Traum meiner Jugend
Zlin Z-526 Akrobat von Pichler
Stephan zu Hohenlohe
Zlin Z-526 Akrobat von Pichler
Stephan zu Hohenlohe
Pichler schafft es immer wieder, uns mit Modellen jenseits von Extra und Co zu überraschen. Im Winter wurde die Zlin Z-526 Akrobat vorgestellt. Ich verbinde mit diesem Modell Erinnerungen an meine Jugend.
Es gibt alte Lieben, die im Laufe der Zeit verblassen, ja eigentlich gar nicht mehr existent sind. Dann taucht eines schönen Tages ein Foto auf, und plötzlich ist die Erinnerung wieder da. Genau so ist es mir mit Pichlers Zlin Z-526 Akrobat ergangen.
Als Schüler waren sie meine liebste Lektüre: Die Modellbaukataloge von Graupner und Robbe. Modellflug war damals ein Hobby, von dem viele Jungs nur träumen konnten. Deshalb diskutierten wir in den großen Pausen über Rasant, Taxi und Co. Eines Tages brachte dann jemand etwas Neues mit, einen Simprop-Katalogt...wow, ich entdeckte die Zlin Z-526 Akrobat, was für ein geiles Modell. „Geil“ war damals das Modewort schlechthin, durfte zu Hause aber nicht über meine Lippen kommen.
Für mich war ab jetzt klar: Eine Zlin Z-526 Akrobat muss ich haben. So ein schönes, gefälliges Flugzeug. Und bunt wie ein Papagei. Gleich nach einem Rasant, oder besser noch, dem Speed-Rasant…
Gut, das mich meine neuen Kameraden im Modellflugverein wieder auf den Boden der Tatsachen holten. Der Rasant wurde verschoben, dafür gab es den Dandy mit Cox-Motor. Später dann Charter, Middlestick und Co. Ja, auch den Rasant habe ich gebaut. Doch, bei aller Begeisterung, meine Lust am Modellbau war mit 15 Jahren noch nicht so stark ausgeprägt. Eine Klemm 25d von Krick zeigte mir damals die Grenzen auf. Ich wusste, dass mein Traum, die Zlin Z-526 Akrobat aus dem Simprop-Katalog, mein Bastelräumchen niemals im Katalogfinish verlassen würde. So verblasste die große Liebe allmählich. Auch, weil mit zunehmenden Alter das Wörtchen „geil“ nicht mehr nur auf Modellflugzeuge beschränkt blieb…
Wie geil ist das denn…
Doch plötzlich war sie wieder da, die alte Liebe. In einem Newsletter von Pichler prangte die Zlin Z-526 Akrobat mit ihrem weiß-rot-gelben Finish. Im Gegensatz zu manch anderer verflossenen Liebe strahlte Pichlers Modell in voller Schönheit. Klar, den Traum erfülle im mir jetzt.
Mit einem kurzen Anruf wurde der Deal klargemacht. Wichtig, das Modell gibt es auch in einer durchaus hübschen hellblau-dunkelblau-roten Farbkombi, aber ich möchte die gelb-rote Version. Weil die empfohlenen Komponenten bei Pichlers Modellen ganz gut passen, wurde gleich auch das Zubehör mitbestellt. Es kamen also noch die Brushless Combo BOOST 45 inklusive Regler, ein LiPo Akku RED POWER 3500-14.8 V, vier Master Digital Servo DS3012MG und zwei Master Digital Servo DS6040TG auf den Bestellzettel.
Mit gut 440 Euro war ein nicht gerade kleines Loch in der Hobbykasse entstanden. Aber bis auf ein optionales Einziehfahrwerk sollte das Modell für diese Summe abflugbereit auf die Startpiste kommen.
Ein kurzer Schreck durchzuckte mich bei der Lieferung des Modells: Auf dem Karton ist ganz groß die blaue Variante zu sehen. Die werden doch nicht… Nein, ein Blick in die Verpackung zeigte, mein Traum in rot-gelb-weiß wird wahr. Wie heute üblich, ist die Zlin Z-526 Akrobat fix und fertig aufgebaut. Das Modell ist in konventioneller Holzbauweise erstellt. Ein Rumpf mit Spanten gebaut, eine teilbeplankte Rippenfläche und die Leitwerke in Leistenbauweise. Wie bei Pichlers VQ-Modellen üblich, ist das Modell mit einer bedruckten Klebefolie bespannt. Dort sind nicht nur die tollen Kunstflugstreifen aufgedruckt, auch Nieten und Blechstöße werden angedeutet. Die wenigen Kunststoffteile, wie die Haube und die Abdeckung unter der Tragfläche, sind mehrfarbig lackiert. Toll, das Cockpit samt Pilot ist und die Klarsichthaube sind ebenfalls fertig montiert.
