molalu
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Ich möchte an dieser Stelle gerne über die Restauration und den technischen Neuaufbau einer Mahagoni-Segeljolle berichten.
Teil 1 – Vorgeschichte und Bestandsaufnahme
Die Vorgeschichte:
Im November 2020 wurde in der RCN-Börse eine „Mahagoni Segeljolle „RC Lübeck“ aus den Fünfzigern“ angeboten.
Hier einige der Fotos aus dem Verkaufs-thread:
Dieses Angebot machte mich neugierig. A) weil ich gerne „alte Schätzchen“ vor der Tonne bewahre und B) weil ich in meinem langen Modellbauerleben noch nie auf das Modell einer Jolle mit diesen Abmessungen gestoßen bin, die obendrein RC-fähig ist.
Modellmaße:
Rumpflänge: 120cm
Breite: 36cm
Masthöhe: 136cm
Kiellänge: 36cm
Der Verkäufer aus der fliegenden Zunft und ohne Erfahrung mit Schiffsmodellen sprach von einem Scheunenfund und wir wurden uns relativ schnell kaufeinig. Den Transport aus der Rhön nach München organisierte ich mit einem Kleintransport-Unternehmer, den ich über myHammer.de ausfindig machte.
Kurze Anmerkung zum Thema „Scheunenfund“. Geht es nur mir so, oder empfinden andere das auch so? Die Zahl der sogenannten Scheunen, Keller- und/oder Garagenfunde von Modellen und Modellbausätzen hat in den zurückliegenden Monaten deutlich zugenommen. Ich bin erstaunt darüber, was in den einschlägigen Verkaufs-Börsen so alles angeboten wird. Da sind es primär Flugmodelle und Bausätze aus den 60-igern und 70-igern, aber auch seltene Schiffsmodelle, bzw. deren Bausätze. Oftmals ist der Zustand dieser Vintage-Modelle sehr gut und auch die Bausätze sind incl. der Originalverpackung in excellentem Zustand.
Irgendwann Anfang Dezember 2020 stand der Transportunternehmer spät abends bei mir vor der Tür und übergab mir einen Karton mit der Segeljolle.
Bestandsaufnahme:
Nach dem auspacken stellte ich sofort fest, dass an diesem Jollen-Rumpf sehr viel Epoxid-Harz oberflächig verarbeitet wurde. Und das ganz offensichtlich in mehreren Schichten. Das, was auf den Verkaufsbildern gar nicht schlecht aussah, wirkte auf mich wie ausgehärteter Schokoladen-Pudding.
Schnelle Entscheidung – „muss runter bis aufs rohe Holz“.
Im nächsten Schritt habe ich die noch vorhandene und teilweise verbaute RC-Technik untersucht. Was sofort auffiel, war eine Segelwinde, die vermutlich im Eigenbau hergestellt wurde. Der Gehäusegröße nach ein 500er Bürstenmotor mit einem Getriebe. Ob Selbstbaugetriebe oder Kaufteil war für nicht eindeutig zu erkennen. Auf dem Getriebe war eine Hartholzspindel verbaut, an der noch der Rest einer Großsegel-Schot befestigt war. Motorseitig waren 2 Kabel = plus und minus verlötet, die mit Steckern versehen waren, wie man sie damals in den RC-Cars verwendet hat, bevor die bekannten Tamiya-Stecksysteme populär wurden. Ich vermute, dass diese Selbstbau-Winde mit einem RC-Car Regler (vor/zurück) an 6V bedient wurde.
Für mich das Highlight war die Technik für die Bedienung des baumlosen Vorsegels. Nicht jedes baumlose Vorsegel ist eine Genua. Deshalb bleibe ich in meinem Bericht bei dem Begriff „baumloses Vorsegel“.
Unter Deck fand ich ein analoges 360° Servo. Für einen ersten Test nahm ich einen meiner Futaba FASSTtest – Empfänger, programmierte auf meiner Futaba T14SG auf die schnelle ein neues Modell und hing dieses Servo an den passenden Empfänger-Kanal. Nach dem Einschalten der Empfängerstrom-Versorgung ein, zwei Drehungen und das Servo war in der Mittelstellung. Geber nach vorne und das Servo drehte problemlos mit; Endpunkt erreicht, Geber gehalten, Servo dreht mit deutlicher Reduzierung der Geschwindigkeit zurück in Richtung Mittelstellung. Fazit: Servo unbrauchbar.
