Hallo Zusammen
Seit wenigen Wochen habe ich eine Grand Tundra mit Schwimmern, die ich von einem Boot aus auf dem Steinhuder Meer fliege.
Meine Erfahrungen bisher:
1. Der Bausatz
Ich kann nur bestätigen, dass das Modell von ausgezeichneter Qualität ist - das Beste, was ich bisher erlebt habe. Mit Schwimmern, Fracht und Einfuhr-Umsatzsteuer kostete das Teil etwa 400 Euro. Das ist zwar 'ne Menge Geld, aber man bekommt auch einen "Brocken" von Modell. Die 170 cm Spannweite sind das Eine, aber die große Flächentiefe, das riesige Leitwerk und der große Rumpf schaffen ein wirklich "großes" Modell, das auch wie ein solches fliegt und obendrein schön aussieht.
Zum Bau ist nichts zu sagen, außer: Es passte alles genau.
Der Controller hat übrigens inzwischen tatsächlich serienmäßig 80 A Leistung.
Zum Transport baut man die Flügel ab, dann passt der Rumpf (auch mit Schwimmern) auf die Rückbank des Autos. Der Zusammenbau geht sehr schnell, da durch einen Vielfachstecker in der Flügelwurzel die ganze lästige Kabelei entfällt.
Das ausgefeilte Beleuchtungssystem ist ein Gimmick am Boden; im Flug sieht man im allgemeinen Nichts davon.
Mit einem 4S-4500 Akku wiegt das Modell 2.800 gr und damit erstaunlich wenig bei der Größe.
2. Verbesserungen:
Ein Missgeschick ist mir passiert: Man sollte die Ruderblätter vor dem Anschluss ein paar Mal hin und her biegen. Dabei hatte ich dann plötzlich ein Höhenleitwerksblatt in der Hand. Das kann eigentlich nicht auf Dauer halten!
Ich habe beide Ruderblätter von oben und unten mit 50mm breitem, transparenten Panzerband beklebt bis tief in den Ruderspalt hinein. Man sieht das fast nicht, aber jetzt fliegt nichts mehr weg!
Die vormontierten Anlenkungen an Seiten-und Höhenruder habe ich von der Mittelposition auf das äußerste Loch umgesetzt und die Servoausschläge am Sender entsprechend vergrößert. Das verringert den Druck auf den Schubstangen.
Und dass der Boden der Schwimmer nur aus Schaumstoff besteht, schien mir auch nicht sonderlich haltbar. Im Bereich der Schwimmerspitze und an der Stufe wurden je zwei Glaserfaserlappen auf laminiert und der ganze vordere Bodenbereich dann mit dünnem Laminat überzogen. Jetzt ist der Boden hart, der Schwimmer hat eine scharfe Abrisskante und die anschließend aufgebrachte rote Lackierung des Schwimmerbodens verbessert etwas die Sichtbarkeit im Flug. Ohne diese Maßnahme würden bei Abstellen des Modells auf Steinen und bei jedem Anstoßen der Schwimmer am Steg sicher diese zerbeult werden.
3. Rollen / Starten / Landen
Das vorgesehene Wasserruder sieht wirklich doof aus und dürfte Transporte nicht lange überstehen. Lassen wir das mal weg!
Jetzt sind die Drehkreise natürlich deutlich größer, insbesondere bei Seitenwind. Aber man kommt schon hin, und wenn es nicht sofort klappt, kann hier die Möglichkeit des Rückwärtsrollens für einen zweiten Anlauf durchaus nützlich sein.
Bei Seitenwind und Wellengang muss man mit dem Querruder den luvseitigen Flügel unten halten, sonst kann es den Flieger auf den Kopf drehen. Das macht zwar keinen Schaden, sieht aber blöd aus.
Man kann vorbildgerecht Starten (mit Halbgas) und Landen (mit Viertelgas) bei glattem Wasser. Da ich hier oft Wellengang habe, geht es auch mit Vollgas, bei der es die Grand Tundra nach weniger als einem Meter Rollstrecke aus dem Wasser katapultiert und steil nach oben schießen lässt.
Das Landen im Kurzmodus geht mit voll gefahrenen Klappen und Leerlauf mit einem steilen Abstieg, abfangen und einem Aufsetzen mit sofortigem Stillstand.
Immer muss man nur genau auf die Windrichtung achten, aber das kennt ja jeder.
4. Flugverhalten
Interessanterweise ist die GT sowohl ein Trainer zum leichten Erlernen des RC-Fliegens als auch gut für Kunstflug geeignet.
Ein Hochdecker ist sowieso unproblematischer als ein Tief- oder Mitteldecker, was die Stabilität um die Querachse angeht. Man kann den Flugwinkel ohne das Höhenruder glatt mit der Motorleistung steuern: Im Leerlauf senkt der Flieger die Nase, beim Gas geben nimmt er sie hoch.
Ebenso harmlos reagiert er um die Längsachse: Durch die "Vortex-Generatoren" ist die Strömung überall turbulent. Es kommt somit nicht zu dem gefürchteten Strömungsabriss mit Abkippen - besonders im Landeanflug. Man kann sich sehr langsam zum Aufsetzpunkt heranschleichen.
Beeindruckend ist die Motorleistung. Gut, es reicht mit 4 Zellen nicht für unendliche senkrechte Steigflüge, aber braucht der Mensch das? Ansonsten sind alle üblichen Kunstflugfiguren problemlos zu fliegen einschließlich gerade gezogener Rollen und inverser Loopings. Das sieht recht irre aus!
Ich habe schon vor 40 Jahren intensiv Modellflug betrieben und war frustriert, dass ich fast alles verlernt hatte. Nun kann ich es langsam wieder.
Mit meinem Akku fliege ich etwa 15 Minuten - davon 10 Minuten mit mindestens Halbgas. Dann meldet sich der Sender und fordert zum Landen auf. Akku, Regler und Motor sind dann handwarm - völlig problemlos
Ja - alles in Allem ein absolut empfehlenswertes Modell für alle, die nicht eine reine Kunstflugkiste suchen.
Viel Spaß
Friedel