Etwas größer
Das VQ-Modell ist mit 1.610 mm Spannweite ein wenig größer als damals das Modell aus dem Simprop-Katalog (1.420 mm), seinerzeit hergestellt von dem japanischen Hersteller Pilot. Die Tragfläche besitzt ein halbsymetrisches Profil, die Leitwerke sind ebene Platten. Das Modell hat in der Tragfläche kleine Landklappen eingebaut, die allerdings mittig angeschlagen sind und somit keinen sehr großen Ausschlag nach unten ermöglichen.
Mehr Informationen zum Bausatz gibt es auf meinem Unboxing-Video:
Der Zusammenbau ist typisch für ein ARF-Modell und muss hier nicht explizit erklärt werden. Die Anleitung ist gut gemacht und lässt keine Fragen offen. Schön, dass sie auch auf den Einbau eines Verbrennungsmotors (etwa 10 cm³) eingeht. Die zweiteilig gelieferte Tragfläche wird mit einem Sperrholzverbinder dauerhaft verklebt. Die Leitwerke müssen in vorbereitete Schlitze montiert werden. Die Befestigungslöcher für den Motor sind auf dem Motorspant eingezeichnet. Mit langen Schrauben wird er montiert. Wenn man sich an die Maße der Anleitung hält, passt auch die Motorhaube perfekt. Die lackierten Zierstreifen treffen exakt auf die gedruckten Streifen der Rumpfbespannung.
Die Tragfläche wird mit einem Sperrholzverbinder verklebt.
Die Kabel für die Servos können mit einer eingelgten Schnur gezogen werden.
Vor dem Verschrauben klebe ich die Ruderhörner...
...mit doppelseitigen Klebeband fest, dann verrutschen sie beim Bohren nicht.
Ein Teil der Ruderhörner muss in vorbereitete Schlitze geklebt werden.
Schwächen zeigt der Bausatz bei der Fahrwerksbefestigung. Zwar ist das Modell für den Einbau eines Einziehfahrwerks vorbereitet, dem Bausatz liegen aber nur einfache Drahtfahrwerke bei. Da Pichler die vorgesehenen Einziehfahrwerke zum Zeitpunkt der Bestellung noch nicht liefern konnte, wollte ich das Modell zunächst mit dem starren Fahrwerk fliegen. Damit die vorgebogenen Fahrwerksdrähte in der Tragfläche halten, muss aus mehreren übereinander liegenden Sperrholzplättchen je ein Halteklotz zusammengeklebt werden. Das ist nicht wirklich gut gemacht, ein Abachi-Klotz wäre besser. Das hat wohl auch der Konstrukteur gewusst, denn die Anleitung zeigt, dass die Sperrholzplättchen zusätzlich mit Holzschrauben verbunden werden sollen. Ich habe es genau so gebaut, obwohl ich große Bedenken hatte.
Der Fahrwerksklotz wir aus Sperrholzplättchen zusammen geleimt.
Als Verstärkung dienen SPAX-Schrauben.
Damit sich der Stellring nicht löst, flache ich den Fahrwerksdraht etwas ab.
Blei nötig!
Mit dem empfohlenen 3.500 mAh 4S-Akku kann die erforderliche Schwerpunktposition nicht erreicht werden. Obwohl der Akku am hinteren Anschlag liegt, musste ich 120 g Blei im Schacht des Heckfahrwerkes verstecken. Damit kommt meine Zlin Z-526 Akrobat auf ein Abfluggewicht von 3.150 g, immerhin knapp unter den 3.200 g, die auf Pichlers Webseite genannt werden.
Im Rumpf sieht es aufgeräumt aus. Das Höhenruder-Servo steuert die zwei Klappen über zwei Züge, das Seitenruderservo steuert Spornrad und Ruder.
Die Lage der Motorwelle ist auf dem Spant angezeichnet, ich übertrage die Löcher der Motorbefestigung.