Dennoch wollte ich die vom damaligen Erbauer, die aus meiner Sicht geniale Steuerung eines baumlosen Vorsegels, nicht verwerfen. Das Prinzip war denkbar einfach und dennoch genial. Leider habe ich es versäumt von diesem Servo mitsamt seiner Technik ein Foto zu machen. Ich erkläre es mit einfachen und wenigen Worten:
Auf der kleinen Servoscheibe wurde senkrecht stehend ein ca. 50mm langer und 2mm starker Messingstab per Draht befestigt und mit Stabilit express verklebt. Am Ende der Messingstange und oberhalb der Decksdurchführung wurde ein Zahnrad aufgeschraubt. In einer unmittelbar davor, oder dahinter liegenden 2. Decksdurchführung wurde ein kleines Gummirad, ebenfalls an einer Messingwelle, befestigt. Der Abstand zwischen Zahnrad und Gummirad war so eng bemessen, dass gerade so eben eine Art Umlaufschot durch den Antrieb des Zahnrades von Steuerbord auf Backbord und umgekehrt bewegt werden konnte. An dieser, ich nenne sie jetzt mal so, Umlaufschot, befand sich eine Oese, in der die Vorsegel-Schot mit einem kleinen Häkchen eingehängt wurde.
Als Fan vom Genua-Modellsegeln war ich von dieser Lösung begeistert und musste mir nun Gedanken machen, wie ich das mit einem geeignetem, digitalen Servo abkupfere und umsetze. Dazu aber später mehr.
Bei der weiteren Untersuchung musste ich feststellen, dass diverse Decks- und Rumpfplanken nicht mehr bündig waren. Bis zu 1mm breite Schlitze waren im Rumpfinneren zu erkennen, die nur dicht hielten, weil der frühere Eigner mit viel Epoxid Schadensbegrenzung betrieben hat.
Der Rumpfaufbau erfolgte ich klassischer Spantbauweise. Die Spanten vermutlich aus 4mm Flugzeug-Sperrholz, die Rumpf- und Decksbeplankung aus 2mm Balsaholz mit finalem Finish aus 0,8mm Mahagonifurnier-Leisten.
Der Rumpf verfügt über einen Schwertkasten. Das abnehmbare Schwert ist eine 2mm Alu-Platte, die Mahagoni-Furnier beplankt wurde. Am unteren Ende des Schwerts wurde ein ca. 1,8 kg schweres Blei verklebt. Das einschieben des Schwerts in den Schwertkasten geht nur sehr schwer und mit Hinzunahme von WD40. Durch die Schwergängigkeit zwar überflüssig, aber gesichert wird das Schwert durch 2 Bolzen, die durch Schwert und 2 Bohrungen im Schwertkasten geführt werden.
Das Ruder wurde in einer klassischen Form, ebenfalls aus mit Mahagoni beplantem Alublech angefertigt, wie man es von manntragenden Jollen kennt. Befestigung durch Splint und Oesen direkt am Heckspiegel. Obendrein klappbar. Unter Deck befand sich mal das Ruder-Servo, das aber nicht dabei war. Die Anlenkung erfolgt über ein Bowdenzugröhrchen, wie es die Flugmodellbauer verwenden, durch das Deck. Für die Anlenkung Servo > Ruder wurde ein 1mm GFK-Stab verwendet.
Das Rigg besteht aus einem ca. 1,30mtr. langen und konischem Holzmast. Der Großbaum hat eine Überlänge von 60cm, was aber nicht der Länge des Baumlieks vom Großsegel entspricht. Das ist kleiner. Den vermutlichen Grund dafür erläutere ich am Ende meines Berichts.
Interessant war auch die Befestigung des Großsegels am Mast. Eine Keep suchte ich vergeblich. Dafür hatte der Mast auf der gesamten Länge eine Ausfräsung, die sehr präzise, vermutlich maschinell, ausgeführt wurde. In dieser Ausfräsung war ein Messing U-Profil, ebenfalls auf der gesamten Länge des Mast, verklebt. Von der Mastspitze kommend bis zum Mastfuß war ein sehr dünner Messingdraht verlegt, der im Bereich des Mastfusses durch den Mast nach vorne geführt wurde und mit einem Auge an einem kleinen Messinghaken eingehängt wurde. Am Mastliek des Großsegels waren/sind kleine Häkchen vernäht, wie wir sie von den BH`s unserer Frauen kennen (hoffentlich keine sexistische Erklärung???). Diese Häkchen werden an dem Messingdraht des Mast eingehängt und fertig ist die Segelbefestigung.
