Bowdenzüge versus Balsaschubstangen. Was ist besser?

Wer nutzt noch Balsaschubstangen für die Seitenruder- und Höhenruderanlenkung?
Wo liegen die Vorteile der "alten" Schubstangen?

Ich habe bei der Carrera ASW 17 und bei einen Aplha mit GFK-Rumpf noch Holzschubstangen drin.
Was mir auffällt ist, daß sie Ruder damit sehr leicht laufen.
Ich möchte die Servos versetzten. Dabei eventuell Bowdenzüge nachrüsten.
Ich bin mir unsicher, ob ich damit ver-schlimm-besser...

Es ist nicht einfach, gutes Balsaholz für neue Stangen zu finden.
 

GC

User
Ich würde keine Balsa- sondern Kohleschubstangen verwenden. Balsastangen können anbrechen, man sieht es kaum und irgendwann sind sie durch.

Bei Ferran-Rümpfen erübrigt sich wohl der Einsatz von Bowdenzügen, denn man kann sie nur sehr schlecht fixieren.
 
Generell...

Generell...

...kann man das so nicht beantworten. Es ist kompliziert, die verschiedenen Systeme haben je nach Anforderungen und Randbedingungen Vor- und Nachteile.

Eine Rolle spielt z.B. die Strecke, also die Länge der Übertragung. Je größer die Strecke, desto mehr Reibung haben Bowdenzüge. >1m würde ich Seile nehmen.
Bei kurzen Strecken sind Bowdenzüge gut weil sie dann außreichend wenig Reibung haben. Das gilt auch für engen Bauraum. Z.B. vorn im Rumpf.
Bei mittleren Strecken sind Schubstangen und Bowdenzüge o.k.
Bowdenzüge brauchen auf der Strecke Abstützungen, damit sie sich bei Druckbelastung nicht durchbiegen. In Ferranrümpfen geht das sehr gut mit Querriegeln, Kreuzen oder Spanten aus PE-Schaum, entweder nur geklemmt oder sparsam mit Schmelzkleber fixiert.
Schubstangen müssen leicht sein, dürfen sich aber auch nicht durchbiegen. Balsastäbe, Pertinax- und CFK-Rohre sind bewährt.

Ein entscheidendes Auswahlkriterium ist aber die Wärmedehnung. Möglichst immer dasselbe Material für beides nehmen. Die Anlenkung soll sich genauso ausdehnen wie der Rumpf. Holzrumpf-Holzstangen, Kunststoffrumpf-Kunststoffzug oder -stange. Bei Seilanlenkung ist das Rumpfmaterial egal. Am schlimmsten sind CFK- oder Stahlstangen in Schaumrümpfen. Bei warmem Wetter musst du bei jedem Flug neu trimmen.

Abschließend spielen persönliche Vorlieben auch eine Rolle.

Probier es einfach aus
Andreas
 

purzel

User †
Höhenruderanlenkung Pendelruder zum Beispiel

Höhenruderanlenkung Pendelruder zum Beispiel

Hallo,

Bei der Anlenkung der Höhenruders an einem Segler, mit Pendelleitwerk geht fast kein Weg an einer Schubstange vorbei.
Diese wird bei mir seit geraumer Zeit nicht mit Schubstangen aus Balsa sondern aus Kohlefaserrohr ausgeführt.

Bestens bewährt habe sich hier die Pfeilschäfte der Bogenschützen, diese gibt es in unterschiedlicher Federhärten, also Durchbiegung bei Schub,
Denn wir wolle bei den Schubstangen keine Durchbiegung.

An beiden endesn des Pfeilschaftes wird eine Löthülse , deren Durchmesser durch auflöten einer Distanzhülse angepasst wird, eingeklebt.

Markus
 

justme

User
Ich mag Bowdenzüge von allen Anlenkungen am wenigsten und nehme sie nur wenn der Aufwand für eine andere Anlenkung zu hoch ist. Wenn es anders geht, mach' ich es anders.

Durch Klebefixierungen auf der Strecke, ist der Aussenzug für den Reparaturfall nur mit viel Aufwand zu entfernen. Und der Fall kann schnell eintreten. Mir ist es mal passiert, dass ich wegen anderer Bauposition eine Heißluftpistole eine Sekunde zu lang in den Rumpf gehalten habe. Ein erwärmter Aussenzug hat sofort seine Form verändert und war fortan schwergängig. Oder ein Servo wird ausgetauscht oder leicht in seiner Position verändert - plötzlich stimmt die Ablängung des Zuges nicht mehr oder die letzte Fixierung haut nicht mehr ganz hin. Ausserdem kriegst Du den Innenzug nicht mehr raus, wenn Du Anlenkungsmaterial befestigt hast ... oder ein Tropfen Seku zieht sich aus Versehen irgendwo ins Innere ...