Der Abstand des Motors zum Spant wird durch lange Schrauben hergestellt, die dem Bausatz beiliegen.
Der genaue Abstand steht in der sehr gut gemachten Anleitung.
So kommt der Propellermitnehmer exakt mittig aus der Haube.
So ging es dann auf das Flugfeld. Längst weiß ich, dass die tolle Lackierung weder Simprop noch Pilot erfunden hat, sondern der originalen Lackierung der Zlin Z-526 Akrobat entspricht. Mit diesem tschechischen Kunstflugzeug wurde 1968 die Kunstflugweltmeisterschaft in der Einzel- und Mannschaftswertung gewonnen. Ich habe auf der Hahnweide das Original bewundern dürfen. Die Maschine fliegt in meinen Augen im Vergleich zu den Extras und Edges wie in Zeitlupe durch die Figuren. Das dieses langsame Flugverhalten mit einem 1,6-Meter-Modell nicht erreicht werden kann ist klar. Trotzdem war ich sehr gespannt auf die Fluggeschwindigkeit des Modells.
Das Cockpit ist fertig ausgebaut, die Haube bereits vom Hersteller montiert.
Durch die Klappe vor dem Cockpit wird der Antriebsakku eingelegt.
Die Landeklappen sind relativ klein...
...und fahren auch nicht sehr weit aus.
Der erste Start erfolgte von der Wiese. Nur wenig Strecke benötigte das Modell, dann hob die Zlin Z-526 Akrobat sauber ab. Da ich mir schon im Vorfeld Gedanken über das Abreißverhalten gemacht habe, ging ich gleich nach dem Start auf Sicherheitshöhe, um später bei der Landung nicht überrascht zu werden. Zunächst machte ich das Modell mal langsam. Das ging erstaunlich gut, erst spät sackt die Zlin Z-526 Akrobat durch, um dann aber schnell über eine Fläche abzukippen. Das Trudeln wurde mit Loslassen des Höhenruderknüppels sofort beendet. Perfekt! Das Ganze gleich nochmal, diesmal mit gesetzten Landeklappen. Dabei fiel mir auf, dass beim Ausfahren der Klappen keinerlei Korrekturen mit dem Höhenruder notwendig sind. Beim anschließenden Langsamflug-Test konnte ich das Modell gefühlt etwas langsamer machen, bevor die Strömung abreißt, sehr stark wirkten die Klappen allerdings nicht.
Telemetrisches
Messwerte |
Maximalstrom | 55 A bei 14,5 V |
Strom bei 70% Akkukapazität | 47 A bei 13,0 V |
in 7 Min. entnommene Kapazität | 2.450 mAh |
Akku-Typ | Extron X1 - 3.500 mAh, 4S |
Propeller | APC 14x8 E |
Außentemperatur | ~ 5° C |
Nun wurde es wirklich Zeit, das Modell zu genießen. Die Farben wirkten in der tiefstehenden Wintersonne toll. Zwei, drei tiefe Vorbeiflüge mit hängender Fläche, das machte wirklich Spaß. Im Kunstflug muss das Modell gesteuert werden, klar, eine schnelle Rolle geht auch, aber die wirkt bei der Zlin Z-526 Akrobat nicht so richtig. Schöner sieht langsamer, gemächlicher Kunstflug aus. Mit Seiten- und Tiefenruder gesteuerte Rollen sehen einfach besser aus. Dazu passt, dass das Modell nicht endlos senkrecht geht. Für schöne Turns und große Loopings ist die Kraft aber vollkommen ausreichend.
Der zweite Start erfolgte wegen des weichen Fahrwerks von der Asphaltbahn.
Langsame Rollen sehen mit der Akrobat richtig toll aus.
Landeanflug mit gesetzen Klappen.
Das Modell kann in Bodennähe schön ausgehungert werden.