Der Mastfuß mit einem Messing-Vierkant steht in einer Mastfuß-Schiene aus Alu. In dieser Schiene befinden sich mehrere 4-Kant Öffnungen für unterschiedliche Mastpositionen.
Die Befestigung des Riggs erfolgt nahezu klassisch = Vorstag, doppeltes Achterstag, 2 Wanten.
Die vorhandenen Messingbeschläge sehen sehr alt aus und vermutlich teilweise handgefertigt. Z.B., die beiden Decksdurchführungen achtern für die beiden Achterstage, die unter Deck per Wantenspanner befestigt werden.
Mein erstes Fazit: Diese Mahagoni-Jolle kann durchaus in den 50-iger Jahren erbaut worden sein. Vermutlich war das Modell in dieser frühen Phase ein Freisegler, möglicherweise sogar mit einer Windfahensteuerung. Vieles deutet darauf hin, denn durch den zuvor schon beschriebenen Großbaum mit ca. 60cm und durch die beiden Achterstage konnte der Großbaum nicht auffieren, sondern der Weg steuerbord > backbord und zurück wurde durch beide Stagen an achtern eingeschränkt. Das Vorsegel funktionierte vermutlich ähnlich und wehte je nach Kurs frei aus.
Der Umbau auf RC erfolgte nach meiner Einschätzung bereits Mitte/Ende der 60-iger. Es gab damals bereits die berühmte, graue Graupner Varioprop Segelwinde mit konischer und konventioneller Trommel, aber die konnten sich die wenigsten leisten. Modellbauer waren damals schon erfinderisch – insbesondere diejenigen, die handwerkliche Erfahrung aus den erlernten Berufen mitbrachten.
Für alle, die sich für meinen Bericht interessieren, geht`s in Kürze mit Teil 2 weiter. Darüberhinaus bin ich für jeden Kommentar dankbar, sollte jemand mehr über so ein m.E. seltenes Jollen-Modell wissen, oder schon mal besessen haben.
Teil 1 – Vorgeschichte und Bestandsaufnahme
Die Vorgeschichte:
Im November 2020 wurde in der RCN-Börse eine „Mahagoni Segeljolle „RC Lübeck“ aus den Fünfzigern“ angeboten.
Hier einige der Fotos aus dem Verkaufs-thread:
Dieses Angebot machte mich neugierig. A) weil ich gerne „alte Schätzchen“ vor der Tonne bewahre und B) weil ich in meinem langen Modellbauerleben noch nie auf das Modell einer Jolle mit diesen Abmessungen gestoßen bin, die obendrein RC-fähig ist.
Modellmaße:
Rumpflänge: 120cm
Breite: 36cm
Masthöhe: 136cm
Kiellänge: 36cm
Der Verkäufer aus der fliegenden Zunft und ohne Erfahrung mit Schiffsmodellen sprach von einem Scheunenfund und wir wurden uns relativ schnell kaufeinig. Den Transport aus der Rhön nach München organisierte ich mit einem Kleintransport-Unternehmer, den ich über myHammer.de ausfindig machte.
Kurze Anmerkung zum Thema „Scheunenfund“. Geht es nur mir so, oder empfinden andere das auch so? Die Zahl der sogenannten Scheunen, Keller- und/oder Garagenfunde von Modellen und Modellbausätzen hat in den zurückliegenden Monaten deutlich zugenommen. Ich bin erstaunt darüber, was in den einschlägigen Verkaufs-Börsen so alles angeboten wird. Da sind es primär Flugmodelle und Bausätze aus den 60-igern und 70-igern, aber auch seltene Schiffsmodelle, bzw. deren Bausätze. Oftmals ist der Zustand dieser Vintage-Modelle sehr gut und auch die Bausätze sind incl. der Originalverpackung in excellentem Zustand.
Irgendwann Anfang Dezember 2020 stand der Transportunternehmer spät abends bei mir vor der Tür und übergab mir einen Karton mit der Segeljolle.
