Deswegen wäre es toll wenn Uwe uns Laien erklären könnte , vielleicht anhand einer JS3 und einer DG800s Polare....
Hallo Robert, wer fliegt denn mit einem personentragenden Standardklassesegler DS?
Also was Du einforderst wäre eine vergleichende Nachsimulation und Diskussion von personentragenden Flugzeugen durch einen Hobby-Modellbauaerodynamiker in einem DS-Internetforum. Das wäre hier wohl für niemanden hilfreich, ganz davon abgesehen dass es viele Stunden Arbeit erfordern würde und die dafür notwendigen Daten teilweise gar nicht öffentlich verfügbar sind, z.B. die JS3-Profile. Wenn Dich das interessiert, dann empfehle ich Dir das Thema selbst zu recherchieren, könnte aber ein paar Jahre dauern das zu verstehen. Zum Einstieg ein kleiner Hinweis auf einen der grundlegenden Unterschiede zwischen JS3 und DG800S:
Streckung JS3-15m = 25,4
Streckung DG800S = 21,07
Bei Deinem anderen Beispiel Ur-Discus zu ASW28 ist der Unterschied bei der Streckung mit 21,3 zu 21,4 viel geringer, ebenso wie der Unterschied der maximalen Flugleistungsparameter und Polaren.
Alle Daten sind von den 15m-Versionen.
Ich will hier aber statt einer Flugleistungsdiskussion über Thermiksegelflugzeuge erklären warum ich mit einigen Deiner Aussagen zu DS-Modellen in den vorherigen Posts nicht einverstanden bin und versuchen das richtig zu stellen.
Ich fange mal damit an:
....aber die moderneren Profile haben eine längere laminare Laufstrecke und eine größere Dickenruecklage....und funktionieren einfach etwas besser....
Ich habe zum Vergleich der verschiedenen Profilklassen bei verschiedenen Flugaufgaben als modernes F3F-Profil das JX FX15 von Jochen aus diesem Thread genommen:
http://rc-network.de/forum/showthre...-F3F-Profils?p=4949849&viewfull=1#post4949849
Es ist das Wurzelprofil eines Straks und in dem Thread sind Vergleichspolaren mit anderen mehr oder weniger modernen, teils unveröffentlichten F3F-Profilen enthalten.
Das zweite Vergleichsprofil meiner Erklärungen ist das RG15 und das dritte Profil ist ein veröffentlichtes DS-Profil von Dirk Pflug als Ersatz für das Kinetic-Profil dessen Koordinaten ich nicht habe, das aber prinzipiell ähnlich ist.
Als Wurzeltiefe für die Re-Zahlen der Polaren habe ich 220 mm angenommen.
Hier die geometrischen Daten der drei Profile meines Vergleichs:
Die Dickenrücklage des aktuellen F3F-Profils ist 27,1 %, beim RG15 sind es 31,2 %. Die meisten modernen F3F-Profile die ich kenne haben eine Dickenrücklage unter 30 %, also weniger und nicht mehr als das RG15.
Weitere auffällige Unterschiede zwischen RG15 und modernen F3F-Profilen sind eine andere Unterseitenkontur und eine geringere Dicke der neuen Profile. Damit sind die modernen Profile schon bei geringerer Flächenbelastung sehr schnell, Profiltropfen und geringere Dickenrücklage verschieben den Bereich des geringsten Widerstands zu kleineren Auftriebsbeiwerten als beim RG15. Ich hatte ja schon weiter vorne darauf hin gewiesen dass die F3X-Modelle in der Blütezeit des RG15 spezifisch schwerer waren als heute.
Mit dieser Aussage mit der ich nicht einverstanden bin kommen wir zu den Profilpolaren im Frontside-Hangflug:
Der K2m hat ein sehr schnelles Profil mit einer starken Schränkung im Aussenflügel.....deswegen kann man ihn extrem hart turnen ohne Wingtipstall....aber der Rest des Flügels bringt wenig Auftrieb...deswegen fliegt er Frontside nicht sehr gut......
In dem Diagramm für das Verhältnis Auftrieb zu Widerstand sind kleine Widerstände links, große Widerstände rechts.
Jede Farbe der Kurven steht für ein Profil, die jeweilige rechte Kurve gleicher Farbe ist bei der Re-Zahl für 60 km/h, die linke mit weniger Widerstand ist bei 100 km/h, also typische Geschwindigkeiten im flotten Hangflug Frontside.
Die geflogenen Auftriebsbeiwerte dürften dabei je nach Flächenbelastung so ungefähr 0,1 - 0,3 sein.
