Red Bull X-Alps 2017
Team-Tagebuch Raceday 1
Sascha Rentel
Team-Tagebuch Raceday 1
Sascha Rentel
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Nach Monaten der Vorbereitungen, Planungen und etlichen Stunden Training war es am 2. Juli endlich soweit und die Teams der X-Alps 2017 haben das Rennen auf dem Salzburger Mozartplatz gestartet. Aufgabe: Auf schnellstem Wege mit dem Gleitschirm oder alternativ zu Fuß nach Monaco. Die erste Variante setzt gutes Flugwetter voraus. Beide "Verfahren" beherrschen die Athleten jedoch gleichermaßen gut. Allerdings ist verständlich, dass ein Gleitschirmflieger lieber fliegt statt zu laufen.
Im Gegensatz zu den vergangen X-Alps war Petrus den Piloten in diesem Jahr nicht so gut gesonnen. Absolut unfliegbares Wetter, strömender Regen und tief in den Voralpen hängende Wolken.
Traditionell ist der erste Wendepunkt der X-Alps der Gaisberg in Salzburg. Die Fans und Zuschauer freuen sich immer, die Piloten den Berg hinauf spurten zu sehen und empfangen diese dann mit aufmunterndem Beifall bei der Registrierung auf der Wendepunkttafel. Anschließend warten sie darauf, dass die Piloten und ihre Helfer den auf dem Rücken getragenen Gleitschirm fertig machen, um sich auf dem Luftweg nach Monaco machen. Aber an fliegen war leider nicht zu denken.
Als das Team HUN sich heute Morgen fertig machte, um das Race-Camp in Fuschl endgültig zu verlassen, war bereits abzusehen, dass vorerst nicht mit Flugwetter zu rechnen war. Der Abbau des Materialzeltes wurde wegen des strömenden Regens abgesagt. Die komplette Ausrüstung sollte eigentlich für die Reise nach Monaco in unsere zwei Race-Busse geladen werden. Doch der Regen verhinderte ein ordentliches Beladen. Pál Takáts wurde bereits um 8 Uhr mit den anderen Piloten per Bus nach Salzburg gefahren.
Der Rest des Teams packte ein und verteilte sich geschickt auf der Strecke. Bei solchen Bedingungen ist der Unterstützung der Piloten extrem wichtig. Zu schnell ist man durchnässt und unterkühlt. Die Ausrüstung muss gegen die Feuchtigkeit geschützt getragen werden. Unter den Regenponchos ist man zwar grundsätzlich einigermaßen vor der äußeren Nässe geschützt, doch die vom Körper abgegebene Feuchtigkeit staut sich unter der Sportwäsche. So wird man dann quasi von innen nass.
Auch die Fußbekleidung wird zum Problem. Gore-Tex und all die anderen tollen Funktionsgewebe in Schuhen funktionieren wirklich gut, allerdings sind sie bei solchen Witterungsverhältnissen irgendwann doch überfordert und die Schuhe trotzdem irgendwann klatschnass. Jetzt ist Vorsicht geboten. Unter läuferischer Belastung ist aufgeweichte Haut sehr empfindlich. Durch die Kälte werden Druckpunkte und Reibung nicht mehr rechtzeitig wahrgenommen und eine Blase ist dann schnell entstanden. Diese kann dazu führen, dass die laufenden Flieger aufgeben müssen. Um das zu verhindern, müssen die Helfer immer wieder mit frischer Wechselkleidung und trockenen Schuhen entlang der Strecke parat stehen. Eine logistische Meisterleistung. Zusätzlich muss der Läufer ständig mit Getränken und Essen versorgt werden. Auch während des Laufens.
Damit der Teilnehmer so wenig Gewicht wie möglich tragen muss, laufen teilweise die Helfer mit den Athleten. Wir hatten eine Helferin direkt am Starplatz in Slazburg. Dies war Tine Claus, die gestern zum Team gestoßen ist und während des Rennens unter anderem für die medizinische Versorgung von Pál zuständig ist.
Ich war kurz nach dem Start exakt dort mit Laufstöcken und auf Pál wartend platziert, wo der flache Teil der Laufstrecke endet und der Ausftieg zum Gaisberg beginnt. Die Laufstöcke sind zwar im flachen Teil noch nicht nötig, doch im steilen, extrem rutschigen und wasserdurchflutenden Gelände der Wälder werden sie allerdings enorm wichtig. Sie geben den Piloten nicht nur Trittsicherheit sondern auch starke Unterstützung beim Aufstieg.