Bestandsaufnahme:
Nach dem auspacken stellte ich sofort fest, dass an diesem Jollen-Rumpf sehr viel Epoxid-Harz oberflächig verarbeitet wurde. Und das ganz offensichtlich in mehreren Schichten. Das, was auf den Verkaufsbildern gar nicht schlecht aussah, wirkte auf mich wie ausgehärteter Schokoladen-Pudding.
Schnelle Entscheidung – „muss runter bis aufs rohe Holz“.
Im nächsten Schritt habe ich die noch vorhandene und teilweise verbaute RC-Technik untersucht. Was sofort auffiel, war eine Segelwinde, die vermutlich im Eigenbau hergestellt wurde. Der Gehäusegröße nach ein 500er Bürstenmotor mit einem Getriebe. Ob Selbstbaugetriebe oder Kaufteil war für nicht eindeutig zu erkennen. Auf dem Getriebe war eine Hartholzspindel verbaut, an der noch der Rest einer Großsegel-Schot befestigt war. Motorseitig waren 2 Kabel = plus und minus verlötet, die mit Steckern versehen waren, wie man sie damals in den RC-Cars verwendet hat, bevor die bekannten Tamiya-Stecksysteme populär wurden. Ich vermute, dass diese Selbstbau-Winde mit einem RC-Car Regler (vor/zurück) an 6V bedient wurde.
Für mich das Highlight war die Technik für die Bedienung des baumlosen Vorsegels. Nicht jedes baumlose Vorsegel ist eine Genua. Deshalb bleibe ich in meinem Bericht bei dem Begriff „baumloses Vorsegel“.
Unter Deck fand ich ein analoges 360° Servo. Für einen ersten Test nahm ich einen meiner Futaba FASSTtest – Empfänger, programmierte auf meiner Futaba T14SG auf die schnelle ein neues Modell und hing dieses Servo an den passenden Empfänger-Kanal. Nach dem Einschalten der Empfängerstrom-Versorgung ein, zwei Drehungen und das Servo war in der Mittelstellung. Geber nach vorne und das Servo drehte problemlos mit; Endpunkt erreicht, Geber gehalten, Servo dreht mit deutlicher Reduzierung der Geschwindigkeit zurück in Richtung Mittelstellung. Fazit: Servo unbrauchbar.
Dennoch wollte ich die vom damaligen Erbauer, die aus meiner Sicht geniale Steuerung eines baumlosen Vorsegels, nicht verwerfen. Das Prinzip war denkbar einfach und dennoch genial. Leider habe ich es versäumt von diesem Servo mitsamt seiner Technik ein Foto zu machen. Ich erkläre es mit einfachen und wenigen Worten:
Auf der kleinen Servoscheibe wurde senkrecht stehend ein ca. 50mm langer und 2mm starker Messingstab per Draht befestigt und mit Stabilit express verklebt. Am Ende der Messingstange und oberhalb der Decksdurchführung wurde ein Zahnrad aufgeschraubt. In einer unmittelbar davor, oder dahinter liegenden 2. Decksdurchführung wurde ein kleines Gummirad, ebenfalls an einer Messingwelle, befestigt. Der Abstand zwischen Zahnrad und Gummirad war so eng bemessen, dass gerade so eben eine Art Umlaufschot durch den Antrieb des Zahnrades von Steuerbord auf Backbord und umgekehrt bewegt werden konnte. An dieser, ich nenne sie jetzt mal so, Umlaufschot, befand sich eine Oese, in der die Vorsegel-Schot mit einem kleinen Häkchen eingehängt wurde.
Als Fan vom Genua-Modellsegeln war ich von dieser Lösung begeistert und musste mir nun Gedanken machen, wie ich das mit einem geeignetem, digitalen Servo abkupfere und umsetze. Dazu aber später mehr.
Bei der weiteren Untersuchung musste ich feststellen, dass diverse Decks- und Rumpfplanken nicht mehr bündig waren. Bis zu 1mm breite Schlitze waren im Rumpfinneren zu erkennen, die nur dicht hielten, weil der frühere Eigner mit viel Epoxid Schadensbegrenzung betrieben hat.
Der Rumpfaufbau erfolgte ich klassischer Spantbauweise. Die Spanten vermutlich aus 4mm Flugzeug-Sperrholz, die Rumpf- und Decksbeplankung aus 2mm Balsaholz mit finalem Finish aus 0,8mm Mahagonifurnier-Leisten.
