O.k., o.k.,
wenn hier so intensiv gedrängelt wird, muss ich wohl mal etwas schreiben.
Ich habe also den Motor von Jürgen zugeschickt bekommen. Zuerst habe ich mal den beschriebenen Fehler nachvollzogen. Er ließ sich genau so nachstellen. Der Verdichtungstakt ist ungebremst in den Vergaser zurückgeströmt.
Also ist das Einlassventil undicht. Zur genaueren Prüfung wurde erstmal der Zylinderkopf abgenommen. Unter dem E-Ventil waren keine Fremdkörper eingeklemmt. Für die genauere Untersuchung und ein Einschleifen musste das Ventil herausgenommen werden. Dabei ist immer das größte Problem die Entfernung der "Haltekeile". Hier ist das eine einzelne C-Scheibe, die in eine Nut am oberen Ende des Ventilschafts greift. Zum Herausschieben muss der Ventilteller gegen Abtauchen gesichert werden. Hier habe ich einfach eine harte Schaumscheibe in den Brennraum gelegt. Dann muss die obere Ventilfeder-Scheibe hinuntergedrückt werden, um die C-Scheibe darüber seitlich wegzuschieben. Das volle Programm an Zangen und Pinzetten war nutzlos. Ich musste also einen speziellen Niederhalter bauen. Das Alurohr mit 2 seitlichen Ausklinkungen hat geholfen. Die Herstellung und der Ausbau haben ein Viertel der Zeit gebraucht, wie die stümperhaften Fehlversuche vorher.
Ganz wichtig! Das Zerlegen unbedingt in einer großen Plastiktüte vornehmen. Das erspart stundenlanges suchen der weggeflippten Kleinteile.
Rings um die Ventilfeder habe ich ein paar sichelförmige Späne gefunden. Dazu später mehr.
Das Ventil hat 2mm vor dem Schließen geklemmt. Damit das Ventil ganz schließt, musste man es mit mehreren Kilo Druck von unten zudrücken. Zum Einschleifen des Ventiltellersitzes drückt man es üblicherweise von unten bei Drehung unter Zugabe von Schleifmittel in den Sitz. Dazu habe ich eine Schraube kopfseitig mit Silikon auf den Ventilteller geklebt. Während der Abbindezeit habe ich mit einem schmalen Stechbeitel etwas Alumaterial außen um den Ventilsitz herum abgetragen. Es schien mir so, dass das Klemmen dort seine Ursache hatte.
Das Klemmen ist noch da. Die Klebung ist für die Klemmkräfte viel zu schwach, da braucht es eine andere Lösung.
Der Griff mit der Spannzange funktioniert gut, nur eben mit Zug statt mit Druck.
Das Einschleifen selbst brachte gar nichts. Der Klemmdruckpunkt des Ventils ist schwächer geworden, aber immer noch größer als die Federkraft.
Testweise habe ich mal einen Bohrer in die Ventilführung gesteckt. Sieh da: sie fluchtet nicht sauber. Leichter seitlicher Druck – knack.
Mit einem Durchschlag ging das Richten besser. Auf dem Mikroskoptisch hat man dann genau gesehen, dass die Ventilführung exzentrisch zum Teller sitzt. Das ist ziemlich "daneben". So bekommt man das mit Einschleifen nie dicht. Als letzter Versuch wurde dann die Führung etwas schräg aufgerieben, damit sich der Teller selbst zentrieren kann. Nochmal einschleifen dann wieder Zusammenbau und Testlauf.
Er läuft jetzt tatsächlich. Allerdings sehr schlapp, drückt immer noch etwas Frischgas in den Ansaugtrakt. Am besten geht er mit Anlasserunterstützung. Ein verzweifelter Versuch mit anderen Steuerzeiten: einen Zahn vor – einen Zahn zurück, brachte keine Fortschritte.
Fazit: Dieser Motor braucht einen neuen Zylinderkopf.
Bei der Herstellung werden in die gebohrten Köpfe die Ventilsitze/führungen aus Messing eingepresst. Bei diesem Exemplar ist da etwas "schief" gegangen. Das Messingteil wurde nicht sauber eingepresst. Daher auch die Aluspäne neben der Ventilfeder.
Schade, dass es nicht erfolgreicher war, aber jetzt kennen wir wenigstens den Grund.
Beste Grüße
Andreas