Die Helfer sind auch für die Filmaufnahmen verantwortlich, aber gleichzeitig auch für die Wasser- und Nahrungsversorgung. Deshalb habe ich auf meine Stöcke verzichtet. So hatte ich immer beide Hände frei und konnte Pál mit Wasser, das ich in einem Rucksack auf meinem Rücken trug, versorgen. Das Wasser befindet sich nicht etwa in Flaschen, sondern in einem flexiblen Tank, aus dem er über einen Schlauch während des Laufens trinken kann, wenn er Durst hat.
Also müssen wir auch immer wieder Filmaufnahmen und Fotos z. B. für machen. Hauptsächlich aber für Red Bull. Wir haben GoPro-Kameras dabei, die wir mit mindestens 9 Minuten Filmmaterial bestücken müssen. Abends werden die Speicherkarten von den Filmteams der X-Alps eingesammelt. Aus dem „Rohmaterial“ schneiden die Schnittmeister der Mediaverantwortlichen die interessantesten Aufnahmen für ihre Berichterstattung zusammen.
Das Rennen
Die Taktik war einfach. Da es voraussichtlich ein reiner Lauftag wird, gilt es, nicht alle Kräfte bereits beim Aufstieg zum ersten Wendepunkt Gaisberg zu verbrauchen. Auch wenn der Reiz, diese Etappe zu gewinnen, sehr groß ist.
Der Sieger dieser ersten Etappe bekommt eine besondere Lederhose, ähnlich wie das Gelbe oder Grüne Trikot bei den Radrennen.
Zu lang wird der Tag. Dennoch habe ich bemerkt, dass Pál seinem Ehrgeiz erlag und beim gemeinsamen Aufstieg immer etwas zu schnell unterwegs war. Er musste sich richtig zusammenreißen, um sich zu bremsen. Letztendlich hat er dann aber doch verstanden, dass man ein Rennen am ersten Tag zwar nicht gewinnen, aber durchaus schon verlieren kann, wenn man sich seine Kräfte nicht gut einteilt.
Nach dem Passieren des Wendepunkts auf dem Gaisberg folgte sofort der Abstieg. Keine Pause, um die vielen Fans und Freunde zu begrüßen. Das war sehr schade. Normalerweise bleiben bei fliegbarem Wetter immer ein bisw zwei Minuten für Bilder und zum Abklatschen, bevor man startet.
Viele unsere Freunde und Kollegen von und dem „RC-Paragliding Forum“ waren da. Aus dem Augenwinkel konnte ich sie sehen und auch hören. Vielen Dank für Eure tolle Unterstützung. Wir haben uns sehr darüber gefreut. Auch -Vorstand Claus Eckert war wieder vor Ort. Er wird doch nicht etwa noch ein Gleitschirmfan werden und den Segelfliegern abtrünnig?!
Der Rest des Tages ist schnell erzählt. Laufen, laufen und laufen. Dazwischen kurze Pausen zum Wechseln der Kleidung und für das leibliche Wohl. Wir nutzten Páls Laufphase und brachten in einem überdachten Bereich die Busse auf Vordermann und sortierten alles akribisch für die kommenden Tage. Während einer Essenspause gönnte sich Pál eine kurze Massage.
Tine Claus machte ihn wieder fit und weiter ging es. Alles in moderatem Tempo. Die Busse waren voll mit nassen Schuhen und Unmengen an nasser Kleidung. Unterwegs hat es dann Tine irgendwie geschafft, zwei Einheimische dafür zu gewinnen, unsere nasse Wäsche kurz in deren privatem Wäschetrocken zu entfeuchten. Unglaublich, diese Hilfsbereitschaft. Es stellte sich heraus, dass der Mann des Pärchens gerade seinen Gleitschirmschein erworben hatte. Welch ein Zufall!