Nach fünf Minuten erinnerte mich mein Sender daran, mal eine Landung zu probieren. Mit der Erfahrung aus dem Langsamflug-Test setzte ich gleich die Klappen. Das Modell kam prima rein, langsam die Fahrt rausziehen…sitzt. Die Zlin Z-526 Akrobat rollte noch ein wenig und machte dann leider einen Kopfstand. Bäh…
Fahrwerksprobleme
War das jetzt ein Mauseloch oder ein Grasbüschel? So wollte ich den Flugtag nicht beenden. Eine kleine Platzrunde war im Akku wohl noch drin. Modell ordentlich hingestellt, Start frei, vollgas. Da bohrte sich nach gerade mal zwei Metern der Propeller ins Gras. War der erste Start denn nur ein Zufall und das Modell für den winterlichen Grasplatz nicht geeignet? Nein. Erst jetzt schaute ich mir das Fahrwerk genauer an. Die 4-mm-Fahrwerksdrähte waren beide nach hinten gebogen. So konnte der Start nicht funktionieren. Ich sah Hoffnung für einen neuen Start und bog die beiden Beine nach vorne. Das ging rechts noch ganz gut, beim linken Bein verabschiedete sich der Plättchen-verleimte Fahrwerksklotz mit einem unüberhörbaren Knack. Schade, der Flugtag war vorbei.
In der Werkstatt habe ich das Fahrwerk ausgebaut und im Schraubstock gerichtet. Viel Kraft war dafür nicht nötig. Die „Fahrwerksklötze“ habe ich jeweils mit sechs 35-mm-Spax-Schrauben verschraubt. Das sollte halten. Für die nächsten Flüge bin ich zu einem Modellfluggelände mit Hartbahn gefahren. Um vom Modell paar schöne Bilder und ein Video machen zu können, habe ich Peter „PAF“ Adolfs den Sender in die Hand gedrückt. Auch Peter hatte viel Spaß mit dem Modell, die Zlin Z-526 Akrobat fliegt einfach toll. Leider musste trotz Asphaltbahn nach jedem Flug das Fahrwerk gerichtet werden. Zwar halten jetzt Klötze, aber die 4-mm-Drähte sind einfach zu schwach.
Da ich von vorneherein vorhatte, das Modell mit Einziehfahrwerk auszurüsten, habe ich nun bei Pichler das elektrische Einziehfahrwerk bestellt. Damit werden nochmal knapp 60 Euro von der Hobbykasse abgebucht, das Modell ist es aber wert. Diese Fahrwerke sind für 5-mm-Fahrwerksbeine ausgelegt. Damit sollte ein verbogenes Fahrwerk der Vergangenheit angehören. Leider hat Pichler zurzeit noch keine passenden Fahrwerksbeine im Programm, so dass ich mir diese noch anfertigen muss. Daher wird es zu einem späteren Zeitpunkt eine Ergänzung zu diesem Bericht geben.
Das Einziehfahrwerk von Pichler passt ohne Umbau anstelle des originalen Fahrwerks.
ACHTUNG - Fehler auf Pichlers Shopsite: Die Fahrwerksbeine dürfen nur 115 mm lang sein.
Technische Daten |
Spannweite [mm] | 1.610 |
Länge [mm] | 1.190 |
Gewicht (Testmodell) [g] | 3.150 |
RC-Funktionen | Motor, Quer, Höhe, Seite, Landeklappen |
Motor | Brushless Combo BOOST 45 |
Propeller | APC 14x8 E |
Akku | RED POWER 3500-14.8 V, Extron X1 3500-14,8 V |
Servos - 4 Stück | Master Digital Servo DS3012MG |
Servos - 2 Stück | Master Digital Servo DS6040TG |
Mein bisheriges Fazit
Die Zlin Z-526 Akrobat ist ein richtig tolles Modell. Der von Pichler empfohlene Antrieb ist perfekt. Mit den empfohlenen Servos ist das Modell schnell aufgebaut. Mir gefällt die Vorbildtreue des Modells. Die Übergänge zwischen lackierten und bedruckten Flächen sind perfekt. Die Zlin Z-526 Akrobat sieht auch in der Luft toll aus und lässt sich prima steuern. Kunstflug macht mit dem Modell Laune.
Gestört hat mich, dass ich mehr als 100 g Blei ins Heck montieren musste. Das kann durch einen geänderten Akkuschacht vermieden werden, der Antriebsakku muss näher an den Schwerpunkt. Außerdem ist das beiliegende starre Fahrwerk samt Befestigung untauglich. Die Klötze können zwar mit Spax-Schrauben verstärkt werden, die Fahrwerksdrähte sind allerdings zu weich. Vermutlich kann das Problem mit dem optionalen Einziehfahrwerk gelöst werden.