Man sieht beim DP-DS-Profil im Vergleich zum RG15 und JX bis zu Auftriebsbeiwerten des Thermikflugs um 0,8 (da wär die Re-Zahl allerdings anders) nichts von dem geringen Auftrieb den Robert beim K2m beschrieben hat. Allerdings hat das DS-Profil bei diesen Geschwindigkeiten einen sehr viel höheren Widerstand als die Hangflugprofile. An der Form der Kurve kann man sehen dass dieser Widerstand von laminaren Ablöseblasen verursacht wird, die bei kleinen Re typisch für dicke Profile mit großer Dickenrücklage sind. Da auch der K2M ein dickes Profil mit großer Dickenrücklage hat kommt auch bei ihm die schlechte Frontside-Performance von hohen Widerständen durch laminare Ablöseblasen, die bei dem DS-Beispielprofil erst so ab 180-200 km/h verschwinden. Bei dieser Geschwindigkeit hat das RG15 im cA-Bereich des DS von 0 - 0,5 noch die Nase vorn.
Man sieht in den Polaren auch die Stärke des RG15 für heutige Anwendungen: es hat bei relativ hohen Auftriebsbeiwerten über ~ 0,5 weniger Widerstand als die modernen F3F-Profile. Es ist damit für schwerere Hangmodelle bei schwächerem Tragen gut geeignet und erklärt warum man damit auch bei hohem Gewicht gut Thermik fliegen kann, das geht aber stark zu Lasten der Schnellflugwiderstände bei kleinen cA, also Schnellflug Frontside.
Damit ist auch erklärt warum ich mich dagegen verwehre das Alter des RG15 dafür verantwortlich zu machen dass heute bei F3F-Modellen andere Profile geeigneter sind, es liegt daran dass sich die Erfordernisse für die heute leichteren Modelle geändert haben. Geringe Massen der Flugzeugzelle führen zu besserer Wendigkeit, geringeren Trimmwiderständen und weniger induziertem Minimalwiderstand, damit ist das dicke und auftriebsstarke RG15 für F3F aus dem Rennen.
Schaun wir zum Abschluss dieses Beitrags mal nach dieser Aussage.
Ich glaube nicht...das man aus ihm die ultimative DS Rakete machen kann....dafür gibt es heute modernere Profile und spezielle Auslegungen....
Würde mich mal interessieren wie schnell die Kinetics an diesem Tag in Weldon waren.....
Ich habe die 3 Vergleichsprofile mal simuliert nach Weldon geschickt und die Re-Zahlen für 400 und 600 km/h rechnen lassen. Den Mach-Einfluss habe ich raus gelassen, er führt bei allen Profilen zu mehr Widerstand und einer Verschiebung der Polare nach oben. für konkrete Flugzeuge müsste man ja auch Typ2 Polaren rechnen, aber das würde hier schon zu weit führen, mir geht es ja nur ums Prinzip im vereinfachten Vergleich und dafür genügt Typ1.
In der Polare sieht man dass sowohl das RG15, als auch das JX bei 400 und 600 km/h etwa gleiche Widerstände haben, also auch die beiden Profile liegen gleich auf und dürften damit bei gleichem Flugzeuggewicht etwa gleich schnell sein, hier also kein Vorteil für das moderne Profil. Das DP-DS-Profil ist jetzt aber wesentlich widerstandsärmer und damit schneller, es kann auch zwischen 400 und 600 km/h bei der Widerstandsverminderung durch die steigende Re-Zahl noch mal zulegen, die anderen beiden aber nicht.
Man sieht bei allen Profilen dass der Auftriebsbeiwert bei dem der geringste Widerstand anliegt mit der Geschwindigkeit = Re-Zahl ansteigt, aber beim DP-DS-Profil weniger ausgeprägt als bei den anderen beiden.
Es ist auch deutlich zu sehen wie die Polare durch die Vergrößerung der Re-Zahl immer weiter eingeengt wird.
Beides sind typische Effekte bei zunehmender Re-Zahl und wichtig für die Auslegung von schnellen Segelflugmodellen, man muss das für das Zielgewicht und die Zielgeschwindigkeit je nach geplantem Einsatzzweck berücksichtigen.
Aus den Polaren kann man ableiten, dass der SRTL mit dem RG15 spätestens ab 400 km/h nicht mehr mit dem Kinetic mit halten kann, egal wie schwer man den SRTL macht.
Das Profil des X3 liegt wegen seiner gewählten Dickenrücklage und der Form des Profiltropfens zwischen den F3X-Profilen und dem DP-DS-Profil, damit geht der Flieger noch brauchbar vorm Hang und ist im DS geschätzt so bis 500 km/h noch gut zu gebrauchen, darüber sind die Flieger mit spezialisierten DS-Profilen immer mehr überlegen.
Gruß,
Uwe.