Pál war weitergelaufen und bekam davon nichts mit. Sebastian Mackrodt begleitete ihn während dieser Phase. Auch Ferdinand Vogel, der Flugstratege und Navigator des Teams, war teilweise an Páls Seite. Bis zum Schluss versuchte Ferdinand, irgendwie noch einen Starplatz für einen Abgleiter ausmachen zu können, da die Sonne mal für eine kurze Zeit durchbrach. Allerdings war diese Phase zu kurz. Der Regen setzte wieder ein und alle Klamotten waren schon wieder nass. Jetzt waren zwei Busse voller nasser Kleidung,
Es dämmerte bereits und so mussten wir uns langsam nach einem Schlafplatz umschauen. Bis zum Zapfenstreich müssen wir ihn erreicht haben und Pál darf sich von diesem Ort dann nicht weiter als 250 m entfernen. Wieder war es Tine Claus, die Einheimische für Hilfe gewinnen konnte. Ein super netter Taxiunternehmer, TAXI HIPPOLT aus St. Johann-Alpendorf, stellte uns alles zur Verfügung, was uns an diesem Abend glücklich machte. Warme Hallen, die wir sofort zum Trocknen der gesamten Kleidung nutzen, eine Küche und sanitäre Anlagen. Ein absoluter Luxus. Sie waren enorm hilfsbereit und voller Interesse an der Unternehmung X-Alps. Vielen Dank dafür an TAXI HIPPOLT!
Ein langer Tag geht nun zu Ende.
Ferdinand Vogel befasste sich stundenlang mit den Routenoptionen für den morgigen Tag und legte dem Team unterschiedliche Varianten vor, die wir morgen bei unterschiedlichen Wetterbedingungen wählen können. Fantastisch, wie der talentierte Wahl-Innsbrucker, der bei einer renommierten Gleitschirmfirma arbeitet, bis spät in die Nacht Páls Optionen austüftelt. Wetter, Routen mit diversen Startplätzen...einfach klasse, was Ferdinand da an Wissen und Expertise einbringt.
Er selbst ist Deutscher Meister im Gleitschirmfliegen und weiß daher genau, was zu tun ist, um möglichst lange Flüge absolvieren zu können. Das Rennen nach Monaco wird in der Luft entschieden. Vorausgesetzt, es regnet nicht während der gesamten kommenden Wochen.
Es ist jetzt 2:43 Uhr. Um 4:15 Uhr müssen wir schon wieder aufstehen und die Busse mit getrockneter Wäsche und der Flugausrüstung beladen. Hoffentlich können wir morgen fliegen. Dies wird eine kurze Nacht und ich hoffe, ich konnte Euch einen kleinen Einblick in einen ganz normalen X-Alps Regentag geben.
Schlaft gut und bis bald, Sascha
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Das letzte Frühstück im Camp
Pál und seine bezaubernde Freundin Moni
Ein Abschied auf Zeit
Das leere Camp
Das Supporter-Team mit Bus 1
Pál auf dem Weg zum Gaisberggipfel
Pál wurde am Fuße des Geisbergs von Sascha abgefangen. Er hat ihm seine Laufstöcke gegeben und sie sind dann gemeinsam aufgestiegen.
Helfer Ferdinand auf dem Gaisberggipfel
Ferdinand Vogel und Sebastian Mackrodt warten am Wendepunkt „Gaisberg“ bei strömendem Regen auf Pál und Sascha
Pál und Sascha werden von den Zuschauern empfangen. Sascha filmt mit der GoPro hinter Pál. Der Trinkschlauch ist gut zu erkennen.
Wieder im Tal. Ferdinand Vogel gibt Pál aktuelle Informationen zur neuen Route.
Pál hat sich umgezogen und prüft noch mal sein Navigationsgerät
Die Busse werden nun sauber gepackt.
Anmerkung von Claus Eckert: Schon in Salzburg hat Tine beim Start angekündigt, dass sie erhebliches Optimierungspotenzial bei den "logistischen Versuchen" der Jungs entdeckt hätte...
Große Hilfe: Ein einheimisches Pärchen hat dem Team die nasse Wäsche getrocknet! Klasse Geste. Helfer von Team Germany 2, Josi Vigelahn und Christian Schineis, haben kurz mit Team HUN eine Pause gemacht. Manuel Nübel und Pál Takats marschieren.
Tine Claus, die medizinische Betreuerin, massiert Pál während einer kleinen Pause
Es regnet wieder und die Helfer warten auf Ihre Piloten. Ein Bild mit drei „Summermobilen“. Viele Teams der X-Alps schwören auf die edlen und sportlichen Luxusbusse von Summermobil.
In den warmen Hallen von TAXI HIPPOLT hat das gesamte Team einschließlich Bussen Unterschlupf gefunden. Was für ein Luxus.
Auch die Küche durfte das Team benutzen
Ferdinand checkt bis spät in die Nacht Routen und Startplätze für den kommenden Tag