produkt mehrfach wieder rausbekommt?
Händler existieren, weil sie mit mit spitzem Bleistift rechnen.
Anders wollen wir sie gar nicht, denn wir wollen, dass er auch morgen noch da ist.
Also: Warum sollte ein Händler plötzlich bei einem großen Teil seiner Produkte auf Profit verzichten?
Ist er der seit unserer Kindheit "verloren gegangene" Weihnachtsmann?
EDIT: nur der kursiv gesetzte Teil aus Gründen der Verständlichkeit