Wenn der Platz es hergibt, finde ich Schubstangen klasse. Egal ob Balsa oder CFK.
Die Gefahr, dass Temperaturschwankungen die Ruder beeinflussen, spielt für mich keine Rolle. Ich habe noch nie einen Einfluß gespürt. Aber zum einen ist es letztendlich ein eingeschränkter Temperaturbereich bei dem ich fliege (weder bei einer Saukälte noch bei Irrsinnshitze) und zweitens stört es mich nicht etwas zu trimmen, wenn es dann nötig ist. Meistens trimme ich sowieso etwas nach - je nach Akkuposition, verwendetem Flächenverbinder, Wetterlage etc. ....
 

S_a_S

User
Schubstangen funktionieren nur bei kerzengerader Verbindung von Servo zu Hebel. Abkröpfungen am Ende sind nur eine Behelfslösung, weil sie letztendlich auch federn oder die Durchbiegung fördern, müsste man korrekt mit Umlenkhebel (Lagerspiel!) lösen.

Bowdenzug (ob mit Seil oder Innenrohr oder Stahldraht) funktioniert auch um Kurven (Fahrradbremsen/-schaltung) aber nur, wenn Anfang und Ende des Außenrohers fixiert sind und wenig Luft innen dazwischen bleibt. Seil/Litze bevorzugt auf Zug. Unter Last drückt es das Innenrohr an das Außenrohr und erhöht dabei die Reibung. Bei entsprechender Materialpaarung oder Schmierung aber beherrschbar.

Bleibt noch die Frage des Gewichts. Ein 0,8er Stahldraht kann (geschätzt, lässt sich über EModul und Dehnung rechnen) vermutlich ebensoviel Zug übertragen, wie eine 6x6 Kieferleiste oder 15x15 hartes Balsa. Kohlerohr dürfte definitiv leichter sein. Bei Druck kommt es auf die seitliche Abstützung an (gilt auch bei Schubstangen), wird die Auslenkung zu groß (Vektorzerlegung) knickt/bricht es durch.

Auch ein kleines Servo im Heck, das ohne die Reibung/Spiel der Anlenkung direkt auf die Ruder wirkt, kann sinnvoll und insgesamt leichter sein. Die alten 60g Servos aus Carrera-Zeit (Linear oder am 1cm Hebel) hatten oft auch nur 1-2kg Zug, das gibts heute in <9g. Kommt aber auch stark auf Nasen-Heckrohrhebelverhältnis an, nicht dass zum Ausgleich vorne 80g Blei erforderlich werden.

Grüße Stefan
 
Die Gefahr, dass Temperaturschwankungen die Ruder beeinflussen, spielt für mich keine Rolle. Ich habe noch nie einen Einfluß gespürt.


...dann hast Du also noch nie einen Carrera Ferran-Rumpf geflogen. Da hätte man am Höhenruder nur eine Temperatur-Skala anbringen müssen und schon ein wunderbares Grad-genaues Thermometer erfunden... Und die Luftfeuchtigkeit wiederum hatte Einfluss auf die Länge der Balsastangen.

Carrera hatte sogar den "Ausgleichshebel" ausgedacht und in den Katalog aufgenommen, der die Temperaturdifferenzen ausgleichen sollte, indem er die Schubstangen in zwei Hälften teilte und so eine automatische Längenanpassung der Schubstange bewirkt hat.

Grüße
vom Jonas

(Carrera Favorit. Die Kumpels hatten zeitgleich ASW-17, Nimbus und SB-10. Was haben wir getrimmt... Und immer wieder Rümpfe in der heißen Badewanne nachgebogen)
 

justme

User
Eine Favorit hatte ich auch :-) Wie gesagt - ich möchte nicht bestreiten, dass es ein Thema ist. Es war nur für mich kein Thema. Es ist auf Grund verschiedenster Faktoren, die sicher sehr individuell sind, nicht relevant für mich gewesen.
 
Carrera hatte sogar den "Ausgleichshebel" ausgedacht und in den Katalog aufgenommen, der die Temperaturdifferenzen ausgleichen sollte, indem er [..]

Herbert Krottenmüller hatte sich noch viel mehr ausgedacht ;-) Ich würde in den Raum stellen, daß erst eine FrSky Taranis nach 2014 (= ab den LUA-Scripten) in der Lage ist, diese Mechanik ekeltronisch nachzubilden: ein empfängerseitiger Temperatursensor kann via Telemetrie auf einen senderseitigen Mischereingang wirken. Den Rest konnte vermutlich schon eine MC 18 .. nach einem halben Tag Programmieraufwand. Eine MPX 3030 nach einer halben Stunde, dafür halt erst nach 1989. Der Temperaturausgleich fehlte aber immer noch.

meintjanur ;-)
Patrick
 
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