Der Rumpf verfügt über einen Schwertkasten. Das abnehmbare Schwert ist eine 2mm Alu-Platte, die Mahagoni-Furnier beplankt wurde. Am unteren Ende des Schwerts wurde ein ca. 1,8 kg schweres Blei verklebt. Das einschieben des Schwerts in den Schwertkasten geht nur sehr schwer und mit Hinzunahme von WD40. Durch die Schwergängigkeit zwar überflüssig, aber gesichert wird das Schwert durch 2 Bolzen, die durch Schwert und 2 Bohrungen im Schwertkasten geführt werden.
Das Ruder wurde in einer klassischen Form, ebenfalls aus mit Mahagoni beplantem Alublech angefertigt, wie man es von manntragenden Jollen kennt. Befestigung durch Splint und Oesen direkt am Heckspiegel. Obendrein klappbar. Unter Deck befand sich mal das Ruder-Servo, das aber nicht dabei war. Die Anlenkung erfolgt über ein Bowdenzugröhrchen, wie es die Flugmodellbauer verwenden, durch das Deck. Für die Anlenkung Servo > Ruder wurde ein 1mm GFK-Stab verwendet.
Das Rigg besteht aus einem ca. 1,30mtr. langen und konischem Holzmast. Der Großbaum hat eine Überlänge von 60cm, was aber nicht der Länge des Baumlieks vom Großsegel entspricht. Das ist kleiner. Den vermutlichen Grund dafür erläutere ich am Ende meines Berichts.
Interessant war auch die Befestigung des Großsegels am Mast. Eine Keep suchte ich vergeblich. Dafür hatte der Mast auf der gesamten Länge eine Ausfräsung, die sehr präzise, vermutlich maschinell, ausgeführt wurde. In dieser Ausfräsung war ein Messing U-Profil, ebenfalls auf der gesamten Länge des Mast, verklebt. Von der Mastspitze kommend bis zum Mastfuß war ein sehr dünner Messingdraht verlegt, der im Bereich des Mastfusses durch den Mast nach vorne geführt wurde und mit einem Auge an einem kleinen Messinghaken eingehängt wurde. Am Mastliek des Großsegels waren/sind kleine Häkchen vernäht, wie wir sie von den BH`s unserer Frauen kennen (hoffentlich keine sexistische Erklärung???). Diese Häkchen werden an dem Messingdraht des Mast eingehängt und fertig ist die Segelbefestigung.
Der Mastfuß mit einem Messing-Vierkant steht in einer Mastfuß-Schiene aus Alu. In dieser Schiene befinden sich mehrere 4-Kant Öffnungen für unterschiedliche Mastpositionen.
Die Befestigung des Riggs erfolgt nahezu klassisch = Vorstag, doppeltes Achterstag, 2 Wanten.
Die vorhandenen Messingbeschläge sehen sehr alt aus und vermutlich teilweise handgefertigt. Z.B., die beiden Decksdurchführungen achtern für die beiden Achterstage, die unter Deck per Wantenspanner befestigt werden.
Mein erstes Fazit: Diese Mahagoni-Jolle kann durchaus in den 50-iger Jahren erbaut worden sein. Vermutlich war das Modell in dieser frühen Phase ein Freisegler, möglicherweise sogar mit einer Windfahensteuerung. Vieles deutet darauf hin, denn durch den zuvor schon beschriebenen Großbaum mit ca. 60cm und durch die beiden Achterstage konnte der Großbaum nicht auffieren, sondern der Weg steuerbord > backbord und zurück wurde durch beide Stagen an achtern eingeschränkt. Das Vorsegel funktionierte vermutlich ähnlich und wehte je nach Kurs frei aus.
Der Umbau auf RC erfolgte nach meiner Einschätzung bereits Mitte/Ende der 60-iger. Es gab damals bereits die berühmte, graue Graupner Varioprop Segelwinde mit konischer und konventioneller Trommel, aber die konnten sich die wenigsten leisten. Modellbauer waren damals schon erfinderisch – insbesondere diejenigen, die handwerkliche Erfahrung aus den erlernten Berufen mitbrachten.
Für alle, die sich für meinen Bericht interessieren, geht`s in Kürze mit Teil 2 weiter. Darüberhinaus bin ich für jeden Kommentar dankbar, sollte jemand mehr über so ein m.E. seltenes Jollen-Modell wissen, oder schon mal besessen haben.
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